Positivstellensatz von Krivine und Stengle

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Der Positivstellensatz von Krivine und Stengle ist eine Charakterisierung positiver Polynome auf semialgebraischen Mengen über reell abgeschlossenen Körpern, insbesondere auch über den reellen Zahlen. Er fällt in das Gebiet der reellen algebraischen Geometrie.

Der Satz kann als reelles Analogon zum Hilbertschen Nullstellensatz verstanden werden. Er wurde 1964 von Jean-Louis Krivine und 1974 von Gilbert Stengle bewiesen.[1][2]

Aussage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sei ein reell abgeschlossener Körper, betrachte den Polynomring über in Variablen. Seien und endliche Teilmengen von . Betrachte die semialgebraische Menge

und definiere die dazugehörige Präordnung

Dabei ist die Menge der Quadratsummen in , also die Menge aller endlichen Summen quadrierter Polynome. Alle Polynome in sind offensichtlich nichtnegativ auf , man kann somit als "algebraisches Zertifikat" für Nichtnegativität auf sehen. Der Positivstellensatz qualifiziert, inwiefern dieses algebraische Zertifikat alle nichtnegativen Polynome abdeckt.

Sei ein Polynom. Der Positivstellensatz von Krivine und Stengle besagt:

(i) Es gilt genau dann, wenn
(ii) Es gilt genau dann, wenn

Varianten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgenden Sätze sind Spezialisierungen des Positivstellensatzes von Krivine und Stengle unter stärkeren Annahmen. Sie finden unter anderem Anwendung in der polynomiellen Optimierung.[3]

Positivstellensatz von Schmüdgen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Betrachte den Fall und . Ist die semialgebraische Menge kompakt, so gilt

für jedes Polynom .[4] Der Positivstellensatz von Schmüdgen ist für formuliert und gilt im Allgemeinen nicht für alle reell abgeschlossenen Körper.[5]

Positivstellensatz von Putinar[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Betrachte anstatt von den quadratischen Modul

Angenommen, sei archimedisch, das heißt, es gebe ein mit und . Dann gilt

für jedes Polynom .[6]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. J. L. Krivine: Anneaux préordonnés. In: Journal d'Analyse Mathématique. Band 12, Nr. 1, Dezember 1964, ISSN 0021-7670, S. 307–326, doi:10.1007/BF02807438 (springer.com [abgerufen am 17. Mai 2023]).
  2. Gilbert Stengle: A nullstellensatz and a positivstellensatz in semialgebraic geometry. In: Mathematische Annalen. Band 207, Nr. 2, Juni 1974, ISSN 0025-5831, S. 87–97, doi:10.1007/BF01362149 (springer.com [abgerufen am 17. Mai 2023]).
  3. Monique Laurent: Sums of Squares, Moment Matrices and Optimization Over Polynomials. In: Emerging Applications of Algebraic Geometry. Band 149. Springer New York, New York, NY 2009, ISBN 978-0-387-09685-8, S. 157–270, doi:10.1007/978-0-387-09686-5_7 (springer.com [abgerufen am 17. Mai 2023]).
  4. Konrad Schmüdgen: The K-moment problem for compact semi-algebraic sets. In: Mathematische Annalen. 289. Jahrgang, Nr. 1, 1991, ISSN 0025-5831, S. 203–206, doi:10.1007/bf01446568.
  5. Gilbert Stengle: Complexity Estimates for the Schmüdgen Positivstellensatz. In: Journal of Complexity. Band 12, Nr. 2, 1. Juni 1996, ISSN 0885-064X, S. 167–174, doi:10.1006/jcom.1996.0011 (sciencedirect.com [abgerufen am 17. Mai 2023]).
  6. Mihai Putinar: Positive Polynomials on Compact Semi-Algebraic Sets. In: Indiana University Mathematics Journal. Band 42, Nr. 3, 1993, ISSN 0022-2518, S. 969, doi:10.1512/iumj.1993.42.42045 (indiana.edu [abgerufen am 17. Mai 2023]).