Postmaschine

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Postmaschine war der Name einer frühen Rotor-Chiffriermaschine, an deren Entwicklung der deutsche Erfinder der Enigma-Maschine, Arthur Scherbius, etwa ab 1920 gearbeitet hat. Absicht war, dieses Modell dem Reichs­post­ministerium anzubieten und es möglichst auch inter­national zu vermarkten.

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg befand sich die welt­umspannende Kommunikations­technik in einem rasanten Aufschwung. Sowohl kabel­gebundene Nachrichten­kanäle als auch die immer wichtiger werdende Funktechnik dienten zur Übermittlung von Informationen aller Art. Dabei war es wichtig, das Fernmelde­geheimnis, insbesondere das Post­geheimnis zu wahren sowie Betriebs- und Geschäfts­geheimnisse und erst recht militärische Geheimnisse zu schützen.

Dies war mit den damals noch üblichen manuellen Verschlüsselungsmethoden (Handschlüsseln) nicht hinreichend schnell, zuverlässig und sicher zu erreichen. Es bestand hier offen­sichtlich dringender Bedarf an ausreichend leistungs­fähigen und schnellen maschinellen Methoden. Hierzu boten sich die damals hochmodernen Rotor-Chiffrier­maschinen an, an deren Entwicklung und Vervollkommnung zu der Zeit mehrere Erfinder in unterschied­lichen Ländern arbeiteten. Einer davon war Arthur Scherbius, der zusammen mit seinem Geschäfts­partner Ernst Richard Ritter am 1. April 1920 die Firma Scherbius & Ritter oHG mit Sitz in Berlin am Schiffbauerdamm 30 gegründet hatte.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die „Handelsmaschine“ (1923) war die direkte Vorläuferin der Postmaschine
Name und Markenschild „Enigma“ wurden erst 1923 kreiert.[1][2]

Die Postmaschine als Entwicklungs­projekt wurde am 5. April 1920 von Arthur Scherbius der Reichspost angeboten, und zwar die Überlassung aller Rechte, insbesondere der Patentrechte daran,[3] falls im Gegenzug der Kauf einer bestimmten Stückzahl zugesichert würde. Am 25. Juni desselben Jahres machte Scherbius ein weiteres Angebot an die Reichspost, wobei diese den inter­nationalen Vertrieb der Postmaschine forderte. Dies stand allerdings in direktem Widerspruch zu den Interessen der Reichswehr, denen Scherbius seine Erfindung ebenfalls angeboten hatte. Diese beharrte auf absoluter Geheimhaltung der Erfindung und Vertrieb der Maschine nur innerhalb Deutschlands. Bevor dieser Widerspruch aufgelöst werden konnte, platzte Scherbius Geschäftsidee aufgrund fehlender Finanzierung.

Am 17. September 1920 unternahm er einen neuen Anlauf und stellte ein neues Modell vor, für das er eine Lieferzeit von neun Monaten avisierte. Am 2. Dezember führte er u. a. der Reichspost einen Prototyp seiner neuen „großen Maschine“ vor. Als „groß“ wurde diese Modellvariante der schreibenden Enigma aufgrund ihres Volumens bezeichnet, das im Gegensatz zu den relativ kleinen Abmessungen der Glühlampen­chiffrier­maschinen stand, die etwa zur gleichen Zeit entwickelt wurden. Das erste Modell dieser alternativen Modellreihe war Anfang 1924 die Enigma-A, die auch als „Die kleine Militärmaschine“ beworben wurde. Hieraus entstand Jahre später die Enigma I.[4][5]

Ein Vorvertrag zur Entwicklung einer schreibenden Postmaschine wurde am 6. Dezember vom Reichs­post­ministerium und Scherbius unterzeichnet. Am 19. Dezember 1920 folgte der endgültige Vertrag. Im Laufe der nächsten Monate und Jahre stand dieses Entwicklungs­projekt jedoch unter keinem günstigen Stern. Es verlief im Sande und musste spätestens im Jahre 1925 als gescheitert angesehen werden. Vermutlich hat die Maschine nicht hinreichend gut funktioniert, war wohl zu kompliziert, zu unzuverlässig und zu teuer.[6]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Claus Taaks: Scherbius and the Enigma – Political, Economic and Military Conditions. Proceedings of the 6th International Conference on Historical Cryptology HistoCrypt 2023, S. 170–179, PDF; 253 kB (englisch).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. David Kahn: Seizing the Enigma – The Race to Break the German U-Boat Codes, 1939 –1943. Naval Institute Press, Annapolis, MD, USA, 2012, ISBN 978-1-59114-807-4, S. 41.
  2. Mavis Batey: Dilly -The Man Who Broke Enigmas. Dialogue, 2011, ISBN 1-906-44715-2, S. 56.
  3. Patent DE425147A: Chiffriermaschine. Angemeldet am 26. September 1920, veröffentlicht am 13. Februar 1926, Erfinder: Arthur Scherbius.
  4. Enigma A im Crypto Museum (englisch), abgerufen am 7. Januar 2024.
  5. Glühlampenchiffriermaschine „Enigma A“, abgerufen am 7. Januar 2024.
  6. Claus Taaks: Scherbius and the Enigma – Political, Economic and Military Conditions. HistoCrypt 2023 Proceedings, S. 172 (englisch).