Putz von Adlersthurn

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Wappen der Putz von Adlersthurn
Kanzel in der Dominikanerkirche in Wien, unterhalb der Grabstein von Johann, Franz Edmund und Ignaz Dominik Putz von Adlersthurn

Putz von Adlersthurn (auch von Putz und Adlersthurn, Putz zu Adlersthurn, bzw. Putz von Turraquila; tschechisch Putzové z Adlersthurnu) war ein böhmisches und österreichisches briefadeliges Geschlecht, das in den erblichen Ritter- und Freiherrenstand erhoben wurde. Keine Verwandtschaft besteht zu anderen Adelsgeschlechtern mit Namen Putz, wie den Putz von Rolsberg und Putz von Breitenbach.

Die Familie soll ursprünglich aus Deutschland stammen. Der Neue Siebmacher ordnete fälschlicherweise den 1630 geadelten kaiserlichen Hatschier-Unteroffizier Christoph Ulrich Putz dieser Familie zu. Die gesicherte Stammreihe beginnt mit Thomas Putz. Dessen Sohn, der Hofkammerrat Kaiser Ferdinand II., Johann Putz erhielt 1654 den alten Ritterstand und am 2. August 1658 eine Adelsbestätigung und Wappenbesserung.[1] 1634 erwarb er Mölthen in der Grafschaft Glatz. 1635 stieg er zum Oberregenten der Erbfürstentümer Oppeln und Ratibor auf. 1639 erscheint er als Besitzer von Odrau in Österreichisch-Schlesien.[2] 1651 kaufte er Niemes[3] und Dewin, sowie 1658 Merzdorf und Audishorn. Die Erfüllung eines Gelübdes ermöglichte nach seinem Tod 1663 den Bau einer neuen Kirche in Niemes und eines Heiligen Grabes. Seine zwei Söhne waren der kaiserliche Hofkammerrat Johann Franz Edmund Putz von Adlersthurn, Erbherr auf Niemes, Dewin, Podseditz, Dlaschkowitz und Drausendorf sowie der 1673 für volljährig erklärte Hofkammerrat Assessor des Kammer- und Feudalgerichts Johann Ignaz Dominik Putz, der aus dem väterlichen Erbe die Güter Podsetitz und Dlaschkowitz erhielt. Nach dem sein älterer Bruder 1674 ohne Erben starb, viel Johann Ignaz Dominik Putz das Erbe zu.[4]

Am 1. September 1680 erlangte der kaiserliche Hofkammerrat Johann Markus Putz von Adlersthurn, der bereits 1650 in den niederösterreichischen Ritterstand aufgenommen wurde,[5] den erbländisch-österreichischen Freiherrenstand mit der Anrede "Wohlgeboren".[6] 1662 kaufte letzterer die niederösterreichische Herrschaft Schrattenthal. Dessen drei Töchter wurden von ihrem kinderlosen Vetter Johann Ignaz Dominik Putz von Adlersthurn als Erben eingesetzt. Dabei sollte die älteste Schwester Maria Theresia verheiratet mit Ludwig Joseph Graf von Hartig als Universalerbin ihrer jüngerer Schwester Isabella 30.000 Gulden auszahlen. Der mittleren Schwester Maria Anna wurden Podsetitz und Dlaschkowitz bei Lobositz zugesprochen. Das Testament trat 1725 in Kraft.[7] Unter der Kanzel in der Dominikanerkirche in Wien befindet sich der Grab- oder Gedenkstein von Johann und seinen Söhnen Franz Edmund und Ignaz Dominik Putz von Adlersthurn, den die beiden letzteren stifteten.[8]

  • Stammwappen: in Silber ein roter Ziehbrunnen, dessen Kette über ein rotes Scheibenrat läuft. Der gekrönte Helm mit rot-silbernen Decken trägt einen offenen schwarzen Flug. Dasselbe findet sich auch auf grünem Dreiberge der Brunnen silbern. Kleinod: der Brunnen zwischen offenem, von Blau und Silber verwechselt-geteiltem Fluge. Decken: blau-silbern.[9]
  • Gemehrtes Wappen von 1681: Quadriert; in Feld eins und vier in Silber der rote Brunnen; in Feld zwei und drei in Gold an den Spalt gelehnter schwarzer Adler. Kleinod: zwischen offenem schwarzen Flug ein goldenes Kreuz, stehend auf halbem, aufwärts gerundeten roten Ring. Decken: schwarz-golden und rot-silbern.[10]
  • Freiherrliches Wappen: In Feld eins und vier der Adler; in Feld zwei und drei der Brunnen. Herzschild: in Rot ein silberner Balken, belegt mit dem goldenen Buchstaben L. Zwei gekrönte Helme: 1. der vorstehend aufgeführte; Decken: schwarz golden; 2. silberner Zinnenturm mit schwarzem Tor und zwei schwarzen Fenstern; Decken: blau-silbern.[11]

Genealogie (Auswahl)

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  1. Thomas Putz von Adlersthurn (* um 1570; † um 1630)
    1. Johann Putz von Adlersthurn (* 24. Mai 1595 in Kolin; † 26. Juni 1660 in Wien), Hofkammerrat, ⚭ Juliane Barbara Ringhart von Multanaw
      1. Johann Franz Edmund Putz von Adlersthurn (* um 1637 in Prag; † 7. Juni 1674 in Wien), Hofkammerrat
      2. Johann Ignaz Dominik Putz von Adlersthurn (* um 1649 in Prag; † 28. Januar 1718 ebenda), Hofkammerrat, Assessor des Kammer- und Feudalgerichts, ⚭ Theresia Freißleben von Buschhofen
    2. Johann Markus Putz von Adlersthurn (* um 1600 in Kolin; † 1662 in Wien), Hofkammersekretär, ⚭ Johanna Clara Rosenfeld von Hohenfall
      1. Mark Maximilian Putz von Adlersthurn (* um 1640; † 1700 in Wien), ⚭ Johanna Franziska von Kunitz und Weissenburg
        1. Maria Theresia Esther Putz von Adlersthurn (* 13. September 1686 in Schrattenthal; † 27. April 1740 in Prag), ⚭ Ludwig Joseph von Hartig

Sonstige Namensträger

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  • Anton Putz zu Adlersthurn (* 4. Mai 1892 in München), bayerischer Schriftsteller[12]
  • Roman von Procházka: Genealogisches Handbuch erloschener böhmischer Herrenstandsfamilien. Degener, 1973, S. 243.
  • Konrad Blažek: J. Siebmachers grosses und allgemeines Wappenbuch: Der abgestorbene Adel der Preussischen Provinz Schlesien. Band 6. Bauer und Raspe, Nürnberg 1894, S. 38–39.
  • Rudolf Johann von Meraviglia-Crivelli: J. Siebmacher’s grosses und allgemeines Wappenbuch: Der Böhmische Adel. Band 4. Bauer und Raspe, Nürnberg 1886, S. 250
  • Konrad Blažek: J. Siebmachers grosses und allgemeines Wappenbuch: Der Adel von Oesterr. Schlesien. Band 4. Bauer und Raspe, Nürnberg 1885, S. 62.
Commons: Coats of arms of Putz von Adlersthurn family – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. AT-OeStA/AVA Adel RAA 330.62 Putz von Adlersthurn, Johann, kaiserlicher Hofrat, böhmischen Kammerrat, Bestätigung des 1654 verliehenen alten Ritterstandes für das Reich und die Erblande, privilegium denominandi, „Edler von Nimes”, Wappenbesserung, 1658.08.02
  2. Siebmacher (1894), S. 38
  3. Josef Tille: Geschichte der Stadt Niemes und ihrer nächsten Umgebung. A. Bienert, 1905, S. 116.
  4. Nordböhmischer Verein für Heimatforschung und Wanderpflege: Mitteilungen. 1885, S. 243–244.
  5. Nordböhmischer Verein für Heimatforschung und Wanderpflege: Mitteilungen. 1885, S. 244.
  6. AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 762.13 Putz und Adlersthurn, Johann Markus von, Freiherrenstand, „Wohlgeboren”, 1680.01.09
  7. Nordböhmischer Verein für Heimatforschung und Wanderpflege: Mitteilungen. 1885, S. 244.
  8. Dominikanerkirche in Wien, Inschrift für Johann und Franz Putz. In: mundusantiquus. 23. Februar 2023, abgerufen am 26. Juli 2024.
  9. Siebmacher (1894), S. 38
  10. Siebmacher (1894), S. 38–39
  11. Siebmacher (1894), S. 39
  12. Anton Putz zu Adlersthurn. In: literaturportal-bayern.de. Abgerufen am 26. Juli 2024 (deutsch).