Rehren (Adelsgeschlecht)

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Familienwappen derer von Rehren

Rehren ist der Familienname eines baltisch-schwedischen Adelsgeschlechts, welches mit Johann von Rehren (1645–1689) auf der estländischen Insel Ösel auftritt. Johann von Rehren wurde 1675 in den schwedischen Adelsstand erhoben, jedoch nicht in das Ritterhaus eingetragen. Das Adelsgeschlecht hatte mehrere Besitzungen und brachte überwiegend höhere Offiziere hervor.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Rehren ist der Stammvater der Adelsfamilie, seine Herkunft und seine Ahnen blieben unbekannt. Nach seinem Studium wurde er Güterrevisor auf Ösel und übte 13 Jahre lang das Amt eines Land- und Gouvernements-Sekretärs aus. Im Anschluss daran wurde er Assessor am öselschen Landgerichts. In dieser Funktion wurde er 1675 in Stockholm von König Karl XI. (1655–1697) geadelt[1] aber nicht in das schwedische Ritterhaus aufgenommen. Seine Güter Brakelshof und Uppel[2] tauschte er gegen die Krongüter Metzküll, Laugo und Nurms ein, die im Lehnsbesitz des Grafen Magnus Gabriel De la Gardie waren. Somit blieben die Güter im Besitz der Familie Rehren und seine Nachkommen auf Ösel ansässig, das Geschlecht wurde 1896 unter der Matrikelnummer 72 in die Öselsche Ritterschaft aufgenommen.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kaiserlich-russischer Generalmajor Johann Friedrich von Rehren (1775–1813)
Ruhmeshalle der russischen Helden des Vaterländischen Krieges von 1812

Mehrere Familienmitglieder dienten in der schwedischen oder der kaiserlich-russischen Armee. Zu ihnen gehörten zum Beispiel Christopher, Gustav Magnus, Heinrich und Johann Odert von Rehren, die im Dienst des schwedischen Königs Karl XII. standen.

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im blauen Wappenschild[8] wird auf grünem Rasen ein laufender natürlicher Hirsch mit goldenem Geweih vor Laubbäumen dargestellt. Die Helmzier zeigt einen wachsenden Hirsch zwischen den Blau und Gold überrechten und geteilten Flug. Die Helmdecke ist Blau-gold.

Stammtafel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann (Hans) von Rehren (1645–1689), Nobilitierung 1675

  • Heinrich † 1690, Herr auf Nurms ⚭ Elisabeth Eberhardt † 1700
    • Heinrich von Rehren aus dem Hause Nurms, † 1750 Leutnant, Gründer der Linie I. ⚭ Agneta von Nolcken (1670–1750)
  • Rembert († 1707) Herr auf Laugo, Rittmeister ⚭ Margaretha von Wedberg
    • Joachim Friedrich aus dem Hause Nurma (* 1685) Gründer der Linie II.

Linie I. Haus Nurms[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heinrich von Rehren († 1750), Herr auf Nurms, Leutnant ⚭ Agneta von Nolcken (1670–1750)

  • Friedrich Reinhold, begraben 1769, Herr auf Laisberg und Holmhof ⚭ Margaretha von Vietinghoff (* 1718)
    • Johann Friedrich (1748–1780) Fähnrich und Assessor ⚭ Katharina Black
      • Heinrich Reinhold (1770–1833), Sergeant ⚭ Marie Mehlse († 1855)
    • Karl Adam (1749–1804) Secondmajor, Ordnungsrichter und Kreishauptmann, Herr auf Nurms ⚭ Louise von Berg (1752–1794)
      • Balthasar Friedrich (1788–1851), kaiserlich-russischer Generalmajor ⚭ 1. Alexandra Eyler (* 1791), ⚭ 2. Rosa Skaratkewitsch
        • Theodor (* 1828), kaiserlich-russischer Oberst ⚭ Wera Popow
    • Gottlieb Christian (* 1750 in Laisberg; † 1841 in Sankt Petersburg), Fähnrich, Zollbeamter und Titularrat[9] ⚭ Gertrude con Ditmar (* 1757)
      • Johann Friedrich (* 1775 in Leppist, † gefallen 1813 bei Leipzig), kaiserlich-russischer Generalleutnant ⚭ Elisabeth Hesse

Linie II. Haus Nurma[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Joachim Friedrich von Rehren (1685–1734), Herr auf Laugo, Assessor ⚭ Hedwig von Güldenstubbe

  • Joachim Niklas (1727–1802)
    • David Friedrich (1758–1810), Herr auf Ochtjas und Kaunifer, Rittmeister ⚭ Katharina von Güldenstubbe, getauft 1763
      • Anton Nikolaus Karl (1783–1862), Herr auf Laugo und Nurms, Leutnant ⚭ 1. Sophie von Aderkas (1788–1821), ⚭ 2. Emilie Clapier de Colongqe (1799–1871)
        • Karl Johann Emmanuel (1824–1907) Ingenieur und Gouvernementssekretär[10] ⚭ Louise Ketzler (1831–1910)
        • Balthasar Alexander Eduard (1827–1872) Sekretär der öselschen Ritterschaft, Titularrat ⚭ Marie von Hunnius (1835–1920)
          • Otto Leonhard (1862–1921) Eisenbahnbeamter in Estland ⚭ Maria von Lingen (* 1872 in Warschau, † 1925 in Hamburg)
            • Ottomar Bernhard (* 1895), Bankbeamter ⚭ 1. Katharina von Lingen, ⚭ 2. Dorothea Gerullis
          • Bernhard Nikolai Ludwig (1864–1926), Herr auf Mettapäh ⚭ Helena Koch 1869
            • Hans Ulrich (* 1896), Fabrikbesitzer in Brüssel ⚭ 1. Hertha Brustkern (* 1900 in Lübeck), ⚭ 2. Dagmar von Minckwitz 1896
          • Theodor Reinhold (* 1865), Hofrat Akzisebeamter ⚭ Kamilla Knüppfer (1870–1926)
            • Werner Robert (* 1899 in Jewe), Dr. med. Chirurgie Hamburg-Altona ⚭ Else Scherer (* 1897)
      • Alexander (1788–1849) ⚭ Dorothea Bergmann (1792–1878)
        • Karl Ferdinand (1814–1894), Postbeamter, Titularrat ⚭ Liiso Orro (1843–1931)
          • Ludmilla Helene Elisabeth Heymer,[11] geborene von Rehren (1875–1927), Schriftstellerin
      • Gustav Magnus Peter (1790–1848) Konsistorialsekretär und Assessor ⚭ Karoline von Güldenstubbe (1794–1883)
        • Julius (1828–1866) Herr auf Leo ⚭ Emilie Schmidt (1831–1903)
  • Georg Hermann Ludwig (* 1795), Stabskapitän, Titularrat[12]

Besitzungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Familie Rehren hatte ihren Besitzungen im Jahre 1653 neu organisiert und zählte zu ihren Gütern: Metzküll (1653–1781), Laugo und Nurms (1653 – 1692 und 1824–1843), Leo und Lode (seit 1834) und pfandweise Kusenöm (bis 1731).

Metzküll[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den ersten Gutsherren zählten die Brüder Albert und Johann von Breitenbach,[13] die dieses 1574 teilten. Johann erhielt demnach die Dörfer Metzküll und Möltsis, daraus entstand das Gut Metzküll. Durch eheliche Verbindungen und Erbschaften geriet Metzküll in den Besitz von Reinhold Lode, der 1629 von König Gustav Adelph von Schweden bestätigt wurde. Spätere Besitzer waren Gräfin Manteufel, Ludwig Wilhelm Manteufel, Baron Hans Fersen, Otto Johann von Anrep und Wilhelm von Engelhard.[14]

Laugo und Nurms[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Brüder Carl Georg und Adam August kamen in den Besitz dieser Güter und veräußerten es 1792 an den Baron Dellingshausen. Bereits kurze Zeit später erwarb Carl Georg das Anwesen erneut und verpfändete es 1801 an Georg Friedrich von Saß, dessen Erben cedierten es 1824 an Carl Anton von Rehren, dem es nun endgültig übertragen wurde. Auch Laugo wurde im Jahre 1824 an die Familie Rehren überschrieben.[15]

Leo und Lode[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anfang des 15. Jahrhunderts bestand das Anwesen aus einem Hof Leo (estnisch: Lôo) und wurde 1473 zum Hof Lode, der auch als Lahye bekannt war. Das daraus entstandene Dorf Leo gehörte 1645 zu Kaimer, es wurde 1944 zusammen mit dem Gut zerstört. Ihre Besitzer waren von 1473 bis 1678 die Familie Wedberg und ab 1919 die Familie Ekesparre.[16]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Rehren (Adelsgeschlecht) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Rehren. In: August Wilhelm Hupel: Materialien zu einer öselschen Adelsgeschichte, nach der im Jahr 1766 dort beliebten alphabetischen Ordnung. Nebst andern kürzeren Aufsätzen etc: Der nordischen Miscellaneen 20stes und 21stesStück. Verlag Johann Friedrich Hartknoch, 1790, S. 111–112. (books.google.de aufgerufen am 23. November 2018)
  2. 1663 besaß der Landschreiber Johann Rehren Uppel. In: Zeitschrift für Ostforschung. 1985, S. 506, Fußnote 8. (opacplus.bsb-muenchen.de, aufgerufen 23. November 2018.)
  3. vergleiche: Liste der Koalitionstruppen in der Völkerschlacht bei Leipzig. Russisches 10. Korps, 2. Brigade – General Rehren
  4. 1812 г. Русская армия.Генералитет (Jahr 1812. Russische Armee-Generale) (museum.ru, aufgerufen 24. November 2018.)
  5. Balthasar Friedrich von Rehren. In: Erik-Amburger-Datenbank. Datensatz 76267. (dokumente.ios-regensburg.de, aufgerufen am 23. November 2018.)
  6. Theodor von Rehren. In_ Erik-Amburger-Datenbank. Datensatz 76274. (dokumente.ios-regensburg.de, aufgerufen 23. November 2018.)
  7. Rehren, Ludmilla von. In: Deutsche National Bibliothek. DNB 103868546X.
  8. Vergleiche Blasonierung In: Nicolai von Essen (Bearb.): Genealogisches Handbuch der Oeselschen Ritterschaft. Tartu 1935, S. 298. (personen.digitale-sammlungen.de aufgerufen am 24. November 2018.)
  9. Christian Gottlieb vom Rehren. In: Erik-Amburger-Datenbank. Datensatz 76265. (dokumente.ios-regensburg.de)
  10. Emanuel von Rehren. In: Erik-Amburger-Datenbank. Datensatz 76262 (dokumente.ios-regensburg.de)
  11. Ludmilla Helene Heymer. In: Carola L. Gottzmann, Petra Hörner: Lexikon der deutschsprachigen Literatur des Baltikums und St. Petersburgs: Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Verlag Walter de Gruyter, 2011, ISBN 978-3-11-091213-5, S. 576. (books.google.de aufgerufen am 24. November 2018.)
  12. Hermann Georg Ludwig von Rehren. In: Erik-Amburger-Datenbank. Datensatz 76263. (dokumente.ios-regensburg.de, aufgerufen 23. November 2018.)
  13. August Wilhelm Hupel: Topographische Nachrichten von Lief- und Ehstland: nebst vollständigen Register über alle drey Bände. Band 3, Verlag Hartknoch, 1782, S. 130. (books.google.de aufgerufen am 24. November 2018.)
  14. Heinrich von Hagemeister: Materialien zu einer Geschichte der Landgüter Livlands. Band 1, Verlag Frantzen, 1836, S. 127/128, aufgerufen 24. November 2018.
  15. Erste Fortsetzung des Herrn Hofraths von Hagemeister Materialien zur Gütergeschichte Livlands., Band 3, Verlag Kymmel, 1843, S. 167. (books.google.de aufgerufen 23. November 2013.)
  16. Leo und Lode. In: Gertrud Westermann: Baltisches historisches Ortslexikon – I : Estland (einschliesslich Nordlivland). In: Hans Feldmann, Heinz von zur Mühlen (Hrsg.): Quellen und Studien zur baltischen Geschichte. Band 8/I. Böhlau Verlag, Köln / Wien 1985, ISBN 3-412-07183-8, S. 302 (702 S.). (books.google.de aufgerufen 25. November 2018.)