Reichstagswahlkreis Pfalz (Bayern) 1

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die Wahlkreisaufteilung des Deutschen Reichs.

Der Reichstagswahlkreis Pfalz (Bayern) 1 war ein Wahlkreis für die Reichstagswahlen im Deutschen Reich 1868 bis 1918.

Allgemeines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Reichstagswahlkreis Pfalz (Bayern) 1 (auch Reichstagswahlkreis Ludwigshafen-Speyer genannt) umfasste die Städte Speyer, Ludwigshafen und Frankenthal sowie die umliegenden Bezirksämter. Der Wahlkreis hatte eine Fläche von 622,57 Quadratkilometer und 1871 103.696 Einwohner (166,36 Einwohner/km²). 1910 betrug die Einwohnerzahl 229.110 (368,00 Einwohner/km²). Konfessionell lag der Anteil der Protestanten leicht über dem der Katholiken. 1871 (1910) betrug der Anteil der Katholiken 47,1 % (47,5 %) und der der Protestanten 49,4 % (50,3 %). Der Wahlkreis war städtisch geprägt. 28,5 % der Einwohner lebte in Orten mit weniger als 2000 Einwohnern.

Abgeordnete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wahl Abgeordneter Partei Bild
Zollparlamentswahl 1868 Ludwig Römmich Bayerische Patriotenpartei 0
Reichstagswahl 1871 Ludwig Heydenreich NLP 0
Reichstagswahl 1874 bis 1887 Ludwig Groß Freiheitspartei
Reichstagswahl 1887 bis 1898 Carl Clemm NLP
Reichstagswahl 1898 bis 1908 Franz Josef Ehrhart SPD
Ergänzungswahl 1908 bis 1918 Jakob Binder SPD

Wahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zollparlamentswahl 1868[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Zollparlamentswahl 1868 fand nur ein Wahlgang statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 16.350, die Zahl der Wähler 10.853. Die Wahlbeteiligung betrug 66,4 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
0 NLP 5026 46,3 % 0
Ludwig Römmich Bayerische Patriotenpartei 5819 53,6 % 0

Reichstagswahl 1871[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Reichstagswahl 1871 fand nur ein Wahlgang statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 16.430, die Zahl der Wähler 10.871. Die Wahlbeteiligung betrug 59,1 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Ludwig Heydenreich NLP 7972 73,1 % 0
0 Bayerische Patriotenpartei 2889 26,6 % 0

Reichstagswahl 1874[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Reichstagswahl 1874 fand nur ein Wahlgang statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 21.354, die Zahl der Wähler 17.024. Die Wahlbeteiligung betrug 79,9 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
0 SPD 752 4,4 % 0
Ludwig Groß Fortschrittspartei 10.839 63,8 % 0
0 Bayerische Patriotenpartei 5402 31,8 % 0

Reichstagswahl 1877[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Reichstagswahl 1877 fand nur ein Wahlgang statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 23.619, die Zahl der Wähler 17.476. Die Wahlbeteiligung betrug 74,2 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
0 SPD 1.708 9,8 % 0
Ludwig Groß Fortschrittspartei 10.012 57,3 % 0
Johann Julius Siben Bayerische Patriotenpartei 5414 31,0 % 0
0 Sonstige 335 1,9 % 0

Reichstagswahl 1878[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Reichstagswahl 1878 fand nur ein Wahlgang statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 24.096, die Zahl der Wähler 17.180. Die Wahlbeteiligung betrug 71,5 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
0 SPD 1.676 9,8 % 0
Ludwig Groß Fortschrittspartei 9.482 55,2 % 0
Johann Julius Siben Bayerische Patriotenpartei 5399 31,4 % 0
0 Sonstige 612 3,6 % 0

Reichstagswahl 1881[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Reichstagswahl 1881 fand nur ein Wahlgang statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 24.306, die Zahl der Wähler 13.011. Die Wahlbeteiligung betrug 53,7 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
0 SPD 2912 22,4 % 0
Ludwig Groß NLP 6541 50,3 % 0
0 Linksliberale 47 0,3 % 0
Johann Julius Siben Bayerische Patriotenpartei 3170 24,4 % 0
0 Sonstige 298 2,3 % 0

Reichstagswahl 1884[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Reichstagswahl 1884 fanden zwei Wahlgänge statt. Die Zahl der Wahlberechtigten beim ersten Wahlgang betrug 25.866, die Zahl der Wähler 19.183. Die Wahlbeteiligung betrug 74,4 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
0 SPD 4822 25,1 % 0
Ludwig Groß NLP 8516 44,4  % 0
0 Linksliberale 1091 5,6 % 0
Johann Julius Siben Bayerische Patriotenpartei 4752 24,8 % 0

Bei der Stichwahl betrug die Zahl der Wähler 18.015. Die Wahlbeteiligung betrug 70,1 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
0 SPD 7259 40,3 % 0
Ludwig Groß NLP 10.756 59,7  % 0

Reichstagswahl 1887[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Reichstagswahl 1887 fand nur ein Wahlgang statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 27.794, die Zahl der Wähler 23.848. Die Wahlbeteiligung betrug 86,1 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
0 SPD 4052 17,0 % 0
Carl Clemm NLP 12.986 54,4 % 0
Johann Julius Siben Zentrum 6793 28,5 % 0

Reichstagswahl 1890[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Deutsche Freisinnige und die Deutsche Volkspartei einigen sich im Vorfeld auf den Deutsch-Freisinnigen Kandidaten Eisele. Die Reichsleitung des Zentrums riet zu Unterstützung dieses Kandidatens, die lokale Zentrumsorganisation nominiert stattdessen erneut Johann Julius Siben.

Bei der Reichstagswahl 1890 fanden zwei Wahlgänge statt. Die Zahl der Wahlberechtigten beim ersten Wahlgang betrug 29.222, die Zahl der Wähler 23.540. Die Wahlbeteiligung betrug 80,7 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Franz Josef Ehrhart SPD 5993 25,5 % 0
Carl Clemm NLP 10.379 44,1  % 0
Eisele Linksliberale 1088 4,6 % 0
Johann Julius Siben Zentrum 6068 25,8 % 0

Vor der Stichwahl traf das Zentrum ein inoffizielles Wahlabkommen mit der SPD. Das Zentrum rief im Wahlkreis 237 (München 1) zur Enthaltung auf, die SPD rief im Gegenzug zu Enthaltung oder zur Wahl des Zentrum im Reichstagswahlkreis Pfalz (Bayern) 1 auf.

Bei der Stichwahl betrug die Zahl der Wähler 24.681. Die Wahlbeteiligung betrug 85,2 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Carl Clemm NLP 13.494 54,7  % 0
Johann Julius Siben Zentrum 11.187 45,3 % 0

Reichstagswahl 1893[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Reichstagswahl 1893 fanden zwei Wahlgänge statt. Die Zahl der Wahlberechtigten beim ersten Wahlgang betrug 31.289, die Zahl der Wähler 26.158. Die Wahlbeteiligung betrug 83,6 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Franz Josef Ehrhart SPD 7433 28,5 % 0
Carl Clemm NLP 12.103 46,4  % 0
Karl Merkle Freisinnige Volkspartei 407 1,6 % 0
Johann Julius Siben Zentrum 6130 23,5 % 0

Es erfolgten keine Wahlkreisabkommen. Um zu verhindern, dass Zentrum-Wähler von einem Stichwahlbündnis (analog der letzten Wahl) ausgehen würden, rief das Zentrum in der Stichwahl explizit zur Enthaltung auf.

Bei der Stichwahl betrug die Zahl der Wähler 22.667. Die Wahlbeteiligung betrug 72,4 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Franz Josef Ehrhart SPD 8134 36,3 % 0
Carl Clemm NLP 14.256 63,7  % 0

Reichstagswahl 1898[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

NLP und BdL einigen sich nach langen Verhandlungen und mehreren gescheiterten Versuchen auf den BdL-Kandidaten Mechtersheimer, der aber im Reichstag der NLP-Fraktion beitreten sollte. Clemm musste daher auf eine erneute Kandidatur verzichten, weil er von BdL nicht akzeptiert wurde.

Bei der Reichstagswahl 1898 fanden zwei Wahlgänge statt. Die Zahl der Wahlberechtigten beim ersten Wahlgang betrug 35.365, die Zahl der Wähler 28.415. Die Wahlbeteiligung betrug 80,3 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Franz Josef Ehrhart SPD 12.008 42,4 % 0
Johann Martin Mechtersheimer NLP 9304 32,9  % 0
Karl Merkle Freisinnige Volkspartei 398 1,4 % 0
Johann Julius Siben Zentrum 6566 23,2 % 0

Viele NLP-Wähler lehnten die Wahl von Mechtersheimer ab, sein Ergebnis lag deutlich hinter dem der letzten Wahl zurück. Für die Stichwahl hatten Zentrum und NLP reichsweit ein Stichwahlbündnis vereinbart. Im Reichstagswahlkreis Pfalz (Bayern) 1 weigerte sich das lokale Zentrum diesen Beschluss umzusetzen. Mechtersheimer erschien den Zentrum wegen seiner Mitgliedschaft im Evangelischen Bund unwählbar. Das Zentrum rief daher zur Enthaltung auf. Einzelne führende Zentrums-Mitglieder riefen gar zur SPD-Wahl auf.

Bei der Stichwahl betrug die Zahl der Wähler 28.554. Die Wahlbeteiligung betrug 80,7 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Franz Josef Ehrhart SPD 15.471 55,1 % 0
Johann Martin Mechtersheimer NLP 12.602 44,9  % 0

Reichstagswahl 1903[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Gegensatz zur letzten Wahl gab es keine BdL-NLP Zusammenarbeit. Man zerstritt sich stattdessen und kündigte einen „Kampf bis aufs Messer“ an. Die Freisinnige Volkspartei unterstützte den NLP-Kandidaten.

Bei der Reichstagswahl 1903 fanden zwei Wahlgänge statt. Die Zahl der Wahlberechtigten beim ersten Wahlgang betrug 41.754, die Zahl der Wähler 36.507. Die Wahlbeteiligung betrug 87,4 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Franz Josef Ehrhart SPD 16.567 45,5 % 0
August Golzen NLP 6990 19,2  % Gutsbesitzer
Johann Julius Siben Zentrum 8095 22,2 % 0
Eugen Abresch BdL 4745 13,0 % Gutsbesitzer

In der Stichwahl rief die NLP zur Enthaltung auf. Damit sah das Zentrum keine Chance mehr auf einen Sieg und rief seinerseits zur Enthaltung auf und gab damit die Wahl verloren. Der BdL bot ein Stichwahlabkommen (gegen die Unterstützung des Zentrums in WK 255) an, das Zentrum lehnte dies jedoch wegen mangelnder Erfolgsaussichten ab. Eine solche Aufgabe vor der Stichwahl war bei Reichstagswahlen sehr selten aber nicht einzigartig. Vergleichbare Aufgaben gab es auch 1898 im Wahlkreis 53 (Guben-Lübben) oder 1890 im Wahlkreis 271 (Dinkelsbühl).

In den Medien wurde spekuliert, dass das Zentrum de Kosten für den Wahlkampf sparen wolle oder bei der SPD für künftige Absprachen etwas gut haben wolle. Kritisiert wurde, dass damit das Wahlgeheimnis faktisch aufgehoben war: Jeder Teilnehmer der Stichwahl outete sich als Sozialist.

Bei der Stichwahl betrug die Zahl der Wähler 15.209. Die Wahlbeteiligung betrug erwartungsgemäß nur 36,4 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Franz Josef Ehrhart SPD 14.777 99,2 % 0
Johann Julius Siben Zentrum 112 0,8  % 0

Reichstagswahl 1907[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

BdL und NLP einigen sich auf den NLP Kandidaten, den Gutsbesitzer Buhl. Jungliberale und FVP und DVP schlossen sich diesem Kandidaten anan.

Bei der Reichstagswahl 1907 fanden zwei Wahlgänge statt. Die Zahl der Wahlberechtigten beim ersten Wahlgang betrug 44.931, die Zahl der Wähler 40.585. Die Wahlbeteiligung betrug 90,3 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Franz Josef Ehrhart SPD 18.539 45,9 % 0
Franz Armand Buhl NLP 13.708 33,9  % 0
Franz Hermann Laven Zentrum 8169 20,2 % 0

Das Zentrum rief in der Stichwahl zur Enthaltung auf. Es sollte aber auf keinen Fall ein Wähler für Buhl stimmen.

Bei der Stichwahl betrug die Zahl der Wähler 38.172. Die Wahlbeteiligung betrug 85,0 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Franz Josef Ehrhart SPD 21.826 58,0 % 0
Franz Armand Buhl NLP 15.794 42,0  % 0

Ergänzungswahl 1908[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

NLP und BdL sprachen sich für Arthur von Posadowsky-Wehner als gemeinsamen Kandidaten aus, der auch im Zentrum große Sympathie genoss. Das Zentrum lehnt ihn aber als gemeinsamen Kandidaten ab. Posadowsky verzichtet daraufhin auf eine Kandidatur und Buhl kandidiert für NLP und BdL. Das Zentrum verzichtete auf einen eigenen Kandidaten und rief zur Enthaltung auf.

Bei der Ergänzungswahl 1908 fand ein Wahlgang statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 45.802, die Zahl der Wähler 32.472. Die Wahlbeteiligung betrug 70,9 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Jakob Binder SPD 19.293 61,3 % 0
Franz Armand Buhl NLP 12.165 38,7  % 0

Reichstagswahl 1912[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Reichstagswahl 1912 fanden ein Wahlgang statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 49.440, die Zahl der Wähler 43.213. Die Wahlbeteiligung betrug 87,4 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Jakob Binder SPD 21.811 50,9 % 0
Hans Knoll NLP 10.786 25,2  % Fabrikant aus Ludwigshafen
Schöndorf Zentrum 10.247 23,9 % 0

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ernst-Otto Bräunche: Parteien und Reichstagswahlen in der Rheinpfalz von der Reichsgründung 1871 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914, Diss., 1982.
  • Carl-Wilhelm Reibel: Handbuch der Reichstagswahlen 1890–1918, 2. Halbband, 2007, ISBN 978-3-7700-5284-4, S. 1006–1010.