Reiner Stemme
Reiner Stemme (* 19. Dezember 1939 in Unterbreizbach; † 31. Oktober 2025[1] in Berlin) war ein deutscher Physiker, Unternehmer und Flugzeugbauer.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Reiner Stemme studierte von 1963 bis 1969 Physik an der Technischen Universität Berlin[2] und promovierte 1976 mit der Dissertation Untersuchungen zur definierten Materialabtragung durch Laserstrahlung an der Universität Bern zum Dr. phil. nat.[3]
Er arbeitete als CTO bei der LASAG AG in Thun und wurde später Geschäftsführer des VDI-Technologiezentrums in Düsseldorf. Stemme machte sich 1984 mit der Gründung der Stemme GmbH, später Stemme AG, im Bereich der Luftfahrt selbstständig.[4] Die Gesellschaft entwickelte mit Genehmigung der Alliierten in West-Berlin den Motorsegler Stemme S10, dessen Erstflug am 7. Juli 1986 in Braunschweig stattfand. Die Besonderheit der side-by-side doppelsitzigen S10 war der Mittelmotor mit einer Karbon-Antriebswelle zum Stemme-Faltpropeller, der im Segelflug völlig in der Flugzeugnase verschwindet. Im Jahr 1999 nutzte das Mountain Wave Project (MWP) eine Stemme S10-VT für ihre erste Forschungsexpedition in den Anden. Neben zahlreichen Messflügen gelang ein erster Rekordflug bis nach Feuerland (1546 km).[5][6] In den Folgejahren konnten mit der Maschine weitere Weltrekorde im Streckensegelflug erzielt werden. Höhepunkt war ein Flug am 26. November 2000, als Klaus Ohlmann in 14 Stunden eine freie Strecke über drei Wendepunkte von 2463 Kilometern zurücklegte.[7] Die Stemme AG entwickelte die Flugzeugplattform für den Safran Patroller, dessen Erstflug auf der Paris Air Show 2009 stattfand.[8]
Er verließ die Stemme AG 2013 und gründete die Reiner Stemme Utility Air Systems GmbH mit Sitz am Zentrum für Luft- und Raumfahrt Schönefelder Kreuz in Wildau. Bis 2017 wurden zwei Prototypen eines 3000 kg Fernerkundungsflugzeuges für einen ausländischen Kunden entwickelt. Im Jahre 2017 gründete Stemme die ReinerStemme.Aero GmbH mit Sitz am Flugplatz Schönhagen. Das Ziel dieser Firma ist die Entwicklung des Elektro-hybriden Fliegens.[9] Das erste Produkt war der Hochleistungsdoppelsitzer RS.aero elfin 20.e, das erste Elektro-Hybrid-Flugzeug in dieser Klasse. Stemme erweiterte das Portfolio 2018 mit Gründung der R.S.RedEagle AG, die Nutzflugzeuge mit elektrischen und hybriden Antrieben für Wissenschaft und Forschung entwickelt.
Ende Oktober 2025 starb Stemme in seinem 86. Lebensjahr in Berlin.
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Reiner Stemme wurde 2015 mit der Otto-Lilienthal-Medaille der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt ausgezeichnet.[10]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Homepage reinerstemme.aero
- Reiner Stemme auf alumni.tu-berlin.de
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Lars Reinhold: Start zum letzten Flug: Abschied von Reiner Stemme. In: aerokurier.de. 2. November 2025, abgerufen am 3. November 2025.
- ↑ Alumni TU Berlin: Stemme, Reiner (zuletzt abgerufen am 17. Februar 2021).
- ↑ Untersuchungen zur definierten Materialabtragung durch Laserstrahlung, Universität Bern, 1976.
- ↑ Wir über uns auf stemme.com (zuletzt abgerufen am 13. Februar 2021).
- ↑ Von San Martin nach Feuerland. In: Aerokurier International. Nr. 2, 2000, S. 76.
- ↑ Fliegerrevue 3/2000.
- ↑ Weltrekorde im Segelflug. FAI, abgerufen am 12. September 2009.
- ↑ Patroller MALE Unmanned Aerial Vehicle (UAV). In: Airforce Technology. Abgerufen am 4. November 2025 (amerikanisches Englisch).
- ↑ elfin20 auf reinerstemme.aero (zuletzt abgerufen am 17. Februar 2021).
- ↑ Träger der Otto-Lilienthal-Medaille auf dglr.de (zuletzt abgerufen am 17. Februar 2021).
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Stemme, Reiner |
| KURZBESCHREIBUNG | deutscher Physiker, Unternehmer und Flugzeugbauer |
| GEBURTSDATUM | 19. Dezember 1939 |
| GEBURTSORT | Unterbreizbach |
| STERBEDATUM | 31. Oktober 2025 |
| STERBEORT | Berlin |