Ria Ressel

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Ria Ressel auf einer handsignierten Fotografie als Rahel in Die Jüdin von Toledo

Maria „Ria“ Clara Constanze Antonie Josefine Ressel (auch Reßel; * 2. April 1885 in Reichenberg; † 7. Oktober 1955 in Berlin) war eine deutschböhmische Theaterschauspielerin.

Leben und Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ria Ressel kam 1885 in Reichenberg in Böhmen als Tochter von Wilhelm Ressel und seiner Gattin Anna, geb. Gruner, zur Welt.[1] Sowohl ihr Vater als auch ihr Großvater Josef Ressel waren schriftstellerisch tätig. Die Kunst prägte somit schon früh ihre Kindheit. Infolgedessen sammelte sie ihre ersten Erfahrungen an der Bühne bereits als Jugendliche in Dresden, wo sie von der ehemaligen Hofschauspielerin Maria Weinert ausgebildet wurde. 1904 folgte ein erstes Engagement am Stadttheater Liegnitz. Die positiven Eindrücke, die sie dort hinterließ, und ihre Popularität ermöglichten ihr im Frühjahr 1906 einige Gastspiele am Königlichen Schauspielhaus in Berlin, wo sie unter anderem als Gretchen in Goethes Faust zu sehen war. Dies führte wiederum zu einer Verpflichtung an die Königlichen Hoftheater in Wiesbaden und Berlin. Die ersten drei Jahre verbrachte sie in Wiesbaden und gab gelegentliche Gastspiele in Berlin, wohin sie schließlich 1909, möglicherweise auf Vermittlung Kaiser Wilhelms II., endgültig berufen wurde.

In Berlin feierte sie auch die größten Erfolge ihrer Karriere in klassischen wie auch modernen Rollen, u. a. in Franz Grillparzers Jüdin von Toledo oder als Ophelia in William Shakespeares Hamlet.

„Ria Reßel ist schon äußerlich wie geschaffen zur Verkörperung jugendlicher Liebhaberinnen des klassischen Dramas. Drei wichtige Verbündete stehen ihr bei: Jugend, Schönheit und Temperament. (…) Ria Reßels Domäne ist (…) das klassische Schauspiel: Goethe, Schiller, Lessing, Grillparzer, Shakespeare. Die Julia gehört zu ihren Glanzleistungen.“

Oscar Meyer-Elbing: Ria Ressel. In: Bühne und Welt. Jahrgang 12, 1909, S. 421–425 (online).

Im Juli 1912 heiratete sie den österreichischen Hauptmann a. D. Franz Beran,[2] blieb allerdings weiterhin als königliche Hofschauspielerin in Berlin aktiv, von wo aus sie auch gelegentliche Gastspiele unternahm.[3] Nach Beendigung ihres Engagements in Berlin folgten weitere Auftritte, etwa ein vielbeachteter Ria-Ressel-Abend in Leitmeritz.[4]

Zwischen 1921 und 1923 war sie regelmäßig auf Prager Bühnen zu sehen, wobei sie ihr Repertoire zunehmend auf Komödien verlagerte, so in Der Werwolf, worin auch der junge Paul Hörbiger in einer kleineren Rolle zu sehen war.[5]

Mit einem eigenen Lustspiel-Ensemble unternahm sie schließlich in den Jahren 1927 und 1929 einige Tourneen durch die Tschechoslowakei und gastierte u. a. in Pilsen.[6] Besonders häufige Erwähnung finden zu dieser Zeit die Aufführungen der Abenteuerkomödie Eine galante Nacht. In den 1930er-Jahren wandte sich Ria Ressel von der Bühne ab und wurde im Radio[7][8] und als Synchronsprecherin[9] aktiv. Diese Tätigkeit lässt sich bis ins Jahr 1938 nachweisen.

Seit 1947 verwitwet, verstarb Ria Ressel 1955 im Krankenhaus am Kreuzberg in Berlin.[10]

Rollen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Staatliches Gebietsarchiv Litomerice, Geburtenbuch Dompfarre Leitmeritz 1883–1886, S. 336 (online).
  2. Landesarchiv Berlin, Heiratsregister Standesamt Charlottenburg III, Nr. 640/1912 (online auf Ancestry, kostenpflichtig).
  3. Theaternachrichten. In: Leitmeritzer Zeitung, 15. August 1917, S. 6 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/lmz
  4. Ria Ressel-Abend. In: Leitmeritzer Zeitung, 20. Mai 1919, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/lmz
  5. Kleine Bühne. In: Prager Tagblatt, 16. September 1922, S. 9 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ptb
  6. Gastspiel Ria Ressel. In: Pilsner Tagblatt, 21. Jänner 1927, S. 2 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/pit
  7. Radioprogramm 24. Jänner 1936. In: Radio Wien, 17. Jänner 1936, S. 25 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/raw
  8. Radioprogramm 7. Mai 1937. In: Radio Wien, 30. April 1937, S. 43 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/raw
  9. Peter Hoffmann: Cavalcade (1933). In: Die vergessenen Filme. Synchronisierte Filme in Deutschland 1930–1945. Abgerufen am 16. Juni 2022.
  10. Landesarchiv Berlin, Sterberegister Standesamt Kreuzberg von Berlin, Nr. 2214/1955 (online auf Ancestry, kostenpflichtig).