Rietdijk-Putnam-Argument

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In der Philosophie untermauert das Rietdijk-Putnam-Argument (auch: Rietdijk-Putnam-Penrose-Argument[1]) die philosophische Position eines Blockuniversums. Sein Name leitet sich von Erörterungen durch C. Wim Rietdijk (1966)[2] und Hilary Putnam (1967)[3] sowie von Roger Penrose ab, der den zu Grunde liegenden Gedankengang 1989 als Andromeda-Paradoxon beschrieb.[4]

Das Rietdijk-Putnam-Argument setzt auf Befunde der Physik des 20. Jahrhunderts, besonders die der speziellen Relativitätstheorie, auf, der zufolge jeder Beobachter seinen eigenen Raum der Gleichzeitigkeit besitzt. Dieser beinhaltet die Menge der Ereignisse, die zur Gegenwart des Beobachters gleichzeitig stattfinden. Beobachter, die sich zueinander bewegen, haben verschiedene Räume der Gleichzeitigkeit und somit bilden jeweils verschiedene Räume mit verschiedenen Ereignissen verschiedene Gegenwarten. Jeder Beobachter betrachtet seine Gegenwart als dreidimensionalen Raum, die kleinste Bewegung bedeutet, dass diese Räume unterschiedlichen Inhalt haben. Betrachtet man nur die spezielle Relativitätstheorie, sind diese dreidimensionalen Räume Teilmengen des Minkowski-Raums, sie unterscheiden sich in der zeitlichen Koordinate. Es existieren neben dem gegenwärtigen Raum des Beobachters[5] sowohl zukünftige wie vergangene Räume, was für den Beobachter impliziert, dass die Welt vorherbestimmt sei. Wenn jeder dieser unendlich vielen dreidimensionalen Räume existiert, impliziert dies, dass das Universum vierdimensional ist. Die Einbeziehung der allgemeinen Relativitätstheorie verkompliziert die Betrachtung.

Kritiker schreiben dem subjektiven Raum der Gleichzeitigkeit keinerlei Realität zu. So betonen die Philosophen Howard Stein[6] oder Steven F. Savitt,[7] dass die Gegenwart in der Relativitätstheorie ein lokales Konzept ist, das sich nicht auf globale Hyperebenen ausdehnen lasse.

Weiterhin wird angeführt, dass es unzulässig sei, aus der Realität eines Ereignisses für einen Beobachter zu schließen, dass es für alle anderen Beobachter real sei, da in der speziellen Relativitätstheorie auch die Gleichzeitigkeit keine transitive Relation ist.[8] Zudem sei für raumartig getrennte Ereignisse deren zeitliche Ordnung unbestimmt, man dürfe also nicht mit deren Gleichzeitigkeit argumentieren.[8] Ähnlich betont N. David Mermin:

„Dass der Gleichzeitigkeit entfernter Ereignisse keine innewohnende Bedeutung zugeordnet werden kann, ist die erste, wichtigste Lektion, die man aus der Relativitätstheorie lernen kann.“

David Mermin: It’s About Time[9]

Ein Gedankenexperiment zeigt, dass man Objekten auf t=0 durchaus Realität zumessen muss. Man möchte mit einem Laserstrahl von der Erde auf dem Mars eine vorbereitete Explosion auslösen. Mars sei 10 Lichtminuten entfernt. Unter Berücksichtigung der Licht-Abberation zielt man den Laser natürlich nicht auf das Bild von Mars, natürlich auch nicht dorthin, wo man ihn 10 Minuten später errechnet, sondern selbstverständlich zielt man dorthin, wo man Mars 20 Minuten später erwartet.

Das Blockuniversum impliziert einen Determinismus, der im Gegensatz zu der von der Quantenmechanik gemeinhin angenommenen Zufälligkeit von Quantenereignissen steht.

Einzelnachweise

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  1. "Being and Becoming in Modern Physics", Stanford Encyclopedia of Philosophy, 2021
  2. Rietdijk, C. Wim (1966) "A Rigorous Proof of Determinism Derived from the Special Theory of Relativity", Philosophy of Science, 33 (1966) pp. 341–344
  3. Putnam, Hilary (1967) "Time and Physical Geometry", Journal of Philosophy, 64, (1967) pp. 240–247
  4. Roger Penrose: The Emperor's New Mind: Concerning Computers, Minds, and the Laws of Physics. Oxford University Press, 1989, ISBN 0-19-286198-0, S. 303 f. (englisch, archive.org).
  5. Hier ist anzumerken, dass der Beobachter in seinem gegenwärtigen Raum nichts beobachten kann, da er grundsätzlich nur Vergangenes beobachten kann.
  6. Howard Stein: On relativity theory and the openness of the future. In: Philosophy of Science. Band 58, Nr. 2, 1991, S. 147–167, JSTOR:187456.
  7. Steven F. Savitt: The Transient nows. In: Quantum Reality, Relativistic Causality, and Closing the Epistemic Circle: Essays in Honour of Abner Shimony (= The Western Ontario Series in Philosophy of Science). Band 73. Springer Science+Business Media B.V., 2009, S. 349, doi:10.1007/978-1-4020-9107-0_18.
  8. a b P. Thyssen: Conventionality and Reality. In: Found Phys. Band 49, 2019, S. 1336–1354, doi:10.1007/s10701-019-00294-8.
  9. N. David Mermin: It’s About Time. Princeton University Press, Princeton (NJ) 2021, ISBN 978-0-691-21877-9 (englisch, princeton.edu).