Ruderboot

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 6. Juni 2010 um 11:52 Uhr durch 92.74.48.86 (Diskussion) (Bauweise). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ruderboot vom Typ "Anka"
Ruderboote bei der Bundesgartenschau in 1979 in Bonn

Ruderboote sind Wasserfahrzeuge, die mit Hilfe von Riemen oder Skulls bewegt werden.

Heutzutage sind Ruderboote hauptsächlich im Freizeitbereich und im Sport zu finden. In den Zeiten der Segelschiffe waren Ruderboote als bewegliche Einheiten in flachen Gewässern in Gebrauch, für den Kapitän war z. B. die Gig vorgesehen.

Rennruderboote

Reglement

Rennachter der Harvard University
Renndoppelzweier – gut zu erkennen sind die Rollbahnen, das Trittbrett (blau) und die am Stemmbrett befestigten Schuhe

Sowohl der Ruderweltverband (FISA) als auch der Deutschen Ruderverband (DRV) haben in ihren Ruderwettkampfregeln Eckpunkte für den Bau von Rennruderbooten festgeschrieben. So müssen im Ruderboot alle tragenden Elemente einschließlich der Achsen der beweglichen Elemente fest mit dem Bootskörper verbunden sein, der Sitz des Ruderers kann sich jedoch in der Bootsachse bewegen. Darüber hinaus müssen alle Ruderer mit ihrem Rücken in Fahrtrichtung sitzen. Weitere Merkmale eines Ruderboots wie beispielsweise das Mindestgewicht sind ebenfalls vorgegeben.

Bauweise

Rennruderboote bestehen aus Faserverbundwerkstoffen, Kohlefaser und/oder Holz. Bauteile sind i. d. R. je ein Luftkasten am Bug und am Heck. Für jedes Ruder (Skull, Riemen) gibt es einen Ausleger, an dessen Ende sich eine Dolle befindet, in die das Ruder gelegt wird. Der Ruderer sitzt mit dem Rücken in Fahrtrichtung auf einem Rollsitz, der auf zwei Rollbahnen rollt. Zwischen den Rollbahnen befindet sich ein Trittbrett, über das der Ruderer ins Boot steigt.

Stemmbrett, Rollbahnen, Ausleger und Dollen werden im Sport individuell auf jeden Ruderer eingestellt. Dieser Vorgang wird Trimmen genannt. Einige Größen: Der Dollenabstand in Skullbooten sollte sich zwischen 156 cm und 160 cm bewegen, oder das Doppelte des Innenhebels des Ruders minus ca. 14 cm. In Riemenbooten beträgt der Dollenabstand zwischen 83 cm und 87 cm, oder 30 cm kürzer als der Innenhebel. Die Dollhöhe (Höhe der Dollen über dem Rollsitz) sollte zwischen 15 cm und 16 cm betragen, der Höhenunterschied zwischen den Dollen eines Platzes beim Skullboot beträgt ca. 1 cm. Dieser Höhenunterschied kommt dadurch zustande, dass der Ruderer die Ruder leicht übereinander führt, da die Ruder ansonsten in der Mitte zusammenstoßen würden. Der Anlagewinkel (Abweichung der Ruderblätter von der Senkrechten) sollte bei Maconrudern zwischen 4° und 5° betragen.

Am Heck des Ruderboots befindet sich ein Schwert, dass dafür sorgt, dass das Ruderboot gerade fährt. Bei gesteuerten Booten befindet sich am Heck außerdem noch das Steuerruder. Das Steuerruder wird mittels zweier Drähte oder Seile vom Steuermannsplatz oder bei Booten ohne eigenen Steuermann, von einem der Ruderer mittels Fußsteuerung bewegt.

Olympische Bootsklassen

Das Skiff wird auch als Einer bezeichnet, alle anderen Typen werden auch unter dem Begriff Mannschaftsboot zusammengefasst.

Gigs

Gigs kommen in der Regel im Breitensport zum Einsatz. Sie werden in fünf Gruppen, abhängig von Breite und Bauweise, eingeteilt. Bei der Bauweise wird zwischen geklinkerten Booten und Booten mit glatter Außenhaut unterschieden. Geklinkerte Boote sind in der Regel aus Holz gebaut. Bei Booten mit glatter Außenhaut wird das traditionelle gebogene oder formverleimte Sperrholz zunehmend durch faserverstärkte Kunststoffe (GFK bzw. CFK) verdrängt. Gig-Boote sind weitaus breiter als die normalen Wettkampfboote. Die gebräuchlichsten Bootsgrößen sind wie bei den Rennruderbooten Einer, Zweier, Vierer und Achter, wobei die Mannschaftsboote meist einen zusätzlichen Steuerplatz haben.

Typ Bauweise Breite
A geklinkert 90-100 cm
B geklinkert 78 cm
C glatt 78 cm
D glatt ab 100 cm
E glatt 90 cm

Surfboat

Ein Surfboat ist ein für die Brandung entworfenes Ruderboot, welches an den Stränden Australiens, Neuseelands, Südafrikas aber auch Frankreichs und Großbritanniens zur Lebensrettung eingesetzt wird, in denen aber auch Wettkämpfe ausgetragen werden. Das Boot wurde so konstruiert das es durch turbulentes "whitewater" und brechende Wellen wieder zum Ufer zurückgesteuert werden kann. Ein ausgedehntes Heck und hohe Seitenkanten verhindern das Überfluten oder das Kentern des Bootes, folglich haben Surfboats ein spitzes Heck.

Besondere Boots-Bauweisen

Vorwärts-Ruderboot

Imre Mesterhazy entwickelt seit 1997 ein Vorwärts-Ruderboot in der Schweiz. Im Gegensatz zu einem normalen Ruderboot sitzt man in einem Vorwärts-Ruderboot in Fahrtrichtung. Über verzahnte Gelenke wird die Kraft mit der normalen Ruderbewegung zur Fortbewegung umgesetzt. Eine andere Entwicklung ist die von M.D. Kaltenbach, Frankfurt am Main, der einen aus einer modifizierten Kurbelschwinge entstandenen Trapezausleger verwendet.

Rollausleger-Boot

Ein Rollausleger-Boot ist ein Ruderboot, bei dem im Gegensatz zu den übrigen hier beschriebenen Booten der Einsatz der Beinkraft nicht durch einen Rollsitz, sondern durch einen Rollausleger ermöglicht wird. Diese Konstruktion hat gegenüber den Booten mit Rollsitz den Vorteil, dass die beim Ruderschlag in Längsrichtung des Bootes bewegte Masse geringer ist, was das Stampfen des Bootes verringert. Da dieser Bootstyp vom Weltruderverband FISA für Wettkämpfe nicht zugelassen ist, sind Rollausleger-Boote heute überwiegend im Breitensport anzutreffen (s. a. Pohlus-Boot).

Inrigger-Ruderboot (Seegig)

Ein Inrigger ist ein gedecktes, geklinkertes Riemenboot, welches im Breitensport eingesetzt wird. Diese ursprünglich aus Dänemark stammenden und dort auch sehr weit verbreiteten Boote sind breiter als A-Gigboote und existieren sowohl in Holz- als auch in Kunststoffbauweise. Inrigger gibt es als Zweier mit Steuermann oder als Vierer mit Steuermann. Das Besondere bei diesem Bootstyp ist, dass die Ruderer zwar hintereinander, aber seitlich versetzt im Boot sitzen. Zudem besitzt es keine Ausleger, sondern die Dollen sind direkt auf der dem jeweiligen Ruderplatz gegenüberliegenden Bordwand montiert. Wegen dieser Konstruktion ist das Boot weniger anfällig gegen Wellen als ein Gigboot, weshalb es meist von Ruderern auf Küstengewässern der Nord- und Ostsee eingesetzt wird. Daher wird dieser Bootstyp in Deutschland teilweise auch als Seegig bezeichnet.

Hersteller

Die bekanntesten Bootswerften sind neben der deutschen Empacher GmbH, die ihre Boote traditionell in Neongelb lackieren, Stämpfli Racing Boats AG Schweiz mit ihrer Neuentwicklung aus Vollcarbon; Filippi (Italien; weiß-blau), Berliner Bootsbaugesellschaft (Deutschland; rot);Weitnauer (Schweiz; weiss); Rehberg (Deutschland); und Schellenbacher (Österreich; weiß-rot/-blau). Sehr neu aber schon sehr bekannt ist eine Werft aus der Volksrepublik China, Wintech, die ihre Boote sehr billig verkaufen, sodass viele sie als Trainingsboote vor allem im Kinder und Jugendbereich nutzen. Sie sind Weiß mit einem Roten oder Blauen Streifen an der Seite. Bekannte nicht mehr existierende Hersteller sind die Bootswerften Friedrich Pirsch aus Berlin, Gehrmann und FISO, vormals Karlisch (alle Deutschland), deren Boote vor allem im Gigboot-Bereich noch weit verbreitet sind.

Siehe auch