Ryōgen
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Ryōgen (jap. 良源; * 15. Oktober 912 in Torahime, Azai-gun, Provinz Ōmi (heute Nagahama, Präfektur Shiga); † 26. Januar 985), war ein Mönch der japanischen Tendai-Schule, der sich als 18. Abt und Erneuerer des berühmten Enryaku-Tempels (Enryaku-ji) einen Namen machte und seit dem japanischen Mittelalter im Volksglauben religiöse Verehrung genießt.
Leben
Ryōgen wurde im 12. Jahr der Devise Engi (912) in Torahime, Provinz Ōmi als Sohn der wohlhabenden Familie Kizu geboren. In seiner Kindheit hieß er Kannonmaru oder auch Hiyoshimaru. Im Alter von 12 Jahren trat er in die Tendai-Schule auf dem Berg Hiei (Hieizan) ein, von wo aus er sowohl seine Heimat als auch die Kaiserstadt Kyōto überblicken konnte. Dank seiner Intelligenz und Disputierkunst stieg er rasch in der Hierarchie auf über den Rang eines Naigubu (内供奉) und Tendai shuza (天台座主, 966) bis zur höchsten Position des Daisōjō (大僧正) im Jahre 981.
Der für die Schule bedeutsame Enryaku-Tempel hatte durch Feuersbrünste in den Jahren 935, 941 und 966 wichtige Gebäude verloren. Auch war im Zuge der Expansion der Schule die Disziplin der Mönche gesunken. Ryōgen gewann die Unterstützung wichtiger Persönlichkeiten am Hofe des Tennō Murakami und bewerkstelligte einen erheblich erweiterten Wiederaufbau der Anlage. Zugleich setzte er 26 Disziplinarregeln[1] durch, was die religiöse Erneuerung beschleunigte und die Zahl engagierter Novizen steigerte.
Diese Expansion der Kräfte war im 10. Jahrhundert überlebenswichtig, denn der Kampf zwischen den Tempeln und Schulen um die Ernennung zum höchsten Tempel im Lande wurde erbittert und mit allen Mitteln ausgefochten. 970 richtete Ryōgen eine Art stehende Truppe ein – zunächst wahrscheinlich vorwiegend mit Söldnern, denn eine seiner Disziplinarregeln untersagte Mönchen das Tragen von Waffen. In der Folge griffen jedoch auch Mönche zur Waffe, besonders jene, die der rangniedrigen ‚Hallenschar’ (堂衆, dōshū) angehörten. Ryōgen hatte zeitlebens beträchtliche Mühe, diese von ihm eingeleitete Militarisierung unter Kontrolle zu halten. Die Mönchskrieger (sōhei) der großen Tempel übten in den folgenden Jahrhundert einen großen Einfluss auf die politische Entwicklung Japans aus.
Unter Ryōgens Schriften wird die Abhandlung über ‚Neun Arten der Erreichung der Wiedergeburt im Reinen Land’ (Gokuraku Jōdo kubon ōjō gi, 極楽浄土九品往生義) als erster von einem Mönch der Tendai Schule verfasster Text zum ‚Reinen Land’ hervorgehoben. Ryōgen ist auch als Lehrer von Genshin bekannt. Er starb im Alter von 73 Jahren und wurde auf dem Berg Hiei beigesetzt.
Der Hof verlieh ihm postum den Titel Jie daishi (慈恵大師, etwa soviel wie ‚Großer Lehrer der Barmherzigkeit und Weisheit’). Da die Verleihung dieses Titels am dritten Tag des ersten Monats erfolgte, verbreitete sich auch der Name Ganzan daishi (元三大師, etwa soviel wie ‚Großer Lehrer des Dritten Ersten’)
Ryōgen als Beschützer
Die schon zu Lebzeiten beträchtliche Verehrung Ryōgens nahm nach seinem Tode mehr und mehr religiöse Züge an. Seit dem Mittelalter schrieb man ihm unter vielerlei Namen Kräfte zu, Unheil von Haus und Familie fernzuhalten und reihte ihn unter die ‚Großen Lehrer der/zur Abwehr von Unheil’' (Yakuyoke Daishi, 厄除け大師) ein. Besonders zwei Formen sind verbreitet:
‚Großer Lehrer mit Hörnern’ (Tsuno Daishi, 角大師): Einer Legende zufolge nahm Ryōgen einst die Gestalt eines Teufels an, um den Angriff einer Epidemie-Gottheit abzuwehren. Noch heute sind in Tempeln der Tendai-Schule Papier-Amulette mit dem Bild von Ryōgen in der Gestalt eines Teufels erhältlich, die man zur Abwehr von Übeln an den Hauseingang klebt.
‚Bohnen-Großlehrer’ (Mame Daishi, 豆大師): Anderen, auf der Lotos-Sutra aufbauenden Vorstellungen zufolge gilt Ryōgen als eine der 33 Erscheinungsformen, welche die Gottheit Kannon annimmt, um den Menschen zu helfen. Auf diesen Amulett-Bildern sieht man 33 Bildchen von Ryōgen etwa in der Größe und Form einer Bohne, worauf die Verwendung des betreffenden Schriftzeichens (mame, 豆) beruht. Dieses Zeichen für Bohne wiederum ersetzte einst eine gleichlautende Fügung mame (魔滅) mit der Bedeutung ‚Ausmerzung der Teufel/Dämonen/des Unheils’. Wahrscheinlich geschah das während der Muromachi-Zeit, in der sich die Sitte verbreitete, anlässlich des Wechsels der Jahreszeit (Setsubun) das Unheil in Gestalt eines Teufels durch Bewerfen mit Bohnen zu vertreiben.
Literatur
- Paul Groner: Ryogen and Mount Hiei – Japanese Tendai in the Tenth Century. University of HawaiVorlage:Okinai Press, Honolulu 2002 (Studies in East Asian Buddhism 15)
- Daigan Lee Matsunaga, Alicia Orloff Matsunaga: Foundation of Japanese Buddhism; Vol. I; The aristocratic age. Buddhist Books International, Los Angeles / Tokio 1974.
- Yamada Etai: Gensan daishi. Daiichi Shobō, Tokyo 1959.
Einzelnachweise
- ↑ So wurden Körperstrafen ebenso verboten wie das Unterbrechen religiöser Zeremonie und das Verlassen des Bergs Hiei während der 12-jährigen Ausbildung.
Personendaten | |
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NAME | Ryōgen |
ALTERNATIVNAMEN | Kannonmaru (Kindheitsname); Hiyoshimaru (Kindheitsname); Jie Daishi (postumer Ehrentitel); Ganzan Daishi (postume volkstümliche Bezeichnung); 元三大師 (postumer Ehrentitel, japanisch); 慈恵大師 (postumer Ehrentitel, japanisch) |
KURZBESCHREIBUNG | japanischer buddhistischer Mönch, Erneuerer der Tendai-Schule |
GEBURTSDATUM | 15. Oktober 912 |
GEBURTSORT | Torahime, Azai-gun, Provinz Ōmi, heute Nagahama, Präfektur Shiga |
STERBEDATUM | 26. Januar 985 |
STERBEORT | Enryaku Tempel, Hieizan, heute Teil von Ōtsu, Präfektur Shiga |