Sascha Schneider

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Sascha Schneider (r.) mit Karl May, 1904

Sascha Schneider (* 21. September 1870 in Sankt Petersburg; † 18. August 1927 in Swinemünde; eigentlich Rudolph Karl Alexander Schneider) war ein deutscher Professor, Bildhauer und Maler, der vor allem als Illustrator der Deckelbilder der Reiseerzählungen von Karl May bekannt wurde.

Leben und Wirken

Grab Sascha Schneiders auf dem Loschwitzer Friedhof

Kindheit und Jugend verbrachte Sascha Schneider, Sohn eines Redakteurs und Druckereibesitzers, in St. Petersburg. 1881 siedelte die Familie zunächst nach Zürich über. Nach dem Tod des Vaters zog die Familie nach Dresden weiter, wo er das Kreuzgymnasium besuchte.

1889 begann Schneider nach dem Abitur ein Kunststudium an der Dresdner Kunstakademie. 1893 bezog er mit einem Kollegen ein Atelier und bestritt ab 1894 Ausstellungen. Sein eigenes Atelier eröffnete er 1900 in Meißen, in dessen heutigem Stadtteil Cölln er in der Johanniskirche ein Fresko gestaltete. Von 1900 bis 1904 lebte Schneider im Haushalt seiner verwitweten Mutter und seiner unverheirateten Schwester.

1903 lernte er Karl May kennen. Nachdem Schneider schon diverse Wandgemälde in Leipzig gestaltet hatte, gab May im Oktober 1903 das Wandgemälde „Der Chodem“ bei Schneider in Auftrag. Ein halbes Jahr später beschloss May, seine Reiseerzählungen im Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld mit neuen symbolistischen Deckelbildern von Sascha Schneider (Sascha-Schneider-Ausgabe) ausstatten zu lassen. Schneider vertraute Karl May seine homosexuelle Orientierung an. Dies hinderte Karl May nicht daran, eine Serie von neuen Titelbildern bei Schneider in Auftrag zu geben (z. B. Durch die Wüste, Durchs wilde Kurdistan, Am Rio de la Plata).[1] Unter dem Druck der Verleger wurden diese Darstellungen jedoch schon anlässlich der nächsten Auflage ausgewechselt und in kleine Kunstmappen verbannt.[1] 1904 wechselte Schneider als Professor an die Großherzoglich-Sächsische Kunstschule in Weimar. Er ließ sich ein großes Atelier bauen, wo er in den folgenden Jahren viele monumentale Männerskulpturen und Gemälde erschuf. In dieser Zeit war er mit dem Maler Hellmuth Jahn liiert.[1] Als Jahn hingegen begann, Schneider zu erpressen, floh dieser nach Italien, wo Homosexualität zu jener Zeit straffrei war. Dort lernte er den Maler Robert Spies kennen. Gemeinsam reisten beide in den Kaukasus. Für ein knappes halbes Jahr kehrte er nach Leipzig zurück und wohnte danach bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges in Florenz, wo er mittlerweile den Maler und Bildhauer Daniel Stepanoff kennengelernt hatte. Als Künstler wurde ihm in Deutschland zu jener Zeit die gebührende Anerkennung verweigert. Seine Skulptur Badende Knaben, die er für das Albertinum in Dresden geschaffen hatte, wurde 1912 wegen „Aufreizung zur widernatürlichen Unzucht“ abgelehnt.[2][1]

Nach 1914 lebte Schneider im Künstlerhaus in Dresden-Loschwitz[3] oder in Hellerau bei Dresden[1]. Gemeinsam mit einem Generaloberst und einem Sportmeister gründete er die Kraft-Kunst, ein Institut für Körperausbildung und Erziehung. Dort trainierten unter anderem junge männliche Aktmodelle, die Schneider auf seinen Körperkulturbildern festhielt.[1]

1927 starb Schneider nach einer Zuckerentgleisung eines Diabetes mellitus mit anschließendem Koma. Dies geschah auf einer Schiffsrundreise kurz vor dem Einlaufen des Schiffes in den Hafen von Swinemünde, als er beim Trinken zu einer Flasche giftigen Fleckwassers gegriffen hatte. Seine Grabstelle befindet sich auf dem Loschwitzer Friedhof, die mit einer Portraitbüste von Paul Peterich ausgestattet wurde.

Werke

  • Mein Gestalten und Bilden, 1912, autobiographische Schrift
  • Titelzeichnungen zu den Werken Karl Mays. Mit einführendem Text von Prof. Dr. Johannes Werner. Verlag von Friedrich Ernst Fehsenfeld, Freiburg, 1905

Bildergalerie

Literatur

  • Hans-Gerd Röder: Sascha Schneider – ein Maler für Karl May. Karl-May-Verlag, Bamberg 1995, ISBN 3-7802-0280-8
  • Rolf Günther, Klaus Hoffmann: Sascha Schneider & Karl May — Eine Künstlerfreundschaft. Karl-May-Stiftung, Radebeul 1989, ISBN 3-910035-03-5
  • Rolf Günther: Der Symbolismus in Sachsen 1870-1920. Dresden, Sandstein, 2005, ISBN 3-937602-36-4
  • Hansotto Hatzig: Karl May und Sascha Schneider. Dokumente einer Freundschaft. In: Beiträge zur Karl-May-Forschung, Band 2, Bamberg 1967
  • Annelotte Range: Zwischen Max Klinger und Karl May. Karl-May-Verlag, Bamberg 1999, ISBN 3-7802-3007-0
  • Zimmermann, Felix: Sascha Schneider. Verlag der Schönheit, Dresden 1924
  • Frank Andert (Redaktion): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. 2., leicht geänderte Auflage. Stadtverwaltung, Radebeul 2006, ISBN 3-938460-05-9
  • Hans-Dieter Steinmetz, Hartmut Vollmer (Hrsg.): Karl May. Briefwechsel mit Sascha Schneider. Karl-May-Verlag, Bamberg & Radebeul 2009, ISBN 978-3-7802-0093-8

Weblinks

Commons: Sascha Schneider – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Bernd-Ulrich Hergemöller, Mann für Mann, Seiten 636/637
  2. Hansotto Hatzig: Karl May und Sascha Schneider, Dokumente einer Freundschaft. Bamberg, Karl-May-Verlag 1967
  3. Frank Andert (Redaktion): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. 2., leicht geänderte Auflage. Stadtverwaltung, Radebeul 2006, S. 174