Satz von Banach-Alaoglu
Der Satz von Banach-Alaoglu (auch Satz von Alaoglu oder Satz von Alaoglu-Bourbaki bzw. in einer allgemeineren Version Satz von Banach-Alaoglu-Bourbaki) ist ein Kompaktheitssatz und wird im Allgemeinen dem Gebiet der Funktionalanalysis zugeordnet, obwohl er eine rein topologische Aussage enthält und im Wesentlichen aus dem Satz von Tychonoff folgt.
Er ist nach Stefan Banach und Leonidas Alaoglu benannt.
Der Satz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es sei ein normierter Raum und dessen topologischer Dualraum. Dann ist die Menge
kompakt bezüglich der schwach-*-Topologie in .
Diskussion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Bedeutung dieser Aussage ergibt sich vor allem aus dem Vergleich mit dem Lemma von Riesz, wonach die normabgeschlossene Einheitskugel eines normierten Raumes genau dann kompakt bezüglich der Normtopologie ist, wenn der Raum endliche Dimension hat. Der topologische Dualraum , also der Raum aller stetigen linearen Funktionale auf einem normierten Raum , ist selbst wieder normiert vermöge
Die normabgeschlossene Einheitskugel in ist gerade die Menge . Mit ist auch von unendlicher Vektorraumdimension. Angewandt auf folgt aus dem Lemma von Riesz, dass im Fall nicht normkompakt ist. Wohl aber ist kompakt in der schwächeren schwach-*-Topologie.
Man beachte an dieser Stelle nochmals, dass zur Konstruktion von die Norm von verwendet wird, die Kompaktheit aber nicht in der Normtopologie, sondern in der schwach-*-Topologie gilt.
Im Zusammenhang mit obigem Vergleich lässt sich auch die Einordnung des Satzes von Banach-Alaoglu in den Bereich der Funktionalanalysis begründen, denn erst bei unendlicher Dimension des zugrundeliegenden normierten Raumes ist die Aussage nichttrivial ( und mit obiger Norm sind im Endlichdimensionalen topologisch isomorph, und die schwach-*-Topologie ist gleich der Normtopologie).
Man beachte, dass der Satz von Banach-Alaoglu nicht die Lokalkompaktheit der schwach-*-Topologie impliziert, denn diese ist gröber als die Normtopologie und die abgeschlossene Einheitskugel ist keine Nullumgebung. Jeder lokalkompakte topologische Vektorraum ist nämlich endlichdimensional.[1]
Anwendung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kompakte Mengen sind in der (Funktional-)Analysis immer von großer Bedeutung. Da sie in unendlichdimensionalen normierten Räumen (nach dem oben genannten Lemma von Riesz und allgemeiner der Nicht-Lokalkompaktheit) eher rar sind, der Wechsel zur schwächeren schwach-*-Topologie aber in vielen Situationen keine große Einschränkung bedeutet bzw. diese Topologie auf natürlichem Wege ins Spiel kommt, gibt einem dieser Satz eine Fülle „neuer“ kompakter Mengen an die Hand. Als prominentes Beispiel soll hier der Beweis des Satzes von Gelfand-Neumark aus der Theorie der C*-Algebren genannt werden, der einen isometrischen Isomorphismus zwischen einer beliebigen kommutativen C*-Algebra und den stetigen Funktionen auf einer kompakten Menge herstellt. Die Kompaktheit der Menge folgt dabei aus einer Anwendung des Satzes von Banach-Alaoglu.
Außerdem ist der Satz von Banach-Alaoglu zentrales Element des Beweises zum Fundamentalsatz der Young-Maße. Er erlaubt es, aus einer Folge atomarer Maße eine schwach-*-konvergente Teilfolge auszuwählen.[2]
Verallgemeinerungen und andere Formulierungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Verallgemeinerung: Satz von Alaoglu-Bourbaki
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Satz von Banach-Alaoglu kann für allgemeinere topologische Vektorräume formuliert werden.
Sei ein lokalkonvexer Raum. Für eine Nullumgebung in ist
(die sog. Polare von ) eine schwach-*-kompakte Menge.
Für Banachräume
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Einheitskugel im Dualraum eines Banachraumes ist schwach-*-kompakt.
Für separable Banachräume
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Einheitskugel im Dualraum eines separablen Banachraumes ist mit der schwach-*-Topologie kompakt und auch schwach-*-metrisierbar, weshalb sie damit auch schwach-*-folgenkompakt ist. Das heißt, jede Folge besitzt eine schwach-*-konvergente Teilfolge mit Grenzwert in .[3]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dirk Werner: Funktionalanalysis. Springer, Berlin 1995, ISBN 3-540-59168-0, S. 335 f.
- Herbert Schröder: Funktionalanalysis. 2. Auflage. Deutsch, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-8171-1623-3, S. 93 f.
- Klaus Jänich: Topologie. 4. Auflage. Springer, Berlin 1994, ISBN 3-540-57471-9, S. 201 f.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- László Erdős: Banach-Alaoglu theorems. (PDF; 94 kB) Abgerufen am 16. August 2013.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Nicolas Bourbaki: V. Topological Vector Spaces (= Elements of Mathematics). Springer, Berlin 2003, ISBN 3-540-42338-9, I, S. 15 (Originaltitel: Éspaces vectoriels topologiques. Paris 1981. Übersetzt von H. G. Eggleston und S. Madan).
- ↑ Stefan Müller: Variational models for microstructure and phase transitions. In: Calculus of Variations and Geometric Evolution Problems: Lectures given at the 2nd Session of the Centro Internazionale Matematico Estivo (C.I.M.E.) held in Cetraro, Italy, June 15–22, 1996 (= Lecture Notes in Mathematics). Springer Berlin Heidelberg, Berlin, Heidelberg 1999, ISBN 978-3-540-48813-2, S. 85–210, doi:10.1007/bfb0092670.
- ↑ Joseph Diestel: Sequences and Series in Banach Spaces. 1984, ISBN 0-387-90859-5