Schiltern (Wernberg-Köblitz)

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Schiltern ist ein Ortsteil der oberpfälzischen Marktgemeinde Wernberg-Köblitz im Landkreis Schwandorf des Regierungsbezirks Oberpfalz im Freistaat Bayern.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der landwirtschaftlich geprägte Ort Schiltern liegt etwa auf halber Strecke Wernberg-Losau Gewässeraufwärts am Schilternbach, ca. 3 km östlich von Wernberg, unmittelbar an der Autobahn, 3 Kilometer östlich des Autobahnkreuzes Oberpfälzer Wald. An der ostseitigen Dorfgrenze liegt der Prügelhof. Etwas abgesetzt, ca. 0,5 km westlich des Ortes liegt ein alleinstehendes Anwesen (heute Westseite der Autobahn). Hierbei handelt es sich um eine der Ziegeleien in der Landwirtschaft, die auf Basis der „Degel“-Vorkommen Steine und wohl auch Dachziegel für das weitere Umfeld herstellten.

Etymologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name Schiltern findet sich vielfach alleine in Bayern namensverwandt zum Teil in historischen Formen z. B. in Schiltorn[1], Oberschiltern[2] Unterschilding[3], Unterschiltern[4], Schalding[5], Schildorn[6], Schildthurn[7], Schilding[8], Oberschiltern[9] und Schilding[10] Vergleichbare Orte sind z. B. in der Schweiz Schilthorn[11], in Österreich Schiltern[12] oder in Tschechien Štítary[13]. Der Ortsname legt ähnlich wie bei z. B. Zeitlarn – Zeiteln, Honiggewinnung oder Schäftlarn – Schäftemacher, Speermacher, ein frühes Handwerk oder eine Gewerbesiedlung nahe. Damit käme sprechenderweise „bei den Schildmachern“ also wohl ein Handwerkerdorf auf grundherrschaftlicher Basis infrage. Nach Reitzenstein ist die häufigste Handwerkerbezeichnung mit dem Suffix „-er“, die sich beim Schildmacher im mittelhochdeutschen „Schiltaere“ wiederfindet. Basis dieses Wortes ist „Schilt“ (Schild).[14]

Das wohl älteste Anwesen, der Schilter-Hof oder die Schilter-Mühle[15], dürfte seinen Namen auf das Gewässer zwischen Schiltern und Wernberg übertragen haben, das sich nahezu unverändert als „Schilterbach“ in leuchtenbergischen Grenzbeschreibungen 1361/62[16] bis zur Vermessungsuraufnahme 1836 und dem Marktplan 1974[17] in diversen Unterlagen findet. Erst in jüngster Zeit, nach der Gebietsreform, setzte sich seit ca. 2000 zunehmend der Name „Schilternbach“ durch.

Der Name Ketzereuth, Kotzenreuth, als mögliche Vorgängersiedlung von Schiltern, ist mit der Wortendung „-reuth“ ein Rodungsname. Denkbar ist hier durch die nahen slawischen Ortsnamen (Losau, Kötschdorf, Köblitz) ebenfalls ein slawischer Einfluss (vergl. den Ort Kotzen-Brandenburg).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abgeleitet aus dem Ortsnamen dürfte es sich bei Schiltern um eine frühe Ausbau-, Handwerker- oder Gewerbesiedlung im Rahmen der systematischen Landeserschließung des 9. bzw. 10. Jahrhunderts handeln. Diese mittelalterlichen Handwerker aus unterschiedlichen Branchen dürften vornehmlich im Dienst der jeweiligen Grundherrschaft, in der Nähe des betreffenden Hauptortes gewesen sein. Das hergestellte Produkt findet sich immer wieder in entsprechenden Ortsnamen. Auffallend ist, dass Schiltern zu jener Gruppe von Ortsnamen gehört, die mit gleichen oder ähnlichen Namen sowohl um Nabburg, als auch um Krems im Wald-/Weinviertel (Niederösterreich) vorkommen.

Die in älteren Forschungen angegebene Erstnennung für das Jahr 1040[18] sowie die Folgeurkunde von 1160 für das Schiltern im ehemaligen Landkreis Nabburg wird in jüngeren Forschungen dem Weiler Oberschiltern, Gemeinde Dorfen im Landkreis Erding zugewiesen. Damit ergibt sich die früheste gesicherte Nennung für Schiltern im Marktes Wernberg-Köblitz mit dem Jahr 1351. Damals erwarben die Nothaft von Wernberg ein Lehen in Schiltern.[19] Dieses Lehen zu Schiltern war Teil der Aussteuer der Anna Nothaft, als sie mit Konrad dem Sattelboger von Neuhaus verheiratet wurde. Am 25. Januar 1352 jedoch schon kauften ihr Bruder Heinrich Nothaft und dessen Ehefrau Elisabeth dieses Gut wieder zurück.[20] Das Lehen blieb dann jahrzehntelang im Besitz der Nothaft und wurde auch im Teilbrief zur Herrschaft Wernberg im Jahr 1470 beschrieben.[21]

Durch die relativ späte Nennung des Ortes gewinnt der Hinweis aus dem Häuserbuch Wernberg-Köblitz an Bedeutung, wo der Besitzer des Hauses Nr. 10 Ulrich Philipp 1421 den „Zehent auf der Öde zu Kotzereuth unter dem Dort, das man jetzt Schiltern nennt“ an Bedeutung.[22] Möglicherweise existierte der Ort Schiltern früher unter anderem Namen, oder es gab eine Zweitsiedlung unterhalb des Ortes, die Anfang des 14. Jahrhunderts eingegangen war. Selbst 1650 wurde noch der Zehent von „Kotzenreuth“ erhoben. Letzter Zehentinhaber war Andreas Ulmann im Jahr 1713.[23]

Kirchlich war Schiltern Teil der auf Reichsgut errichteten Urkirche und Großpfarrei Luhe. Noch im 16. Jahrhundert machte die Pfarrei Luhe Ansprüche daraus geltend.[24] Schiltern stellte dabei sicherlich die südlichste Grenze dieses Gebietes dar. Im 13. Jahrhundert dürfte das Gebiet zur Landgrafschaft Leuchtenberg gekommen sein.

Für einen etwas herausgehobenen Personenkreis spricht der Lehenbesitz der Familie Steiner zu Schiltern die 1380 Güter und Rechte in Friedersdorf[25] und 1399 in Oberköblitz[26] hatten. Zu diesem herausgehobenen Personenkreis ist auch die Familie Ulmann zu nennen, die sowohl in Losau als auch in Schiltern Besitzungen hatte und Lehensträger der Paulsdorfer auf den Zehent zu Schiltern waren.[27] 1676 war Andreas Ulmann, der nun in Schiltern auf Haus Nr. 3, Hausname „Wirth“ saß, Bürgermeister im Markt Wernberg.[28]

Für die Landgrafen von Leuchtenberg waren die Einkünfte aus Schiltern immer wieder Teil frommer Stiftungen. Nachdem Landgraf Leopold von Leuchtenberg bereits einen Hof an die Pfarrkirche Pfreimd gegeben hatte, stiftete er im Jahr 1411 einen zweiten Hof zu Schiltern.[29] 1413 gab Landgraf Leopold von Leuchtenberg dann nochmals 2 Höfe in Schiltern zum Gotteshaus Pfreimd.[30] Beim Aussterben der Landgrafen im Jahr 1646 wurde in der Zusammenstellung des Nachlasses der böhmischen Lehen, Besitz in Schiltern mit 4 Höfen ausgewiesen.[31] Zehentrechte hatten jedoch auch die Pfarreien Köblitz und Trausnitz.[32]

Abgrenzungen

Im Jahr 1783 erschien „Schiltern das Dorf“ und „Schiltern-Einöd“ (Prüglhof) als Ortschaften in der Landgrafschaft Leuchtenberg.[33]

Die Schiltermühle wurde zeitweise separat erfasst und dem Prüglhof als zugehörig bezeichnet. Sie ist aber Teil des Dorfes Schiltern. 1838 wurde sie als „Schönmühle“ bezeichnet.[34] Auch das Schilterner Anwesen die „Ziegelhütte“ wurde wohl aus der vom Dorf abgesetzten Lage immer wieder separat aufgeführt, ist aber Teil der Ortschaft Schiltern.

Ortsgröße

1413 sind drei Wohngebäude/Höfe ausgewiesen.[35] Der Ort war im Aufbau. 1510 sind bereits 5 Anwesen[36] um 1550 acht[37] und bis 1555 neun Gehöfte feststellbar.[38] Ab ca. 1692 war der Anwesen-Bestand über längere Zeit mit ca. 12 Anwesen bis 1860 weitgehend stabil.[39] Der Ort hatte damals 75 Einwohner/Seelen.[40] Zur Zeit der Eingemeindung in den Markt Wernberg hatte er noch 62 Einwohner.[41]

Kommunalorganisation

1803 kam Schiltern zum Landgericht Treswitz, das 1805 nach Vohenstrauß übersiedelte. 1821 vereinigte man Losau und 12 Familien in Schiltern in der Ruralgemeinde Losau im damals neu geschaffenen Landgerichtsbezirk Treswitz, dem späteren Bezirksamt Vohenstrauß. Die Zuordnung in das Landgericht Nabburg erfolgte zusammen mit der damaligen Gemeinde Losau 1857. Die Gebietsreform führte schließlich am 1. Januar 1972 zur Eingliederung in den Markt Wernberg und seit 1974 dem Markt Wernberg-Köblitz. Die Umpfarrung von Schiltern mit dem Prügelhof aus der Oberköblitzer Expositur Glaubendorf in die Pfarrei St. Anna in Wernberg war der Gebietsreform schon im Jahr 1964 vorangegangen.[42] 1982 wurde eine Ortskapelle erbaut.[43]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Schiltorn/Plattling, Landkreis Deggendorf, Niederbayern.
  2. Oberschiltern, Weiler in der Gemeinde Dorfen, Landkreis Erding, Oberbayern.
  3. Unterschilding, Weiler, Gemeinde Palling, Landkreis Traunstein, Oberbayern.
  4. Unterschiltern, Weiler, Gemeinde Dorfen, Landkreis Erding, Oberbayern.
  5. Schalding an der Donau, kreisfreie Stadt Passau, Niederbayern.
  6. Schildorn, Weiler, Gemeinde Griesbach, Landkreis Passau, Niederbayern.
  7. Schildthurn, Gemeinde Zeilarn, Landkreis Rottal-Inn, Niederbayern.
  8. Schilding, Dorf, Gemeinde Samerberg, Landkreis Rosenheim, Oberbayern.
  9. Schiltern, Oberschiltern, Gemeinde Dorfen, Landkreis Erding, Oberbayern; Schiltern, Oberschiltern, St. Koloman von Schwindkirchen, Bayern.
  10. Schilding, Weiler, Gemeinde Aicha vorm Wald, Landkreis Passau, Niederbayern.
  11. Schilthorn/Lauterbrunnen, Schweiz; Schilthorn, Piz Gloria Mürren, Schweiz.
  12. Schiltern, Gemeinde Langenlois, Niederösterreich; Schiltern Gemeinde Seebenstein, Niederösterreich.
  13. Štítary, Okres Znojmo, Tschechien.
  14. Wolf-Armin von Reitzenstein, Ortsnamen als Zeugnisse für mittelalterliche Handwerkersiedlungen in Bayern, in Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte, München, Band 78, Heft 2, S. 371.zit. nach Lexter, Handwerkerbuch I, Sp 737, 739.
  15. Helmut Reis, Häuserbuch. Die Altanwesen und ihre Besitzer im Bereich des Marktes Wernberg-Köblitz, Pfreimd 1993, S. 322.
  16. Hans Wagner, Regesten der Stadt Weiden (1936), Urk. Nr. 90.
  17. Marktarchiv Wernberg-Köblitz, Ortsplan Markt Wernberg Ldkr. Nabburg/Opf., erstellt von Kartograph Axthammer (1974).
  18. Nab-Burg, heimatkundliche Beilage zum Nabburger Volksboten, 15. August 1930, zitiert nach Monumenta Boica 4, 20ff. Robert Kuhnle, Der Landkreis Nabburg 1967, S. 112; Helmut Reis, Häuserchronik der ehemaligen Gemeinde Losau, erschienen in Blätter des Bayerischen Landesvereins für Familienkunde, 41, Jahrgang 1978, Band XIII, Heft 8, Regensburg 1978, S. 314. Widerspruch mit Aribo de Sciltarina, ca. 1130: Armin von Reitzenstein ordnete diese Urkunden nicht dem Ort Schiltern im ehemaligen Landkreis Nabburg zu.
  19. StAAm, Landgrafschaft Leuchtenberg U38 vom 25. Januar 1351.
  20. Illumatius Wagner, Geschichte der Landgrafen von Leuchtenberg, Kallmünz 1952–1956, Band 2, S. 53.
  21. Illumatius Wagner, Geschichte der Landgrafen von Leuchtenberg, Kallmünz 1952–1956, Band 3, S. 148ff. Inhaber dieses Lehens war Jacob Dickl.
  22. Helmut Reis, Häuserbuch. Die Altanwesen von Wernberg-Köblitz und ihre Besitzer, Pfreimd 1993, S. 320, Haus Nr. 10.
  23. Helmut Reis, Häuserbuch. Die Altanwesen von Wernberg-Köblitz und ihre Besitzer, Pfreimd 1993, S. 313.
  24. J. B. Lehner, Wie der Markt Luhe in der Oberpfalz im Jahre 1617 kalvinisch werden sollte, erschienen im 5. Jahresbericht des Vereins zur Erforschung der Regensburger Diözesangeschichte, Deggendorf 1930, S. 32.
  25. Nab-Burg, heimatkundliche Beilage zum Nabburger Volksboten, Jahrgang 1930, S. 14: Der Hof des Meinrich Maier von Friedersdorf ging am 22. November 1380 von Heinrich Steiner zu Schiltern zu Lehen. Noch am 23. Juni 1355 war dieses Lehen im Besitz der familie Zenger von Nabburg.
  26. Nab-Burg, heimatkundliche Beilage zum Nabburger Volksboten, Jahrgang 1930, S. 13, zitiert nach Gerichtsurkunden 28: Am 16. Oktober 1399 verkaufte Michl Steiner zu Schiltern ein Lehen in Oberköblitz an Hans den Artnberger, Bürger zu Luhe.
  27. Helmut Reis, Häuserbuch. Die Altanwesen von Wernberg-Köblitz und ihre Besitzer, Pfreimd 1993, S. 300, 320, zitiert nach BayHStAM, Ob Lehnhof, Nr. 2317.
  28. Helmut Reis, Häuserbuch. Die Altanwesen von Wernberg-Köblitz und ihre Besitzer, Pfreimd 1993, S. 313.
  29. Illumatius Wagner, Geschichte der Landgrafen von Leuchtenberg, Kallmünz 1952–1956, Band 3, S. 16; Nab-Burg, heimatkundliche Beilage zum Nabburger Volksboten, vom 24. April 1926. Dort wird präzisiert: Die Stiftung vom 24. Juni 1411 beinhaltete den Hof des Hans Rauch zu Schiltern, der jährlich 1 fl 54 kr. 2 Pfg. trug.
  30. StAAm, Staatseigene Urkunden 1084 vom 19. Februar 1413.
  31. Georg Brunner, Geschichte von Leuchtenberg und der ehemaligen Landgrafen von Leuchtenberg, Amberg 1863, S. 31f.
  32. Helmut Reis, Häuserbuch. Die Altanwesen von Wernberg-Köblitz und ihre Besitzer, Pfreimd 1993, S. 311ff.
  33. Josef Eimer, Mariahilfbilder hinter Glas, Schiltern bis 1817, Landgrafschaft Leuchtenberg, in Stadtturm Pfreimd, Jahrgang 2018, S. 61, zitiert nach Ignatz Biechl, vollständige Beschreibung der Oberen Pfalz, München 1783, S. 103.
  34. Josef Lipf, Matrikel des Bistums Regensburg, Regensburg 1838, S. 164f.
  35. StAAm, Staatseigene Urkunden 1084 vom 19. Februar 1413.
  36. Helmut Reis, Häuserbuch. Die Altanwesen von Wernberg-Köblitz und ihre Besitzer, Pfreimd 1993, S. 311 f.
  37. Dieter Bernd: Vohenstrauß. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern. Reihe I, Heft 39. Komm. für Bayerische Landesgeschichte, München 1977, ISBN 3-7696-9900-9 (Digitalisat), S. 160.
  38. Helmut Reis, Häuserbuch. Die Altanwesen von Wernberg-Köblitz und ihre Besitzer, Pfreimd 1993, S. 311 ff.
  39. Helmut Reis, Häuserbuch. Die Altanwesen von Wernberg-Köblitz und ihre Besitzer, Pfreimd 1993, S. 311 ff.
  40. Matrikel des Bisthums Regensburg nach der allgemeinen Pfarr- und Kirchen-Beschreibung von 1860, S. 224.
  41. Statistisches Landesamt Bayern, Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns, München 1973, S. 138f.
  42. Paul Mai, Johann Gruber, Matrikel des Bistums Regensburg 1997, zitiert nach Schematismus 1966, 154, BOR.
  43. Paul Mai, Johann Gruber, Matrikel des Bistums Regensburg 1997, S. 465f.

Koordinaten: 49° 32′ N, 12° 12′ O