Seekarte
Eine Seekarte ist eine Karte, die für die Schifffahrt die Seewege und Küsten, Untiefen, Seezeichen, Fahrrinnen etc. von einem bestimmten Seegebiet (z. B. Nordsee) darstellt.
Die Maßstäbe von Seekarten reichen von etwa 1:25.000 bis 1:100.000 (für großmaßstäbige Küstenkarten) bis 1:2 Millionen (kleinmaßstäbige Ozeankarten).
Karteninhalt
Eine großmaßstäbige Seekarte enthält u.a.
- die Konturen der Küsten und Inseln
- Tiefenlinien (üblich sind 8 m, 5 m, 10 m und 20 m) und Einzeltiefen bezogen auf Seekartennull
- die Seezeichen als genormte Symbole
- bei Leuchtfeuern Angaben, in welchen Sektoren das Leuchtfeuer in welchen Farben und mit welcher Kennung leuchtet
- Wracks und andere Unterwasserhindernisse wie z.B. große Steine etc.
- Warnungen, wo die Tiefenangaben unzuverlässig sind
- Verkehrstrennungsgebiete und Wasserstraßen
- militärische und andere Sperrgebiete
- Kabel und Pipelines
- die wichtigsten Ortschaften, Verkehrswege und Höhen nahe der Küste
- ein Gradnetz geografischer Koordinaten, die Maschenweite ist vom Kartenmaßstab abhängig (z.B. 10 Seemeilen (1 sm = 1 NM = 1,852 km))
- die magnetische Deklination (Richtung von magnetisch Nord)
Das Landgebiet ist gelblich, der Flachwasserbereich in verschiedenen Blautönen und trockenfallende Gebiete (z.B. Watt) grün eingefärbt. Die Tiefwassergebiete haben einen weißen Hintergrund. Zeichen, Abkürzungen und Begriffe in Seekarten sind in der sogenannten Karte 1 (INT 1) aufgeführt.
Kartenprojektion
Eine Seekarte ist meist eine Mercator-Karte, also eine winkeltreue Projektion der Erdkugel auf einen Kreiszylinder. Insofern sind arktische und antarktische Gebiete stark vergrößert dargestellt; die Längen- und Breitengrade sind daher gerade Linien und schneiden sich rechtwinklig.
Amtliche Seekarten
Die amtlichen Seekarten werden in Deutschland vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH, früher DHI) herausgegeben. Das deutsche Seekartenwerk besteht aus 640 Blättern und ist seit 1997 auf die europäischen Gewässer begrenzt.
Nutzung einer Papierkarte
Der Gebrauch einer gedruckten Seekarte erfordert ein Kartenbesteck, also Stechzirkel, Kursdreiecke und Bleistift. Weitere Navigationsinstrumente sind
- Kompass
- Peilkompass oder Peil-Diopter-Aufsatz zum Kompass
- Geschwindigkeitsmesser (Logge)
- Lot (Lotleine oder Echolot)
- Radar-Gerät oder optische Distanzmesser
- Sextant
- Fernglas, um die anzupeilenden Seezeichen oder Landmarken zu identifizieren.
Es werden nach verschiedenen Verfahren Positionen in der Seekarte geometrisch konstruiert, indem man zwei, besser drei Linien zum Schnitt bringt. Auch drei Linien sollten sich theoretisch alle im gleichen Punkt schneiden, bilden stattdessen jedoch oft ein kleines Fehlerdreieck, dessen Mitte als Standort zum Zeitpunkt der Standortermittlung angenommen werden kann. Optisch ermittelte Positionen werden mit einem kleinen Kreis umgeben und per Funknavigation ermittelte mit einem kleinen Dreieck. Die Positionen werden mit der jeweiligen Uhrzeit beschriftet durch die Kurslinie verbunden.
Seekarten werden meist plan verkauft, da gefaltete Karten ungenau werden. Sie werden auch nur plan in Schubladen oder gerollt gelagert.
Digitale Seekarten
Zur Zeit laufen Bestrebungen, Seekarten auf elektronischer Basis aufzubauen (siehe: ECDIS).
Seekarten auf Papier werden mit Einführung der modernen GPS-Systeme, elektronischer Seekarten und kompletter elektronischer Navigationssysteme immer seltener gebraucht.
Ein großer Nachteil der traditionellen Papierkarten ist die aufwändige Laufendhaltung der Karten durch den Schiffsnavigator. Er muss Änderungen, die vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie in den wöchentlich erscheinenden Nachrichten für Seefahrer (NfS) publiziert werden, von Hand in die Karten eintragen. Dabei müssen z.B. neue Seezeichen exakt in die Karte eingetragen werden. Bei den elektronischen Systemen wird diese ungeliebte und zeitraubende Arbeit durch Updates der Kartendaten erledigt.
Mitte 2005 wurde als erstes Fahrzeug das U-Boot USS Oklahoma City (SSN-723) der US-Flotte für die ausschließliche Verwendung von digitalen Seekarten zertifiziert, einem Teil des Smart Ship Project.
Darüber hinaus können Seekarten für die USA kostenlos beim NOAA heruntergeladen werden [1].
Siehe auch
- Landkarte, Funknavigation, Seehandbuch, Nachrichten für Seefahrer, Brötchentütennavigation (scherzhaft), Entwicklungsgeschichte der Seekarte
Quellen
- ↑ http://chartmaker.ncd.noaa.gov Elektronische Seekarten für die USA zum Download