„Solarium“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K Änderungen von 84.128.51.1 (Diskussion) rückgängig gemacht und letzte Version von Pittimann wiederhergestellt
Agrippa.minor (Diskussion | Beiträge)
Zeile 48: Zeile 48:
== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.photomed.de/Zertifizierte_Studios.zertifizierte_studio.0.html - Nach dem RTS Siegel zertifizierte Solarien]
* [http://www.photomed.de/Zertifizierte_Studios.zertifizierte_studio.0.html - Nach dem RTS Siegel zertifizierte Solarien]
* [http://www.SonnenNews.de (Künstliche) Sonne als Lebenselexier - Wichtige Informationen und Studien zum Sonnenschein-Vitamin D]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 16. Juni 2011, 22:57 Uhr

Solarium

Ein Solarium (in Deutschland umgangssprachlich auch Sonnenbank) ist eine technische Einrichtung zur Bestrahlung des Körpers mit UV-Licht. In der Regel wird damit eine Bräunung der Haut aus kosmetischen Gründen bezweckt; Solarien werden aber auch in der Medizin zur Behandlung von Hautkrankheiten eingesetzt.

Technik

Die wesentlichen technischen Komponenten eines Solariums sind eine künstliche UV-Strahlenquelle, verschiedene Filter und Reflektoren sowie ein mechanischer Aufbau mit einer festgelegten Nutzfläche[1].

In verschieden starken Solarien können unterschiedliche Bräunungsergebnisse erzielt werden. Dies liegt zum einen an unterschiedlich starken UV-Röhren und zum anderen an den unterschiedlichen Verhältnissen zwischen den UV-A- und UV-B-Anteilen der UV-Strahlung. Während der UV-A-Anteil hauptsächlich eine oberflächliche Bräune erzeugt, die sehr schnell auftritt und intensiv ist, aber dafür auch schneller verblasst, ist die UV-B-Strahlung vor allem für längere Bräunungsergebnisse verantwortlich. Der Nachteil der UV-B-Strahlung ist, dass die Bräune erst ein bis zwei Tage nach dem Solariumbesuch sichtbar wird. Es ist also je nach dem gewünschten Bräunungsziel die entsprechende Sonnenbank zu wählen. Die Gerätebestückung in puncto Auswahl des Herstellers, des Gerätetyps und Modells kann von Sonnenstudio zu Sonnenstudio unterschiedlich sein und liegt im Ermessen des Betreibers. Es existieren vereinzelt noch ältere Geräte in den Studios, die aufgrund ihrer Strahlenstärke von 0,6 Watt/m² und mehr nicht mehr zertifiziert werden können und nach Empfehlungen des Bundesamt für Strahlenschutz eigentlich nicht mehr betrieben werden sollten.

Neuere Geräte "0,3-Watt-Geräte" erfüllen die derzeit gültigen gesetzlichen Anforderungen gemäß Brüsseler Beschluss vom Juli 2007 und gelten als unbedenklich. Dennoch soll der Umgang mit der künstlichen UV-Bestrahlung in Maßen und verantwortungsvoll dosiert werden.

Wortherkunft

Das lateinische Wort solarium existierte schon in der Antike. Es leitet sich von sol („Sonne“) ab und bezeichnete ursprünglich eine Terrasse oder ein Flachdach. Das Wort war zum ersten Mal in althochdeutscher Zeit entlehnt und lebt heute noch als Söller weiter.

Gesundheitsrisiko

Im Durchschnitt besuchen Deutsche ca. zwei- bis dreimal jährlich ein Solarium. Einzelpersonen lassen sich aber auch täglich bestrahlen (Stand 2002)[2].

Die Weltgesundheitsorganisation lehnt die Benutzung von Solarien zur kosmetischen Bräunung der Haut ausdrücklich ab. Sie verweist auf den in medizinischen Forschungen nachgewiesenen, grundsätzlich negativen Einfluss von UV-Strahlen durch beschleunigte Hautalterung, erhöhtes Risiko zur Erkrankung an Hautkrebs und mögliche Schäden an den Augen[3]. Seit 2009 stuft die WHO Solarien als krebserregend ein.[4]Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) weist darauf hin, dass mögliche Folgeschäden am Immunsystem wiederum den Organismus als Ganzes schädigen können[2]. Die Strahlenschutzkommission (SSK) rät sogar von der Nutzung von Solarien zu kosmetischen Zwecken grundsätzlich ab[5]. Nach einer Untersuchung des Instituts für Umweltmedizinische Forschung (IUF) in Düsseldorf [6] sorgt die ebenfalls austretende Infrarot-A-Strahlung auch für eine vorzeitige Hautalterung. [7] Personen, die auf die Nutzung eines Solariums nicht verzichten wollen, empfiehlt das BfS, vor dem Besuch das individuelle Risiko mit einem Hautarzt abzuklären, die Anzahl der Besuche zu minimieren, keinesfalls mehr als 50 Besuche einschließlich weiterer Sonnenbäder pro Jahr durchzuführen, vor dem Urlaub auf Solariumsbesuche zu verzichten, immer eine entsprechende Schutzbrille zu tragen und vorher keinen Gebrauch von Kosmetika, einschließlich Sonnencreme, zu machen[8].

Vor dem Besuch eines Solariums sollte für Erstbenutzer grundsätzlich die Feststellung des Hauttyps und eine Beratung durch das Personal stehen. Besonders hellhäutigen Menschen mit hohem Sonnenbrand- und Hautkrebsrisiko wird normalerweise von der Benutzung eines Solariums ebenfalls grundsätzlich abgeraten[9].

Der Wissenschaftliche Ausschuss „Konsumgüter“ der Europäischen Kommission rät Personen mit bekannten Risikofaktoren für Hautkrebs keine Sonnenbänke zu benutzen. Dazu gehören Personen mit einem empfindlichen Hauttyp, Sommersprossen, unregelmäßigen oder zahlreichen Leberflecken sowie familiärem Auftreten von Melanomen. Während der Benutzung von Sonnenbänken sollte ein Augenschutz getragen werden. Solarien dürfen nicht von Personen unter 18 Jahren genutzt werden, da das Risiko für Hautkrebs besonders hoch ist, wenn Sonnenbänke in der Jugend genutzt werden[10][11].

Das BfS bietet Solarienbetreibern an, die Sicherheit ihrer Geräte freiwillig prüfen und zertifizieren zu lassen[1]. Allerdings haben in den ersten drei Jahren nur 90 von über 4.000 gewerblichen Sonnenbankbetreibern diese Möglichkeit genutzt[12]. Im Jahr 2002 hatte das BfS Stichprobentests durchgeführt und dabei festgestellt: „ein großer Teil der untersuchten Solarien wies Bestrahlungsintensitäten auf, die die Intensität der Mittagssonne am Äquator um ein Mehrfaches übertreffen.“[2]. Daher ist die Bestrahlungsdauer im Solarium auch gewöhnlich wesentlich kürzer als ein Sonnenbad in der Natursonne.

Ein Verbot der Solariennutzung für Minderjährige mit der Begründung der Krebsgefahr war Teil des Januar 2009 gekippten Umweltgesetzbuchs. Zunächst hatten die Behörden (auch das BfS) ein freiwilliges System versucht, doch die wenigsten der Sonnenstudios machten mit[13]. Das Verbot wurde in der Folge unabhängig vom Umweltgesetzbuch eingeführt. Am 10. März 2009 wurde der Gesetzesentwurf von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel vom Bundeskabinett verabschiedet[14] und am 19. Juni 2009 wurde das Gesetz vom Bundestag beschlossen.[15][11]

Im Dezember 2010 wurde die Verordnung zum Schutz vor schädlichen Wirkungen künstlicher ultravioletter Strahlung auf Grundlage des Gesetzes zum Schutz vor nichtionisierender Strahlung bei der Anwendung am Menschen im Bundeskabinett verabschiedet, die jedoch noch des Beschlusses durch den Bundestag bedarf. Danach soll unter anderem die Anwesenheit von geschultem Fachpersonal in Solarien Pflicht werden und die wegen der damit verbundenen Umrüstungskosten derzeit oft nicht gegebene Einhaltung der europäischen Bestrahlungsgrenzwerte auch für Altgeräte auf dem Gesetzesweg erzwungen werden. [16][17]

Solarien und Winterdepressionen

Winterdepressionen sind jahreszeitlich bedingte Depressionen, die vor allem in den Herbst- und Wintermonaten auftreten. Die geringe Intensität des Sonnenlichts wird als Ursache für diese Form der Depression angesehen. Betroffene versuchen daher oft den Lichtmangel durch Besuche in Solarien auszugleichen, um der Winterdepression entgegenzuwirken. Um Winterdepressionen zu behandeln, ist die Bestrahlung in Solarien allerdings ungeeignet.[18][19]

Winterdepressionen können durch eine Lichttherapie mit speziellen Lichttherapiegeräten behandelt werden. Dabei ist es wichtig, dass das Licht des Gerätes über die Netzhaut im Auge aufgenommen wird. Das Licht der Sonnenbank ist für das menschliche Auge schädlich und für eine Lichttherapie nicht geeignet.[20]

Mindestens 14 Millionen Solariennutzer

Die treibende Kraft gegen die Nutzung von Solarien zu kosmetischen Zwecken ist seit den 1990er Jahren die Deutsche Krebshilfe. Nach der Organisation ist Hautkrebs die häufigste Krebsart in Deutschland. Rund 195.000 Menschen würden jährlich bundesweit daran erkranken, 24.000 davon an dem besonders gefährlichen schwarzen Hautkrebs (malignes Melanom), an dem pro Jahr etwa 3000 Betroffene sterben. [21] Das Krebsregister erfasst von den verschiedenen Arten des Hautkrebses nur das maligne Melanom.[22] Hauptrisikofaktor für die Entstehung von Hautkrebs sei die natürliche und künstliche UV-Strahlung aus Sonne und Solarien.

Nach statistischen Angaben von Dezember 2010 gab es 45.000 kommerziell betriebene Solariengeräte in Deutschland. 17.000 dieser Geräte stehen in frei zugänglichen Bereichen wie Münzstudios, Schwimmbädern, Hotels sowie Wellness- und Fitness-Einrichtungen und sollten aus Sicht von Gesundheitsexperten abgeschafft werden.[23] Von den derzeit rund 14 Millionen Solariennutzern in der Bundesrepublik zwischen 18 und 45 Jahren haben mehr als ein Viertel bereits im Alter von zehn bis 17 Jahren mit dem künstlichen Bräunen in Sonnenstudios begonnen.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Informationsseite des Bundesamtes für Strahlenschutz zum Thema Solarium
  2. a b c Jahresbericht 2002 des Bundesamts für Strahlenschutz
  3. Infobroschüre der WHO zur Benutzung von Solarien (englisch)
  4. WHO International Agency for Research on Cancer Monograph Working Group: "A review of human carcinogens—Part D: radiation", The Lancet Oncology, Volume 10, Issue 8, Pages 751 - 752, August 2009
  5. Schutz des Menschen vor den Gefahren der UV-Strahlung in Solarien (Empfehlung der Strahlenschutzkommission und Wissenschaftliche Begründung, Bonn, 2001)
  6. Schröder P, Krutmann J: Infrared-A induced skin aging. In: Textbook of aging skin. Farage MA, Miller KW, Maibach HI (eds.). Springer 2010, 421-426., Schröder P, Haendeler J, Krutmann J: The role of near infrared radiation in photoaging of the skin. Exp Gerontol 43 (7): 629-632, 2008. Schröder P, Schieke SM, Morita A: Premature skin aging by infrared radiation, tobacco smoke and ozone. In: Skin aging. Gilchrest BA, Krutmann J (Eds.) – Berlin/Heidelberg: Springer 2006, pp. 45-54.
  7. brigitte.de vom 4. Februar 2009: Solarium: Strahlender Verführer
  8. Bundesamt für Strahlenschutz: Solarien gefährden die Gesundheit (2005)
  9. ARD-Magazin plusminus: Sonnenbänke - gesund oder gefährlich?
  10. Sonnenbänke & ultraviolette Strahlung Zusammenfassung eines Berichts des SCCP
  11. a b Gesetz zum Schutz vor nichtionisierender Strahlung bei der Anwendung am Menschen (NiSG)
  12. Kritische Bewertung der Zertifizierungsinitiative (sunplace.de)
  13. Ärztezeitung:
  14. Focus:Gesundheit - Solarienverbot für Jugendliche
  15. Stern:Solarium für Jugendliche verboten
  16. Tagesschau.de (abgerufen am 22. Dezember 2010)
  17. juravendis.de (abgerufen am 22. Dezember 2010)
  18. Schweriner Volkszeitung - „Solarium nutzlos bei Winterdepression - Lichttherapie kann helfen“
  19. Deutsches Grünes Kreuz - „Künstliche Wintersonne gegen Depressionen? UV-Strahlen in Solarien haben keinen Einfluss auf Winterdepression“
  20. Stiftung Warentest - „Sonnenstudios: Was Sie wissen müssen“
  21. [pS=1296318549&tx_ttnews[tt_news]=2999&tx_ttnews[backPid]=1167&cHash=a2fce107c7 vom 22. Dezember 2010]
  22. Krebs in Deutschland 2005/2006 – Häufigkeiten und Trends. 7. Ausgabe, 2010, S. 19.
  23. http://www.jugendundwirtschaft.de/html/veroeffentlichungen/archiv-jugendseite/2007/2007-02/sonne.asp?article=1&channel=1312