Religionsparodie

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In Anlehnung an Die Erschaffung Adams wird hier das Fliegende Spaghettimonster erschaffen
Das Unsichtbare rosafarbene Einhorn in seiner häufigsten Darstellungsform

Als Religionsparodien oder Spaßreligionen werden satirische Religionen bezeichnet, die sich durch Inhalt und Struktur zwar ähnlich wie Religionen präsentieren, jedoch meist nicht als Glaube, sondern als Protest gegen den Einfluss von Religionen auf Gesellschaft, Wissenschaft und Politik konzipiert sind. Besonders häufig treten sie in den USA auf. Viele Atheisten – wie zum Beispiel Richard Dawkins – nutzen Religionsparodien wie die des Fliegenden Spaghettimonsters und des Unsichtbaren rosafarbenen Einhorns als moderne Versionen von Russells Teekanne, um zu zeigen, dass eine Religion von den Gläubigen bewiesen und nicht von Atheisten widerlegt werden muss.[1] Eine Religionsparodie muss dabei nicht wie eine Religion auftreten, sondern kann auch andere Formen haben. Beispiele dieser Kategorie sind Betty Bowers aus dem Bereich des Kabaretts, Die fromme Helene aus dem Bereich der Literatur, Das Gespenst aus dem Filmbereich, der Everybody Draw Mohammed Day als Aktionstag und die Prügelnonne aus dem Bereich der Plastiken.

Logo des Dudeismus

Insbesondere der Versuch der Einführung der Schöpfungslehre, das von Kreationisten so genannte Intelligent Design, im Schulunterricht im Bundesstaat Kansas löste heftige Proteste aus und führte zur Gründung der Religion des Fliegenden Spaghettimonsters[2], des Intelligent Falling im Jahre 2005[3] und des Unintelligent Design. Andere Spaßreligionen parodieren nicht die Religionen direkt, sondern nur einzelne Aspekte derselben oder pseudoreligiösen Eifer, der an manchen Stellen zu finden ist. So entstand im Zuge des Editor War die Church of Emacs durch Richard Stallman alias St. IGNUcius. Als Reaktion darauf gründeten die Anhänger des Konkurrenzeditors Vi den Cult of vi. Die Church of Fear stellt eine allgemeine, kritische Auseinandersetzung mit der Verbreitung von Angst durch autoritäre Organisationen dar. Der Darwin-Fisch parodiert zwar den ICHTHYS, soll jedoch kein atheistisches Symbol, sondern ein Bekenntnis zur Evolutionstheorie darstellen.

Darwin-Fisch und Fliegendes Spaghettimonster als Anstecker auf einer Jacke

Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Zu den bekannteren Einzelpublikationen, die sich dem Thema Religionsparodie spielerisch zuwenden, zählt das, 2007 erschienene, Bilderbuch Wo bitte geht’s zu Gott? fragte das kleine Ferkel, von Michael Schmidt-Salomon und Helge Nyncke. Nach seiner Veröffentlichung wurden Versuche unternommen, das Buch aus Gründen des Jugendschutzes zu verbieten, nachdem prominente Kritiker, darunter Stephan Kramer die Inhalte als „ekelhaft, gefährlich und militant atheistisch“ bezeichnet hatten[6]. Andere Rezensoren sehen hier eher eine „Perspektive des weltlichen Humanismus“[7] und betrachten die Freigabe durch die Bundesprüfstelle als einen „Sieg für die Meinungsfreiheit, den gesunden Menschenverstand und die Streitkultur“.[6]

Weitere Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Religionsparodien und Spaßreligionen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Richard Dawkins: The God Delusion. Bantam, London 2006, ISBN 978-0-593-05548-9, Chapter 2: The God Hypothesis (englisch).
  2. Church of the Flying Spaghetti Monster
  3. USA Today – Spaghetti Monster is noodling around with faith
  4. Die RELIGION auf Facebook
  5. kdhv.de. Abgerufen am 9. Juli 2019.
  6. a b Gottfried Bohl: Kleines Ferkel sorgt für großen Ärger Deutschlandfunk Kultur, abgerufen am 7. Februar 2024
  7. Michael Schmidt-Salomon, Helge Nyncke. Wo bitte geht's zu Gott, fragte das kleine Ferkel buecher.de, abgerufen am 2. Februar 2024