Stift Kremsmünster

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Das Stift Kremsmünster ist ein Kloster der Benediktiner (OSB) in Kremsmünster in Oberösterreich.

Stift Kremsmünster, von Süden gesehen.

Kremsmünster ist ein Kloster mit derzeit 63 Mönchen, die teils im Kloster, teils in verschiedenen Pfarren der Umgebung oder sogar in einer der ärmsten Gegenden Brasiliens, in Barreiras, ihren Dienst an den Menschen versehen. Während der Kartage gibt es für Männer die Möglichkeit des "Klosters auf Zeit".

Geschichte

Stift Kremsmünster, von Nordosten gesehen. Links im Vordergrund der „Mathematische Turm“ mit den Sternwartenkuppeln.

Das Kloster wurde 777 durch den bayerischen Herzog Tassilo III. gegründet. Der Sohn Tassilos, Gunther, soll der Legende nach während eines Jagdausrittes von einem Eber angefallen und getötet worden sein.

Unter Benutzung älterer Bestandteile entstand ab der Mitte des 17. Jahrhunderts eine umfangreiche Anlage, die neben dem Stift Melk zu den größten Österreichs gehört. Baumeister war Jakob Prandtauer, der auch die Klosterkirche in Melk gestaltete.

Das Stift Kremsmünster hat seine größte Ausdehnung im Südflügel, der etwa 290 Meter lang ist. In ihm liegen die wichtigsten Räumlichkeiten - das Refektorium, die Bibliothek und der Kaisersaal. Abgeschlossen wird der Südflügel im Osten vom 51 Meter hohen Mathematische Turm, in dem sich die Sternwarte befindet.

Die Klosterschule des Stiftes existiert bereits seit 1549. Absolvent des Stiftsgymnasiums Kremsmünster ist auch der Dichter Adalbert Stifter. Die Mönche des Klosters arbeiten auch heute noch in der Jugenderziehung (Gymnasium und Internat) und in der Pfarrseelsorge.

Stiftskirche

Die 1277 vollendete Kirche ist zu Ehren des Wetterheiligen Agapitus (Agapitus von Praeneste) geweiht, und wurde seit Beginn des 17. Jahrhunderts unter der Leitung Carlo Antonio Carlones, Giovanni Battista Colombas und Giovanni Battista Barberinis barockisiert. Die seit Beginn des 17. Jahrhunderts vorangetriebene Barockisierung der Klosteranlage veränderte den Charakter der Stiftskirche nachhaltig. Beschränkte man sich unter Abt Anton Wolfradt noch vorwiegend auf den Umbau des Chorraumes, so wurde die Kirche ab den 70er Jahren des 17. Jh.s unter der Leitung Carlo Antonio Carlones einer umfassenden Barockisierung unterworfen. Zunächst entfernte man die im frühen 17. Jh. aufgesetzten Chorkuppeln und überging den gesamten Innenraum mit hervorragenden, äußerst plastisch wirkenden Stuckarbeiten, für die Giovanni Battista Colomba und Giovanni Battista Barberini verantwortlich zeigten. Von Letzterem stammt auch die 1681 ausgeführte Westfassade der Kirche. Für die Freskenausstattung im Inneren - Szenen aus dem Alten Testament - konnten die Gebrüder Grabenberger aus Krems (NÖ) gewonnen werden, von denen sich Michael Christoph besonders auszeichnete. Ebenso stellen die aus Marmor gestalteten Barockengel des Johann Michael Zürn des Jüngeren, die neben den zahlreichen Seitenaltären knien und stehen, eindrucksvolle Beispiele des österreichischen Barocks dar. Des Weiteren befindet sich in der Kirche auch das berühmte Gunthergrab. Die Barockisierung war nach 12-jähriger Arbeit abgeschlossen.

Maße

Die Stiftskirche St. Agapitus hat sehr beachtliche Maße:

  • Die Gesamtlänge beträgt 78 m.
  • Die Gesamtbreite beträgt 21 m.
  • Die Höhe des Hauptschiffs beträgt 18 m.
  • Die Höhe der Seitenschiffe beträgt 12 m.

Hochaltar

Der Hochaltar mit seinem Hochaltarbild wurde 1712 in einer zwölfjährigen Arbeitszeit von Andreas Wolf auf einer (6,3 m × 3,8 m) großen Leinwand gemalt. Dieses Meisterwerk des Münchner Hofmalers stellt Christus in der Verklärung dar: Er hat sich vom Boden erhoben, sein Angesicht leuchtet wie die Sonne, sein Gewand wie Schnee, Mose und Elija drängen sich von rechts an ihn, eine Unzahl großer und kleiner Engel umgibt ihn, während von oben Gottvater herablächelt. Der Blickpunkt der Innenausstattung ist aber zweifellos das riesige Hochaltarbild, das Johann Andreas Wolf nach zwölfjähriger Arbeitszeit im Jahr 1712 fertigstellte.

Der Kurbayerische Hofmaler trägt hierin das für die katholische Theologie besonders wichtige Thema der Verklärung Christi auf dem Berg Tabor vor. Im unteren Teil des Bildes lagern dabei die drei Jünger Petrus, Jakobus und Johannes, über ihnen erscheinen neben Christus die Vertreter des Alten Bundes - Mose und Elija. Den schweren vergoldeten Kupferrahmen halten Engel durchschnittlicher Qualität von Josef Anton Pfaffinger (1714). Den Sockel des Gemäldes bildet ein Tabernakel (1714/17), das möglicherweise nach einem Entwurf von Jakob Prandtauer ausgeführt worden ist.

Den Chorraum vom Langschiff trennen Gitter von hervorragender Qualität: Das mittlere schmiedete Valentin Hofmann 1718, die seitlichen wurden schon 1616 bis 1618 von Hans Walz gefertigt.

Tabernakel

Der prachtvolle Tabernakel bildet den Sockel des Gemäldes des Hochaltars. Der Tabernakel wurde 1715, möglicherweise nach einem Entwurf Jakob Prandtauers, angefertigt. Die Tür des Tabernakels ziert eine Immaculata von Urban Remele: Maria ist das Goldene Haus der Lauretanischen Litanei.

Kanzel

Weitere bedeutende Ausstattungsstücke des Hauptschiffes sind die Kanzel von Urban Remele (1713) mit dem Ölbild "Paulus als Prediger" von Karl von Reslfeld und die ausgezeichneten flämischen Tapisserien , die früher nur an Festtagen, heute aber permanent die Stuckmäntel der Pfeiler umkleiden. Sie zeigen Szenen aus der Historie des ägyptischen Josef und stammen aus der Brüsseler Werkstätte der Reydams, wo sie gegen Ende des 17. Jahrhunderts gewebt wurden.

Seitenaltäre

Die beiden Altarblätter in den Seitenchören stammen vom gebürtigen Wiener Daniel Seiter, der vorwiegend in Rom und Turin tätig war. Auch er entstammt, wie Reslfeld, der Schule von Karl Loth (Carlotto) und zeigt demgemäß die vielleicht schärfste und bizarrste Hell-Dunkel-Manier des österreichischen Frühbarock. Im linken Blatt interpretiert er das Martyrium der hl. Candida, deren Reliquien seit 1677 in Kremsmünster verwahrt werden, im rechten jenes des hl. Agapitus (Agapitus von Praeneste), dessen Überreste König Arnulf dem Kloster bereits im ausgehenden 9. Jahrhundert überließ.

Tassilokelch

Als Tassilokelch bezeichnet man einen im Stift aufbewahrten Kelch, der um 780 von dem bayrischen Herzog Tassilo und seiner Gemahlin Luitpirga gestiftet wurde, möglicherweise anlässlich der Gründung Kremsmünsters 777.

siehe Tassilokelch

Stiftsbibliothek

Die Stiftsbibliothek gilt als eine der größten und ältesten Stiftsbibliotheken Österreichs.

siehe Stiftsbibliothek Kremsmünster

Erinnerungstafel an den ehemaligen Schüler Adalbert Stifter

Stiftsgymnasium

Im Stift befindet sich ein humanistisch-neusprachliches Gymnasium samt Internat, in dem Allgemeinbildung und humanistisch-christliche Grundhaltungen vermitteln werden. Die vormals interne Klosterschule des Stiftes Kremsmünster ist seit 1549 eine Schule für die Öffentlichkeit.

Zu den Absolventen gehörte auch der Dichter Adalbert Stifter.

Im Jahre 2007 besuchen ca. 350 Schüler das Gymnasium. Von den 38 Professoren sind etwa ein Viertel Patres. Konvikt und Tagesheim stehen unter geistlicher Leitung.

Siehe auch

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