Straßgräbchen

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Straßgräbchen
Stadt Bernsdorf
Koordinaten: 51° 21′ N, 14° 4′ OKoordinaten: 51° 21′ 0″ N, 14° 4′ 0″ O
Höhe: 148 m ü. NN
Fläche: 9,56 km²
Einwohner: 688 (9. Mai 2011)[1]
Bevölkerungsdichte: 72 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 2007
Postleitzahl: 02994
Vorwahl: 035723

Straßgräbchen (sorbisch Nadrózna Hrabowka/?) ist seit dem 1. Januar 2007 ein Ortsteil der sächsischen Stadt Bernsdorf im Landkreis Bautzen.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Straßgräbchen (Deutschland)
Straßgräbchen (Deutschland)

Zwei Kilometer südlich von Bernsdorf, etwa 10 km nördlich von Kamenz und knapp 20 km südwestlich von Hoyerswerda liegt Straßgräbchen innerhalb ausgedehnter Wälder im Naturraum der Königsbrück-Ruhlander Heiden unweit seines Überganges zum Oberlausitzer Heide- und Teichgebiet.

Der entlang der S 94 gelegene Dorfteil am nördlichen Ortsausgang in Richtung Bernsdorf entstand aus dem Vorwerk Grüneberg und war ursprünglich ein separates Dorf.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
1755 167
1834 253[2]
1871 365
1890 520
1910 764
1925 785
1939 855
1942 855
1946 1011
1947 1055
1950 1012
1964 1054
1990 935[3]
1993 991
1995 1016
1999 902
2001 803
2004 794
2006 765
2007 776
2011 688

Straßgräbchen wurde in einer Urkunde des Bischofs von Meißen vom 19. Mai 1225 unter dem sorbischen Namen Grabowe erstmals erwähnt. Es gehörte damals zur Parochie Kamenz.

Nachweislich seit spätestens 1432 hatte Großgräbchen einen Rittersitz, der später zu einem Rittergut ausgebaut wurde. Seit 1476 war Straßgräbchen im Besitz der Stadt Kamenz, wurde ihr im Zuge des Oberlausitzer Pönfalls jedoch bereits 1547 durch König Ferdinand I. konfisziert.

Straßgräbchen: Herrenhaus des ehem. Ritterguts

Nachdem die neuen Besitzer von Ponickau das Bauernlegen in größerem Umfang betrieben, kam es 1620/1621 zu einem Aufstand, der durch die Ponickaus hart geahndet wurde. In der Folge wurde das Bauernlegen fortgeführt, so dass von den ursprünglich 23 Hufen bis 1660 nur noch 14 und bei der Feudalablösung 1840 nur noch 9 in bäuerlichem Besitz waren. Ein weiterer Aufstand im Jahr 1791 wurde ebenfalls hart bestraft.[4]

Als Sachsen nach dem Wiener Kongress 1815 unter anderem den nordöstlichen Teil der Oberlausitz an Preußen abtreten musste, verlief die sächsisch-preußische Grenze für die nächsten 130 Jahre nördlich des Dorfes. Ein Nebeneffekt des Bauernlegens und der Grenzziehung war, dass zwischen dem Dorf und der Landesgrenze Häuslersiedlungen entstanden, die zu einem Anwachsen der Einwohnerzahl führten.

Im Jahr 1874 bekam Straßgräbchen einen Bahnhof an der Bahnstrecke nach Kamenz, Senftenberg und Berlin. Die Fertigstellung der durchgehenden Strecke von Klotzsche nach Straßgräbchen erfolgte 1934.

Zu DDR-Zeiten war Straßgräbchen Standort des FLA-Raketenregiments 31.

Ortsname[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der deutsche Ortsname hat nichts mit dem „Straßengraben“ zu tun, sondern stammt von der sorbischen Bezeichnung Hrabowka bzw. Grabowka für eine kleine Siedlung bei den Hainbuchen oder am Buchenwald (altsorbisch grab = „Hainbuche“, vgl. obersorbisch hrab). Zur Unterscheidung vom Nachbarort Großgrabe (Hrabowa) wurde das Präfix „Straß-“ hinzugefügt, welches sich auf die Lage an der Straße von Kamenz nach Ruhland bezieht.

Mit der Zeit änderte sich der Ortsname: Um 1225 hieß Straßgräbchen Grabowe, später Hungheregen Grabowe (1383), Mali Grobaw (1455), Cleine Grabichin (1476), Grebichen (1566).

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus dem Jahr 1547 sind für Straßgräbchen 27 besessene Mann überliefert. Durch Bauernlegen verschob sich die Bevölkerungsstruktur, so dass 1777 noch 14 besessene Mann wirtschafteten. Zusätzlich gab es in jenem Jahr vier Gärtner und acht Häusler.

Noch Ende des 17. Jahrhunderts war die Einwohnerschaft überwiegend sorbischsprachig. So berichtete der Großgraber Ortspfarrer Christian Prätorius 1691 bezüglich der deutschen Sprache im Ort, es gebe dort „wegen der anwesenden Herrschafft, und deutschen Heyrathen, auch einen guten Anfang“.[5]

Zwischen 1834 und 1939 stieg die Einwohnerzahl von 253 auf 855 um mehr als das Dreifache. Nach dem Zweiten Weltkrieg überschritt sie für längere Zeit die Marke von 1000 Einwohnern.

Nachdem 1990 nur noch 935 Einwohner zu verzeichnen waren, stieg die Zahl bis 1995 wieder auf über 1000 an, fiel jedoch bis 2001 auf rund 800 ab. Bis 2007 war nur noch ein marginaler Rückgang zu verzeichnen.

Religionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die evangelischen Christen Straßgräbchens gehören zur Kirchengemeinde Großgrabe. 1925 betrug ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung des Ortes 96,7 Prozent. Der Anteil der 23 Katholiken war mit 3 Prozent vergleichsweise gering.

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Empfangsgebäude des Bahnhofs Straßgräbchen-Bernsdorf

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die nahegelegene Bundesstraße 97 ist über Bernsdorf zu erreichen.

In Straßgräbchen befindet sich der Bahnhof Straßgräbchen-Bernsdorf (Oberlausitz). Er liegt am Kreuzungspunkt der Bahnstrecken Dresden-Klotzsche–Straßgräbchen-Bernsdorf und Lübbenau–Kamenz (Abzweig der Berlin-Görlitzer Eisenbahn). Der Personenverkehr nach Straßgräbchen wurde zum 24. Mai 1998 eingestellt; zum 5. November 2000 wurde der Streckenabschnitt Königsbrück–Straßgräbchen stillgelegt und 2004 abgebaut.

Von 1911 bis 1952 bestand die Bahnstrecke Straßgräbchen-Bernsdorf–Hoyerswerda, die für den Güterverkehr verschiedener, an der Strecke gelegener Braunkohlegruben und Glashütten genutzt wurde. Diese Strecke wurde noch bis 1993 bis Zeißholz genutzt.

Ansässige Unternehmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das im Jahr 2000 eröffnete Werk der TD Deutsche Klimakompressor GmbH (TDDK), einer TICO/Denso-Tochtergesellschaft, stellt in Straßgräbchen mit 785 Mitarbeitern für die Automobilindustrie Kompressoren für Autoklimaanlagen her. 2005/2006 wurde zusätzlich eine Aluminiumgießerei errichtet.

Bildungseinrichtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Straßgräbchen verfügte über eine Grundschule und eine Mittelschule, die aber 2001 bzw. 2004 geschlossen wurden. In der alten geschlossenen Schule wurden nach kurzer Zeit (2004) ein Kindergarten sowie Krippenplätze eingerichtet.

Bundeswehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Dezember 2023 gab das Bundesministerium der Verteidigung bekannt, dass in Straßgräbchen eine neue Kaserne mit Standortübungsplatz und -schießanlage entstehen soll. Der neue Bundeswehrstandort soll 800 Dienstposten umfassen, davon 700 Soldaten des neu aufzustellenden Logistikbataillons 471, das vorerst im Camp Oerbke auf dem Truppenübungsplatz Bergen stationiert werden wird. Das Gelände wurde vom Freistaat Sachsen vorgeschlagen. Der Neubau ist eine Maßnahme zum Ausgleich der Folgen des Endes des Braunkohlebergbaus im Lausitzer Braunkohlerevier.[6]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Margitta Schmidtke (* 1944), Politikerin (SPD), Abgeordnete in der Bremischen Bürgerschaft

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Cornelius Gurlitt: Straßgräbchen. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 35. Heft: Amtshauptmannschaft Kamenz (Land). C. C. Meinhold, Dresden 1912, S. 332.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Straßgräbchen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kleinräumiges Gemeindeblatt für Bernsdorf, Stadt. (PDF; 0,23 MB) Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, September 2014, archiviert vom Original am 7. November 2017; abgerufen am 2. Februar 2015.
  2. Straßgräbchen im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  3. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Straßgräbchen im Regionalregister Sachsen, abgerufen am 3. Juni 2008.
  4. Das ist Straßgräbchen. Stadt Bernsdorf, abgerufen am 13. Oktober 2021.
  5. Vgl. Friedrich Pollack: Kirche – Sprache – Nation. Domowina-Verlag, Bautzen 2018, S. 190
  6. Neuaufstellung eines Logistikbataillons im Landkreis Bautzen. In: bmvg.de. 21. Dezember 2023, abgerufen am 23. Dezember 2023.