Survival Unit II with Clifford Thornton: At WBAI’s Free Music Store, 1971

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Survival Unit II with Clifford Thornton: At WBAI’s Free Music Store, 1971
Livealbum von Joe McPhee

Veröffent-
lichung(en)

1996

Label(s) HatHut Records

Format(e)

CD

Genre(s)

Jazz

Titel (Anzahl)

9

Länge

78:44

Besetzung

Produktion

Pia Uehlinger, Werner X. Uehlinger

Chronologie
As Serious as Your Life
(1996)
Survival Unit II with Clifford Thornton: At WBAI’s Free Music Store, 1971 Legend Street One
(1996)
Haupteingang des Attica Gefängnisses

Survival Unit II with Clifford Thornton: At WBAI’s Free Music Store, 1971 ist ein Jazz-Album von Joe McPhee, aufgenommen am 30. Oktober 1971 in New York City.[1] Die Aufnahmen entstanden als Radiomitschnitt des lokalen Senders WBAI und wurden erst 1996 bei HatOLOGY veröffentlicht.

Musik des Albums[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Joe McPhee hatte zum Zeitpunkt des Konzertes im New Yorker WBAI’s Free Music Store (359 East 62nd Street) mit seiner Band Survival Unit II lediglich zwei Alben auf dem Kleinlabel CJR Records veröffentlicht; das 1968/69 entstandene Underground Railroad war in nur 450 Exemplaren erschienen.[A 1] 1971 entstand das Trioalbum Trinity mit dem Pianisten Mike Kull und dem Schlagzeuger Harold E. Smith, die auch in der um Clifford Thornton und Byron Morris erweiterten Quintettbesetzung mitwirkten.[2]

Das Ende Oktober 1971 stattfindende Konzert war durch den Gefängnisaufstand in Attica im September überschattet, bei dem 44 Menschen ums Leben gekommen waren, aber auch durch die Übergriffe der National Guard gegen demonstrierende Studenten und den Prozess gegen die Chicago Seven, aktuell durch den im September 1971 sich verschärfenden Vietnamkrieg und die Verhaftungen nach der großen Antikriegsdemonstration in Washington D.C.[3]

In dieser politischen Situation schien der kleine New Yorker Sender WBAI „die Stimme in der Wildnis, ein Ort der freien Rede und künstlerischen Ausdrucks“.[3] Joe McPhees präsentierte dort mit seiner Band Survival Unit II ausschließlich Eigenkompositionen des Musikers, von denen er einige (Hamiet, Prince of Denmark und Nation Time) bereits auf seinen beiden ersten Alben für CJR veröffentlicht hatte. Das Programm reichte von der Ballade Song for Lauren, der den Toten des Attica-Aufstands gewidmeten Komposition The Looking Glass I bis zur „Anti-Musik-Establishment-Äußerung in Black Magic Man und McPhees Tribut an Ameer Baraka, Nation Time. Sie alle sind kraftvolle Äußerungen einer freundlichen Seele aus Poughkeepsie [...],“ schrieb der Journalist Chris Albertson.[3]

Titelliste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Joe McPhee & Survival Unit II with Clifford Thornton – At WBAI's Free Music Store, 1971 (HatART limited edition 6197 (1996)[4], HatOLOGY 624 (2004)[A 2])
  1. Announcement 1 0:33
  2. Black Magic Man 6:26
  3. Announcement 2 0:35
  4. Nation Time 14:13
  5. Song for Lauren 13:17
  6. Announcement 3 0:33
  7. Message from Denmark 13:39
  8. The Looking Glass I 16:01
  9. Harriet 13:35

Alle Kompositionen stammen von Joe McPhee.

Editionsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werner X. Uehlinger hörte die Bänder des Mitschnitts erstmals 1974 bei einem Besuch in den USA. Dies war auch die erste Begegnung Uehlingers mit Joe McPhee und Craig Johnson von CJR Records. Das Treffen und der Eindruck, den die Musik McPhees auf den bislang unveröffentlichten Bändern auf Uehlinger hinterließ, waren die Initialzündung für den Schweizer sich fortan als Musikproduzent zu betätigen.[A 3] Ursprünglich war die Veröffentlichung des New Yorker Mitschnitts für das Jahr 1988 geplant. Da sich zu dieser Zeit gerade das Medium Compact Disc durchzusetzen begann, wurde dies verschoben und schließlich vergessen. Erst 1996, 25 Jahre später, erschien der Konzertmitschnitt in einer limitierten Ausgabe. 2006 folgte eine neu remasterte Version der Aufnahmen zur Feier des 30-jährigen Bestehens von HatHut Records.[1]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Joe McPhee, mœrs festival 2010

Scott Yanow bewertete das Album im Allmusic mit vier Sternen und schrieb

„Due to the passionate nature of much of this fairly free music and the use of Thornton's baritone horn, one does not really notice the absence of a string bass. The six lengthy pieces (which are sandwiched by somewhat stilted announcing) are full of fire but also have their quiet and lyrical moments. A strong all-around performance that should not have taken 25 years to release.“

Die Abwesenheit eines Kontrabasses verleihe des Musik des Quintetts nach Ansicht von Nic Jones „eine leichte und luftige Griffigkeit, auch in ihren erhitzten Momenten, wie in dem langen Nation Time, wo McPhee die Fähigkeit zeigt, im Sturm mit den besten Tenorsaxophonisten zu blasen. Byron Morris erweist sich als fähiger Musiker am Sopransaxophon, obwohl er leider die Erwartungen der Nachwelt enttäuscht hat. Bariton[horn]-Spieler Clifford Thornton bringt seinen sonderbar stattlichen, aber sehr zufriedenstellenden Ansatz zu Gehör.“[A 4][5] Song for Lauren sei ein Beispiel für die Art lyrischer Spielweise, die in jüngerer Zeit in McPhees Musik nicht weniger geworden sei, offenbare, welch facettenreicher Komponist und Musiker er sein kann. [...][5][A 5] Die Arbeit des Pianisten Mike Kull sei, „auf seine Weise, genauso faszinierend wie die der anderen Musiker hier. Sein Abstand von Cecil Taylors rollenden Donnern ist genauso offensichtlich wie der von dem hartnäckigen Minimalismus eines Mal Waldron. Ihm gelingt es auch, jede abgedroschene Phrase zu vermeiden. Man kann nicht anders, als sich fragen, was aus Kull im Laufe der Jahrzehnte wurde.“[A 6][5] Auch wenn die Klangrestaurierung höchstens pingelige Audiophile nicht zufriedenstelle, verleihen deren Mängel der Musik eine gewisse Dringlichkeit, die wohl nicht in einer makellosen Studioumgebung eingefangen worden wäre. So ergebe sich nun die großartige Gelegenheit, McPhee auf gleicher Höhe zu begegnen und seiner musikalischen Reise zeitlich zu folgen.[5]

Jason Bivins schrieb im Dusted Magazine, die Musik sei „heiß und intensiv, komme geradewegs aus McPhees feurigster Periode“. Der Mitschnitt enthalte den Kern aus dessen Repertoire dieser Phase, die „acetylene torch intensity“ von Black Magic Man, das pathetische Nation Time (in dem sich die Hörner in wunderbarer Klangfarbe mischen), und der großartige Ballade Song for Lauren, mit der McPhee wirklich seine kraftvolle lyrische Spannung schuf, erkennbar in seinen späteren Aufnahmen. McPhee beherrsche zu jeder Zeit seine Instrumente – man höre nur sein liebliches Trompetenintro zu Message from Denmark – und auch die Band klinge großartig [...]. Am kraftvollstem sei diese „beim intensiv-düsteren Aufstieg und Fall von Harriet, einem außergewöhnlichen Dokument von freier Improvisation eines der wahren Meister der Musik“.[6]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Aufnahmen wurden bei Atavistic in der Reihe Unheard Music Series wiederveröffentlicht.
  2. Die zweite Auflage von 2006 erschien mit leicht abweichenden Titel unter Joe McPhee & Survival Unit II with Clifford Thornton – At WBAI's Free Music Store, N.Y. N.Y., October 30, 1971 (in der Kurzfassung auf CD und Vorderseite als Joe McPhee & Survival Unit II with Clifford Thornton N.Y. N.Y. 1971).
  3. Uehlinger gründete sein Label HatHut ursprünglich in der Absicht, Joe McPhees Musik zu dokumentieren und begann nebenberuflich mit der Herausgabe von Schallplatten. Die erste LP, die als HatHUT A erschien, war Black Magic Man (aufgenommen 1970), als HatHUT B erschien 1975 McPhees The Willisau Concert, das ihn im Trio mit John Snyders (Synthesizer) und Makaya Ntshoko am Schlagzeug vorstellte.
  4. Im Original: The absence of a bass lends this quintet music a light and airy feel, even at its most heated moments, as on the lengthy "Nation Time," where McPhee proves he was able to blow up a storm with the best of the tenor players, and Byron Morris proves himself a worthy musician on soprano, though he has sadly escaped the attentions of posterity. Baritone horn player Clifford Thornton brings his own weirdly stately but deeply satisfying approach to bear here as well.
  5. Im Original: Song for Lauren is an example of a sort of lyricism that has arguably been downgraded in McPhee's music in more recent times, but it reveals what a multifaceted composer and musician he can be. This is just as it should be with any national treasure.
  6. Im Original: Pianist Mike Kull's work is, in its way, just as fascinating as that of any of the musicians here. His distance from Cecil Taylor's rolling thunder is as pronounced as his distance from, say, the insistent minimalism of the mature Mal Waldron. He also manages to avoid every hackneyed phrase in the book. One can't help but wonder what has become of Kull over the decades.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Informationen bei HatHut (Memento des Originals vom 1. Dezember 1998 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hathut.com
  2. Vgl. Richard Cook, Brian Morton: The Penguin Guide To Jazz on CD. (8. Aufl.) Penguin, London 2006, ISBN 0-14-051521-6.
  3. a b c Vgl. Liner Notes von Chris Albertson, 1987
  4. Joe McPhee Diskografie
  5. a b c d Nic Jones: Besprechung des Albums bei All About Jazz
  6. <Jason Bivins in Dusted magazine