Sybille Moser-Ernst

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Sybille Moser-Ernst, 2019

Sybille Moser-Ernst, geborene Sybille Karin Moser (* 25. Juni 1955 in Graz), ist eine österreichische Kunstwissenschaftlerin und Porträtmalerin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sybille Moser-Ernst wurde am 25. Juni 1955 in Graz geboren. Sie ist die ältere Tochter von Kurt Moser, einem Ziviltechniker und Universitätsprofessor für Bauingenieurwissenschaften. Der Vater war u. a. im Brückenbau tätig, dadurch musste die Familie mehrmals ihren Wohnort wechseln. Sybille Moser-Ernst wuchs aus diesem Grund in Düsseldorf, Würzburg, Gleisdorf (Steiermark/Ö) und in der Stadt Salzburg auf. In Salzburg absolvierte sie das Neusprachliche Gymnasium der Ursulinen. 1972 ging sie nach Lausanne (CH) und erwarb das Cértificat pratique de la Langue Française an der Universität Lausanne. Von 1973 bis 1977 studierte sie Mathematik und Französische Literatur an der Universität Innsbruck, ab 1978 Kunstgeschichte, Geschichte und Philosophie. Sie legte ihre Promotion 1984 mit einer Arbeit über „Franz Richard Unterberger und die salonfähige Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts“ „sub auspiciis praesidentis“ ab. Die Dissertation wurde 1985 gedruckt.[1]

Seit ihrer frühen Jugend ist sie eine passionierte Zeichnerin. Neben ihren geisteswissenschaftlichen Studien belegte sie Kurse in Malerei in der Meisterklasse Rudolf Kortokraks, dem Assistenten von Oskar Kokoschka, an der Internationalen Sommerakademie für bildende Kunst Salzburg und in Tuscania (Italien). Von 1977 bis 1980 betätigte sie sich als Zeichnerin für archäologische Ausgrabungen am Institut für Vor- und Frühgeschichte der Universität Innsbruck. 1980 wurde sie wissenschaftliche Assistentin am Innsbrucker Institut für Kunstgeschichte. Sie wurde nach dem frühen Tod des Institutsleiters Heinz Mackowitz[2] 1985[3][4] beauftragt, einen Großteil von dessen Lehre zu übernehmen. Trotz eines umfangreichen Lehrdeputats verbrachte sie zwischen 1986 und 1992 jährlich mehrwöchige Forschungsaufenthalte am Warburg Institute in London als Postdoc bei Ernst H. Gombrich. Von 1986 bis 2002 war sie Lehrbeauftragte an der Fakultät für Bauingenieurwesen und Architektur der Universität Innsbruck. Als Visiting Professor lehrte sie an der University of Guelph, Ontario, Kanada, in der School of Fine Art and Music im Studienjahr 1999/2000. Mit ihrer Habilitationsschrift über „Albrecht Altdorfer. Bild und Wirklichkeiten“ erlangte sie die Venia legendi für das gesamte Fach Kunstgeschichte. Seit 2001 ist sie außerordentliche Universitätsprofessorin am Institut für Kunstgeschichte in Innsbruck.

Sybille Moser-Ernst ist Mutter von Zwillingen und verehelicht mit dem Politikwissenschafter und Universitätsprofessor Werner W. Ernst.

Wissenschaftliches und künstlerisches Interesse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sybille Moser-Ernst beschäftigt sich in ihren Forschungen zur Kunst mit der grundlegenden und anthropologischen Frage des Bildermachens – warum und vor allem wie schafft sich der Mensch (Ab-)Bilder? Ihre Lehre sowie ihre Schriften zeichnen sich durch die Engführung von Kunst und Wissenschaft aus. Sie vertritt einen bildwissenschaftlichen Ansatz in Kombination mit Kennerschaft. Aufgrund ihrer Kennerschaft im Bereich der Malerei (u. a. Franz Richard Unterberger), wird sie gerne als Gutachterin von internationalen Auktionshäusern wie dem Dorotheum[5], Sotheby’s oder Christie’s und anderen angefragt. Ihre kunsthistorischen Schwerpunkte bilden vor allem die Malerei und Zeichnung ab dem 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Ihre theoriebildenden Überlegungen zum Medium Bild, entwickelte sie in Auseinandersetzung mit dem Werk ihres Lehrers Ernst H. Gombrich. Erstmals legte sie diese in dem Aufsatz „Sinnbild und Abbild. Zur Funktion des Bildes“ 1994 in schriftlicher Form dar.[6]

Während ihrer Tätigkeit als Professorin an der Universität war die Auseinandersetzung mit aktuellen kulturellen Fragestellungen auch immer Teil ihrer Lehre[7] sowie ihrer Publikationen. Sie verfolgte dabei philosophische sowie theologische Ansätze wie etwa in dem Aufsatz „Sexualität und Gender. Prolegomenon zu einer Theorie der Veränderung in biblischer Sicht“[8]. Dabei scheute sie sich nicht, immer wieder prekäre oder ideologisch belastete Themen der Kunstgeschichte aufzugreifen. Wie etwa die Darstellung der Tiroler Heimatfotografie[9] während der NS-Zeit oder das Suchen und Auffinden der Reste des Hitler-Mosaiks von Hubert Lanzinger in der Universität Innsbruck.[10][11]

Daneben betätigt sich Sybille Moser-Ernst als Porträtmalerin.[12]

Veröffentlichungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Monografien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Franz Richard Unterberger und die salonfähige Landschaftsmalerei im 19. Jahrhundert. Tyrolia, Innsbruck/Wien 1986.
  • Josef Moroder Lusenberg. Ein Künstlerfürst in der Provinz: Pinakoplastiker und Maler. Rosenheimer Verlag, Rosenheim 2016.
  • mit Ursula Marinelli: Mathias Schmid. Gegen den Strich gemalt. Tyrolia, Innsbruck 2023.

Herausgeberschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • mit Christoph Bertsch: Festschrift Heinz Mackowitz. Neufeld, Lustenau 1985.
  • mit Enrico Savio: ...der blutige Ernst des Lebens. Der Maler Aksel Waldemar Johannessen: Arbeit, Schicksal, Theater. Landesverlag, Linz 1995.
  • mit Ursula Mathis-Moser: Asingit. Die Stimme des Anderen. Kunst aus Nunavut (= Veröffentlichungen der Universität Innsbruck, Bd. 240). Innsbruck 2002.
  • ART and the MIND – Ernst H. GOMBRICH. Mit dem Steckenpferd unterwegs. V&R unipress, Göttingen 2018.
  • mit Christoph Bertsch: KUNST :: WISSENSCHAFT Eine fächerübergreifende Untersuchung am Beispiel der Universität Innsbruck, innsbruck university press, Innsbruck 2019.

Beiträge in Sammelwerken und Zeitschriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Innsbrucker Stadtnachrichten, Jg. 1985, Nr. 3. S. 10.
  2. Christoph Bertsch: Kunst, Wissenschaft und Politik im Wechselspiel: Das Kunsthistorische Institut in Innsbruck in den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg Eine Annäherung. In: Sybille Moser-Ernst, Christoph Bertsch (Hrsg.): KUNST :: WISSENSCHAFT Eine fächerübergreifende Untersuchung am Beispiel der Universität Innsbruck. innsbruck university press, Innsbruck 2019, ISBN 978-3-903187-72-6, S. 507–530.
  3. In memoriam Heinz Mackowitz. In: Die Furche. Abgerufen am 21. Juni 2023 (österreichisches Deutsch).
  4. Markus Neuwirth: Dekade des Wandels mit Ausblicken. Kunstgeschichte in Innsbruck 1985 bis 1994. In: Sybille Moser-Ernst, Christoph Bertsch (Hrsg.): KUNST :: WISSENSCHAFT Eine fächerübergreifende Untersuchung am Beispiel der Universität Innsbruck. innsbruck university press, Innsbruck 2019, ISBN 978-3-903187-72-6, S. 591–616.
  5. Sybille Moser-Ernst: Unterberger salonfähig. In: Dorotheum My Art Magazine. Nr. 04, 2014, S. 14–15.
  6. Der Aufsatz wurde 2016 in einer überarbeiteten Form - durch einen Briefwechsel mit Ernst H. Gombrich erweitert - und nochmals publiziert: METAPHER und ÄHNLICHKEIT – Neue Gedanken zu „SINNBILD und ABBILD – Zur Funktion des Bildes“. In: Günter Burkart / Nikolaus Meyer (Hg.), Die Welt anhalten. Von Bildern, Fotografie und Wissenschaft, Beltz Verlag, Weinheim Basel 2016, ISBN 978-3-7799-3350-2, S. 39–84.
  7. Ursula Marinelli, Nadine Kuppelwieser: Das Privatissimum. Quellenkunde und Gegenwartsliteratur oder über andere Wege (kunst)wissenschaftlicher Bildung. In: Sybille Moser-Ernst, Christoph Bertsch (Hrsg.): KUNST :: WISSENSCHAFT Eine fächerübergreifende Studie am Beispiel der Universität Innsbruck. innsbruck university press, Innsbruck 2019, ISBN 978-3-903187-72-6, S. 577 ff.
  8. Sybille Moser-Ernst: Sexualität und Gender. Prolegomenon zu einer Theorie der Veränderung in biblischer Sicht. In: Religion - Staat - Gesellschaft Zeitschrift für Glaubensformen und Weltanschauungen. Nr. 1-2. LIT, Berlin / Münster / London / Zürich 2015, ISBN 978-3-643-99792-0, S. 217–244.
  9. Sybille Moser-Ernst: „Heimat“: Erinnerungen und Entstellungen Ideologische Vereinnahmungen der Tiroler Heimatfotografie in den 1930er Jahren. In: Michael Forcher, Meinrad Pizzinini (Hrsg.): Tiroler Fotografie 1854-2011. Haymon, Innsbruck / Wien 2012, ISBN 978-3-7099-7036-2.
  10. Sybille Moser-Ernst: Die Oberfläche des Vergessens. Hubert Lanzingers Hitler-Bildnis in der Aula der Universität Innsbruck. In: Sybille Moser-Ernst, Christoph Bertsch (Hrsg.): KUNST :: WISSENSCHAFT Eine fächerübergreifende Untersuchung am Beispiel der Universität Innsbruck. innsbruck university press, Innsbruck 2019, ISBN 978-3-903187-72-6, S. 475–506.
  11. Stefan Hohenwarter, Christian Flatz: Das Mosaik in der Aula. Abgerufen am 22. Juni 2023.
  12. Rektorsporträt übergeben. 6. März 2023, abgerufen am 22. Juni 2023.
  13. Sybille Moser-Ernst ausgezeichnet. 25. Oktober 2021, abgerufen am 22. Juni 2023.
  14. Telfer Kunsthistorikerin ausgezeichnet: Großes Ehrenzeichen für Sybille Moser-Ernst. 23. Oktober 2021, abgerufen am 22. Juni 2023.