Synagoge (Brotdorf)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Synagoge befand sich in dem Merziger Stadtteil Brotdorf in der Hausbacherstraße 52 bis 54. Eingeweiht wurde sie 1854. Sie wurde während der Novemberpogrome 1938 niedergebrannt. Heute steht an dieser Stelle ein Wohnhaus.

Da die jüdische Gemeinde bis in die Mitte des 19. Jh. stark gewachsen war und der vorhandene Betsaal nicht mehr ausreichte, wurde der Bau einer Synagoge beschlossen, die am 15. Dezember 1854 eingeweiht wurde. Die Synagoge befand sich in der Hausbacherstraße. 52 bis 54. Sie verfügte neben einem Betsaal über eine Schule sowie ein rituelles Bad. Bereits nach dem Volksentscheid 1935 und dem damit verbundenen Anschluss des Saargebietes an das Deutsche Reich kam es zu mutwilligen Beschädigungen der Synagoge, wie aus einem Schreiben des Vorsitzenden der Vertretung der Synagogen-Gemeinde Merzig Leo Weil an den Reichskommissar für das Saarland Josef Bürckel hervorgeht.[1] Bei den Novemberpogromen 1938 wurde das Innere der Synagoge zerstört und das Gebäude in Brand gesetzt. 1939 erwarb die Gemeinde die Ruine, die 1944 bei einem Bombenangriff schwer beschädigt wurde. Nach dem Krieg wurden die Reste der Synagoge abgerissen und auf dem Grundstück ein Wohnhaus errichtet. Im Jahr 1984 wurde an der Ecke Hausbacherstraße / Helenenstraße ein Gedenkstein durch die Stadt Merzig und die Synagogengemeinde Saar zur Erinnerung an die Synagoge aufgestellt.[2][3]

Jüdische Gemeinde Brotdorf

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis 1868 war die kleine Gemeinde eigenständig. 1868 wurde sie dem Synagogenbezirk Merzig angegliedert, behielt aber trotzdem ihre Einrichtungen. Die Toten wurden, da die Gemeinde bis zu ihrer Auflösung über keinen eigenen Friedhof verfügte, auf dem jüdischen Friedhof in Merzig beigesetzt. Schon im Jahr 1719 verfügte die jüdische Gemeinde in Brotdorf über einen eigenen Lehrer.[3][2]

Entwicklung der jüdischen Einwohnerzahl

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erste Nachweise dafür das Juden in Brotdorf lebten gehen ins erste Drittel des 14. Jh. zurück.[4] 1768 werden drei Schutzjuden aufgeführt, die unter kurtrierischen Schutz standen und ihre Abgaben an die kurfürstliche Kammer leisteten.[5] Im Jahr 1895 gehörten ca. 80 Einwohner von Brotdorf zur jüdischen Gemeinde. Zum Zeitpunkt des Anschlusses des Saargebietes an das Deutsche Reich 1935 war die Zahl bereits auf 30 zurückgegangen. Bedingt durch die 1935 einsetzenden Repressionen, denen Juden nun immer mehr ausgesetzt waren, emigrierten viele jüdische Einwohner in das Ausland. Zum Zeitpunkt der Novemberpogrome 1938 lebten noch 12 Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Brotdorf. Die letzten sechs jüdischen Einwohner wurden im Oktober 1940 deportiert.[3][2]

Folgende, in Brotdorf geborene, Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft wurden während der Zeit des Nationalsozialismus ermordet:[6][7]

Name Vorname Todeszeitpunkt Alter Ort des Todes Bemerkung Quellen
Albert Leonie vermutlich 1944 48 Jahre Konzentrationslager Auschwitz, Polen Deportation vom Sammellager Drancy (Frankreich) nach Auschwitz am 3. Februar 1944 A) Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11457190)

B) Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland

Hanau Elsa unbekannt unbekannt Konzentrationslager Auschwitz, Polen Deportation vom Sammellager Drancy (Frankreich) nach Auschwitz am 11. August 1942 A) Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11515906)

B) Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland

Hanau Johannette 14. Februar 1941 67 Jahre Tötungsanstalt Hadamar A) Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11515922)

B) Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland

Hanau Martha 7. Februar 1941 45 Jahre Tötungsanstalt Hadamar A) Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11515933)

B) Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland

Hanau Cecile vermutlich 1944 48 Jahre Konzentrationslager Auschwitz, Polen Deportation vom Sammellager Drancy (Frankreich) nach Auschwitz am 10. April 1944 Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 3183371)
Kahn Josef 2. Januar 1941 89 Jahre Internierungslager Camp de Gurs Deportation am 22. Oktober 1940 in das Internierungslager Camp de Gurs Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Kahn Leopold 1941 89 Jahre Internierungslager Camp de Gurs Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 3188839)
Kahn Ludwig für tot erklärt unbekannt Außenlager Jungfernhof, Lettland Inhaftiert vom 15. November 1938 bis 5. April 1939 im Konzentrationslager Dachau. Deportation am 29. November 1941 von Nürnberg in das Außenlager Jungfernhof. A) Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11535040)

B) Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland

Kahn Therese Thea Mathilde 1942 21 Jahre Vernichtungslager Kulmhof Am 22. Oktober 1941 Deportation in das Ghetto Litzmannstadt. Mai 1942 Verlegung in das Vernichtungslager Kulmhof A) Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11535348)

B) Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland

Lion Herta Berta[Anmerkung 1] für tot erklärt unbekannt Ghetto Litzmannstadt Deportation am 16. Oktober 1941 in das Ghetto Litzmannstadt A) Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11581070)

B) Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland

Salmon Amanda für tot erklärt unbekannt Konzentrationslager Auschwitz, Polen Deportation mit Transport Nr. 67 vom Sammellager Drancy (Frankreich) nach Auschwitz am 3. Februar 1944 A) Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 3215429)

B) Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland

Salomon Amanda[Anmerkung 2] unbekannt unbekannt Konzentrationslager Auschwitz, Polen Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 1673951)
Salomon Ludwig verschollen / ermordet unbekannt Konzentrationslager Auschwitz, Polen oder Ghetto Riga[Anmerkung 3] A) Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 4129873 und 11622167)

B) Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland

Tykoschinski Amalie unbekannt unbekannt Ghetto Izbica Deportation am 22. April 1942 in das Ghetto Izbica A) Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 2039932)

B) Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland

  1. Hier liegen unterschiedliche Angaben in beiden Datenbanken bzgl. des Vornamens vor: Berta, Bertha und Herta, Hertha. Fest steht, dass es sich um dieselbe Person handelt. Der Grund warum verschiedene Schreibweisen des Vornamens vorhanden sind, ist nicht mehr nachvollziehbar. In der Datenbank Yad Vashem gibt es noch zwei weitere Einträge (Datensatz Nr. 7194137 und 7194217). Diese beziehen sich beide auf die Verfolgtenliste und wurden jeweils von unterschiedlichen Personen eingereicht
  2. Der Eintrag in der Datenbank basiert auf Angaben eines Verwandten. Da das Geburtsdatum ein anderes als das von Amanda Salmon ist, kann ausgeschlossen werden, dass es sich hier um die gleiche Person handelt.
  3. Hier gibt es zum Todesort in beiden Datenbanken unterschiedliche Angaben. Da allerdings Geburtsdatum, Geburtsort und Name in allen Fällen übereinstimmen, ist davon auszugehen, dass es sich um die gleiche Person handelt. Eventuell erfolgte mit Transport 25 die Deportation nach Riga und später eine Verlegung nach Auschwitz.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Dok.01-313: Die Jüdische Gemeinde Merzig schreibt dem Reichskommissar für das Saarland am 29. November 1937 wegen der Reparatur der beschädigten Synagoge. In: Die Quellen sprechen. Bayerischer Rundfunk und Institut für Zeitgeschichte, abgerufen am 23. November 2019.
  2. a b c Brotdorf (Stadt Merzig, Kreis Merzig-Wadern) Jüdische Geschichte / Betsaal / Synagoge. Alemannia Judaica, abgerufen am 23. November 2019.
  3. a b c Merzig (Saarland). jüdische-gemeinden.de, abgerufen am 23. November 2019.
  4. Wilhelm Laubenthal: Die Synagogengemeinden des Kreises Merzig. Saarbrücker Druckerei und Verlag, 1984, ISBN 978-3-921646-73-1, S. 9.
  5. Cilli Kasper-Holtkatte: Juden im Aufbruch. Zur Sozialgeschichte einer Minderheit im Saar-Mosel-Raum um 1800. In: Helmut Castritius (Hrsg.), Alfred Haverkamp (Hrsg.), Franz Irsigler (Hrsg.), Stefi Jersch-Wenzel (Hrsg.): Forschungen zur Geschichte der Juden (= Forschungen zur Geschichte der Juden. Band 3). Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1996, ISBN 978-3-7752-5612-4, S. 32–44. (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Fubt.opus.hbz-nrw.de%2Fopus45-ubtr%2Ffrontdoor%2Fdeliver%2Findex%2FdocId%2F778%2Ffile%2FFGJA3_Kasper_Holtkotte.pdf~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D)
  6. Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945. Bundesarchiv, abgerufen am 23. November 2019.
  7. Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer. Yad Vashem – Internationale Holocaust Gedenkstätte, abgerufen am 23. November 2019.