Tempel der Artemis in Ephesos

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Ruinenstätte des Tempels in Ephesos
Kultbild der Artemis in Ephesos
Das Artemision in der Vorstellung von Martin van Heemskerck (1498-1574)

Der Tempel der Artemis in Ephesos, auch Artemision, (altgr. Vorlage:Polytonisch (ho naòs tês Artémidos Ephesíês, tò Artemísion), lateinisch Templum Dianae Ephesi(n)ae oder Artemisium Ephesi(n)um) war der größte Tempelbau der Antike und gehört zu den "Sieben Weltwundern".

Der Tempel (archäologisch: Tempel "D") wurde in Ephesos nach der Zerstörung der Vorgängerbauten "A" - "C" (z. T. Holzkonstruktionen) auf einem Sumpfgelände erbaut. Ephesos liegt in der heutigen Türkei bei Selçuk unweit İzmirs. Der griechischen Stadt wurde sagenhafter Reichtum nachgesagt und galt später – als Hauptstadt der römischen Provinz Asia – als eine der größten Städte der Antike. Erdverfärbungen, die bei Tiefgrabungen beobachtet werden konnten, bestätigen die Nachrichten, dass bei der Vorbereitung des Geländes für den Tempelbau Holzkohle und Lederabdeckungen zur Sicherung des moorigen Untergrundes eingebracht wurde. Die Bauarbeiten dauerten ungewöhnliche 120 Jahre, der Baubeginn lag um 560 v. Chr.. Bauherr war damals der Lyderkönig Kroisos, erster Architekt Rhoikos von Samos (Ῥοίκος ὁ Σάμιος), dann Chersiphron von Knossos (Χερσίφρων ὁ Κνώσσιος) und sein Sohn Metagenes (Μεταγένης ὁ Κνώσσιος), zuletzt Demetrios und Paionios aus Ephesos (Δημήτριος ὁ Ἐφέσιος, Παιώνιος ὁ Ἐφέσιος), die ihn um 440 v. Chr. nach Beendigung der Perserkriege vollendeten. Die Konstruktion war äußerst schwierig, denn sie bestand aus 127 reich verzierten Marmorsäulen von 18 m Höhe auf einer Fläche von 115 m x 55 m, die außergewöhnlich schwere Querbalken trugen. Die zwei Meter hohe Artemis-Statue in der Cella war aus Weinrebholz gefertigt und mit Gold und Silber verkleidet. Das Dach wurde aus Zedernholz gefertigt. Heraklit weihte sein Buch über den Logos im Tempel auf dem Altar der Artemis.

Der Tempel fiel im Jahre 356 v. Chr. einer Brandstiftung durch Herostratos zum Opfer. Er beging die Tat aus Geltungssucht – sein Vorhaben, durch das Niederbrennen des Weltwunders, berühmt – und somit unsterblich – zu werden, ist ihm gelungen. Der Sage nach soll in der Nacht des Niederbrennens Alexander der Große geboren sein, der später auch sehr große finanzielle Hilfe zum Wiederaufbau des Tempels leistete. Der aufwändigere Neubau (Tempel "E") wurde durch den ephesische Architekt Cheirokrates (Χειροκράτης ὁ Ἐφέσιος) ausgeführt, der auf der Schuttmasse des Vorgängerbaus ein größeres Areal (125,67 x 65,05 m², 2 m Höhe) zur Basis des neuen, noch prächtigeren Tempels mit einem Steindach machte. 262 n. Chr. wurde der Prachtbau durch die Goten zerstört, die Reste von den Einwohnern als Baumaterial verwendet. Heute ragt nur noch eine wiedererrichtete, einsame Säule aus dem Sumpfwasser.

Als der Apostel Paulus um das Jahr 55 in die Metropole kam, hatte er angeblich so großen Zulauf, dass viele um den Artemiskult und um ihre wirtschaftliche Existenz gefürchtet haben sollen. Der „Aufruhr des Demetrios“ – eines Silberschmiedes und Herstellers von Devotionalien – ist im 19. Kapitel der Apostelgeschichte beschrieben.

Literatur

  • Bluma L. Trell: Der Tempel der Artemis zu Ephesos in: Peter A. Clayton & Martin J. Price (Hrsg.): Die Sieben Weltwunder. Philipp Reclam jun., Stuttgart 1990, S. 105-133; ISBN 3-15-010363-0


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