Thomas Rehdiger

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Thomas Rehdiger (auch Thomas Rhediger und Redinger) (* 19. Dezember 1540 in Breslau, Fürstentum Breslau; † 5. Januar 1576 in Köln)[1] aus der Breslauer Patrizierfamilie Rehdiger war ein schlesischer Humanist und Büchersammler.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Thomas Rehdiger war der Sohn des Kaufmanns Nicolaus Rehdiger, der erstmals 1511 in Breslau erwähnt wurde.

Durch seinen Erbteil finanziell gut ausgestattet, wurde er humanistisch ausgezeichnet ausgebildet. Nach dem Besuch des Elisabet-Gymnasiums folgten Studien der Rechtswissenschaft, der Theologie und der Philosophie in Wittenberg, wobei er auch Schüler von Philipp Melanchthon war. Er beherrschte fast alle klassischen Sprachen in Wort und Schrift. Im Mai 1561 kehrte er mit ausgezeichneten Zeugnissen von der Wittenberger Universität zurück.

Er begann 1561, auf den Rat von Johann Crato von Krafftheim hin, in Begleitung von Hubert Languet,[2] seine Rundreise durch Frankreich und die Niederlande. In Paris schloss er Freundschaft mit dem Botaniker Charles de l’Écluse (Carolus Clusius). Im gleichen Jahr flüchteten sie vor der Pest nach Antwerpen. 1563 reiste er nach Frankreich und 1567 nach Italien. 1571 ging er nach Köln.

Bibliothek[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rehdiger besuchte bedeutende Bibliotheken. Sein Vermögen gestattete es ihm, zahlreiche wertvolle Bücher zu erwerben. Seine Sammlung bestand aus etwa 300 Handschriften und 6000 Druckwerken und kam 1645 durch einen Vertrag mit den Nachkommen in den Besitz der Stadt Breslau.[3] Im Zusammenfügen der Pfarrbibliotheken von St. Maria-Magdalena und St. Bernhardin in Breslau wurde diese bedeutende Sammlung, die zuvor durch den jeweiligen Prorektor des Elisabet-Gymnasiums, so u. a. auch vom Historiographen Karl Adolf Menzel verwaltet wurde, zum wesentlichen Bestandteil der dortigen Stadtbibliothek als Bibliotheca Rehdigerana. Bedingt durch die Auslagerung im Zweiten Weltkrieg gelangte ein kleiner Teil von 31 Bänden, darunter eine illuminierte Handschrift der Chronik von Jean Froissart, als Depot Breslau in die Staatsbibliothek Berlin.[4] Der erhaltene Restbestand ist heute Teil der Universitätsbibliothek Breslau.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jorg Baecker: Thomas Rehdiger, der Mann und sein Werk. Auszug aus einer Schrift zur Erlangung der philosophischen Doktorwürde bei der Hohen Philosophischen Fakultät der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau. Breslau 1921.
  • Jorg Baecker: Thomas Rehdiger, der Mann und sein Werk. Ein Beitrag zur Geschichte des geistigen Lebens im 16.Jahrhundert. Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Hohen Philosophischen Fakultät der Schlesischen Friedrich Wilhelms-Universität zu Breslau. Breslau 1921.
  • Hans-Jürgen von Witzendorff-Rehdiger: Die Rehdiger in Breslau. In: Jahrbuch der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau. Band 2, 1957, S. 93–106
  • Hans-Jürgen von Witzendorff-Rehdiger: Herkunft und Verbleib Breslauer Ratsfamilien im Mittelalter. Eine genealogische Studie. In: Jahrbuch der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau, 1958, S. 111–135
  • Hermann Markgraf: Rehdiger, Thomas. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 27, Duncker & Humblot, Leipzig 1888, S. 588–590.
  • Gustav Barthel: Thomas Rehdiger : Ein Jahrhundert großes Breslauer Gelehrter, Sammler und Förderer der Kunst; Breslau, Schlesisches Museum für Kunstgewerbe und Altertümer, 1941
  • Albrecht W. J. Wachler: Thomas Rehdiger und seine Büchersammlung in Breslau: Ein biographisch-literarischer Versuch. Breslau 1828 (Digitalisat)
  • Gottlob Krantz: Memorabilia Bibliothecæ Publicæ Elisabetanæ Wratislaviensis, à Fundatore Celeberrimo Rehdigerianæ dictæ; Wratislaviae : Steck, 1699
  • Samuel Sebisch: Encænia Bibliothecæ Rehdigerianæ, Vratislaviæ; Vratislaviae : Baumann, 1661
  • (Monitore) Johann(e) Gebhard(o): Thomas à Rehdiger & Slisa Redivivus in Gymnade Elisabethanâ; Vratislaviæ : Baumann, 1661
  • Karl A. Siegel: Crato von Krafftheim, Simon Schard und Thomas Rehdiger : Ein Beitrag zur Gelehrtengeschichte des 16. Jahrhunderts; In: Zeitschrift des Vereins für Geschichte Schlesiens; Breslau; Trewendt & Garnier; 1930; Bd. 64; S. 75–88
  • Oskar Pusch: Die Breslauer Rats- und Stadtgeschlechter in der Zeit von 1241 bis 1741, Band 3, Seite 303f., in: Veröffentlichungen der Forschungsstelle Ostmitteleuropa an der Universität Dortmund (Hg.: Johannes Hoffmann), Reihe B – Band 38, Dortmund 1988, ISBN 3-923293-25-9
  • Gerhard Scheuermann: Das Breslau-Lexikon; Laumann-Verlag Dülmen, 1994; ISBN 3-87466-157-1, S. 1320–1324

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Oskar Pusch: Die Rats- und Stadtgeschlechter in Breslau, Band 3, Seite 303 (siehe: Literatur)
  2. Ruth Kohlndorfer-Fries: Diplomatie und Gelehrtenrepublik; S. 253
  3. Die Rehdigersche Bibliothek , Handbuch der historischen Buchbestände online, abgerufen am 10. Februar 2021
  4. Dep. Breslau im online-Katalog der Staatsbibliothek, abgerufen am 10. Februar 2021

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]