Tigeriltis

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Tigeriltis

Tigeriltis
Zeichnung von Johann Christian Daniel von Schreber

Systematik
Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
Überfamilie: Hundeartige (Canoidea)
Familie: Marder (Mustelidae)
Unterfamilie: Mustelinae
Gattung: Vormela
Art: Tigeriltis
Wissenschaftlicher Name
Vormela peregusna
(Güldenstädt, 1770)

Der Tigeriltis (Vormela peregusna) ist eine Raubtierart aus der Familie der Marder (Mustelidae). Er lebt in Osteuropa, Vorder- und Zentralasien und ist nach seinem gemusterten Fell benannt.

Beschreibung

Der Tigeriltis ähnelt von der Gestalt her sehr dem Wald- und dem Steppeniltis, ist mit einer Kopf-Rumpf-Länge von 29 bis 38 Zentimetern und einer Schwanzlänge von ungefähr 15 bis 22 Zentimetern aber etwas kleiner als diese. Ausgewachsene Tigeriltisse wiegen zwischen 370 und 730 Gramm. Im Gegensatz zu vielen anderen verwandten Arten sind Männchen und Weibchen annähernd gleich groß. In seinem Körperbau zeigt er mit dem langgestreckten, schmalen Rumpf und den kurzen Beinen den üblichen Körperbau vieler Mustelinae. Die Oberseite hat eine dunkelbraune Grundfärbung, die mit gelben Flecken und Streifen bedeckt ist. Die Bauchseite ist schwarz. Tigeriltisse haben eine auffällige schwarz-weiße Gesichtsfärbung: Die Umgebung des Mundes und ein breites Stirnband zwischen den Augen und Ohren sind weiß, der Rest des Gesichtes ist schwarz. Die Ohren sind ungewöhnlich groß. Der Schwanz ist buschig und hat eine schwarze Spitze.

Verbreitung und Lebensraum

Die Tiere sind in Osteuropa und Asien verbreitet. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich von der Balkanhalbinsel und Vorderasien (ohne die Arabische Halbinsel) über das südliche Russland und Zentralasien bis in das westliche und nördliche China und die Mongolei. Tigeriltisse bewohnen trockene, baumlose Gebiete wie Steppen, Halbwüsten und Wüsten, gelegentlich auch grasbewachsene Flächen in Vorgebirgen. Sehr selten wurden die Tiere auch in Gebirgen beobachtet, wo sie in bis zu 3000 Metern Höhe nachgewiesen wurden. Inzwischen leben manche Tiere auch in Parks, Weinbergen und sogar Wohnsiedlungen.

Lebensweise

Die Lebensweise der Tigeriltisse ähnelt sehr der des Steppeniltis. Sie sind vorrangig dämmerungs- oder nachtaktiv, gehen manchmal aber auch am Tag auf Nahrungssuche. Den Tag verbringen sie meist in einem Erdbau, den sie entweder selbst gegraben oder von anderen Tieren übernommen haben. Außerhalb der Paarungszeit leben sie einzelgängerisch. Die Reviere können sich überlappen, trotzdem gehen sich die Tiere meistens aus dem Weg.

Im Bedrohungsfall richtet er die Körperhaare auf und beugt den buschigen Schwanz nach vorn, die warnende Signalfärbung soll ähnlich wie bei den Skunks Fressfeinde abschrecken. Nützt dies nichts, kann er aus seiner Analdrüse ein übelriechendes Sekret versprühen.

Nahrung

Tigeriltisse jagen sowohl auf der Erdoberfläche, wo sie sich manchmal aufrichten, um einen besseren Überblick zu haben, als auch auf Bäumen, die sie erklettern. Am häufigsten geht er jedoch in den unterirdischen Gängen und Bauen von verschiedenen Nagetieren auf Jagd, manchmal lässt er sich auch direkt in den Bauen nieder. Zu seiner Hauptnahrung zählen Rennmäuse, Wühlmäuse, Ziesel und andere Erdhörnchen oder Hamster, daneben nehmen sie auch Vögel und andere Wirbeltiere sowie Insekten zu sich.

Fortpflanzung

Die Tragzeit der Tigeriltisse kann bis zu elf Monate dauern, was auf die Keimruhe und die damit verbundene verzögerte Einnistung zurückzuführen ist. Pro Wurf bringen die Weibchen ein bis acht (durchschnittlich vier oder fünf) Junge zur Welt. Diese sind klein und blind, wachsen aber schnell und beginnen schon nach einem Monat, feste Nahrung zu sich zu nehmen. Weibchen werden bereits nach drei Monaten geschlechtsreif, bei Männchen dauert dies bis zu einem Jahr. Über die Lebenserwartung ist wenig bekannt, ein Tier in menschlicher Obhut wurde knapp neun Jahre alt.

Tigeriltisse und Menschen

Im 20. Jahrhundert sind die Bestände teilweise rapide zurückgegangen. Verantwortlich dafür ist weniger die Jagd auf ihr Fell, die im Vergleich zu anderen Mardern eine untergeordnete Rolle spielt (Fellbezeichnung Perwitzky). Hauptbedrohung stellt vielmehr die Umwandlung ihres Lebensraums in landwirtschaftlich genutzte Gebiete dar, hinzu kommt noch die großflächige Verfolgung der von ihnen als Beutetiere bevorzugten Nager. Die südosteuropäische Unterart V. p. peregusna gilt als gefährdet, insgesamt gesehen ist die Art aber noch nicht bedroht.

Mit dem Tigeriltis verbindet sich eine alte russische Legende. Im Volksmund wird das Tier auch „Perewostschik“, „Übersetzer“ genannt. Nach sibirischer Überlieferung trägt er Eichhörnchen und Hermeline als Fährmann auf seinem Rücken über die großen sibirischen Ströme.[1]

Quellen, Einzelnachweise

  1. Dr. Fritz Schmidt: Das Buch von den Pelztieren und Pelzen, 1970, F. C. Mayer Verlag, München