Tiny Forest

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Tiny Forest in Den Helder (Niederlande) ca. 1 Jahr nach der Anpflanzung

Ein Tiny Forest (deutsch: Kleinwald, Mikrowald) ist ein Wald auf einer relativ kleinen Fläche mit einer dichten Bepflanzung. Ziel solcher Neuanpflanzungen ist, in urbanen Räumen auf kleinen Flächen möglichst vielfältige, schnell wachsende und sich selbst erhaltende Habitate anzulegen und dadurch eine Verbesserung der Umweltsituation zu erreichen.[1]

Hintergrund

Tiny Forests gehen auf Ideen des japanischen Ökologen Akira Miyawaki zurück, die von dem indischen Öko-Unternehmer Shubhendu Sharma aufgegriffen wurden. Sharma pflanzte als erster kleine verdichtete Stadtwälder auf degradierten Böden. Charakteristisch ist ihre kleine Grundfläche (mehrere Parkplätze, ein Tennisplatz) und die zunächst dichte Bepflanzung (2–7 Bäume je Quadratmeter). Nach der Stabilisierung sollen durchschnittlich 0,5–2,5 Bäume auf einem Quadratmeter stehen.[2] Durch die hohe Pflanzdichte steigt der Konkurrenzdruck innerhalb des Ökosystems. Eine natürliche Waldgesellschaft soll dadurch statt in 200 Jahren bereits in 25–30 Jahren erreicht werden, weil die Phase der Sträucher, Gräser und Pionierbäume übersprungen wird.[1] Tiny Forests sollen zehnmal schneller wachsen sowie 30-mal dichter und 100-mal biodiverser als ein herkömmlicher Wald sein.[3] Nach ihren Befürwortern sind Tiny Forests eine der effizientesten Aufforstungsmethoden.[1]

Verbreitung

Die ersten Tiny Forests wurden in Asien gepflanzt. In Europa verbreitete sich die Idee ab Mitte der 2010er Jahre zuerst in den Niederlanden und Belgien. Der erste Tiny Forest in Deutschland wurde 2020 auf einem Privatgrundstück in der Uckermark angelegt.[4] Er ist mit 700 m² eine relativ große Anpflanzung und beherbergt 33 heimische Baumarten, vor allem Ahorn, Buche, Eiche, Esche und Linde.[3] Auch der 2019 in Schleswig-Holstein gegründete Verein Citizen Forests betreibt Aufforstung nach Miyawaki. Man habe inzwischen Pflanzungen in mehreren norddeutschen Städten vorgenommen, die kleinste Fläche umfasse „rund 200 Quadratmeter, die größte mit rund 3.400 Quadratmetern“ liegt in Wedel.[5] Insgesamt gibt es derzeit weltweit über 3000 Tiny Forests.[1]

Kritik

Kritiker wie die niederländische Landschaftsarchitektin Tinka Chabot bezweifeln, dass Tiny Forests auf Dauer gedeihen. Der Platzmangel könnte zu einer Konkurrenz zwischen den Arten führen, was auf Dauer einen Rückgang der zu Beginn sehr hohen Artenvielfalt zur Folge hätte. Dem wird entgegengehalten, dass das Absterben niedriger Sträucher und Kräuter in jedem Ökosystem der Fall sei. Solange die Tiny Forests wüchsen, würden absterbende Bäume wieder durch neue Sträucher ersetzt. Tiny Forests seien kein Wundermittel. Sie können aber als eines von mehreren Elementen dabei helfen, die Städte grüner zu machen und so langfristig mehr Pflanzen und Tiere anzulocken.[3]

Commons: Tiny Forests – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Elsbeeren, Stieleichen, Eiben, Rotbuchen, Hainbuchen, Vogelkirschen – und drumherum ein Ring aus Ginster, Haselnuss oder Rosen. In: Das Magazin. 4/2022, S. 82–87.
  2. urban-forest.com: The Miyawaki method – Data & concepts (PDF; 3,5 MB), 2020, S. 3.
  3. a b c Deutsche Welle: Tiny Forests: Mehr Artenvielfalt in der Stadt? 25. Mai 2021, abgerufen am 28. April 2022.
  4. Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde: Projekt auf der Webseite, abgerufen am 28. April 2022
  5. Esther Geisslinger: Miniwälder auf engstem Raum: Platz für Wald im Mini-Format ist überall und er ist auch nicht teuer. Mit dieser Botschaft macht ein Verein aus Schleswig-Holstein Schule. In: Die Tageszeitung. 17. April 2022, abgerufen am 13. Mai 2022.