Tipuana tipu

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Tipuana tipu

Tipuana tipu in São Paulo

Systematik
Ordnung: Schmetterlingsblütenartige (Fabales)
Familie: Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
Unterfamilie: Schmetterlingsblütler (Faboideae)
Tribus: Dalbergieae
Gattung: Tipuana
Art: Tipuana tipu
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Tipuana
(Benth.) Benth.[1]
Wissenschaftlicher Name der Art
Tipuana tipu
(Benth.) Kuntze

Tipuana tipu, auch bekannt als Tipa,[2] Tipubaum, Rosewood oder Pride of Bolivia,[3][4] ist ein südamerikanischer Baum in der Familie der Hülsenfrüchtler in der Unterfamilie der Schmetterlingsblütler und heimisch in Bolivien, Nordargentinien, Südbrasilien, Uruguay und bis nach Paraguay.[5]

Taxonomie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tipuana tipu ist die einzige Art der Gattung Tipuana und wurde vor kurzer Zeit der informellen monophyletischen Pterocarpus-Klade innerhalb der Dalbergieae zugeordnet.[6][7]

Die Erstbeschreibung des Gattungsbasionyms Machaerium sect. Tipuana erfolgte 1853 durch George Bentham. Er stellte dann 1860 in J. Proc. Linn. Soc., Bot. 4(Suppl.): 72 die Gattung Tipuana neu auf. 1898 stellte Carl Ernst Otto Kuntze die neue Art Tipuana tipu in Revis. Gen. Pl. 3[3]: 72 auf. Synonyme sind Machaerium fertile Griseb., Machaerium tipu Benth., Tipuana speciosa Benth., Tipuana tipa Lillo.

Der Gattungsname entstammt dem Tal Tipuani oder dem Fluss Río Tipuani (Tipuana) in Bolivien.[8][9]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blüten des Tipubaums
Junge Früchte
Rhachis und Blättchenstiele

Tipuana tipu wächst als widerstandsfähiger, laubabwerfender bis halbimmergrüner und recht schnellwüchsiger Baum 15 bis über 30 Meter hoch[3][4] und ist für seine Verwendung als Straßen- oder Schattenbaum bekannt. Der Stammdurchmesser erreicht über 1,5 Meter.[9] Die grobe, gräuliche bis braun-graue, faserige Borke ist rissig bis furchig oder grobschuppig bis abblätternd. Das mittelschwere Holz ist hell und recht beständig,[10] das Harz hingegen rötlich.

Die wechselständigen, bis zu 25 cm langen, gestielten Laubblätter sind unpaarig gefiedert.[3] Der Blattstiel hat an der Basis einen Pulvinus. Die bis zu 29 kurz gestielten, eiförmigen bis elliptischen, länglichen oder verkehrt-eiförmigen, ganzrandigen, abgerundeten bis oft eingebuchteten, manchmal feinstachlspitzigen,[11] leicht ledrigen, mattgrünen Fiederblättchen sind 25 bis 70 mm lang und 12 bis 20 mm breit.[5][12] Die Rhachis ist gefurcht bis gerillt und leicht behaart wie auch die Blättchenstiele. Die unterseits fein behaarten Blättchen stehen gegen- bis meist wechselständig. Die minimalen Nebenblätter sind abfallend.

Es werden lockere, achselständige Trauben und endständige Rispen gebildet. Die gestielten Blüten sind zwittrig mit doppelter Blütenhülle. Die knittrigen Schmetterlingsblüten haben eine leuchtend gelbe bis orange Farbe und blühen nur kurz im Spätsommer. Der becherförmige, außen fein behaarte Kelch ist grob gezähnt. Das Schiffchen ist nur kurz. Die große Fahne besitzt mittige, rötliche Streifen. Die Staubblätter sind diadelphisch verwachsen. Der kurz gestielte, längliche Fruchtknoten ist seidig behaart, der gebogene, kahle Griffel ist kurz mit kleiner Narbe.

Die gestielte und nicht öffnende Frucht ist eine, bis dreiamige, geflügelte, bis 8 Zentimeter lange Hülsenfrucht oder eine Flügelnuss (Samara, Schraubenflieger)[4] mit den flachen, nierenförmigen Samen in einer holzigen, bis 2 cm langen Kammer am unteren Ende sowie einem einseitigen, ledrigen, bis 2,5 cm breiten Flügel.

Rotes Harz, das aus einem aufgeschnittenen Stamm tropft, Honeydew, Johannesburg

Der Tipubaum produziert viele Samen, von denen die meisten erfolgreich keimen und er verträgt ein sehr breites Spektrum an Wachstumsbedingungen, von −4 °C über salzige Böden bis hin zu Trockenheit.[5]

Invasivität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tipuana tipu gilt in einigen Ländern, wie in Südafrika[13] und Australien als invasive Art und ist für sein sehr aggressives Wurzelsystem bekannt.[14] Da die Baumwurzeln Beton und Asphalt leicht anheben können, sollten bei der Anpflanzung in der Nähe von Gebäuden oder Häusern Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden, da sonst die Gefahr besteht, dass sie beschädigt werden.[4][15]

Insekten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Art ist eine Nahrungspflanze für Cercopoidea (englisch Spittlebugs) wie Ptyelus grossus. In Südkalifornien hat ein Insekt mit Namen „Tipu-Psyllid“ (Platycorypha nigrivirga) mehrere Tipu-Bäume befallen.[16]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Velva E. Rudd: A Résumé of the genus Tipuana (Leguminosae). In: Phytologia. 28(5), 1974, S. 475–478, online auf biodiversitylibrary.org.
  • C. C. Townsend, Evan Guest: Flora of Iraq. Volume Three, 1974, S. 594 f, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
  • O. N. Allen, Ethel K. Allen: The Leguminosae. University of Wisconsin Press, 1981, ISBN 0-299-08400-0, S. 657 f, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
  • Seed Leaflet. No. 55, 2002, PDF.
  • Marilena Idžojtić: Dendrology. Academic Press, 2019, ISBN 978-0-444-64175-5, S. 681.
  • Umberto Quattrocchi: CRC World Dictionary of Medicinal and Poisonous Plants: Common Names, Scientific Names, Eponyms, Synonyms, and Etymology CRC Press, Taylor & Francis Group, 2012, ISBN 978-1-4822-5064-0, S. 3746.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Tipuana tipu – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Genus Tipuana (Benth.) Benth. In: GRIN. Abgerufen am 11. April 2024 (englisch).
  2. Tipuana tipu (Benth.) Kuntze. In: USDA Plants. Abgerufen am 8. April 2024 (englisch).
  3. a b c Tipuana tipu bei Agroforestree Database.
  4. a b c d Bharati Bhattacharyya: Golden Greens. TERI Press, 2015, ISBN 978-81-7993-441-8, S. 65.
  5. a b c Gardening Australia, Transcript – Episode 11, 2006 (Memento vom 19. September 2009 im Internet Archive).
  6. Matt Lavin, R. Toby Pennington, Bente B. Klitgaard et al.: The dalbergioid legumes (Fabaceae): delimitation of a pantropical monophyletic clade. In: American Journal of Botany. 88(3), 2001 S. 503–533, doi:10.2307/2657116.
  7. D. Cardoso, R. T. Pennington, L. P. de Queiroz et al.: Reconstructing the deep-branching relationships of the papilionoid legumes. In: South African Journal of Botany. 89, 2013, S. 58–75, doi:10.1016/j.sajb.2013.05.001.
  8. Andre Santos Nouri, Dominik Fröhlich, Maria Matos Silva, Andreas Matzarakis: The Impact of Tipuana tipu Species on Local Human Thermal Comfort Thresholds in Different Urban Canyon Cases in Mediterranean Climates: Lisbon, Portugal. 9(1), 2018, 12, doi:10.3390/atmos9010012.
  9. a b O. N. Allen, Ethel K. Allen: The Leguminosae.
  10. Tipuana tipu bei DELTA.
  11. Flora of Iraq.
  12. Tipuana Tipu. In: Greenworld-Nursery. 2006, abgerufen am 19. April 2024 (englisch).
  13. Legal Obligations Regarding Invasive Alien Plants in South Africa (Memento vom 20. September 2016 im Internet Archive).
  14. Rosewood or tipuana tree (Tipuana tipu), (PDF) (Memento vom 6. April 2011 im Internet Archive).
  15. Tipuana tipu bei Arboles ornamentales.
  16. Nick Nisson Tipu psyllid, Platycorypha nigrivirga bei Center for Invasive Species Research (englisch), abgerufen am 20. April 2024.