Tubuläre Brust

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Klassifikation nach ICD-10
Q83.80 Tubuläre Brust
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Die Tubuläre Brust (oder tuberöse Brust, deutsch Schlauch- oder Rüsselbrust) ist eine angeborene und seltene Fehlbildung der Mamma, welche mit der Pubertät beim weiblichen Geschlecht zum Vorschein tritt und ein- oder beidseitig auftreten kann.

1976 wurde die Fehlbildung zum ersten Mal als Krankheitsbild beschrieben.[1] Mit Beginn des Jahres 2014 wurde die Fehlbildung international nach ICD-10 als Krankheit klassifiziert und ist seither als Krankheit anerkannt.[2]

Synonyme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursache und Studien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Forscher können bis heute keine klare Ursache zur Entstehung der Erkrankung bestätigen.

Eine Studie, die 2011 im Canadian Journal of Plastic Surgery veröffentlicht wurde, deutete auf eine genetische Verbindung hin. Derselbe Artikel legt nahe, dass tubuläre Brüste durch einen Überschuss an Kollagen in der Faszie und den anderen Bindegewebskomponenten innerhalb der Brust verursacht werden. Dies führt zu einer abnormen Drüsenentwicklung, die die Form der Brust verändert.[3]

Klinische Erscheinung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Fehlbildung wird aufgrund ihrer Erscheinung diagnostiziert. Tubuläre Brüste sind nicht unterentwickelte Brüste, ein Ergebnis des Stillens oder einer Gewichtsreduzierung.

Die Merkmale der tubulären Brust können von leicht bis schwer reichen und umfassen:

Klassifizierungen der Fehlbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Klassifizierung der Mammafehlbildung beschreibt den Schweregrad der Fehlbildung.

Klassifikation nach Grolleau[6]
Typ I lediglich medialer unterer Quadrant defizient
Typ II Defizienz beider unterer Quadranten. Die Areola ist nach unten

abgewichen. Das subareolare Hautsegment ist kurz.

Typ III Defizienz aller vier Quadranten, Konstriktion der Brustbasis in vertikaler und horizontaler Richtung
Klassifizierung nach von Heimburg[7]
Typ I lediglich medialer unterer Quadrant defizient
Typ II Fehlen der beiden unteren Quadranten. Der Hautmantel ist ausreichend vorhanden, die Brustwarze ist nicht unbedingt nach unten gerichtet. Dies beschreibt den Unterschied zum Typ III.
Typ III Fehlen der beiden unteren Quadranten mit Hautdefizit. Der Steg ist deutlich verkürzt und die Brustwarze ist nach unten gerichtet.
Typ IV Alle vier Quadranten der Brust sind vermindert ausgebildet. Die Brustbasis ist deutlich verkleinert. Eine echte Schlauchbrust liegt vor.

Therapie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Tubuläre Brust lässt sich durch eine Operation behandeln. Diese kann mit Vollendung des Brustwachstums durchgeführt werden. Bis dahin können den Patientinnen BH-Einlagen zum Formausgleich verordnet werden.

Bei gut ausgebildetem Subkutan- und Drüsengewebe kann eine Implantateinlage in Verbindung mit einer Reduktion und Neuplatzierung der zu großen Areola zu einem guten Ergebnis führen. Mit einem tropfenförmigen Implantat wird meist ein sehr natürliches Ergebnis erzielt.

Bei starker Ausprägung der Deformität ist eine einfache Prothesenimplantation allerdings wegen mangelnder Weichteilabdeckung (und konsekutivem „snoopy“-Phänomen) unzureichend. Vielmehr hat sich dann ein Verfahren der Drüsenumverteilung bewährt, wobei der Drüsenkörper durch den Zugang um die Mamille gespalten wird und genügend Drüsengewebe in die beiden unteren Quadranten transportiert werden kann, sodass eine fast normale Brustform entsteht.[8]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Thomas D. Rees, Sherrell J. Aston: The tuberous breast. In: Clin Plast Surg. 3. Jahrgang, Nr. 2, 1976, S. 339–46, PMID 1261187.
  2. ICD-10-GM 2014 Systematisches Verzeichnis: Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme. 10. Auflage. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 2013, ISBN 978-3-7691-3537-4.
  3. Marco Klinger, Fabio Caviggioli, Francesco Klinger, Federico Villani, Erseida Arra, Luca Di Tommaso: Tuberous breast: Morphological study and overview of a borderline entity. In: Canadian Journal of Plastic Surgery. 19. Jahrgang, Nr. 2, 2011, S. 42–44, PMID 22654530, PMC 3328117 (freier Volltext) – (englisch, französisch).
  4. JG Meara, A Kolker, G Bartkett, R Theile, K Mutischer, AD Holmes: Tuberous breast deformity: principles and practice. In: Ann Plast Surg. 2000.
  5. Hebammengemeinschaftshilfe e.V (Hrsg.): Praxisbuch: Besondere Stillsituationen. Georg Thieme Verlag, 2012, ISBN 978-3-8304-5530-1 (google.de [abgerufen am 19. Juli 2018]).
  6. Jean-Louis Grolleau, Etienne Lanfrey, Bruno Lavigne, Jean-Pierre Chavoin, Michel Costagliola: Plastic and Reconstructive Surgery. 7. Auflage. Nr. 104, Dezember 1999, S. 2040–2048.
  7. D von Heimburg, K Exner, S Kruft, G. Lemperle: The tuberous breast deformity: classification and treatment. In: British Journal of Plastic Surgery. Nr. 49, 1996, S. 339–345.
  8. Heinz Bohmert, Christian J. Gabka, Phillip N. Blondeel, Thomas Schoeller, Alain Gagnon: Plastische und rekonstruktive Chirurgie der Brust: 3 Tabellen. 2., komplett aktualisierte Auflage. Stuttgart 2006, ISBN 978-3-13-100562-5, S. 72 (google.de [abgerufen am 4. August 2018]).