Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 12. März 2006 um 00:07 Uhr durch Nachtigall (Diskussion | Beiträge) (Entstehungsgeschichte: hereinzuholen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Datei:Declaration of independence by john trumbull.jpg
Die Unterzeichnung der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung. Gemälde von John Trumbull (um 1816)

In der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika (Declaration of Independence; offiziell: The unanimous Declaration of the thirteen united States of America) vom 4. Juli 1776 erklärten die Dreizehn Kolonien in Nordamerika ihre Loslösung von England und ihr Recht, einen eigenen souveränen Staatenbund zu bilden. Der von Thomas Jefferson verfasste und vom Kontinentalkongress verabschiedete Text stellt die Gründungsurkunde der USA dar und ist eines der bedeutendsten Dokumente der Staatsphilosophie.


Entstehungsgeschichte

Im Siebenjährigen Krieg hatten die 13 britischen Kolonien in Nordamerika ihre eigenen Interessen und die des Mutterlandes noch gegen die kolonialen Ambitionen Frankreichs verteidigt. Nach 1763 versuchte die britische Regierung, die Kriegskosten zum Teil durch die Erhöhung von Steuern und Abgaben in den Kolonien wieder hereinzuholen. Die daraus entstandenen Spannungen verschärften sich im Laufe der Jahre. Im Kern ging es um die Frage, ob die britische Krone das Recht habe, in den Kolonien Steuern zu erheben, ohne dass deren Einwohner im Londoner Unterhaus vertreten waren. Unter dem Schlagwort no taxation without representation ("keine Besteuerung ohne parlamentarische Repräsentation") wuchs die Akzeptanz für den Gedanken der Unabhängigkeit. Ein einflussreicher Ausdruck dieser Gedanken war Thomas Paines Schrift Common Sense.

Nach ersten gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Kolonisten und britischen Truppen im Jahr 1775 entschieden sich die im Kontinentalkongress versammelten Vertreter der 13 Kolonien für die Trennung vom Mutterland. Die formelle Erklärung der Unabhängigkeit erfolgte bereits am 2. Juli 1776. Die heute bekannte Declaration of Independence war eine zwei Tage später verabschiedete Erläuterung dieses formalen Beschlusses und diente der moralischen und rechtlichen Legitimation für den Abfall von der britischen Krone und den Unabhängigkeitskrieg.

Ein Vorbereitungskomitee aus Thomas Jefferson (Virginia), John Adams (Massachusetts), Benjamin Franklin (Pennsylvania), Robert R. Livingston (New York) und Roger Sherman (Connecticut) hatte die Erklärung entworfen. Deren maßgeblicher Autor war Jefferson, während die übrigen Komiteemitglieder ihn berieten.

Der Zweite Kontinentalkongress diskutierte den Entwurf und strich die Verurteilung der Sklaverei aus dem Dokument, da es auch die Zustimmung der Bürger aus den sklavenhaltenden Kolonien finden sollte. Am 4. Juli 1776 nahmen die im Kongress versammelten Vertreter der dreizehn Gründerstaaten der USA die Erklärung an. Als Independence Day ist der 4. Juli bis heute der Nationalfeiertag der USA.

Die Urkunde der Unabhängigkeitserklärung wird im Nationalarchiv der USA in Washington, D.C. aufbewahrt und kann dort besichtigt werden.

Zum Inhalt

Die Urkunde der Unabhängigkeitserklärung nach einem Druck aus dem Jahr 1823

Die Erklärung besteht aus drei Teilen, die eine logische Argumentationskette bilden. Im ersten und bekanntesten Abschnitt beschreibt sie, inspiriert von der Philosophie John Lockes, einen naturrechtlichen Rahmen, um generell zu klären, wann das Volk das Recht hat, eine alte durch eine neue Regierungsform zu ersetzen. Im zweiten Teil führt der Text konkrete Handlungen der britischen Krone an, mit denen diese die natürlichen Rechte der Kolonisten dauerhaft und schwerwiegend verletzt und durch die sie ihren Anspruch auf deren weiteren Gehorsam verwirkt habe. Der dritte Teil besteht aus der Schlussfolgerung, dass die Loslösung vom britischen Mutterland notwendig und gerechtfertigt sei und die 13 Kolonien von nun das Recht beanspruchten, als unabhängige und souveräne Staaten zu handeln.

Bis heute wirkmächtig ist die naturrechtliche Begründung:

"We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed by their Creator with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty and the pursuit of Happiness. -- That to secure these rights, Governments are instituted among Men, deriving their just powers from the consent of the governed, -- That whenever any Form of Government becomes destructive of these ends, it is the Right of the People to alter or to abolish it, and to institute new Government, laying its foundation on such principles and organizing its powers in such form, as to them shall seem most likely to effect their Safety and Happiness."

Die erste deutsche Übersetzung der Unabhängigkeitserklärung veröffentlichte einen Tag nach ihrer Verabschiedung die deutschsprachige Zeitung Pennsylvanischer Staatsbote in Philadelphia. Sie gab die Einleitung folgendermaßen wieder:

"Wir halten diese Wahrheiten für ausgemacht, dass alle Menschen gleich erschaffen worden, dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten begabt worden, worunter sind Leben, Freiheit und das Streben nach Glückseligkeit. Dass zur Versicherung dieser Rechte Regierungen unter den Menschen eingeführt worden sind, welche ihre gerechte Gewalt von der Einwilligung der Regierten herleiten; dass sobald eine Regierungsform diesen Endzwecken verderblich wird, es das Recht des Volkes ist, sie zu verändern oder abzuschaffen, und eine neue Regierung einzusetzen, die auf solche Grundsätze gegründet, und deren Macht und Gewalt solchergestalt gebildet wird, als ihnen zur Erhaltung ihrer Sicherheit und Glückseligkeit am schicklichsten zu seyn dünket."

In diesem Abschnitt werden erstmals in einem offiziellen Dokument allgemeine Menschenrechte postuliert, auch wenn sie in der späteren Verfassungspraxis zunächst nur frei geborenen, weißen Männern in vollem Umfang zugestanden wurden, nicht aber Frauen, Sklaven und Leibeigenen. Ausgehend von diesem naturrechtlichen Rahmen stellt sie eine Vertragstheorie über die Legitimität von Regierungen auf und beschreibt zudem ein Widerstandsrecht gegen ungerechte Regierungen. Diese Grundannahmen gelten bis heute als maßgebend für den politischen Liberalismus.

Chronologie

  • 1517 Beginn der Reformation in Europa.
  • 1588 Nach dem Sieg über die spanische Armada wird England Seemacht.
  • 1607 Gründung von Jamestown, der ersten permanenten englischen Kolonie in Virginia.
  • 1620 Pilgerväter erreichen mit dem Schiff "Mayflower" Amerika und gründen Plymouth in Massachusetts.
  • 1629/30 Gründung der Massachusetts-Bay-Kolonie lockt puritanische Einwanderer an.
  • 1632/1732 Gründung der übrigen britischen Kolonien in Nordamerika.
  • 1683 Erste deutsche Einwanderer (Germantown/Philadelphia).
  • 1756/1763 Siebenjähriger Krieg in Europa. In Amerika kommt es zum militärischen Konflikt zwischen England und Frankreich (French and Indian War, 1754-1763).
  • 1763 Friede von Paris: Frankreich tritt Kanada und die Gebiete östlich des Mississippi an England ab. Spanien verliert Florida an England.
  • 1765 Stempelsteuergesetz: Die strenge Handhabung von Handelsgesetzen sowie die Einführung einer neuen Steuer zur Finanzierung des Kolonialkrieges durch die britische Regierung führen zum Protest. Die Kolonien berufen sich auf den Grundsatz "no taxation without representation".
  • 1773 "Boston Tea Party": Die Auseinander setzungen zwischen den britischen Behörden und der Kolonialbevölkerung um Zölle und Besteuerungsrecht gipfeln im Bostoner Teesturm.
  • 1774 Erster Kontinental-Kongress: Vertreter der britischen Kolonien verabschieden in Philadelphia eine "Deklaration von Rechten und Beschwerden der Kolonien".
  • 1775-1783 Der Unabhängigkeitskrieg beginnt mit Gefechten zwischen kolonialen Milizen und königlichen Truppen bei Lexington und Concord (Massachusetts).
  • 1775 Zweiter Kontinental-Kongress: Organisation einer Kontinentalarmee unter George Washington.
  • 4. Juli 1776 Der Kongress erklärt die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten.
  • 1776-1800 Die jungen Staaten geben sich eigene Verfassungen.
  • 1777 Schaffung eines Staatenbundes durch die "Articles of Confederation" (1781 ratifiziert)
  • 1778 Kriegsbündnis der Vereinigten Staaten mit Frankreich, später auch mit Spanien und Holland.
  • 1781 Kapitulation von Yorktown (Virginia): Die Zersplitterung der englischen Seemacht führt zu Versorgungsproblemen der englischen Kolonialtruppen.
  • 1783 Friede von Paris (Versailles): England tritt die 13 Kolonien sowie die Gebiete zwischen den großen Seen, den Appalachen und dem Mississippi ab. Florida fällt an Spanien zurück.
  • 1787 Verfassung der Vereinigten Staaten verabschiedet; 1789 in Kraft gesetzt.
  • 1789 Französische Revolution

Literatur

  • Angela u. Willi Paul Adams (Hg.), Die Amerikanische Revolution und die Verfassung 1754-1791, München 1987 (dtv dokumente) ISBN 3-423-02956-0
  • Gert Raeithel, Geschichte der Nordamerikanischen Kultur. Bd 1: Vom Puritanismus bis zum Bürgerkrieg 1600-1860, o. O. 1987, ISBN 3-88059-658-1
  • Udo Sautter, Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika, 4. erw. Ausg., Stuttgart 1991, ISBN 3-520-44304-x

Siehe auch: Portal:USA - Geschichte der USA