Velisco

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Velisco Geflügel GmbH & Co. KG
Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1967
Auflösung 2014
Sitz Rot am See, Deutschland
Branche Geflügelfleisch

Die Velisco Geflügel GmbH & Co. KG war ein deutscher Hersteller von Geflügelfleischprodukten. Das Unternehmen meldete 2014 Insolvenz an und stellte die Produktion ein. Da sich kein Investor fand, wurde das Unternehmen aufgelöst.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nölke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Standort in Rot am See wurde 1967 als Schloss Stetten GmbH & Co. gegründet. 1971 übernahm die Nölke-Gruppe aus Versmold das Unternehmen. Der 1991 übernommene Standort in Mutzschen wurde bereits 1961 gegründet. Nach der deutschen Wiedervereinigung erwarb die Nölke-Gruppe auch dieses, seinerzeit unter Mutzschen Truthahn GmbH firmierende Unternehmen. Im gleichen Jahr wurden die beiden Unternehmen zusammengeschlossen, zunächst als Betriebsstätten des Nölke-Unternehmensbereiches Gut Stetten.[1]

2003 erwarb Nölke unter Einbringung des Unternehmensbereiches Gut Stetten mit seinen Betriebsstätten die Anteilsmehrheit an der neu gegründeten Velisco Geflügel GmbH & Co. KG (Unternehmenssitz war zunächst Ahlhorn).[2] Nach der Zusammenführung schlachtete und vermarktete Velisco 12 Mio. Truthähne pro Jahr, entsprechend etwa 45 % Marktanteil in Deutschland.[3]

Wendeln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im April 2007 gab die Nölke-Gruppe den Verkauf ihrer Anteile an den Agrarunternehmer Ulrich Wendeln in Garrel bekannt.[4][5] Der bis dahin dritte Velisco-Produktionsstandort in Ahlhorn (Schlachterei und Zerlegerei, zugleich bisheriger Unternehmenssitz; früherer Name: Truthahnschlacht- und Zerlegebetriebe Lethetal Putenspezialitäten GmbH) wurde im Zuge der Umstrukturierung an die ebenfalls in Garrel ansässige Heidemark-Gruppe veräußert, der Velisco-Unternehmenssitz nach Rot am See verlegt.

Im Dezember 2007 wurden Vorwürfe einiger von Heidemark in Ahlhorn kurz nach dem Besitzwechsel gekündigter Mitarbeiter bekannt, dass im April und Mai 2007 am Standort Ahlhorn größere Mengen (mehrere Tonnen) von bereits verdorben, aus Polen angeliefertem Putenfleisch, umverpackt, teilweise mit gutem Fleisch vermischt, und dann neu etikettiert worden sein sollen. In diesem Zusammenhang wurde am 5. Dezember 2007 auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft auch der Velisco-Standort Rot am See durchsucht und Akten beschlagnahmt.[6]

Heidemark[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 24. Februar 2010 wurde bekanntgegeben, dass die Kalvelage-Gruppe (Heidemark) die Mehrheitsanteile an Velisco von Ulrich Wendeln übernommen hat.[7]

Im Januar 2014 meldete der Velisco-Schlachtbetrieb Insolvenz an. Am 4. Februar 2014 wurde auf Antrag der Kalvelage/Heidemark-Gruppe vom Amtsgericht Crailsheim auch über das Vermögen der Gut Stetten GmbH & Co. KG und der Velisco Vertriebs GmbH & Co. KG die vorläufige Insolvenzverwaltung verhängt. Nicht betroffen waren das Schwesterunternehmen Velisco Immobiliengesellschaft mbH & Co. KG und die gemeinsame Muttergesellschaft WU Beteiligungsgesellschaft mbH (Mehrheitsgesellschafte: Kalvelage/Heidemark-Gruppe).[8] Das Insolvenzverfahren wurde Anfang April 2014 eröffnet.[9] Ende April 2014 wurde das Insolvenzverfahren über den Verwaltungsdienstleister der Schlachterei eröffnet.[10] Da die Suche nach einem Investor erfolglos blieb, wurden zum 28. April fast alle Mitarbeiter entlassen und der Schlachtbetrieb in Brettenfeld eingestellt. Eine vom Insolvenzverwalter vorgeschlagene Transfergesellschaft war vom Betriebsrat abgelehnt worden.

Produkte und Marken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Velisco produzierte in Eigenregie vorrangig Puten-(Truthahn-)fleisch, zu kleinen Anteilen wurde auch Hähnchenfleisch zugekauft. Neben Frischprodukten wurde auch zu Convenience Food „veredelt“, unter anderem tiefgekühlt, gegart oder mariniert.

Velisco vertrieb unter den eigenen Marken Gutstetten und Landbrink Produkte an den Einzelhandel und an Großverbraucher sowie an die weiterverarbeitende Industrie. Daneben produzierte Velisco auch für Handelsmarken.

Vertriebskanäle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Lebensmittel-Einzelhandelsketten (u. a. Edeka Südwest, Migros, Globus-Ost und Cactus)[11]
  • Großverbraucher per Fachgroßhandel (Eigenmarke Velisco)
  • Weiterverarbeitende Lebensmittelindustrie
  • Werksverkauf in Rot am See

Struktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Produktionsstandorte waren:

  • Gut Stetten GmbH & Co. KG, Rot am See, Baden-Württemberg (zugleich Hauptsitz des Unternehmens); Veterinärkontrollnummer: DE-BW 01001 EG
  • Mutzschen Truthahn GmbH & Co. KG, Mutzschen, Sachsen; Veterinärkontrollnummer: DE-SN 30032 EG

Kennzahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Umsatz: 2005: 185 Millionen Euro; 2006: 220 Millionen Euro
  • Mitarbeiter: 2005: 550, davon 350 in Rot am See, 200 in Mutzschen; 2006: insgesamt 850
  • Schlachtmenge: 2005: 93.000 Tonnen; 2006: 100.000 Tonnen
  • Absatz: 2005: 60.000 Tonnen; 2006: ?

Pro Jahr werden 50 Millionen selbstbedienungsgerecht verpackte Einheiten hergestellt.[12]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit den 1980er Jahren wurden wiederholt Vorwürfe wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz beim Transport von und zur Schloss Stetten GmbH & Co. erhoben. Laut einer Stellungnahme des baden-württembergischen Ministeriums für Ernährung und Ländlicher Raum im Landtag (vom Juni 2004) ergingen wegen solcher Verstöße allein in den Jahren 1999 bis 2003 insgesamt 79, davon „71 rechtskräftige Bußgeldbescheide“.[13]

Einzelnachweise und Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Quellen: Website Velisco und Website Nölke (Memento des Originals vom 14. Dezember 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.noelke.de
  2. Quelle: Website Nölke (Memento des Originals vom 14. Dezember 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.noelke.de
  3. Quelle: Arbeit und Einkommen in und durch Landwirtschaft - Die Landforscher – Heft 519 Seite 44
  4. Quelle: Nölke: Neustrukturierung im Geflügelmarkt@1@2Vorlage:Toter Link/www.landundforst.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., Land & Forst, 16. April 2007
  5. Zur „Unternehmensgruppe Ulrich Wendeln“ zählen unter anderem die sämtlich in Garrel ansässigen Unternehmen Fleming + Wendeln (Mischfutterproduktion u. a.), Goldene Mühle (größte Schälmühle Europas, produziert Sonnenblumenkerne und -öle; gegründet 2004, Produktionsstandort ist Ladbergen), Wendeln Ukraina, sowie BHKW Münsterland (Pflanzenöl-Heizkraftwerk).
  6. Rot am See: Staatsanwaltschaft bei Fleischverarbeiter, SWR.de, 8. Dezember 2007
  7. Firmengruppe Kalvelage übernimmt Velisco, Velisco-Website
  8. http://www.eisner-unternehmensgruppe.com/insolvenzverwaltung-anwaltskanzlei/aktuell/einzelansicht/news/insolvenzantrag-gut-stetten-gmbh-co-kg-und-velisco-vertriebs-gmbh-co-kg.html
  9. Gut Stetten und Velisco im Insolvenzverfahren. In: swp.de. 2. April 2014, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. September 2015; abgerufen am 11. Februar 2024.
  10. http://m.swp.de/crailsheim/lokales/crailsheim/Insolvenzverfahren-ueber-Velisco-eroeffnet-Gut-Stetten-weiter-vor-dem-Aus;art5507,2570139
  11. Quelle: Das Aushängeschild: Bio-Fleischwaren / Der absolute Renner auf der Inter Meat - viele haben Bio im Angebot, bioPress, 1. Februar 2007
  12. Quellen: Website Velisco (Angaben für 2005) und Nölke: Neustrukturierung im Geflügelmarkt@1@2Vorlage:Toter Link/www.landundforst.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., Land & Forst, 16. April 2007 (Angaben für 2006)
  13. Landtag von Baden-Württemberg, 13. Wahlperiode, Drucksache 13/3204, 12. Mai 2004; Schreiben des Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum vom 3. Juni 2004, Nr. Z(34)–0141.5/228F (Memento vom 10. März 2014 im Internet Archive) (PDF; 109 kB)