Württemberger Hof

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Württemberger Hof war die Bezeichnung einer seit dem Juni 1848 bestehenden politischen Fraktion in der Frankfurter Nationalversammlung. Wie bei den meisten Fraktionen der Nationalversammlung bezieht sich der Name auf den üblichen Versammlungsort der Parlamentarier in Frankfurt am Main.

Ziele des Württemberger Hofs waren die Schaffung einer parlamentarischen Monarchie mit starker Volksvertretung und eine bundesstaatliche Verfassung Deutschlands in großdeutscher Gestalt. Nach ihren Vorstellungen sollte die Reichsregierung vom Parlament abhängig sein, aber die Reichsverfassung musste nicht mit den Landesverfassungen vereinbart werden.

Die bekanntesten Mitglieder der Fraktion waren der Präsident des Vorparlaments Carl Mittermaier sowie Biedermann, Fallmerayer, Giskra, Kierulff, Laube, Ostendorff, Vischer, Wuttke, Zell und Zerzog.

Im September 1848 spaltete sich um Mittermaier und Wernher die Fraktion Augsburger Hof ab, die zusammen mit dem Casino eine kleindeutsche Lösung und ein Erbkaisertum akzeptierte und insgesamt nationalliberalere Ansichten vertrat, aber in Fragen der Paulskirchenverfassung weiterhin mit dem Württemberger Hof stimmte.

Geschichte des Württemberger Hofs

Der Württemberger Hof um 1900

1598 wurde das Gasthaus Zum Goldenen Löwen in der Fahrgasse, damals eine der Hauptverkehrsadern der Frankfurter Altstadt, errichtet. Es war ein für die engen Verhältnisse der Altstadt großzügiges Anwesen mit zwei Innenhöfen. Unmittelbar südlich des Gasthofes lag der Johanniterhof, eine ehemalige Kommende des Johanniterordens.

Von Mai bis Juli 1753 hielt sich der Philosoph Voltaire zwangsweise als Gast im Goldenen Löwen auf. Der preußische König Friedrich II. hatte den Frankfurter Rat angewiesen, den prominenten Gast zu arretieren, mit dem er sich zuvor überworfen hatte. Ein Frankfurter Gläubiger Voltaires, der Buchhändler van Düren, wollte die Gelegenheit nutzen, eine seit 13 Jahren bestehende Schuld einzutreiben, wurde jedoch von Voltaires Sekretär mit einer Ohrfeige abgefunden. Nach drei Monaten kam Voltaire wieder frei, musste dem Hotelier aber seine Kosten in Höhe von 190 Gulden erstatten. Das entsprach ungefähr dem halben Jahresgehalt eines Beamten.

1839 wurde der Gasthof zum Goldenen Löwen umbenannt in Württemberger Hof. 1937 wurde er im Zuge der Sanierung des mittelalterlichen Stadtviertels um den Hainer Hof abgerissen. Die einzigen heute noch bestehenden Überreste sind der barocke Löwenbrunnen von 1781 und das ehemalige Wirtshausschild, ein Sandsteinrelief aus der Zeit um 1750.

Koordinaten: 50° 6′ 42″ N, 8° 41′ 9″ O