Walter Reppe
Walter Reppe (* 29. Juli 1892 in Göringen, heute zu Eisenach; † 26. Juli 1969 in Heidelberg) war als deutscher Chemiker ein Vertreter der modernen Verfahrenstechnik, er hat die Acetylenchemie wesentlich entwickelt.
Anfänge
Walter Reppe begann 1911 mit seinem Studium der Naturwissenschaften, insbesondere der Chemie an der Universität Jena, musste es aber aufgrund des Ersten Weltkriegs unterbrechen. Er setzte es dann in München fort, wo er 1920 von Kurt Heinrich Meyer (1883 - 1952) mit der Arbeit Über die Reduktionsstufen von Derivaten der Salpetersäure promoviert wurde.
BASF
1921 ging Reppe zur BASF, wo er zunächst im Hauptlaboratorium arbeitete. Ab 1923 beschäftigte er sich dort im Indigo-Labor mit der Farbstoffchemie und der katalytischen Dehydratisierung von Formamid zur Blausäure, wobei er dieses Verfahren für den großtechnischen Einsatz entwickelte. 1924 verließ er die Forschung, um zehn Jahre lang die Lösungsmittel- und Kunststoffbetriebe in der Indigo-Abteilung zu leiten, erst 1934 beschäftigte er sich wieder mit der chemisch-technologischen Forschung. 1937 wurde er Prokurist des nun IG Farben genannten Unternehmens, 1938 Leiter des Hauptlaboratoriums Ludwigshafen, 1939 Direktor des Ludwigshafener Werks der IG-Farben.
Acetylen-Chemie
1928 fing Reppe damit an, sich mit Acetylen zu beschäftigen, ein Gas, das sich mit seiner Reaktionsfreude für Synthesen aufdrängte, aus dem gleichen Grund aber leicht Explosionen verursacht. Wegen dieser Gefahr forschte man mit dem Gas nur wenig und stets ohne Anwendung hoher Drücke. Es war verboten, Acetylen über 1,5 at zu komprimieren. Reaktionen mit solch niedrigen Drücken entsprachen allerdings ganz und gar nicht den Traditionen bei BASF, auch konnte man so keine verfahrenstechnisch brauchbaren Resultate erwarten. Reppe äußerte sich hierzu 1949 rückblickend: "Es ergab sich deshalb die Notwendigkeit, mit allen überlieferten Anschauungen zu brechen und zunächst einmal den Acetylen-Zerfall unter Berücksichtigung der verschiedensten Versuchsbedingungen von Grund auf zu studieren, um geeignete Sicherheitsmaßnahmen zu ermitteln, die ein gefahrloses Arbeiten auch im großtechnischen Maßstab ermöglichte." Hierzu konstruierte Reppe spezielle Reagenzgläser, die sogenannten "Reppe-Gläser", das waren V2A-Kugeln mit Schraubverschluss, die Hochdruck-Reagenzversuche erlaubten. Die Bemühungen endeten schließlich mit einer großen Anzahl an Reaktionen, die sich verfahrenstechnisch elegant miteinander verbinden ließen und zur Bezeichnung "Reppe-Chemie" führten.
Reppe-Chemie
Unter Reppe-Chemie versteht man das Arbeiten mit unter erhöhtem Druck stehenden Acetylen, den Einsatz von Schwermetallacetyliden, besonders Acetylenkupfer als Katalysator, die Verwendung von Metallcarbonylen und -carbonylwasserstoffen als Katalysator. Dabei gibt es vier große Arbeitsgebiete:
1. Die Vinylierung entsprechend der Gleichung:
2. Die Ethinylierung nach dem Ablauf:
3. Die Carbonylierung (hier am Beispiel Acrylsäure- und Acrylsäureester-Herstellung):
4. Die Cyclisierung/cyclisierende Polymersation (hier am Beispiel Benzol- und Cyclooctatetraen-Herstellung):
Aus diesen vier Hauptreaktionen ergeben sich zahlreiche Produkte, die zumeist für weitere Verfahren dienen, aus denen sich schließlich Lacke, Klebstoffe, Spritzgussmassen, Schaumstoffe, Textilfasern und Medikamente erzeugen lassen.
Nachkriegszeit
Walter Reppe leitete 1949 bis zu seiner Pensionierung 1957 die Forschung der BASF, von 1952 bis 1966 saß er im Aufsichtsrat, seit 1951 war er Honorarprofessor an der Universität Mainz, seit 1952 auch an der TH Darmstadt.
Veröffentlichungen
- Neue Entwicklungen auf dem Gebiet der Chemie des Acetylen und Kohlenoxyds. Berlin, Göttingen, Heidelberg. 1949.
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Reppe, Walter |
KURZBESCHREIBUNG | Chemiker |
GEBURTSDATUM | 29. Juli 1892 |
GEBURTSORT | Göringen bei Eisenach |
STERBEDATUM | 26. Juli 1969 |
STERBEORT | Heidelberg |