Walter Schellenberg (SS-Mitglied)

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Walter Schellenberg

Walter Friedrich Schellenberg (* 16. Januar 1910 in Saarbrücken; † 31. März 1952 in Turin, Italien) war oberster Chef der vereinigten Geheimdienste von SD (Sicherheitsdienst) und Abwehr sowie Nachfolger des Admirals Canaris als Chef der militärischen Geheimdienste im Dritten Reich und SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei (ernannt am 21. Juni 1944). In Nürnberg als Kriegsverbrecher verurteilt.

Leben

1918 zog Schellenbergs Familie nach Luxemburg um, nachdem die französische Regierung das Saargebiet besetzt hatte. Ab 1929 studierte Schellenberg Medizin und Recht an der Universität Bonn. Er trat dem Corps Guestphalia Marburg (heute Corps Guestphalia et Suevoborussia zu Marburg) im KSCV bei. Im Mai 1933 wurde er Mitglied der SS (Nr. 124817) und der NSDAP (Mitglied-Nr. 4504508). Er machte Eindruck auf Himmler und steile Karriere als jüngster SS-General Himmlers. Er arbeitete im Geheimdienst SD (Sicherheitsdienst) und war an der versuchten Entführung des ehemaligen englischen Königs Eduard VIII. aus Portugal beteiligt. In Berlin arbeitete Schellenberg direkt mit Reinhard Heydrich zusammen, den er nach dessen Tod als Nachfolger beerben wollte. Nachfolger als Chef des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) des bei einem Anschlag umgekommenen Heydrich wurde jedoch Ernst Kaltenbrunner. Zusammen mit Heydrich arbeitete Schellenberg gegen die Widerstandsgruppe Rote Kapelle. Von Hitler und Himmler übernahm er - laut Memoiren - einen Mordauftrag gegen Otto Strasser, der dann aber nicht erfolgte, weil Strasser nicht in Portugal war, wohin Schellenberg geflogen war, weil er ihn dort vermutete.

Am 9. November 1939 organisierte Schellenberg den Venlo-Zwischenfall und entführte zwei britische MI6-Agenten in der niederländischen Stadt Venlo. Der Venlo-Zwischenfall machte weite Teile des britischen Spionagenetzes in West- und Mitteleuropa nahezu wertlos. Er führte zum Rücktritt des niederländischen Geheimdienstchefs und lieferte Hitler im Mai 1940 eine Rechtfertigung für den Einmarsch in den Niederlanden, deren Neutralität durch die Zusammenarbeit mit dem Secret Service in Frage gestellt war. Als das Ende des Dritten Reiches absehbar war, trat er im Auftrag Himmlers in Kontakt mit westlichen Institutionen (Schwedisches Rotes Kreuz, Graf Folke Bernadotte).

Nach 1945

Im Juni 1945 inhaftiert, konnte er durch Zeugenaussage beim Nürnberger Kriegsverbrecher Prozess eine langjährige Haftstrafe vermeiden. Angeblich hat Schellenberg Informationen über die Sowjetunion an Allen Dulles weitergegeben. Am 11. April 1949 wurde er laut Urteil des Militärgerichtshofs Nr. IV zu 6 Jahren Gefängnis verurteilt. Nach zwei Jahren Haft, in denen er seine Memoiren (Das Labyrinth) schrieb, wurde er im Dezember 1950 wegen eines Leberleidens vorzeitig entlassen. In seiner apologetischen und lückenhaften Autobiografie portraitiert er Größen des so genannten Dritten Reiches aus nächster Nähe, z.B. Reinhard Heydrich, Heinrich Himmler, Adolf Hitler, Joachim von Ribbentrop, Wilhelm Canaris, Martin Bormann, Ernst Kaltenbrunner, Heinrich Müller und andere. Nach 1945 lebte Schellenberg laut Angaben von Klaus Harpprecht von den Tantiemen und Honorarvorschüssen für seine Autobiographie. Der ehemalige oberste Chef aller deutschen Geheimdienste starb 43jährig am 31. März 1952 an Krebs im italienischen Turin.

Orden

Siehe auch

Literatur

  • Walter Schellenberg: The Labyrinth. The Memoirs of Hitler's Secret Service Chief. André Deutsch Ltd., London. 1956, gekürzt:Hitler's Secret Service. Pyramid. 1958.
    • deutsche Ausgaben:Aufzeichnungen : die Memoiren des letzten Geheimdienstchefs unter Hitler. Limes Verlag. 1979. ISBN 3-8090-2138-5
    • Aufzeichnungen des letzten Geheimdienstchefs unter Hitler. Verlag Moewig. Rastatt. 1981. ISBN 3-8118-4363-X. Kommentiert von Gerald Felming, Hg. und Einleitung Gita Petersen, Vorwort Klaus Harpprecht (apologetische Autobiografie mit z.T. fragwürdigen oder wahrheitswidrigen aber zum Teil auch (unfreiwillig) enthüllenden Passagen z. B. über Reinhard Heydrich, Heinrich Himmler, Joachim von Ribbentrop, Wilhelm Canaris, Martin Bormann, Ernst Kaltenbrunner, Heinrich Müller.

Weblinks