Wasenmeisterei (Schwarzach am Main)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die Baulichkeiten der ehemaligen Wasenmeisterei

Wasenmeisterei ist eine benannte Einzelsiedlung in der Marktgemeinde Schwarzach am Main im unterfränkischen Landkreis Kitzingen.

Wasenmeisterei war bis mindestens 1978 ein amtlicher Gemeindeteil von Wiesentheid.

Geografische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Hof Wasenmeisterei liegt im Norden der Gemarkung Düllstadt auf 205 m ü. NN am Schwarzachzufluss Seeflußgraben, der dort einige Weiher speist. Umgeben wird er auf drei Seiten von der Gemarkung des Wiesentheider Ortsteils Reupelsdorf, Die ausgedehnten Waldgebiete um den Unteren Forst (Waldabteilungen Seeholz und Krackentännig) erstrecken sich bis kurz vor das Anwesen. Im Süden befindet sich in einiger Entfernung Düllstadt, der Westen wird von Gerlachshausen-Münsterschwarzach-Stadtschwarzach ausgefüllt. Mehrere unbenannte Seen liegen um die Wasenmeisterei.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ehemalige Wasenmeisterei ist eng mit der Kulturgeschichte der Region verbunden. Bereits seit dem Mittelalter existierten Einzelhöfe abseits der Dörfer, die von den sogenannten Wasenmeistern oder Abdeckern bewohnt wurden. Sie waren von der Obrigkeit dazu verpflichtet, die Tierkadaver ihres Bezirks zu sammeln und zu entfernen. Die Geruchsbelästigung und die Krankheitsgefahr führten dazu, dass die Wasenmeister zu den unehrlichen Berufen gerechnet wurden.

Erstmals ist eine solche Wasenmeisterei zwischen Reupelsdorf und Düllstadt im Jahr 1799 nachgewiesen. Sie wurde von Johann Jörg Beck betrieben, der wohl auch als Erbauer der Anlage war. 1829 war Michael Sedelmayer Wasenmeister. 1869 übernahm Johann Beck den Betrieb und verkaufte Häute, Leder, Seife und Leim, die aus den Tierkadavern hergestellt wurden.

Mit Georg Philipp Ungemach gelangte 1875 eine Familie in den Besitz des Anwesens, die noch heute die Baulichkeiten besitzt. Ungemach sammelte die Kadaver im Auftrag des Bezirks Unterfranken und übernahm damit eine hoheitliche Aufgabe. Er ließ wohl auch nach einem Brand 1907 die noch bestehenden Gebäude errichten, die 1910 fertiggestellt wurden. 1933 übergab er den Betrieb an Egidius Ungemach, der als letzter Wasenmeister am Reupelsdorfer Forst arbeitete. Nach 1945 übernahmen staatliche Tierkörperbeseitigungsanstalten die Aufgabe der Meisterei.

Im Jahr 1943 lebte die Witwe Barbara Ungemach auf dem Hof, ihr Sohn Egidius Ungemach junior richtete dort 1959 ein landwirtschaftliches Anwesen ein. 1960 kam Philipp Ungemach in den Besitz der Anlagen. Seit 1993 lebt Willy Ungemach in der ehemaligen Wasenmeisterei.[1]

Ortsteil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1871 hatte die Einöde vier Einwohner und vier Gebäude und gehörte zur Gemeinde, Schule und katholischen Pfarrei Reupelsdorf.[2] Im Jahr 1900 gab es vier Einwohner und ein Wohngebäude.[3] Bis 1972 war Wasenmeisterei war ein amtlich benannter Gemeindeteil der Gemeinde Reupelsdorf[4] und kam durch deren Eingemeindung zum Markt Wiesentheid,[5] wo Wasenmeisterei bis mindestens 1978 amtlicher Gemeindeteil war.[6] Die Aufhebung als amtlicher Gemeindeteil erfolgte zwischen 1978 und 1987.[7] Erst mit der Flurbereinigung und der Gemarkungsumlegung kam der Ort zum Gemeindeteil Düllstadt der Gemeinde Schwarzach am Main.

Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner
1871 4[2] 1925 7[8] 1961 5[4]
1900 4[3] 1950 8[9] 1970 6[10]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Günter Wich: 1100 Jahre Düllstadt. 918–2018. Ein Bilderbuch mit Texten. Münsterschwarzach 2018

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Wasenmeisterei (Schwarzach am Main) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wich, Günter: 1100 Jahre Düllstadt. S. 49
  2. a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1302, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  3. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1318 (Digitalisat).
  4. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 868 (Digitalisat).
  5. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Die Gemeinden Bayerns nach dem Gebietsstand 25. Mai 1987. Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns und die Änderungen im Besitzstand und Gebiet von 1840 bis 1987 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 451). München 1991, DNB 920240593, OCLC 75242522, S. 113, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00070717-7 (Digitalisat – Fußnote 16).
  6. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 1. Mai 1978. Heft 380 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München Dezember 1978, DNB 790598426, S. 174 (Digitalisat).
  7. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 695 (Digitalisat).
  8. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1356 (Digitalisat).
  9. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1187 (Digitalisat).
  10. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 189 (Digitalisat).

Koordinaten: 49° 48′ 54,8″ N, 10° 15′ 23,8″ O