Wasserwalze

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Darstellung der Strömungen in einer Wasserwalze
Walzen unter dem Niddawehr in Frankfurt-Rödelheim

Eine Wasserwalze ist eine spezielle, bei fließenden Gewässern entstehende Strömung des Wassers, die insbesondere in Gebirgen immer wieder zu lebensbedrohlichen Situationen und auch zu Todesfällen führt. Dabei kommt es an der Wasseroberfläche zur Rückströmung. Die Wasserwalze ist eine Form des hydraulischen Sprungs (auch Wechselsprung), wie sie bei hohen Froude-Zahlen auftritt.

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Walzen unterscheiden sich darin, wie stark sie Gegenstände oder Schwimmer festhalten, wie auch in ihrem Abfluss. Von einer Walze mit „freiem Abfluss“ wird gesprochen, wenn das zurückströmende (Walzen-)Wasser an den Seiten der Walze in die Hauptströmung zurückfließt. Eine solche Walze hat meist grob die Form eines stromabwärts zeigenden “V”s oder Bogens: Die Seiten der Walze biegen sich stromabwärts. Gegenstände oder Schwimmer werden daher (stromabwärts) zu den Seiten der Walze und relativ bald aus der Walze herausgeschwemmt.

Ist der Abfluss jedoch aufgestaut, wie bei stromaufwärts zeigenden Walzenseiten oder beispielsweise an den Tosbecken von Wehren, dann tritt ein rückgestauter Wechselsprung auf. Hier besteht für Schwimmer Lebensgefahr: Die Rückwärtsbewegung des Wassers zieht einen Schwimmer stromaufwärts (bei Wehren: zur Schwelle hin). Dort zieht die Walzbewegung des Wassers den Schwimmer nach unten; eine kurze Entfernung stromabwärts wird der Schwimmer zwar in der Regel wieder nach oben getrieben, um aber gleich darauf wieder zurück nach stromaufwärts und erneut unter Wasser gezogen zu werden (Waschmaschineneffekt). Hinzu kommt, dass sich herabstürzendes Wasser – beispielsweise an Wehren – mit Luft sättigt, was im beckenähnlichen Bereich darunter zu wesentlich geringerem Auftrieb führt; in den Bereich des geringeren Auftriebs werden Schwimmer und Gegenstände gezogen.

Selbst gute Schwimmer mit Schwimmwesten können sich unter Umständen gegen die Strömung nicht mehr aus eigener Kraft aus dieser Walzbewegung des Wassers befreien, so dass schließlich ein Ertrinken aus Erschöpfung droht. Daher sollte ein Schwimmer, der in eine Walze gezogen wurde, versuchen, Luft zu holen und so tief es geht nach unten abzutauchen. Dort kann er die bodennahe Strömung nutzen, die das Wasser aus der Walze herausführt. Sobald die Strömung nach oben abdreht, kann er versuchen, sich seitwärts (flussabwärts) aus der Walze zu befreien.[1] Außenstehende sollten sich keinesfalls bei einem Rettungsversuch selbst in die Wasserwalze begeben. Dem Opfer kann möglicherweise mit dem Zuwerfen eines Seils geholfen werden. Wenn sich die Person außerhalb der Wurfreichweite befindet, braucht es oft sogar einen Helikopter, um die Person aus der Wasserwalze zu befreien.[2]

Zu beachten ist, dass Wasserwalzen auch bei Niedrigwasser sehr plötzlich entstehen können, wenn sich durch starke Regenfälle im Gebirge die Menge des Fließwassers in kurzer Zeit stark erhöht.

Wassersport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kajakfahrer in einer Walze mit freiem Abfluss. Der Fluss fließt von links nach rechts.

Große Wasserwalzen sind beliebtes Ziel für insbesondere Spielbootfahrer und Rafter, die auf ihnen surfen. Bei Walzen mit stärkerem Rückstrom ist auch für Paddler ein freier Abfluss wichtig. Wenn ein Kajak von einer kleinen Walze seitlich festgehalten wird, muss man richtig kanten, um ein Kentern zu vermeiden. Bei großen Walzen ist das nicht so einfach. Wenn das Boot länger festgehalten wird, kommt es oft zu wiederholten Drehungen, die das Boot abwechselnd kentern lassen und wieder aufrichten.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Anita Rogacs, Cole Marr, Anizka Garcia: Drowning Machines Low-Head Dam Hydraulics and Hazard Remediation Options. 2005. (PDF; 3,5 MB (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive))
  • Reinhard Wacker (Red.): Sicherheit im Kanusport. (= Schriftenreihe des Deutschen Kanu-Verbandes e.V. 5). Band 2. Deutscher Kanu-Verband – Wirtschafts-und-Verlags-GmbH, Duisburg 1986, ISBN 3-924580-13-8.
  • Gerhard H. Jirka, Cornelia Lang: Einführung in die Gerinnehydraulik. 2. Auflage. Universitätsverlag, Karlsruhe 2009, ISBN 978-3-86644-363-1.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Todesfalle Wasserwalze: So entkommt man der tödlichen Strömung auf merkur-online.de, Bericht über eine Labor-Demonstration nach Kulisch.
  2. «Sich aus eigener Kraft zu retten, gelingt nicht». Neue Zürcher Zeitung, abgerufen am 1. Dezember 2023.