Weinberge (Mühlberg/Elbe)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ortseingang

Weinberge ist ein Gemeindeteil in der südbrandenburgischen Kleinstadt Mühlberg/Elbe im Landkreis Elbe-Elster. Der Ort befindet sich etwa zwei Kilometer nordöstlich des Stadtkerns an den Landesstraßen 66 und 67.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weinberge mit der hier vermuteten Wüstung Hanepusch auf einer Skizze von Heinrich Nebelsieck
Mühlberg mit den nördlich der Stadt gelegenen Weinbergen auf einem Urmesstischblatt (1847)
Wüstung Hohenpusch (Nebelsieck 1910)
Kiesabbau bei Weinberge

Ortsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf Weinberge entstand auf den nordöstlich des Mühlberger Stadtkerns gelegenen Fluren, auf welchen seit mindestens dem Ende des 16. Jahrhunderts traditionell Weinbau betrieben wurde. Carl Robert Bertram schrieb in seiner 1865 erschienen Chronik der Stadt und des Closters Mühlberg, dass 1592 von Privatleuten Weinberge auf dem Hohenbusche angelegt worden sein sollen.[1] Auf den Fluren Weinberges soll sich einst das Dorf Hanepusch (auch Hampusch, Hasenbusch, Hasenberg genannt)[2] befunden haben, welches in Folge der Hussitenkriege im Jahre 1478 als wüstgefallen bezeichnet wird.[3] Der Kleinleipischer Heimatforscher Otto Bornschein (1866–1936) schrieb in seinem 1929 in zweiter Auflage erschienenen Werk „Heimatkunde für den Kreis Liebenwerda“, dass Weinberge erst einige Zeit zuvor selbständig geworden war.[4] Allerdings tauchen in der Literatur erste Einwohnerzahlen für Weinberge bereits für das beginnende 19. Jahrhundert auf. Im Jahre 1823 wird es als Amtsdorf bezeichnet.[5] Nur wenige Jahre zuvor war der Ort infolge des Wiener Kongresses und der damit verbundenen Teilung Sachsens vom Königreich Sachsen an Preußen gefallen.

Im 1885 erschienen Gemeindelexikon für das Königreich Preußen wird die Fläche des Ortes mit 31 Hektar angegeben, davon 15 Hektar Ackerland und 0,2 Hektar Wiesen. Standesamtlich gehörte der Ort zu jener Zeit nach Mühlberg. Außerdem war er dem Amtsbezirk Fichtenberg zugeordnet.[6] Unmittelbar östlich der Ortslage verlief einst ein Alt-Arm der Elbe. Die hier gelegenen Flächen wurde erst ab einer im Jahre 1824 erfolgenden Separation als Kulturland genutzt.[7]

Mit dem Bau und der am 16. September 1909 erfolgenden Eröffnung der Kleinbahnstrecke Neuburxdorf–Mühlberg bekam Weinberge zeitweise auch einen eigenen Haltepunkt.[8] Die inzwischen nur noch für den Güterverkehr genutzte Bahntrasse verläuft ebenfalls östlich der Ortslage von Mühlberg in Richtung Brottewitz und von dort aus nach Burxdorf und Neuburxdorf.

Am 1. April 1940 wurde Weinberge in die Stadt Mühlberg eingemeindet und ist seither Orts- bzw. Gemeindeteil von Stadt.[9] In der Gegenwart ist das Dorf Standort einiger mittelständischer Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe. So betreibt hier die Agrargenossenschaft Mühlberg eine freie Kfz-Meisterwerkstatt für PKW und Nutzfahrzeuge, sowie eine Schweinemastanlage mit 4.280 Mastplätzen und eine dazugehörige Biogasanlage.[10] Südöstlich der Ortslage werden durch die Elbekies GmbH Kiese und Sande abgebaut.[11]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
1823 079[5]
1843 0118[12]
Jahr Einwohner
1854 0106[13]
1867 0118[14]
Jahr Einwohner
1875 0130
1890 0140
Jahr Einwohner
1905 0153[15]
1910 0160
Jahr Einwohner
1925 0163
1933 0168
Jahr Einwohner
1939 0155
0

Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl[16]

Blick auf Weinberge (Oktober 2017)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Weinberge (Mühlberg/Elbe) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Carl Robert Bertram: Chronik der Stadt und des Closters Mühlberg. Torgau 1865, S. 88 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Friedrich Stoy: „Die Wüstungen in der Elbegegend, besonders im alten Amte Mühlberg. (Teil 1)“ In: „Die Schwarze Elster“ (heimatkundliche Beilage des Liebenwerdaer Kreisblattes), Nummer: 265, 1923
  3. Heinrich Nebelsieck: „Die Wüstungen im Kreise Liebenwerda.“ In: „Die Schwarze Elster“ (heimatkundliche Beilage des Liebenwerdaer Kreisblattes), Nummer: 96, 18. März 1909
  4. Otto Bornschein, Otto-Friedrich Gandert: Heimatkunde für den Kreis Liebenwerda. Carl Ziehlke Liebenwerda, 1929, S. 106.
  5. a b A. A. Mützel: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats T - Z. Band 5. Karl August Kümmel-Verlag, Halle 1823, S. 119 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Gemeindelexikon für das Königreich Preussen - Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen. Band VII. Verlag des statistischen Büros, Berlin 1888, S. 80 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Maximilian Lorenz: „Liegenschaften von Mühlberg. (Teil 1)“ In: „Die Schwarze Elster“ (heimatkundliche Beilage des Liebenwerdaer Kreisblattes), Nummer: 508, 1936
  8. „Zur Eröffnung der Kleinbahn Mühlberg-Burxdorf am 16. September 1909.“ In: „Die Schwarze Elster“ (heimatkundliche Beilage des Liebenwerdaer Kreisblattes), Nummer: 109, 16. September 1909
  9. Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. Landkreis Elbe-Elster. S. 35
  10. Internetauftritt der Agrargenossenschaft Mühlberg, abgerufen am 1. April 2022
  11. Internetauftritt der Elbekies GmbH Mühlberg, abgerufen am 8. April 2022
  12. Handbuch der Provinz Sachsen. Verlag der Rubach'schen Buchhandlung, Magdeburg, Salzwedel 1843, S. 211 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  13. Handbuch der Provinz Sachsen. Emil Baensch-Verlag, Magdeburg 1854, S. 227 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  14. Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Band 6. Verlag des statistischen Büros, Berlin 1873, S. 66 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  15. Weinberge auf gov.genealogy.net, abgerufen am 26. März 2022 (Als Originalquelle wird für die Einwohnerzahl von 1910 das Gemeindelexikon für das Königreich Preußen VII [1909 Provinz Sachsen] angegeben.)
  16. Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. Landkreis Elbe-Elster. S. 22–23

Koordinaten: 51° 26′ 54,2″ N, 13° 13′ 55,2″ O