Internationale Humanistische und Ethische Union
Internationale Humanistische und Ethische Union (IHEU) | |
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Zweck | Säkularer Humanismus, Rationalismus, Atheismus, Säkularismus |
Sitz | London |
Gründung | 26. August 1952 |
Ort | Amsterdam |
Präsident | Andrew Copson |
Mitglieder | >100 Organisationen |
Organisationstyp | Dachverband |
Website | iheu.org |
Die Internationale Humanistische und Ethische Union (IHEU; engl. International Humanist and Ethical Union) ist ein Zusammenschluss von über 150 nichtreligiösen humanistischen und säkularen Organisationen in mehr als 40 Ländern.[1] Ihr Symbol ist das Happy Human,[2] das auch von assoziierten Organisationen verwendet wird. Präsident der IHEU ist seit 2015 der Brite Andrew Copson.[3] Mitgliedsorganisationen der IHEU aus dem deutschsprachigen Raum sind unter anderem der Humanistische Verband Deutschlands, die Freidenker-Vereinigung der Schweiz sowie der Freidenkerbund Österreichs.[4] Sie hat ihren Sitz in London.
Inhaltsverzeichnis
Ziele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Mission der IHEU ist die Vertretung und Unterstützung konfessionsloser und nichtreligiöser Menschen. Ziel ist eine Welt, in der die Menschenrechte respektiert werden und jeder ein würdevolles Leben leben kann.[5]
Langfristige strategische Ziele der IHEU sind unter anderem:
- Humanismus als eine nicht-theistische Lebenseinstellung zu fördern
- die humanistische Bewegung im Rahmen der internationalen Gemeinschaften und Organisationen zu fördern
- die Menschenrechte und die Rechte der Mitglieder zu verteidigen
- humanistische Organisationen in allen Gegenden der Welt zu entwickeln und zu etablieren
- eine globale und effektiv tätige Organisationsstruktur aufzubauen
Dazu soll unter anderem für die Prinzipien der Amsterdam-Deklaration, Säkularität sowie Religions- und Weltanschauungsfreiheit geworben werden. Die Durchführung von Konferenzen, die Unterstützung von Mitgliedsorganisationen bei ihren Aktivitäten und der Aufbau der IHEYO[6] als humanistischer Jugendorganisation gehören ebenfalls zu den Mitteln, für Humanismus einzutreten.
Minimum Statement[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
1996 verabschiedete die IHEU auf ihrer Generalversammlung das Minimum Statement on Humanism. Die Anerkennung des Statements stellt die Mindestvoraussetzung für die Mitgliedschaft in der IHEU dar:
“Humanism is a democratic and ethical life stance, which affirms that human beings have the right and responsibility to give meaning and shape to their own lives. It stands for the building of a more humane society through an ethic based on human and other natural values in the spirit of reason and free inquiry through human capabilities. It is not theistic, and it does not accept supernatural views of reality.”
„Der Humanismus ist eine demokratische und ethische Lebenseinstellung, welche die Ansicht vertritt, dass [alle] Menschen das Recht und die Verantwortung haben, ihrem eigenen Leben Sinn und Form zu geben. Er [= der Humanismus] steht für den Aufbau einer menschlicheren Gesellschaft durch eine Ethik, die auf menschlichen und natürlichen Werten im Geiste der Vernunft und der freien Meinungsbildung durch menschliche Fähigkeiten basiert. Er ist nicht theistisch und akzeptiert keine übernatürlichen Sichtweisen auf die Realität.“[7]
2002 wurde eine aktualisierte Fassung der Amsterdam-Deklaration unterzeichnet, die Kennzeichen eines weltweiten vertretenen Humanismus-Verständnisses definiert und von allen IHEU-Mitgliedsorganisationen unterstützt wird.
Aktivitäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die IHEU setzt sich für Religions- und Weltanschauungsfreiheit sowie die Trennung zwischen Staat und religiösen Institutionen ein und unterstützt den World Humanist Day, den Darwin-Tag, HumanLight und den Tag der Menschenrechte als offizielle Feiertage der humanistischen Bewegung.
Bei den Vereinten Nationen besitzt die IHEU als Nichtregierungsorganisation einen besonderen Beraterstatus („Special Consultative“), beim Europarat hat sie einen allgemeinen Beraterstatus und sie ist zudem Beobachter der Afrikanischen Kommission der Menschenrechte und der Rechte der Völker. Sie unterhält Arbeitsbeziehungen mit der UNESCO.[8]
Die IHEU veröffentlicht drei- bis viermal pro Jahr das Nachrichtenmagazin International Humanist News,[9] das die Mitglieder als Print-Ausgabe erhalten und auch kostenlos im Format PDF online angeboten wird. Im Februar 2013 veröffentlichte die IHEU erstmals einen Bericht mit dem Titel Freedom of Thought 2012, der Diskriminierungen von nichtreligiösen Menschen weltweit dokumentierte.[10][11]
IHEYO[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die IHEU unterhält die International Humanist and Ethical Youth Organisation (IHEYO), die sich als Verbindungsorganisation von Vereinigungen humanistischer Jugendorganisationen versteht.[12] Die Jugendorganisation führt unter anderem internationale Begegnungen zwischen den Angehörigen der humanistischen Jugendverbände in den verschiedenen Ländern durch.[13][14][15] 2013 unterstützte sie die Durchführung eines ersten humanistischen Kongresses auf den Philippinen.[16]
Präsidentin der IHEYO ist Marieke Prien (Deutschland), Generalsekretär Anton van Dyck (Niederlande).
Konferenzen und Versammlungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die IHEU hielt bisher 19 Mal einen World Humanist Congress ab. Der Kongress ist die größte regelmäßige Versammlung nichtreligiöser Menschen weltweit. Er soll laut Statut mindestens einmal alle fünf Jahre abgehalten werden,[17] regelmäßig finden sie aber seit über zehn Jahren in dreijährlichem Rhythmus statt. Der letzte internationale Kongress der IHEU fand vom 8. bis 10. August 2014 in Oxford statt.[18][19] Der 20. Kongress soll 2017 in São Paulo (Brasilien) durchgeführt werden.
In jährlichem Rhythmus werden Generalversammlungen von Vertretern der in der IHEU zusammengeschlossenen Organisationen abgehalten.[20][21]
Internationaler Feiertag[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Am 21. Juni 1986 wurde in Oslo der World Humanist Day als internationaler humanistischer Feiertag ins Leben gerufen.[22] Er geht zurück auf eine lange Tradition von Organisationen nichtreligiöser Menschen in den Vereinigten Staaten und knüpft an das astronomische Ereignis der Sommersonnenwende an. Als Feiertag soll er dazu dienen, das Bewusstsein für die Bedeutung von humanistischen Ideen und Überzeugungen in der Öffentlichkeit zu verbessern, für sie zu werben und in Gemeinschaft zu feiern.[23]
Eine gesetzliche Gleichstellung mit den Feiertagen von Religionsgemeinschaften gab es erstmals 2014 in Berlin, wo der internationale humanistische Feiertag in die Ausführungsvorschrift zur Schulbesuchspflicht der Senatsverwaltung aufgenommen wurde. Schüler können sich somit am 21. Juni vom Schulbesuch beurlauben lassen.[24][25][26]
Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Zu den Vorsitzenden und Präsidenten gehörten Mihailo Marković, Paul Kurtz, Vern Bullough und Levi Fragell[27] sowie Roy Brown. Erster Präsident der IHEU war, neben dem damals außerdem gewählten Vorsitzenden des Dachverbandes, Julian Huxley.
Jahre | Position | Person(en) | |||
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1952–1975 | Vorsitzender | Jaap van Praag | |||
1975–1979 | Vorsitzende (Troika) | Piet Thones | Mihailo Marković | Howard B. Radest | |
1979–1985 | Bert Schwarz | ||||
1985–1986 | Svetozar Stojanović | ||||
1986–1987 | Rob Tielman | Paul Kurtz | |||
1987–1990 | Levi Fragell | ||||
1990–1993 | Kari Vigeland | ||||
1993–1994 | Jane Wynne Willson | ||||
1994–1995 | |||||
1995–1996 | Vern Bullough | ||||
1996–1998 | Präsidenten | ||||
1998–2003 | Levi Fragell | ||||
2003–2006 | Roy W Brown | ||||
2006–2015 | Sonja Eggerickx | ||||
2015- | Andrew Copson |
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die IHEU wurde am 26. August 1952 auf Initiative Julian Huxleys während des ersten World Humanist Congress in Amsterdam gegründet.
IHEU-Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
International Humanist Award[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 1970: Barry Commoner, US-amerikanischer Umweltwissenschaftler
- 1974: Harold John Blackham, britisches IHEU-Gründungsmitglied (1952–1966)
- 1978: Vithal Mahadeo Tarkunde, indischer Richter am Bombay High Court
- 1982: Kurt Partzsch, deutscher Landesminister
- 1986: Arnold Clausse, belgischer Bildungswissenschaftler
- 1986: Atheist Centre, Indien
- 1988: Andrei Sacharow, sowjetischer Atomforscher
- 1990: Alexander Dubček, tschechoslowakischer Reformpolitiker und Ex-Parteichef (KP)
- 1992: Pieter Admiraal, niederländischer Anästhesist
- 1999: Paul Kurtz, US-amerikanischer Humanist
- 2002: Amartya Sen, indischer Wirtschaftswissenschaftler
- 2005: Jean-Claude Pecker, französischer Wissenschaftler
- 2008: Philip Pullman, britischer Kinderbuchautor
- 2011: Sophie in ’t Veld, niederländische Politikerin, und PZ Myers, US-amerikanischer Biologe und Blogger
- 2014: Wole Soyinka, nigerianischer Schriftsteller
Distinguished Service to Humanism Award[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 1998: Corliss Lamont; Indumati Parikh; Mathilde Krim
- 1990: Jean Jacques Amy
- 1992: Indumati Parikh; Vern Bullough; Nettie Klein
- 1996: Jim Herrick; James Dilloway
- 1999: Abe Solomon; Paul Postma
- 2002: Phil Ward
- 2005: Barbara Smoker; Marius Dées de Stério
- 2007: Keith Porteous Wood
- 2008: Roy W. Brown
- 2011: David Pollock, ehemaliger Präsident der Europäischen Humanistischen Föderation sowie V B Rawat (Indien) und Narendra Nayak (Indien)
- 2013: Josh Kutchinsky, ehemaliges Kuratoriumsmitglied der British Humanist Association
Sonstige Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 1978: Special Award for Service to World Humanism: Harold John Blackham; Jaap van Praag; Sidney Scheuer
- 1988: Humanist Laureate Award: Betty Friedan; Herbert Hauptman; Steve Allen
- 1988: Humanist of the Year Award: Henry Morgentaler
- 1992: Distinguished Human Rights Award: Elena Bonner
- 1996: Humanist Awards: Shulamit Aloni; Taslima Nasrin; Xiao Xuehui
- 2009: Für die Arbeit zur weltweiten Verbreitung von Vernunft und Wissenschaft (gemeinsam mit der British Humanist Association): Richard Dawkins
- 2011: Nordic Rainbow Humanists Award: George Thindwa (Malawi)
- 2014: Humanist of the Year Award: Gulalai Ismail, pakistanische Frauenrechtsaktivistin und Gründerin von Aware Girls
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Offizielle Webseiten
- The Freedom of Thought Report – A Global report on Discrimination Against Humanists, Atheists and the Nonreligious
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ IHEU exceeds 150 Member Organizations worldwide. iheu.org, abgerufen am 9. März 2018
- ↑ The Happy Human symbol. (Memento des Originals vom 3. November 2013 im Internet Archive)
Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. iheu.org
- ↑ Executive Committee. Abgerufen am 30. Juli 2015.
- ↑ Mitgliedsorganisationen der IHEU in Europa (Memento des Originals vom 9. September 2012 im Internet Archive)
Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ About IHEU. Abgerufen am 28. Januar 2014.
- ↑ International Humanist and Ethical Youth Organisation in der englischsprachigen Wikipedia
- ↑ Minimum Statement on Humanism
- ↑ 1987 - 1992 war die Kanadierin Vera Freud, geb. 1928 in Deutschland, Ständige Vertreterin der IHEU bei der UNESCO.
- ↑ International Humanist News. Abgerufen am 28. Januar 2014.
- ↑ New global report on discrimination against the non-religious., abgerufen am 9. Mai 2013
- ↑ freethoughtreport.com
- ↑ About us. Archiviert vom Original am 2. Februar 2014; abgerufen am 28. Januar 2014.
Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ IHEYO: Aktivitäten
- ↑ Jugend plant für die Zukunft. diesseits.de, abgerufen am 9. Mai 2013
- ↑ European Humanist Youth Days
- ↑ Ankündigung des First Asian Humanist Congress vom 21. – 23. Juni 2013 (Memento des Originals vom 26. November 2013 im Internet Archive)
Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ IHEU-Statut: Absatz 7, abgerufen am 9. Mai 2013
- ↑ World Humanist Congress 2014
- ↑ Meldung auf diesseits.de, abgerufen am 9. Mai 2013
- ↑ IHEU-Statut: Absatz 4.3, abgerufen am 9. Mai 2013
- ↑ Bekanntmachung der Versammlung 2013. iheu.org, abgerufen am 9. Mai 2013
- ↑ World Humanist Day. Erklärung des Feiertags (englisch)
- ↑ Erklärung des Feiertages welthumanistentag.de, abgerufen am 9. Juli 2014
- ↑ Schulbefreiung am Welthumanistentag, Pressemitteilung vom 8. Dezember 2014
- ↑ World Humanist Day: Berlin stellt Feiertag gleich. In: diesseits – Das humanistische Magazin, abgerufen am 9. Dezember 2014
- ↑ Berliner Schüler können am Humanistentag schulfrei kriegen. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Rundfunk Berlin-Brandenburg, abgerufen am 9. Dezember 2014
- ↑ Levi Fragell in der englischsprachigen Wikipedia