Wikipedia:Die Grenzen der Bezahlung/6 Wochen

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2013: Es ist etwas mehr als ein Monat vergangen, seitdem ich im Wikipedia-Kurier bat über professionelles Schreiben zu reden.[1] Seitdem ist viel passiert.

Chronologie der Ereignisse

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Grenzen der Bezahlung

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Am 21. Januar 2013 ging das Projekt Grenzen der Bezahlung in die Wikipedia-interne-Öffentlichkeit. Dies geschah durch einen Kurierpost, und einen Post auf der Vereins-Mailingliste sowie die gezielte individualisierte Ansprache einzelner Wikipedianer, die sich bereits im Bereich engagiert hatten. In den folgenden Tagen folgten Posts im Blog der Wikimedia Foundation, und Anschreiben des Referentennetzwerks und des Supportteams.

Während es die erwähnte Eingangsdiskussion gab, stellte sich der Gesprächs- und Informationsbedarf der Wikipedianer als wesentlich größer als erwartet heraus. Während die erste Gruppe nach einigen Tagen aus der Diskussion ausstieg, zog die Diskussion weitere Kreise. Der Zulauf derjenigen, die das Thema für sich entdecken war den ersten Monat lang ungebrochen, Diskussionsbedarf und Diskussionslust auch nach vier Wochen noch stark vorhanden.

Die Diskussion begann auf der Benutzer-Diskussionsseite Dirk Franke, führte zur Gründung des WikiProjekts:Umgang mit bezahltem Schreiben, und fasste auch auf den üblichen Seiten zur Meta-Diskussion (Kurier, Fragen zur Wikipedia, Grillenwaage) Fuß, kam auf Nutzerseiten und in Mailinglisten an. Dabei liefen emotionale Diskussionen, Einschätzung des Themas, Reflexionen über den Zustand der Wikipedia an sich, intensives Nachdenken über das Thema und relativ pragmatische Lösungsansätze breit nebeneinander her.

Seit dem 20. Februar findet auf der (leider nicht-öffentlichen) Mailingliste Cultural partners eine lebhafte Diskussion über den Sinn oder Unsinn statt, das Thema Bezahlung im Kontext der GLAM-Kooperationen öffentlich zu erörtern.

Dazu fanden ein gutes Dutzend intensive Einzelgespräche per Skype, Telefon, oder beim Kaffeetrinken statt. Zudem noch etwa 20 längere Mails von Wikipedianern, Mitgliedern des Referentennetzwerks und des Supportteams, die aus verschiedenen Gründen nicht in der Wikipedia schreiben wollten.

WikiProjekt Umgang mit bezahltem Schreiben

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Das Wikipedia:WikiProjekt Umgang mit bezahltem Schreiben (WP:UBZ) entstand aufgrund des Wunsches von Wikipedianern in der Wikipedia eine Anlaufstelle für Diskussionen zu haben, die unabhängig von einer einzelnen Person ist. Die Konstruktion als eigenständiges Wikiprojekt soll den "Umgang mit bezahltem Schreiben" so unabhängig wie möglich von den "Grenzen der Bezahlung" machen, und so ein möglichst eigenständiges agieren der restlichen Community ermöglichen. Es vermeidet die Probleme, die Stellung des CPB-Projektleiters klären zu müssen, da die formale Stellung in WP:UBZ keine andere ist als in jedem anderen WikiProjekt auch. Im Rahmen des WikiProjekts diskutieren Community-Mitarbeiter, und es entstand eine umfangreiche Materialsammlung zum Thema.

Zur Materialsammlung gehören unter anderem eine Existierender anwendbarer Regeln, eine Sammlung bisheriger Diskussionen, eine Dokumentation öffentlich bekannter Fälle und Anbieter von bezahltem Schreiben oder konkrete Vorschläge für Regelanpassungen.

Im WikiProjekt:Umgang mit bezahltem Schreiben gab es bis zum 18. Februar 860 Beiträge von 81 angemeldeten Benutzern und einigen unangemeldeten Benutzern, die 520 kb Text erzeugten. Erfreulicherweise waren die allermeisten davon zum Thema. Zu den Diskutierenden gehörten zahlreiche Wikipedianer, aber auch zum Beispiel David King, der ethicalwiki betreibt. Bis zum 4. März hat die gesamte Diskussion im Wikiprojekt erst zu einem einzigen Edit-War und noch zu keiner direkten Vandalismusmeldung der Teilnehmer geführt. (Das kann leider nicht für alle Diskussionen gesagt werden, die sich aus dem Projekt heraus auf andere Seiten verlagert haben. Angesichts des emotionalen Themas hält sich der Konflikt aber bisher in sehr engen Grenzen).

In der Diskussion zeigen sich starke Ungleichzeitigen und stark verschiedene bisherige Erfahrung und Vorwissen über Bezahltes Schreiben in der Wikipedia. Wie für den Beginn einer Diskussion üblich schwankt diese stark zwischen echter Exploration, vergleichsweise konstruktiven und detaillierten Vorschlägen weiteren Vorgehens und dem Versuch vieler Diskussionsteilnehmer das Thema für sich zu erfassen.

Ausgelöst durch das Projekt, aber auf sonstigen Seiten innerhalb der Wikipedia

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  • Am 16. Februar schlägt Benutzerin Juliana die Einführung einer speziellen Benutzergruppe der Paid Editors vor und eröffnet dazu eine Unterseite. Nach mehreren Verschiebungen befindet sich diese auf Wikipedia:Projektdiskussion/Paid Editors

Wichtige Ereignisse außerhalb der Wikipedia

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seit der Projektbeantragung „Grenzen der Bezahlung“ wirkten einige Ereignisse außerhalb der Wikipedia auf die deutschsprachige Wikipedia selbst zurück:

  • Von Herbst 2012 bis Anfang Februar 2013 fand eine vergleichsweise aggressive Werbekampagne eines einzelnen Anbieters statt. Diese bestand aus mehreren Sponsored Posts, Artikeln in der Netzpresse, einer Twitter-Kampagne, der gezielten Ansprache einzelner Wikipedianer, und einem Stipendiumsangebot für Wikipedianer. Abschnitt Sucomo Der Anbieter ist noch aktiv, bevorzugt mittlerweile aber dezenteres Vorgehen.
  • Im November 2012 wird ein Urteil des OLG Münchens vom Mai 2012 öffentlich. Dieses schränkt in Bezug auf europäisches Wettbewerbsrecht das direkte Editieren erheblich ein. Sollte sich die Rechtsaufassung durchsetzen, hätte das erhebliche Folgen für Wikipedia. In der Praxis hat es bisher aber kaum Wirkung gezeigt.
  • Ende Januar 2013 berichten Medien über die Vorgänge um die Archäologische Zone Köln. Hierbei war eine Kommunikationsagentur verpflichtet wurden, um u.a. die Präsenz des Wikipedia-Artikels zu pflegen. Die öffentliche Debatte hatte Rückwirkungen auch auf die Wikipedia.
  • Am 15. Februar veröffentlicht die Kommunikationsagentur Fleishman-Hillard den "Wikipedia Corporate Index." Dieser soll es ermöglichen anhand einfacher Parameter die Qualität von Unternehmensartikeln in der Wikipedia zu bewerten. Programmiert und in der Öffentlichkeit präsentiert wird das Tool vom langjährigen Wikipedianer und ehemaligen Wikimedia-Multifunktionär Arne Klempert.

Rahmenbedingungen

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Die Paid-Editing-Debatte verläuft nicht im luftleeren Raum. Sie geht von einer seit Jahren bestehenden Praxis in der deutschsprachigen Wikipedia aus. Wichtigster Einflussfaktor ist natürlich die Bereitschaft externer Akteure, überhaupt für Wikipedia-Inhalte Geld zu bezahlen. Sowohl das europäische Recht als auch die internationale Wikimedia und insbesondere die Wikimedia Foundation haben Einfluss auf die Entwicklungen der deutschen Wikipedia.

Das europäische und deutsche Wettbewerbsrecht in seiner Interpretation durch das OLG München schränkt bezahltes Schreiben stark ein. Sollte sich die Rechtsauffassung des OLGs allgemein durchsetzen, wäre direktes Editieren in Artikeln durch geschäftlich Handelnde in der Theorie nahezu unmöglich. Praktisch allerdings muss sich herausstellen, ob es in diesem Bereich privaten Wirtschaftsrechts wirklich interessierte Kläger gibt. Ebenso praktisch setzt es Anreize, Transparenz zu vermeiden und keine Accounts zu nutzen, die einem Unternehmen klar zuzuordnen sind.

Zumindest für einige Möglichkeiten ist die Haltung der Wikimedia Foundation ausschlaggebend. Änderungen der Mediawiki-Software wird es nicht ohne Zustimmung der Foundation gehen. Da das Thema Paid Editing zudem einige Grundfragen der Wikipedia und ihrer Stellung in der Welt betrifft, kann es sein, dass die Foundation ein Mitspracherecht einfordert. Zu beachten ist hierbei, dass die Foundation nicht an Entscheidungen an der Communitys gebunden ist, und sich auch als Wahrer der Interessen aller Communitys weltweit versteht.

Bisherige Praxis: Willkürliche Duldung

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Bisher lebt Wikipedia im Bezug auf professionelle Einflussnahme vor allem durch Abschreckung. Wikipedia gilt als ehrenamtliches und nicht-kommerzielles Projekt. Unabhängig von Detailkenntnissen über die Regeln und Abläufe, haben viele Externe den Eindruck, dass Werbung und Einflussnahme von außen nicht erwünscht ist, relativ schnell ein Skandal droht.

Die bisherige Praxis in der Wikipedia lässt sich als willkürliche Duldung zusammenfassen. Die einschlägige Regel Wikipedia:Interessenkonflikt verbietet bezahltes Schreiben nicht. Mehrere hundert Accounts aus einem professionellen Umfeld sind bekannt und können editieren. Bei einem Blick in die "letzten Änderungen" lässt sich während der Bürozeiten innerhalb von 10 Minuten problemlos ein Dutzend Benutzer finden, die vermutlich einem Interessenkonflikt unterliegen. Faktisch allerdings editieren davon die meisten kaum oder gar nicht, und nur eine Handvoll dieser Beitragenden hat höhere zweistellige Anzahl an Bearbeitungen. In den Diskussionen scheint sich das "pragmatische Nerdtum" (Egal wer editiert, wichtig ist der Inhalt) bisher als dominierende Auslegung zu halten. Das vorläufige Ergebnis der informellen-nicht-repräsentativen Umfrage, bei der sich bisher eine große Mehrheit für eine Duldung bezahlten Schreibens ausspricht, bietet ebenfalls Anhaltspunkte dafür.

Dennoch wird beispielsweise der Punkt "Werbung" in den Schnelllöschkriterien traditionell weit und umfassend ausgelegt. Die Regel zu Einzweck-Konten wird gelegentlich gegen offensichtliche bezahlte Mitarbeiter angewandt. Die Universal-Sperrbegründung "Kein Wille zur enzyklopädischen Mitarbeit" wird auch auf vermutete Werbe-Accounts angewendet. Einige dieser Mitarbeiter wurden im Laufe dieses Jahres auch ohne Verweis auf eine bestimmte Regel gesperrt. Verstöße gegen Neutralität, Werbung, Linkspamming etc. werden bereits seit Jahren "energisch bekämpft."

Bezahlte Beiträger derzeit

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Die meisten der professionellen Beitragenden sind vorübergehende Gäste. Sie wollen innerhalb der Regeln mit möglichst wenig Aufwand ihre Inhalte unterbringen, und haben keinerlei Interesse oder Zeit für das Innenleben der Wikipedia. Auch haben sie nur wenig Zeit, die Regeln zu erlernen, und sorgen so permanent für Arbeit und Stress. Die etwas lernfähigeren Autoren dieser Kategorie tragen sinnvolle Inhalte bei. Man kann davon ausgehen, dass jedes Unternehmen seinen Eintrag kennt und Mitarbeiter fast jedes Unternehmens auch schon kleine Edits in Wikipedia getätigt haben. Erfahrungsberichte wie dieser sind typisch: "Aus meiner Sicht ist professionelle Wikipedia-Beratung (mit Edit-Dienstleistung) derzeit ein echter Markt, an dem aktuell noch viele Agenturen (und offenbar auch das ein oder andere WP-Urgestein!) scheitern."

Speziell auf Wikipedia ausgerichtete Dienstleister existieren derzeit anscheinend nur vereinzelt, mehrere Kommunikationsagenturen betreuen mit wechselndem Erfolg auch Wikpedia-Artikel mit. Die Preise, die dafür verlangt und geboten werden, fangen bei 5 Dollar an und reichen bis in hohe vierstellige Beiträge. Teilweise gibt es auch ein Betreuungsmodell, bei dem man Artikel gegen eine monatliche Grundgebühr ersterstellt, und diese danach wartet. Das soll den Anreiz erhöhen, nachhaltig zu schreiben und Texte zu verfassen, die länger als zwei Wochen im Artikelnamensraum bestehen bleiben.

Einzelne Wikipedianer berichten öffentlich oder (meist) mir privat gegenüber von gelegentlichen Geschäften auf Gegenseitigkeit. Für diese existiert kein fester Prozess, sie kommen zufällig zustande und sind zu selten, um eine Art Einkommen zu bilden. Dennoch erreichen die Gegenleistungen, die getauscht werden, in seltenen Fällen den Wert von mehreren Tausend Euro.

Die offizielle Mitarbeit von Mitarbeitern von Institutionen der Bildung von Museen oder von Archiven wird derzeit zwar von verschiedenen Initiativen befördert, findet faktisch bisher jedoch kaum statt. Meiner Einschätzung nach ist wertvolle inhaltliche Mitarbeit in der Wikipedia mittlerweile auch zu aufwendig, um neben einem Vollzeitjob nebenher in der Arbeitszeit erledigt zu werden. Eine inhaltliche Mitarbeit, die über Kleinigkeiten hinausgeht, durchgeführt von "normalen" Mitarbeiter von Kulturinstitutionen ist unrealistisch. Private Mitarbeit dieser Menschen fällt selbstverständlich nicht in den Rahmen des Projekts "Grenzen der Bezahlung".

Noch vollkommen ungeklärt, von niemand aktiv verfolgt, aber in der Diskussion ist die Frage nach weiteren bezahlten Wikipedia-Autorinnen und Autoren, die inhaltlich unabhängig arbeiten. Hierzu kam beispielsweise die Idee von Stipendien auf; auch wäre dies im Rahmen des Ausbaus der GLAM-Kooperationen möglich.

Chancen und Probleme

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Chancen und Probleme lassen sich grob in zwei Aspekte unterteilen: zum einen hat professionelles Schreiben Auswirkungen auf inhaltliche Qualität der Wikipedia, zum anderen verändert es die Zusammensetzung der Community.

Der normative Grundkonflikt: Offenheit, Anonymität und Ehrenamtlichkeit

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In Bezug auf professionelles Schreiben treffen zwei Grundprinzipien aufeinander, die nur schwerlich miteinander zu vereinbaren sind. Zum einen die These, dass "Jeder mitmachen kann" und die reale Existenz der Person am Account vollkommen egal ist. Dies hat seinen Niederschlag zum Beispiel in Wikipedia:Anonymität gefunden. Auffallender ist aber, dass es sonst keinerlei Regeln gibt, die sich mit Person und Einstellung des Autors befassen. fast alle Regeln beziehen sich auf konkretes Verhalten, auch generellere Regeln wie Wikipedia:Einzweck-Konto oder die universell angewandte Regel Wikipedia:Bitte nicht stören beziehen sich recht konkret auf Verhalten. Die Hauptseite selbst schreibt "zu dem du mit deinem Wissen beitragen kannst" und nimmt keinerlei Qualifikation der Autoren vor. Wichtig ist nur der Inhalt, nicht von wem es kommt. Kommerzielle Weiternutzung und Gewinnerzielung durch Wikipedia ist durch die Wahl der Lizenzen explizit erwünscht.

Andererseits besteht ein Selbstverständnis vieler Wikipedianer als Ehrenamtliche Freiwillige, die explizit eine Oase der Freiwilligkeit schaffen. Wikipedia:Beteiligen spricht explizit von Die Wikipedia hat keine feste, bezahlte Redaktion, sondern ist das Werk freiwilliger Autoren und Autorinnen. Der Wikipedia-Lexikonartikel über Wikipedia spricht von "unentgeltlichem" Schreiben. Dieses Selbstbild wird durch die Öffentlichkeitsarbeit und auch die Fundraising-Kampagnen gefördert. Die Existenz von bezahlten Schreibern "wird zum Hochverrat".

Das Problem der Anonymität: wenn es gelingt, potenziell bezahlten Autoren Regeln und Anleitungen zu kommunizieren, mit denen diese arbeiten können, sollte nur wenig Anreiz dazu bestehen, diese zu brechen. Dennoch wird jedes Regelwerk eine Einschränkung bedeuten, allein seine Kenntnisnahme und Respekt für den Autoren Zeit kosten. Es wird also immer bezahlte Autoren geben, die unerkannt und nicht gekennzeichnet editieren. Diese kann ein erfahrener Admin relativ gut erkennen; es ist jedoch weitaus schwerer, sie auf ihr Verhalten anzusprechen und zur Rechenschaft zu ziehen, wenn sie zu Recht die Anonymität vorschützen können.

Inhaltliche Aspekte

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Die gängigen Erfahrungen mit professionellen Autoren sind schlecht. Diese scheitern oft am Wikipedia-Regelwerk. Dort, wo sie nicht scheitern, und regelgerechte Edits einfügen, sind diese meist inhaltlich marginal und fallen nicht weiter auf. Die Einschätzungen darüber wie gravierend die jetzt dadurch entstehenden Schäden sind, sind stark unterschiedlich und reichen von einem inhaltlichen Gewinn in der Gesamtschau, über das Statement, dass die Eingangskontrolle schon jetzt überfordert ist, dem Statement wir sind gescheitert, bis hin zu wüsten Beschimpfungen der Teilnehmer.

Dauerhaft kann professionelles Schreiben besonders bei problematischen Themen die Probleme vergrößern. Kaum diskutiert ist bisher der Aspekt der Bildspenden.

Allerdings ist es auch möglich, dass professionelles Schreiben auf die Dauer notwendig ist, um der Verantwortung der Wikipedia in der Welt gerecht zu werden, oder um zumindest die bereits sehr hohe Qualität vieler Beiträge weiter steigern zu können.

Langfristig ist es sinnvoll. zwischen Astroturfing zu unterscheiden, indem ein Auftraggeber gezielt versucht, seine Meinung als Meinung der Community auszugeben und PR-Arbeit wie sie heute im Journalismus Alltag ist und für die feste Regeln existieren.

Der Schutz der Persönlichkeit und des guten Rufs wird sowohl teilweise von Wikipedianern als auch von Außen als verbesserungsfähig empfunden und bietet einen zusätzlichen Anreiz, per Paid Editing abzuhelfen.

Soziale Aspekte

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Grafik von Benutzer Minderbinder

Nicht alle Wikipedianer stimmen zu, dass soziale Aspekte überhaupt eine Rolle spielen beziehungsweise ob es überhaupt möglich ist, professionelle Benutzer als Gruppe zu identifizieren oder festzumachen.

Einige Wikipedianer erklären, nicht mit bezahlten Schreibern zusammenarbeiten zu wollen, für andere ist dies unerheblich. Die Zusammenarbeit zwischen Ehrenamtlichen und Profis findet auch außerhalb der Wikipedia in vielen Bereichen konstruktiv statt - beispielsweise Altenpflege oder Naturschutz - wie diese Beispiele aber zeigen, besteht dabei die Gefahr, dass langfristig die Kernaufgaben an bezahlte Mitarbeiter fallen, und die Freiwilligen marginalisiert werden.

Andererseits können natürlich professionelle Schreiber auch die Diversität der Nutzer stärken und professionelle Höflichkeit ein Fortschritt gegenüber dem eher berüchtigten Tonfall innerhalb der Wikipedia sein.

Besonders problematisch könnte es hierbei sein, wenn professionelle Benutzer versuchen, Einfluss auf die Regeln und Verfahrensweisen der Community zu gewinnen. Dabei könnte unter anderem eine Rolle spielen, dass in einer Organisation oft keine eindeutige Zuordnung einer Person zu einem Account existiert.

Rufschädigung

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Sollte man bezahltes Schreiben aus dem derzeitigen Stadium der unwilligen Duldung hinaus "offiziell werden" droht nach Innen Erosion der Community und nach Außen eine massive Rufschädigung. Die Bewegung hin zur geregelten Akzeptanz könnte die Büchse der Pandora öffnen. Die Werbefreiheit und der gute Ruf der Wikipedia sind wichtig für Mitarbeiter und Spender. Sobald sie nur noch als Deckblatt kommerzieller Interessen wahrgenommen wird, könnte das die Motivation der Community und der Spender einschränken.

Werkzeuge und Maßnahmen, die sich bieten, lassen sich in zwei Gruppen unterteilen. Jene Maßnahmen, die speziell auf professionelle Benutzer abzielen und jene Maßnahmen, die für alle Benutzer gelten, aber in dem Themenbereich eine besondere Wirkung entfalten.

Bereits existent

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Die wichtigsten Werkzeuge, die bisher existieren, sind im Vorgriff und ohne das Projekt Grenzen der Bezahlung entstanden.

  • Wichtigstes Hilfsmittel überhaupt ist die Abschreckung. Wikipedia gilt als Ort der "Darstellung durch neutrale Dritte". Der Gedanke, dass Wikipedia in den Bereich Social Media fällt, und als solches "bespielt" werden könnte, ist bei den entsprechenden Akteuren kaum präsent und wird von Wikipedia auch nicht gefördert. Sowohl in der Community als auch bei den Massenmedien ist das Misstrauen hoch, und ein Eintrag kann sich schnell zum Skandal auswachsen. Die formellen und informellen Regeln sind kryptisch und widersprüchlich. Die Oberfläche ist für heutige Internetnutzer wenig intuitiv. Auch wenn Professionelles Schreiben theoretisch erlaubt ist, findet es doch praktisch in einem technisch und sozial abweisenden Umfeld statt.
  • Am wichtigsten ist die alltägliche Arbeit und die Betreuung, die an verschiedenen Stellen durch die Wikipedianer in der Eingangskontrolle, dem Support-Team und dem Mentorenprogramm stattfindet. Insbesondere mit den Versuchen inhaltlicher Manipulationen ist Wikipedia seit vielen Jahren konfrontiert und hat hier umfangreiche Werkzeuge entwickelt. Diese sind nicht speziell auf professionelle Benutzer abgestellt, werden im Umgang mit vermuteten Profis aber tendenziell rigoroser eingesetzt als im Umgang mit Freiwilligen.
  • Eine Bedeutende Rolle im Alltag spielen insbesondere die Relevanzkriterien, die bereits einen Großteil "anfälliger Themen" im Voraus ausschließen. Der effektivste Weg einen Großteil potenzieller Auftraggeber zu verschrecken, wäre auch ein Verschärfen der Relevanzkriterien. Allerdings mit beträchtlichen Kollateralschäden auf Tiefe und Breite der Wikipedia-Inhalte.
  • Auch Hilfsangebote wie das Support-Team und das Mentorenprogramm stehen allen Interessierten offen und arbeiten regelmäßig mit professionellen Autoren zusammen. Das Referentennetzwerk hingegen reagiert sehr zurückhaltend auf alle Anfragen, die einen kommerziellen Charakter haben könnten. Jedoch sind hier die Grenzen zwischen Freiwilligen und Interessierten mit Interessenkonflikt manchmal fließend.

Werkzeuge, die speziell auf eine Nutzergruppe zielen, sind möglicherweise effektiver. Solange sie repressiven Charakter haben, stoßen sie aber schnell an die Grenzen der verbürgten Wikipedia:Anonymität, drohen, Transparenz zu verschleiern, und erzeugen "eine Controlletti-Mentalität."

  • Das bereits angesprochene Urteil des OLG Münchens kann ein wichtiges Werkzeug der Community gegen Werbung und Schleichwerbung in der Wikipedia sein. Hier fehlen noch Erfahrungen und Praxis, wie dieses möglichst sinnvoll einzusetzen ist.
  • Die verifizierten Accounts. Diese sind Accounts, die den Namen einer Organisation oder prominenten Person tragen und im Auftrag des Namensträgers unterwegs sind. Diese können sich beim Support-Team der Wikipedia verifizieren lassen. Idee und Umsetzung hierzu stammen aus dem Support-Team.

Mögliche Maßnahmen

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Einfachste Maßnahme wäre eine klare Unvereinbarkeitserklärung. Die kann als feste Regel per Meinungsbild oder als Deklaration erfolgen. Eine solche Unvereinbarkeitserklärung würde zwar Abgrenzungs- und vor allem Durchsetzungsprobleme mit sich bringen - es wäre aber auch ein wichtiger Referenzpunkt und eine klare Stellungnahme in der Selbstpositionierung der Wikipedianer. Hier existiert auch die Idee eines "Manifestes", bei dem kein Meinungsbild notwendig wäre, sich aber Wikipedianer zusammenfinden können.

Aus der englischen Wikipedia stammt die Diskussionsseitenstrategie, auch als "bright line" bezeichnet: Bezahlte Accounts dürfen nur auf Diskussionsseiten schreiben. Edits im eigentlichen Artikelnamensraum sind tabu. Diese Strategie wird beispielsweise von Jimbo Wales, David King (EthicalWiki) und einer Reihe deutscher Wikipedianer favorisiert und findet sich so auch in den best practice guidelines für Wikipedia des britischen Chartered Institute of Public Relations. In diesem Modell haben die ehrenamtlichen Wikipedianer analog zum Journalismus die Aufgaben und die Stellung einer Redaktion. Bezahlte Schreiber könnten die Redaktion mit Inhalten beliefern, dürfen selbst aber nicht im Artikel editieren.

Unabhängig vom genauen Inhalt würde ein Ethik-Code ähnlich dem britischen Draft_best_practice_guidelines_for_PR Grundregeln des Verhaltens für Werbetreibende festlegen. Sinnvollerweise sollte dieser in Zusammenarbeit mit den entsprechenden Anbietern entstehen und Ihnen auf diesem Weg auch bekannt gemacht werden. Er würde praktisch diverse Probleme für die Wikipedia lösen, aber auch den oben angesprochenen Abschreckungseffekt mindern. Er würde je nach konkreter Ausgestaltung quasi einen offiziellen Weg zum bezahlten Editieren öffnen.

Langfristig möglich wäre es, explizite Werturteile aufzustellen und den Themenbereich zu differenzieren. Dieses findet implizit schon statt, es könnte aber explizit systematisiert und in seinen Ergebnissen nach Außen getragen werden. Die Werturteile könnten dazu dienen, betroffene Bereiche zu identifizieren und Kontrolle und Regeln in verschiedenen Bereichen anders aufzustellen. Sie würden auch helfen im Bereich von Förderrichtlinien oder GLAM-Kooperationen Klarheit zu schaffen und Akteuren vorher ihre Möglichkeiten und Grenzen zu vermitteln. Anders als bei anderen Maßnahmen aus dem Bereich Offenheit/Transparenz wäre hier auch eine Gefahr der Abschwächung der Abschreckung geringer: Die wahrgenommene Öffnung könnte wesentlich zielgenauer gesteuert werden und unerwünschtes Editieren wäre noch verpönter als jetzt. Möglicherweise wäre eine solche Differenzierung schnell zu kompliziert, um sich im Wikipedia-Alltag durchsetzen zu lassen. Andererseits funktionieren die Relevanzkriterien letztlich genau so, und diese haben sich als stabil und alltagstauglich bewiesen.

Geld könnte zur Förderung des Inhalts genutzt werden, sei es durch die Befreiung von Texten oder zur Befreiung von Wissen allgemein. Möglich wäre theoretisch auch die Bezahlung von Wikipedianern für direkte Artikelarbeit. Für ein solches Vorgehen hat mindestens ein Wikipedianer Gelder beim Community-Projekt-Budget beantragt, diesem Antrag wurde aber aus verschiedenen Gründen nicht stattgegeben.

Bei der Durchsetzung restriktiver Maßnahmen gegen bezahlte Schreiber können diverse praktische Schritte unternommen werden: "Datenerhebung zum Mengenwachstum von Unternehmensartikeln? (a.k.a. "unsere Webpräsenz auf Wikipedia" im PR-Sprech) Datenauswertung von PR-Anfragen bei OTRS? Automatische Weaselwords-Textanalyse über Wikipedia laufen lassen? TOP100-Liste der Verlagsspammer erstellen?"

Die verifizierten Accounts sind bereits ein erster Schritt hin zu stärkerer Transparenz. Die Verbreitung der Accounts könnte forciert, die könnten ausgebaut werden. Weitreichende Vorschläge reichen bis hin zu einer speziellen Nutzergruppe mit eigenen Rechten und Pflichten.

Es besteht allerdings die Gefahr, dass die verifizierten Accounts in der Außenwirkung zum Eindruck einer offiziellen Erlaubnis des Editierens führen. Sie könnten so allein durch ihre Existenz langfristig gegenüber Außenstehenden einen falschen Eindruck erwecken und einen offiziellen Status suggerieren, der ihnen andere Rechten und Pflichten gibt als normale Accounts. Diesen Status haben die verifizierten Accounts nicht, und sollen ihn auch nicht haben.

Bei der Forderung nach Transparenz sind bezahlte Bearbeitungen prinzipiell erlaubt. Die bezahlten Autoren müssen transparent auftreten. Dafür hat zum Beispiel (bereits vor Projektbeginn) das Support-Team die verifizierten Accounts eingerichtet, aber andere Methoden der Transparenzerschaffung erscheinen auch möglich. Greift aber natürlich drastisch in Wikipedia:Anonymität ein. Schwierigkeiten wirft hierbei auch das OLG-Urteil auf. Auch wenn es noch ein unsicheres Rechtsgebiet ist, verlangt dieses Urteil, dass derartige Edits auch im Artikel sichtbar sein müssen. Die Kennzeichnung in der Versionsgeschichte wäre hierzu vermutlich nicht ausreichend.

Eine Kombination der Maßnahmen, bezahlte Autoren kenntlich zu machen, und ihre Edits a priori Werturteilen zu unterwerfen, ist die Idee der "Zertifizierten Accounts." Diese würden durch Wikipedia/Wikimedia zertifiziert und würden sich verpflichten, alle Regeln zu befolgen und generell gute Mitarbeiter zu sein. Wikip/media würde die Kriterien aufstellen und überwachen. Die Anbieter könnten damit werben, ein zertifizierter Account zu sein.

Schulungen für potenzielle bezahlte Schreiber könnten viele inhaltliche Probleme der bisherigen Werbeartikel beheben. Dort ist aber der Zeitaufwand für Schreiber so groß, dass bisher nur die wenigsten Auftraggeber die Arbeitszeit dafür bezahlen würden. Das bereits existierende Wikipedia-Referentennetzwerk arbeitet bisher nicht mit kommerziellen Interessenten zusammen. Eine Schulung kommerzieller Interessenten, die durch Spendengelder bezahlt oder zumindest koordiniert würde, wäre auch in der Außendarstellung schwer bis gar nicht vermittelbar.

Auch das Werben um gute, kommerzielle Autoren wird als Option vorgeschlagen. Dies könnte sämtliche inhaltlichen Probleme vermeiden, nicht aber die auftretenden sozialen Probleme.

Sind aufgrund der Diskussionen im Projekt einige Artikel gelöscht und kommerzielle Anbieter von Wikipedia-Artikeln gesperrt worden. Mindestens ein Anbieter hat sein öffentliches Angebot aufgrund dieser Reaktionen geändert und zwei Anbieter haben das Wikipedia-Logo aus ihrem Angebot entfernt.

  1. Zur Wortwahl professionell/Profi siehe "Stolz ein Amateur zu sein"