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Wege in die Welt des freien Wissens

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Aus vergangenen Aktivitäten und Kampagnen von WMDE zur Gewinnung Neuer Ehrenamtlicher haben sich wiederkehrende Fragestellungen ergeben. Viele Menschen zeigen im Rahmen unserer Kampagnen Interesse in der Wikipedia mitzumachen, aber nur wenige dieser Interessierten bleiben dann tatsächlich dabei. Diese Fragen sind unter anderem: Warum ist die Retention so niedrig? Müssen wir Neuen individuellere Angebote machen oder brauchen Neue z. B. mehr oder andere Lernangebote beim Einstieg? Mit diesem Forschungsprojekt sollen ausgehend von diesen Fragen Erkenntnisse für zukünftige Aktivitäten zur Gewinnung neuer Ehrenamtlicher in den Wikimedia-Projekten gewonnen werden.

Ziel ist es von den persönlichen Erfahrungen aktiver Community-Mitglieder bei der Beteiligung in den Wikimedia-Projekten zu lernen. Hieraus sollen Einstiegswege und Mitmachmöglichkeiten für Neue entwickelt werden, die auf diesen Erfolgsfaktoren aufbauen.

Projektbeschreibung

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Um die oben genannten Fragestellungen zu beantworten, sollen aktive Community-Mitglieder befragt werden. Wir wollen hier sozusagen von den Erfolgreichen lernen und erfahren, wie der Einstieg in das Projekt aussah, welche Faktoren motivieren, dabei zu bleiben und wie sich die Arbeit in den Projekten genau gestaltet. Dafür suchen wir Aktive in der Wikipedia, Wikimedia Commons und Wikidata, die Interesse haben, an diesem Forschungsprojekt teilzunehmen. In den Interviews sollen unterschiedliche Perspektiven einbezogen werden, beispielsweise in Bezug auf Projekttätigkeiten, Zugehörigkeitsdauer und demographische Kriterien. Parallel wird eine Umfrage unter Menschen durchgeführt, die noch nicht in den Wikimedia-Projekten aktiv sind, um herauszufinden, welche Motivationen zu einer Beteiligung in den Wikimedia-Projekten führen können. Die Teilnehmenden hierfür werden von Mandalah rekrutiert.

Alle Aktiven in Wikipedia, Wikidata und/oder Wikimedia Commons mit Interesse an dem Forschungsprojekt mitzumachen konnten eine Vorab-Umfrage ausfüllen. Die Umfrage konnte bis 26.06.2020 ausgefüllt werden. Auf Basis dieser Umfrage wurden die Teilnehmenden ausgewählt. Alle ausgewählten Interviewpartner*innen durchlaufen zwei Schritte:

  1. Selbstreflexion über das Online-Tool Miro (Dauer ca. 40 Minuten)
  2. Interview mit zwei Forscher*innen der Agentur Mandalah (Dauer 105 – 120 Minuten) im Zeitraum von 15.06. und 26.07.2020.

Als Dankeschön für die Teilnahme erhalten alle Interviewpartner*innen einen Foto- oder Buchgutschein im Wert von 25 Euro. Den Gutschein erhalten die Teilnehmenden nach Abschluss der Interviews von WMDE zugeschickt. Zudem werden alle Teilnehmenden noch einmal gesondert über die Forschungsergebnisse informiert.

Privatsphäre und Datenschutz

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Im Rahmen der Vorab-Umfrage, der Selbstreflexion und des Interviews werden personenbezogene Daten erhoben (u.a. Name oder Benutzername und E-Mail-Adresse). Diese Daten sind nur für das Forschungsteam, bestehend aus den Nutzerforscher*innen von Mandalah und den begleitenden Mitarbeiterinnen von WMDE zum Zwecke der Auswertung zugänglich. Die Forschungsergebnisse werden im Anschluss an die Studie veröffentlicht. Dabei werden alle Ergebnisse vollständig anonymisiert. Sämtliche erhobene Daten werden nach Abschluss der Forschungsarbeiten vollständig gelöscht. Alle Teilnehmenden haben jederzeit die Möglichkeit ihr Einverständnis für die Verarbeitung der Daten zu widerrufen. Die Widerrufsmöglichkeiten und eine genaue Auflistung der erhobenen Daten finden sich in den Datenschutzerklärungen:

  • Rekrutierungsphase und Ausfüllen der Vorab-Umfrage: 15. – 26. Juni (abgeschlossen)
  • Interviewphase: 15. Juni – 3. Juli
  • Auswertungsphase: 6. Juli – 31. Juli
  • Ergebnisse liegen vor: Ende Juli 2020
Wege in die Welt des Freien Wissens

Die Ergebnisse liegen in Form einer PDF-Datei vor und enthalten neben der Zusammenfassung, den TOP-Erkenntnissen auch Ausschnitte aus Interviews mit Ehrenamtlichen, daraus entwickelte Personas und Ergebnisse einer Umfrage mit Nicht-Ehrenamtlichen der Projekte.

Auszug der Top-Erkenntnisse

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Bedeutung der Ehrenamtlichkeit für die Freiwilligen: Für viele langjährige Ehrenamtliche nimmt ihr Ehrenamt in Wikimedia-Projekten einen großen Stellenwert im Leben ein: es dient der Entspannung, der Selbstverwirklichung, der eigenen intellektuellen Weiterbildung.

Zeitliche Verfügbarkeit beim Start. Die Ehrenamtlichen hatten zum Zeitpunkt des Starts das Gefühl, genug Zeit zu haben, sich einer intensiven ehrenamtlichen Aufgabe zu widmen.

Motivation im Ehrenamt: Das Ehrenamt in Wikimedia-Projekten kombiniert Freude an der Detailarbeit, persönliche Weiterentwicklung und die Beteiligung an einer als gesellschaftlich äußerst wertvoll erachteten Idee – dem Zugang zu freiem Wissen. Ein Zugehörigkeitsgefühl zur Community ist hingegen kein zwingender Erfolgsfaktor für langjähriges ehrenamtliches Engagement.

Es ist kein direktes Feedback als Motivator notwendig. Die Ehrenamtlichen ziehen Motivation aus dem indirekten Feedback der Veröffentlichung,mangelnden Kritik und Sichtbarkeit der Beiträge

Gewertschätzte Flexibilität des Ehrenamts: Langjährige Ehrenamtliche schätzen die Flexibilität, die ihnen genau dieses Ehrenamt bietet: sich zeitlich frei einteilen zu können, wie regelmäßig und intensiv sie sich beteiligen; die eigenen Aufgaben nach Belieben und unterschiedlichen Lebensphasen entsprechend austauschen oder ergänzen zu können; immer wieder neue Themen zu entdecken, sich in diese zu vertiefen und Neues zu lernen.

Gemeinsame Eigenschaften langjähriger Ehrenamtlicher: Langjährige Ehrenamtliche in Wikimedia Commons, Wikipedia und Wikidata zeichnen sich durch starkes Durchhaltevermögen, Widerstandsfähigkeit, Wissbegier, systematisches Denken und Freude am Erfüllen gemeinnütziger Aufgaben aus.

Beschwerlicher Start in die Ehrenamtlichkeit: Der erste Einstieg in die Wikimedia-Projektwelt ist sehr schwer und intensiv: sich in die Strukturen, Regeln und Gepflogenheiten eines Projekts einzuarbeiten ist langwierig, da es ein undurchsichtiges, verschachteltes System ist. Wenn jemandem die Überwindung dieser Hürde bei einem Wikimedia-Projekt gelungen ist, findet er oder sie sich schneller in einem weiteren Wikimedia-Projekt zurecht – wobei der Einstieg in Wikimedia Commons schneller gelingt als in Wikidata. Der hürdenreiche Einstieg ist für bisherige Nicht-Ehrenamtliche auch einer der größten Gründe, warum sie nicht teilnehmen möchten.

Start über Wikipedia: Langjährige Ehrenamtliche haben häufig ihren Einstieg über Wikipedia in die Wikimedia-Projektwelt gefunden und damit die größte Hürde des Hineinfindens in das undurchsichtige, überwältigende Wikimedia Projekt-System genommen.

Leichterer Einstieg in weitere Wikimedia-Projekte. Sobald die Ehrenamtlichen sich in ein Wikimedia-Projekt eingearbeitet haben, fällt es ihnen leichter, sich in ein zweites einzuarbeiten, da die strukturellen Herausforderungen bekannt und die Routine des autodidaktischen Vorgehens gewonnen ist. Besonders der Start über Wikipedia verhilft – aufgrund seiner Komplexität als ältestes der drei Projekte – zu einem erleichterten Start in den weiteren Projekten.

Teilhabe in verschiedenen Wikimedia-Projekten: Viele Ehrenamtliche werden über die Zeit in mehreren Wikimedia-Projekten aktiv, weil sie das große Ganze – den grundsätzlichen Beitrag zu der Verbreitung freien Wissens – vor Augen haben und die einzelnen Projekte als unterstützende Werkzeuge mit unterschiedlichen Funktionen sehen.

Es gibt nicht die eine Projekt-Community: Jedes der drei untersuchten Projekte hat Sub-Communities mit eigenen Regeln, Stilen und Umgangsformen.

Größte Herausforderung – der Kommunikationsstil in der Community: Der unangenehme, teils beleidigende Kommunikationsstil einiger Ehrenamtlicher wird als der größte Grund wahrgenommen, warum sich neue, aber auch langjährige Ehrenamtliche aus dem Ehrenamt zurückziehen. Die Möglichkeit der Anonymität wird als begünstigend für feindselige Auseinandersetzungen eingeschätzt. Der teils sehr negative Umgang innerhalb der Community wird auch von Nicht-Ehrenamtlichen als der häufigste Grund genannt, warum sie sich zumindest bei Wikipedia nicht beteiligen möchten.

Wichtigkeit von Veranstaltungen: Veranstaltungen und persönliche Treffen stärken die Bindung der Ehrenamtlichen zu der Community und den Projekten sehr. Das Zugehörigkeitsgefühl wird hier intensiviert oder gar erst gebildet, die Ehrenamtlichen informieren sich über die neusten Möglichkeiten in der Wikimedia-Welt und lassen sich von den Tätigkeiten anderer inspirieren.

Rekrutierung nebenbei: Viele Ehrenamtliche versuchen in ihrem Umfeld andere Menschen für die Tätigkeit bei Wikimedia-Projekten zu begeistern, geben auch Hilfestellung bei ersten Schritten. Diese Form von Rekrutierung hat nur mäßigen Erfolg: kaum jemand bleibt dabei.

Schwerer Weg für Frauen in Wikimedia-Projekten: Frauen haben häufiger Schwierigkeiten in die Wikimedia-Projektwelt zu finden und/oder sich in ihr wohl zu fühlen. Die männerdominierte Kultur und die teils ausgrenzende und beleidigende Kommunikationsweise schaffen ein unangenehmes Klima und scheinen einen großen Einfluss auf die Unterrepräsentation der Frauen zu haben.

Ehrenamtliche sind häufig Autodidakten: Die Ehrenamtlichen aller drei Projekte präferieren es häufig, sich den Strukturen, Gepflogenheiten und Regeln in eigenem Lerntempo und eigener Lernintensität zu nähern. In der Regel gehen sie dabei nach dem „Trial & Error“-Prinzip vor und lernen durch das Feedback anderer. Der Wunsch einer konkreten Kontaktperson für die Beantwortung von Fragen besteht jedoch besonders bei Wikidata.

Wikidata – ein Projekt mit Weltveränderungspotential: Während der Mehrwert von Wikimedia Commons eher in der Bebilderung von Wikipedia-Artikeln gesehen wird, schreiben langjährige Ehrenamtliche Wikidata auch unabhängig von Wikipedia Einzigartigkeit und Innovationsfähigkeiten in hohem Ausmaß zu. Die Einschätzung zu Wikimedia Commons lässt sich hinter der Wahrnehmung an Alternativen in Form anderer freier und häufig ansprechenderer Fotoplattformen vermuten.

Rolle von Wikimedia Deutschland: Es lässt sich keine einheitliche Meinung über die Rolle von Wikimedia feststellen – während die einen zufrieden mit der Zurückhaltung des Vereins sind, wünschen sich andere mehr Unterstützung in der Community-Diskussion.

Bisherige Nicht-Ehrenamtliche: Neben der umständlichen Einarbeitung in das System und die Struktur der Wikimedia-Projekte und dem als unangenehm wahrgenommenen Umgangston, geben Nicht-Ehrenamtliche die Infragestellung ihrer eigenen Kompetenz, Angst vor Fehlern sowie den Mangel an Zeit als häufigste Gründe an, sich nicht aktiv an den Projekten zu beteiligen.