Winithar

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Winithar (* um 740, † nach 780/790) war ein Benediktinermönch im Kloster St. Gallen und der erste namentlich bekannte Urkunden- und Buchschreiber dieser Abtei, er ist bedeutend für das St. Gallener Skriptorium und den Anfängen der Buchkunst in der Schweiz.

Leben und Wirken

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Winithar trat um 759 in die von Otmar neu geordnete Klostergemeinschaft am Gallusgrab ein. Sein Wirken als Priestermönch und Schreiber fällt überwiegend in die Zeit des zweiten St. Galler Abtes und Konstanzer Bischofs Johannes II. (759/60–782)[1], unter dem er eine leitende Funktion im Kloster innehatte. Er war spätestens ab 786 Dekan und Stellvertreter des oft abwesenden Abtes und baute das Skriptorium massgeblich mit auf.

Da er eine besonders individuelle Form der Alemannischen Minuskel schrieb,[2] konnte seine Hand in mehreren St. Galler Codices und Urkunden identifiziert und die massgebliche Rolle beleuchtet werden, die er im dortigen Scriptorium spielte. Er hat drei Handschriften ganz geschrieben (Cod. Sang. 70, 238 und 907) und an mindestens vier anderen einen wesentlichen Anteil (Cod. Sang. 2, 11, 109, Fragment Cod. Sang. 1399a2).[3] Erhalten sind auch zwei Winithar zugeschriebene Ansprachen (Homilien) an seine Mitbrüder.[4] In derjenigen in Codex 70 sah Stiftsbibliothekar Ildefons von Arx im Jahr 1824 das erste literarische Werk, das in St. Gallen entstanden sei.[5]

Bezeugt sind Anfangsprobleme unter Winithar, wie qualitativ uneinheitliche Tinte, unterschiedlicher dicker Strich der Feder oder Probleme bei der Beschaffung von Pergament.[3]

Handschriften mit Beteiligung Winithars (Auswahl)

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Urkunden mit Bezug zu Winithar (Auswahl)

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  • W 30 vom 28. Juli 760/761: Edition im Urkundenbuch der Abtei Sanct Gallen. Bd. 1: 700–840. Hrsg. von Hermann Wartmann. S. Höhr, Zürich 1863, S. 33 f. Nr. 30. (online bei Internet Archive).
  • W 39 vom 22. November 762/763: Edition im Urkundenbuch der Abtei Sanct Gallen. Bd. 1: 700–840. Hrsg. von Hermann Wartmann. S. Höhr, Zürich 1863, S. 40 f. Nr. 39 (online bei Internet Archive).
  • W 49 vom 7. Juni 765/6/8: Edition im Urkundenbuch der Abtei Sanct Gallen. Bd. 1: 700–840. Hrsg. von Hermann Wartmann. S. Höhr, Zürich 1863, S. 49 f. Nr. 49 (online bei Internet Archive).
  • Peter Ochsenbein: Art. Winithar OSB, St. Galler Priestermönch, um 760. In: Verfasserlexikon Bd. 10 (1999), Sp. 1214–1215.
  • Anton von Euw, Die St. Galler Buchkunst vom 8. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts (Monasterium Sancti Galli 3), Bd. 1, Verlag am Klosterhof 2008. ISBN 978-3-906616-85-8, S. 33–37, S. 297–304 (Nr. 1–7).
  • Veronica von Büren: La transmission du De Moribus du Ps. Sénèque, de Winithar de S. Gall à Sedulius Scottus. In: Ways of Approaching Knowledge in Late Antiquity and the Early Middle Ages. Hrsg. von Paulo Farmhouse Alberto, David Paniagua (Schools and Scholarship. Studia classica et mediaevalia 8). Traugott Bautz, Nordhausen 2012. ISBN 978-3-883-09788-6, S. 206–244.
  • Walter Berschin, Bernhard Zeller: Winithar in Sankt Gallen (um 760–?) und der Versus Winitharii. In: Sermo doctorum. Compilers, preachers and their audiences. Hrsg. von Maximilian Diesenberger, Yitzhak Hen, Marianne Pollheimer. Turnhout: Brepols, 2013. ISBN 978-2-503-53515-9, S. 153–186.
  • Natalie Maag: Alemannische Minuskel (744–846 n. Chr.). Frühe Schriftkultur im Bodenseeraum und Voralpenland (Quellen und Untersuchungen zur lateinischen Philologie des Mittelalters 18). Anton Hiersemann Verlag. Stuttgart 2014. ISBN 978-3-7772-1422-1, passim.
  • Cinzia Grifoni: A new witness of the third recension of ps.-Methodius’ Revelationes: Winithar’s manuscript St Gallen, Stiftsbibliothek, MS 238 and the role of Rome in human history. In: Early Medieval Europe 22 (2014), S. 446–460.

Einzelnachweise

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  1. Christian Folini: Johannes II.. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 7. September 2006, abgerufen am 16. Januar 2017.
  2. Ein Musteralphabet Winithars bei Maag: Alemannische Minuskel (s. Literatur), Anhang S. 229.
  3. a b Die schönsten Seiten der Schweiz: Geistliche und weltlich Handschriften. In: Marina Bernasconi Ruesser, Christoph Flüeler, Brigitte Roux (Hrsg.): Begleitband zur Ausstellung "Die schönsten Seiten der Schweiz", Stiftsbibliothek St. Gallen, 10. März bis 8. November 2020. Silvana Editoriale, St. Gallen 2020.
  4. Cod. Sang. 2, p. 531–540, und Cod. Sang. 70, p. 250–258 der Stiftsbibliothek St. Gallen, online bei e-codices.
  5. Sermo Winidharii. Primum Opus litterarium in S. Gallo (Cod. Sang. 70, p. 3 der Stiftsbibliothek St. Gallen, online bei e-codices).