Winterstein (Sächsische Schweiz)
Winterstein (Hinteres Raubschloss) | ||
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Fundamentreste der Felsenburg auf dem Winterstein | ||
Höhe | 390 m ü. HN | |
Lage | Sachsen | |
Gebirge | Elbsandsteingebirge | |
Koordinaten | 50° 54′ 38″ N, 14° 16′ 48″ O | |
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Typ | Felsmassiv | |
Gestein | Sandstein |
Der Winterstein, auch als Hinteres Raubschloss bezeichnet, ist ein einzeln stehendes, langgestrecktes Felsmassiv in der Hinteren Sächsischen Schweiz. Auf dem Gipfel befand sich einst die mittelalterliche Felsenburg Winterstein, von der noch Reste, wie Balkenfalze, ausgehauene Treppenstufen und die Zisterne erkennbar sind.
Lage und Umgebung
Der Winterstein befindet sich in der nahezu siedlungsleeren Hinteren Sächsischen Schweiz oberhalb des Großen Zschandes und ist den Bärfangwänden vorgelagert. Wenige Kilometer östlich befindet sich im Großen Zschand das Zeughaus. Westlich des Wintersteins erstreckt sich der Kleine Zschand, überragt vom Massiv des Großen Winterbergs. Direkt dem Felsmassiv südlich vorgelagert befindet sich der freistehende Klettergipfel Wintersteinwächter.
Geschichte
Der Winterstein gilt als die größte und älteste Burganlage der Hinteren Sächsischen Schweiz. Entstanden ist die Burg vermutlich, wie auch weitere Felsenburgen im Elbsandsteingebirge durch das böhmische Adelsgeschlecht der Berka von Dubá im Zuge des Ausbaus ihrer Herrschaft. Erstmalig wird der Winterstein aber erst im Jahre 1379 urkundlich genannt, als er im Zubehör des Burgbezirkes Pirna, jedoch als selbständiger Pfandbesitz, vom böhmischen König Wenzel IV. an seinen Kammermeister Thimo von Colditz (Besitzer der Herrschaft Graupen) verpfändet wurde. 1381 wurde diese Pfandschaft bestätigt, 1391 aber von Wenzel IV. wieder eingelöst. Als Pertinenz von Pirna erfolgte 1396 eine neuerliche Verpfändung des Wintersteins an König Wenzels Kammermeister Strnad von Winterberg. 1397 wurden die Bewohner der verpfändeten Gebietsteile vom König aufgefordert, ihre Steuern an Strnad abzuführen.[1] Daraus folgt, dass der Winterstein keine einsame Burg in der Hinteren Sächsischen Schweiz war, sondern auch Dörfer mit Einnahmen besaß. Leider fehlen schriftliche Quellen. Nach der geographischen Lage kämen dafür in erster Linie Postelwitz, Schandau, Ostrau, Altendorf, Mittelndorf, Lichtenhain, Ottendorf und vielleicht auch noch Saupsdorf und Hinterhermsdorf in Frage.
Zu weiteren Besitzwechseln gibt es ebenfalls nur Vermutungen. Offensichtlich versuchte der meißnische Markgraf Wilhelm I., sich des Wintersteines im Zusammenhang mit der Dohnaischen Fehde zu bemächtigen, denn er erscheint in den markgräflichen Rechnungsbüchern[2] und in den Dresdner Kämmereirechnungen[3], wonach zwischen 1406 und 1408 auf dem Winterstein eine markgräflich-meißnische Besatzung unter dem Hauptmann von Techerwitz lag. Dort werden aber keine Einnahmen, sondern nur Ausgaben vermerkt.
Einige Historiker nehmen an, dass der Winterstein danach in den Besitz Johanns von Wartenberg gelangt sei und dieser ihn 1441 an den Oberlausitzer Sechsstädtebund verkauft habe. Bei diesem Kauf handelt es sich nach anderer Auffassung jedoch um eine Burg Winterstein in der Umgebung von Lückendorf im Zittauer Gebirge, die gemeinsam mit dem Jahrhunderte später Karlsfried genannten Neuhaus erworben wurde. Die genaue Lage konnte bisher nicht ermittelt werden.[4] Möglicherweise war es mit dem Neuhaus zusammen eine Doppelburg. Die Kaufurkunde existiert nicht mehr, nur eine Eintragung im Görlitzer Stadtbuch. Abbrucharbeiten wurden laut den Eintragungen in den Stadtbüchern nur am Neuhaus gemacht. Ein Abbruch eines Wintersteins ist nicht schriftlich bezeugt. Alfred Meiche und Pilk gehen – im Gegensatz zu anderen Forschern – davon aus, dass der Winterstein im Kirnitzschtal vom Sechstädtebund gekauft oder geschleift wurde. Es gibt keinen Beleg oder Hinweis darauf, dass der Winterstein nach Abzug der Dresdner Stadtknechte im Jahre 1408 von den Berka erneut genutzt wurde. Beim Verkauf der Herrschaft Winterstein gelangte auch der einstmals bebaute Winterstein 1451 an Sachsen.[5] Bereits 1456 wurde der Winterstein im sogenannten Burgenverzeichnis nur mehr zu den Burgen gezählt, die „vor geczyten sind gebuwet gewest“ (zitiert nach Müller/Weinhold, 2010, S. 8).
In der Oederschen Karte des Kurfürstentums Sachsen von 1592 wird der Winterstein nochmals genannt, danach findet dieser Name über 300 Jahre keine Nennung mehr. Der Fels wird in Erinnerung an die angeblich dort wohnenden Raubritter in der Bevölkerung nur noch als „Hinteres Raubschloss“ bezeichnet.
Bereits im 19. Jahrhundert existierte eine Steiganlage auf den Winterstein. Unbekannt ist allerdings, seit wann sie besteht, für 1812 ist zumindest eine erste Instandsetzung belegt.[6] Zwischen 1948 und 1952 gab es keine Steiganlage, in diesen Jahren gehörte der Winterstein zu den Kletterfelsen der Sächsischen Schweiz.
Die Burganlage
Wie auch bei den übrigen Felsenburgen der Umgebung bestanden die Bauten des Wintersteins weitgehend aus Holz und Fachwerk. Daher sind nur noch wenige bauliche Reste vorhanden, im Wesentlichen Balkenfalze und Verankerungen für Bohlen und Holzstreben sowie Fundamentreste. Die Burg bestand aus der Unterburg, die auf einem breiten Felsband angelegt war, das sich auf der Südseite etwa in einem Drittel der Gesamthöhe des Felsens befindet. Von dort war über eine große Klufthöhle und darin angebrachte Leitern die Oberburg auf dem Gipfelplateau zu erreichen.[7]
Der heutige Zustieg zum Winterstein entspricht auch dem früheren Burgzugang. Am Beginn der heute vorhandenen ersten Stahlleiter sind Balkenlager eines hölzernen Tores erkennbar. Die anschließenden Stufen im Sandstein stammen ebenfalls von den Erbauern der Burg. Über sie wird das Felsband der Unterburg direkt am Fuß der Wände des Wintersteins erreicht. Sichtbar sind von den Bauten der Unterburg noch verschiedene Balkenfalze sowie aus dem Fels geschlägelte Nischen. Gut sichtbar ist vor allem ein etwa mannshoher und 90 cm tiefer Postenstand, der in die Südwand geschlagen wurde. Auf dem gesamten Band zog sich entlang der Südseite über mehr als 100 m ein überdachter Wehrgang entlang, von dem noch im Boden und in der Felswand Spuren von Balkenlagern und Falzen zur Aufnahme der Dachsparren erkennbar sind. Der Wehrgang verlief auch entlang der vom „Wintersteinwächter“ gebildeten Ostwand und endete an der Nordostecke.[7]
Die Klufthöhle war ebenfalls in die Unterburg einbezogen und war zu diesem Zweck künstlich erweitert worden. Im hinteren Teil wurden Bankreihen aus dem Felsen geschlagen, was die Nutzung für Wohn- und Schlafzwecke vermuten lässt. Im vorderen Teil war eine an ihren Balkenlagern erkennbare hölzerne Wehrplattform eingezogen, die zur Verteidigung von Burgtor und Hof der Unterburg genutzt wurde. Am hinteren Ende der Höhle befindet sich eine Zisterne, die durch hölzerne Zuleitungen von oben und entlang der Höhlenwände gespeist wurde. Die entsprechenden Falze sind von der zur Oberburg führenden Leiter zu erkennen.
Über an Stelle der heutigen Stahlleiter befindliche Holzleitern bestand der einzige Zugang zur Oberburg, die vom Ende der Leiter durch ansteigende Felskamine erreicht wurde. Auf dem Gipfelplateau waren verschiedene Wohn- und Wehrbauten errichtet worden. Auf einem etwas erhöhten Felssockel im östlichen Teil des Plateaus stand ein Wohnturm, von dem noch das Fundament aus Sandsteinquadern erhalten ist. In den Felssockel war der Keller des Turms geschlagen worden, der noch heute erhalten und zugänglich ist. Östlich des Turms befanden sich weitere Gebäude, ebenso auf dem „Wintersteinwächter“, die Kluften zwischen dem Winterstein und dem Wintersteinwächter waren hierzu mit Bohlen überbrückt worden. Dort befand sich auch ein Wachturm, eine weitere Warte war am Westende des Felsmassivs errichtet worden.
Der Versorgung der Burg dienten verschiedene Lastenaufzüge, sowohl zur Unterburg als auch zur Oberburg. Auf dem Gipfelplateau haben sich die massiv ausgeführten Widerlage und Balkenfalze erhalten.[7]
Zur Burganlage gehörte auch noch eine Burgwarte auf dem etwa 250 m westlich des Wintersteins liegenden heutigen Klettergipfel „Wartburg“. An diesem Felsen sind ebenfalls noch in den Sandstein gehauene Stufen und Balkenfalze erkennbar. Etwa 300 m weiter talwärts in Richtung Kleiner Zschand liegt der sogenannte „Bärenfang“, der ebenfalls zur Felsenburg auf dem Winterstein gehörte. Dabei handelt es sich um einen etwa zwei Meter tiefen, rechteckigen und über 35 qm großen, aus dem Sandstein ausgehauenen Raum. Ausgemeißelte Stufen führen aus dem Raum zum Standort eines hölzernen Wachturms, erkennbar an den noch vorhandenen Pfostenlöchern. Entgegen der Bezeichnung diente der Bärenfang nie zum Fang dieser Tiere, sondern war ein Wach- und Kontrollposten im Zugang zur Burg sowie am alten, in den Großen Zschand führenden Straßenzug, etwa entlang der heutigen Zeughausstraße.[8]
Wege zum Gipfel
Der Winterstein ist aus verschiedenen Richtungen gut zu Fuß erreichbar. Vom Kirnitzschtal herauf führt ein Wanderweg am Fuß des Felsmassivs vorbei, der auch über die untere Affensteinpromenade erreicht werden kann. Ein günstiger Ausgangspunkt für den Besuch des Wintersteins ist auch die Neumannmühle im Kirnitzschtal (Gasthaus, Parkplatz, Bushaltestelle). Von dort führt der Weg ein Stück durch den Großen Zschand und dann steil hinauf zum Winterstein. Von Schmilka (Bf. Schmilka-Hirschmühle, S-Bahn von Dresden) führt der Weg über den Großen Winterberg zum Winterstein.
Ein Abzweig führt über Treppen und Leitern auf Höhe des ehemaligen Wehrgangs. Von dort ist über eine in der großen Klufthöhle angebrachte Leiter das Gipfelplateau des Wintersteins zu erreichen.
Einzelnachweise
- ↑ Alfred Meiche: Historisch-Topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Pirna, Dresden 1927, Königstein, S. 134.
- ↑ Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, Loc. 4333/4.
- ↑ Ratsarchiv Dresden A. XVb1 Bl. 208.
- ↑ Richard Klos und Miloslav Sovadina: Eine geheimnisvolle Burg in den Lausitzer Bergen, in: Oberlausitzer Heimatblätter, Heft 5, 2005
- ↑ Christian Maaz: Winterstein – kritische Analyse historischer Quellen, in: Burgenforschung aus Sachsen, Heft 20 (2007)
- ↑ http://www.1999er.gipfelbuch.de/page127.htm
- ↑ a b c Anne Müller, Matthias Weinhold: Felsenburgen der Sächsischen Schweiz. Neurathen - Winterstein - Arnstein. Reihe Burgen, Schlösser und Wehrbauten in Mitteleuropa Band 23, Verlag Schnell und Steiner, Regensburg 2010, ISBN 978-3-7954-2303-2, S. 28-36
- ↑ Peter Rölke (Hrsg.): Wander- & Naturführer Sächsische Schweiz, Band 1, Verlag Rölke, Dresden 1999, ISBN 3-934514-08-1, S. 130
Literatur
- Hermann Lemme, Gerhard Engelmann: Zwischen Hinterhermsdorf und den Zschirnsteinen. Reihe Werte der deutschen Heimat Band 2, Akademie-Verlag, Berlin 1959
- Matthias Mau: Die Felsenburg Winterstein, Stiegenbuchverlag, 2008
- Anne Müller, Matthias Weinhold: Felsenburgen der Sächsischen Schweiz. Neurathen - Winterstein - Arnstein. Reihe Burgen, Schlösser und Wehrbauten in Mitteleuropa Band 23, Verlag Schnell und Steiner, Regensburg 2010, ISBN 978-3-7954-2303-2