Zarter Gauchheil

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Zarter Gauchheil

Zarter Gauchheil (Anagallis tenella)

Systematik
Asteriden
Ordnung: Heidekrautartige (Ericales)
Familie: Primelgewächse (Primulaceae)
Unterfamilie: Myrsinengewächse (Myrsinoideae)
Gattung: Gauchheil (Anagallis)
Art: Zarter Gauchheil
Wissenschaftlicher Name
Anagallis tenella
(L.) L.

Der Zarte Gauchheil (Anagallis tenella) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Gauchheil (Anagallis) innerhalb der Familie der Primelgewächse (Primulaceae).[1] Die Art wird heute oft – wie schon zu Zeiten Carl von Linnés – als Lysimachia tenella in die Gattung Gilbweideriche (Lysimachia) gestellt.

Illustration aus Flora Batava ..., Volume 13, 1868

Vegetative Merkmale

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Der Zarte Gauchheil wächst als überwinternd-grüne, ausdauernde krautige Pflanze. Die kriechenden, dünnen Stängel sind bis zu 20 Zentimeter lang und wurzeln an den Knoten. Die gegenständigen Laubblätter sind kahl und bei einer Länge von höchstens 1 Zentimeter rundlich.[1]

Generative Merkmale

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Die Blütezeit reicht von Juni bis September. Die Blüten stehen einzeln auf 10 bis zu 35 Millimeter[2] langen Blütenstielen in den Blattachseln. Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch mit doppelter Blütenhülle. Die Kelchzipfel sind 3 bis 4 Millimeter lang, schmal lanzettlich und grannig zugespitzt.[2] Die blassrosafarbenen Kronblätter sind dunkel geadert. Die glockenförmige Krone ist 6 bis 10 Millimeter lang und damit zwei- bis dreimal so lang wie der Kelch.[1] Die Kronzipfel sind schmal lanzettlich, an der Spitze stumpf oder etwas ausgerandet und kahl.[2] Bei den Staubblättern sind 2 länger und 3 kürzer. Die Staubfäden sind lang und dicht bärtig und zu einem Drittel ihrer Länge zu einer Röhre verwachsen.[2] Der Griffel ist etwas länger als die Staubblätter.[2] Die Fruchtkapsel ist etwa so lang wie der Kelch und vom verlängerten Griffel gekrönt.[2]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 22.[3]

Zarter Gauchheil (Anagallis tenella)
Zarter Gauchheil (Anagallis tenella) in Irland

Beim Zarten Gauchheil handelt es sich um einen Chamaephyten oder Hemikryptophyten.[1]

Der Zarte Gauchheil wächst in Eurasien, wo Moore und Quellgebiete ihre Hauptvorkommen darstellen. Die europaweit ungefährdete Art gilt in Deutschland als vom Aussterben bedroht.[1] In Mitteleuropa lebt der Zarte Gauchheil nur noch auf isolierten Vorposten; er kommt dort nur noch vereinzelt in der Umgebung von Paderborn und im Südschwarzwald[1] vor. Die Art ist in Deutschland durch die BArtSchV streng geschützt.[4] Der Zarte Gauchheil besitzt in Mitteleuropa ein typisch atlantisches Areal. Noch im letzten Jahrhundert soll er im Südschwarzwald, in der Westschweiz und am Genfer See nicht selten gewesen sein.[5] Seinen Rückgang führt man auch auf den Rückgang der Wiesenbewässerung im Schwarzwald zurück.[6]

Er ist gebietsweise in Mitteleuropa eine Charakterart des Anagallido tenellae-Juncetum acutiflori aus dem Verband Juncion acutiflori.[3] Er kommt aber auch in lückigen Scheuchzerio-Caricetea fuscae-Gesellschaften (Niedermoore und Zwischenmoore) oder in Littorelletea-Gesellschaften (Strandling-Gesellschaften) vor.[3] In Schwarzwald steigt die Art heute nur bis 670 Meter Meereshöhe auf.[6] Früher kam die Art dort auch noch bis 800 Meter Meereshöhe vor.[2]

Der Zarte Gauchheil gedeiht am besten auf kalkarmen oder kalkfreien, aber durchaus basenhaltigen, feuchten oder nassen, sandig-Tonigen Böden.[5] Er besiedelt vernässte Stellen in Mooren, in Gräben, seltener auch auf Äckern oder auf Brachland. Er kommt nur in Gebieten mit hoher Luftfeuchtigkeit vor.[5]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 4+w (nass aber mäßig wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 2 (sauer), Temperaturzahl T = 4 (kollin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 1 (ozeanisch).[7]

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Zarter Gauchheil. auf FloraWeb.de
  2. a b c d e f g Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 1. Auflage, unveränderter Textnachdruck Band V, Teil 3, Seite 1871–1873. Verlag Carl Hanser, München 1966.
  3. a b c Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 744.
  4. Michael Koltzenburg: Anagallis. In: Schmeil-Fitschen: Die Flora Deutschlands und angrenzender Länder. 98. Auflage. Verlag Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2024. ISBN 978-3-494-01943-7. S. 616.
  5. a b c Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Band 3: Nachtkerzengewächse bis Rötegewächse. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X.
  6. a b Georg Philippi: Anagallis L. 1753, Gauchheil. In: O. Sebald et al.: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. 2. Auflage, Band 2, Seite 410–412. ISBN 3-8001-3323-7
  7. Anagallis tenella (L.) L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 12. Dezember 2022.
Commons: Zarter Gauchheil (Anagallis tenella) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien