Mänade
Als Mänaden (altgriechisch Μαινάδες Mainádes) bezeichnet man sowohl die mythischen Begleiterinnen der dionysischen Züge als auch die historisch belegbaren Kultanhängerinnen. Das Bild der Mänade und des mänadischen Kultes wurden bereits in der Antike stark durch die Tragödie Die Bakchen des Euripides geprägt.
Bezeichnung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Begriff Mainades (von μανία manía, deutsch ‚Raserei, Wahnsinn‘) wird erstmals so bei Homer in der zweiten Hälfte des 8. Jhs. v. Chr. benutzt.[1] Im Laufe der Zeit entwickelten sich regionale Unterschiede in der Namensgebung. So hießen wirkliche Anhängerinnen des Dionysos, insbesondere in Delphi, in historischer Zeit Thyiaden („die Stürmenden“), in Sparta Dionysiaden. Nach Pausanias geht die Bezeichnung Thyade auf Thyia zurück, die in Delphi die erste Priesterin des Dionysos gewesen sei. Nach ihr sollen alle anderen Frauen der Region benannt worden sein, die zu Ehren von Dionysos in Raserei verfielen.[2]
In der Kunst und der Mythologie sind die Mänaden Begleiterinnen des Dionysos. Sie sind vor allem in späteren Darstellungen in Reh- oder Leopardenfell gehüllt und tragen Binden, Hauben, Becken, Flöten und in der Hand den Thyrsos.
Der von der griechischen Bezeichnung Bakchai (eingedeutscht Bakchen) abgeleitete Name Bacchantinnen ist heute gebräuchlicher. Bakchai sind die dem Bakchos Anhängenden und Bakchos ist der thrakische Name des aus Thrakien kommenden Dionysos (vergleiche auch den römischen Gott Bacchus). Der römische Dichter Catull nennt auch die weiblichen Anhänger der Kybele, der Göttermutter von Kleinasien, Mänaden.[3] Schließlich werden die Mänaden in Thrakien selbst, vor allem die Erzieherinnen des Dionysoskindes, auch Bassariden genannt (von βασσάρα bassára, deutsch ‚Fuchs‘), nach den von ihnen auch getragenen Fuchsfellen (vgl. auch Die Bassariden, Oper von Hans Werner Henze).
In Makedonien schließlich bezeichnete man sie ursprünglich als Klodonen (Κλώδωνες Klṓdōnes). Nachdem sie aber zur Zeit der Regierung des makedonischen Königs Argaios ein Heer der illyrischen Taulantier unter Galauros durch ihre Wildheit in die Flucht geschlagen hatten – die Illyrer hatten die Thyrsoi schwingenden und mit Blattwerk vermummten Weiber wohl für einen Trupp berserkerartiger Krieger gehalten –, verfügte Argaios, dass dem Dionysos Pseudanor, also dem „trügerischen Dionysos“, ein Tempel errichtet würde und dass die Klodonen fortan Mimallonen (Μιμμαλόνες Mimmalónes, etwa: „Nachahmerinnen“) genannt werden sollten.[4]
Der Begriff Mänadismus wird seit Eric Robertson Dodds (1951) und Henri Jeanmaire (1951) als Oberbegriff für den gesamten Kultkomplex der weiblichen Anhängerinnen des Dionysos gebraucht.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Judith Behnk: Dionysos und seine Gefolgschaft: Weibliche Besessenheitskulte in der griechischen Antike. Hamburg 2009, ISBN 978-3-8366-7929-9.
- Jan N. Bremmer: Greek Maenadism reconsidered. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik. 55, 1984, S. 267–286.
- Lin Foxhall: Women’s ritual and men’s work in ancient Athens. In: Women in Antiquity. New assessments. Routledge, London / New York 1995, S. 97–110.
- Albert Henrichs: Greek Maenadism from Olympias to Messalina. In: Harvard Studies in Classical Philology. 82, 1978, S. 121–160.
- Henri Jeanmaire: Dionysos. Histoire du culte de Bacchus. Paris 1951.
- Ingrid Krauskopf, Erika Simon, Barbara Simon: Mainades. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC). Band VIII, Zürich/München 1997, S. 780–803.
- Susanne Moraw: Die Mänade in der attischen Vasenmalerei des 6. und 5. Jahrhunderts v. Chr. von Zabern, Mainz 1998, ISBN 3-8053-2323-9.
- Adolf Rapp: Die Mänade im griechischen Cultus, in der Kunst und Poesie. In: Rheinisches Museum für Philologie. 27, 1872, S. 1–22 und 562–611.
- Adolf Rapp: Mainaden. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 2,2, Leipzig 1897, Sp. 2243–2283 (Digitalisat).
- Lambert Schneider, Martina Seifert: Sphinx, Amazone, Mänade. Bedrohliche Frauenbilder im antiken Mythos. Theiss, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8062-2226-5.