Vogelschießen

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Papageienschiessen in Avignon (17. Jh.).

Das Vogelschießen, regional auch Adlerschießen genannt, ist ein alter Schützenwettbewerb, bei dem es gilt, mit einer Schusswaffe bzw. Armbrust einen hölzernen Vogel abzuschießen. Der teilweise aus kunstvoll gedrechselten oder ausgesägten und bemalten Holzteilen bestehende Vogel wird oft auch als Papagoy bezeichnet. Begleitet wird das Vogelschießen normalerweise von einem Dorf- oder Schützenfest. Der Wettbewerbsplatz wird häufig als Vogelwiese bezeichnet.

Geschichte

Entstanden ist der Brauch im Mittelalter, als größere Teile der männlichen Stadtbevölkerung noch zur Verteidigung der Stadt herangezogen wurden und das Schießen üben mussten. Das Kindervogelschießen entstand Ende des 19. Jahrhunderts, als zunehmende Schulfeste aufkamen, die oft nach dem Vorbild der „erwachsenen Feste“ gestaltet waren. Allerdings wird hier mit Luftgewehren oder Pfeil und Bogen geschossen. Im ländlichen Raum, beispielsweise in Dithmarschen, Stormarn, weiteren Teilen von Schleswig-Holstein, der Wesermarsch, dem Altkreis Wittgenstein, der Oberlausitz, aber auch in Teilen des Münsterlandes ist der Brauch noch verbreitet.

Je nach Region und Brauch wird Schützenkönig, wer entweder den Rumpf des Vogels teilt oder den letzten Teil des Vogels herunterschießt. Im Verlauf bis dahin abgeschossene Bruchstücke werden entweder entsprechend ihrer Nummerierung zur Bestimmung der weiteren Plätze herangezogen oder dem König als Erinnerungsstücke übergeben. Alternativ werden auch Punktsysteme verwendet. Schützenkönig wird derjenige, der die höchste Punktzahl erreicht, die weiteren Platzierungen ergeben sich entsprechend.

Schützenvereine veranstalten das Vogelschießen auch, um damit einen Schützenkönig zu ermitteln. Dabei wird der Vogel am Ende einer langen Stange montiert und die Einzelteile werden mit einem Kleinkalibergewehr oder auch Schrotgewehr abgeschossen. Wegen moderner Sicherheitsbestimmungen wird das Gewehr dabei auf einem Standfuß (Lafette) angebracht, der nur das Zielen auf den Vogel erlaubt.

Beim Adlerschießen der Gymnasiasten am Rutenfest Ravensburg wird mit der Armbrust auf einen hölzernen Reichsadler geschossen, dessen Insignien und Federn einzeln abgeschossen werden können; Schützenkönig ist hier der Schütze des Reichsapfels (beim Schießen der Jungen) oder des ähnlich gestalteten „Stadtsiegels“ (beim Schießen der Mädchen).

Bilder

Siehe auch

Literatur

  • John Baltaser: Beschreibunge des Armbrust Schiessens zu halbem Stande Dresden 1583. Digitalisat
  • Carl Jakob Durheim: Historische Mittheilungen zur Geschichte der „wohladelichen Flitzbogen-Schützengesellschaft von Bern,” von ihrem Ursprung bis auf gegenwärtige Zeit 1856. In: Berner Taschenbuch auf das Jahr 1857, S. 79-121 Digitalisat
  • Manuel Kehrli et al.: Die Reismusketen-Schützengesellschaft der Stadt Bern. Gegründet 1686. Bern, 2009. (Inhalt)

Weblinks

Commons: Vogelschießen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien