Museum Angewandte Kunst (Frankfurt am Main)

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Museum Angewandte Kunst, Foto: Anja Jahn (2014)

Das Museum Angewandte Kunst (bis 2012 Museum für Angewandte Kunst Frankfurt) ist eines von mehreren Museen in Europa, die sich der angewandten Kunst, der Gestaltung in Kunsthandwerk, Design, Mode, Buchkunst, Grafik und Architektur, von Lebensstilen und Performativem widmen. Es befindet sich am Museumsufer in Frankfurt am Main.

Innenansicht nach der Sanierung. Foto: Uwe Dettmer (2013)

Geschichte

1877 legte der Mitteldeutsche Kunstgewerbeverein den Grundstock der Museumssammlung. Die Stadt Frankfurt übernahm die Sammlung des Vereins 1921 und schuf einige Jahre später daraus das Museum für Kunsthandwerk. Aufgrund der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Räumlichkeiten musste die Sammlung zwischengelagert werden. Sie fand 1966 wieder zu ihrer Sichtbarkeit in der Villa Metzler, bevor sie 1985 in den Neubau des Museums einzog.

Im Januar 2000 wurde das Museum in Museum für Angewandte Kunst Frankfurt umbenannt. Seit der Wiedereröffnung nach einer Innensanierung von Dezember 2012 bis April 2013 trägt es den Namen Museum Angewandte Kunst.[1][2]

Datei:Dauerpräsentation "Elementarteile. Aus den Sammlungen" Museum Angewandte Kunst.jpg
„Elementarteile. Aus den Sammlungen“. Foto: Anja Jahn (2014)

Sammlung

Die Sammlung des Museums umfasst etwa 65.000 Werke aus fünf Jahrtausenden. Ihr Schwerpunkt liegt im europäischen Kunsthandwerk und Design vom 12. bis zum 21. Jahrhundert. Weitere Schwerpunkte sind Buchkunst und Graphik, islamische und ostasiatische Kunst.

Datei:Ausstellung "Draußen im Dunkeln" Museum Angewandte Kunst.jpg
Mode, Körper, Performatives. Hier: „Draußen im Dunkeln. Mode nach der Mode“. Foto: Dieter Leistner (2013)

Ausstellungs- und Partizipationskonzept

Seit seiner Neupositionierung im Frühjahr 2013 unter der Leitung des Direktors Matthias Wagner K versteht sich das Museum Angewandte Kunst als Möglichkeitsraum, in dem Beziehungen geschaffen werden zwischen dem, was war, was ist und was sein wird. Es offeriert sich als Ort für sinnliche Denk- und Erfahrungsräume, als Plattform für öffentliche Reflexivität und Aushandlungsprozesse im Widerstreit von Formen, Normen und Vorstellungen. Design, Mode und Performatives bilden neue Schwerpunkte und mithin die Frage, was angewandte Kunst heute sein kann.

Mit neuen Präsentationsformaten geht das Museum Angewandte Kunst auf Distanz zu den traditionellen, aus dem 19. Jahrhundert stammenden Sammlungs- und Ordnungskriterien. An die Stelle einer Auseinandersetzung mit den Objekten allein aus ihrer Historie heraus ist ein Aus- und Verhandeln von zeit- und unzeitgemäßen Betrachtungen getreten, woraus Fragestellungen erwachsen, denen in thematischen Ausstellungen mit immer wieder neuen Objektkonstellationen begegnet wird. Die 2014 eröffnete Präsentation Elementarteile. Aus den Sammlungen ist hierbei zentral. Für diese „museale Herzkammer“ wurden aus allen Sammlungsbereichen, Geografien und Zeiten Exponate ausgewählt, die gerade in ihrer Unterschiedlichkeit nebeneinander stehen. An dieser Stelle zeigt das Museum Angewandte Kunst sein Potenzial, legt seine Sammlungsgeschichte und den Ausgangspunkt kuratorischer Praxis offen. Hier bietet es eine Handreichung und Einladung zur fröhlichen Wissenschaft, die Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln im Umgang mit immer neuen Konstellationen von Dingen und Werken unterschiedlichen Gebrauchs und damit zum Andersdenken.

Architektur

Hauptgebäude

Luftansicht der Villa Metzler und der Kuben des Museum Angewandte Kunst

Das Museumsgebäude entwarf der amerikanische Architekt Richard Meier, dabei handelt es sich um einen der ersten Museumsbauten[3] des Architekten und sein erstes Projekt in Deutschland. Ein wichtiges Kriterium für die Wahl des Entwurfs von Meier war der schonende Umgang mit dem Baumbestand des Parks und die Integration der Proportionen der Villa Metzler in das Gesamtkonzept. Die drei miteinander verbundenen weißen Kuben des Neubaus sind den Proportionen der klassizistischen Villa des Museums nachempfunden. Ein verglaster Übergang in der ersten Etage verbindet den Neubau rückseitig mit der Villa.[4]

Villa und der heutige Metzlerpark bilden eine Einheit mit dem Museum.

Renovierung des Gebäudes 2013

Die Räumlichkeiten des Richard Meier-Baus waren durch statische Vitrineneinbauten verstellt. Ganze Fenster- und Terrassenfronten waren zum Schutz der Sammlungsobjekte geschlossen, der Orientierung dienende Sichtachsen verblendet.

2013 wurde der Richard-Meier-Bau des Museums Angewandte Kunst in seinen Originalzustand versetzt, 27 Jahre nach seiner Errichtung. In Absprache mit dem Architekten Richard Meier wurden sämtliche Verbauungen entfernt, Sichtachsen und Ausblicke wieder geöffnet, die Transparenz des Gebäudes wiederhergestellt. Im veränderten Foyer wurde ein Museumsshop eingerichtet und auf der zweiten Etage ein Bistro.

Die Historische Villa Metzler

Villa Metzler, der Altbau

Die 2008 sanierte und wieder eingerichtete Historische Villa Metzler ist Bestandteil des Museum Angewandte Kunst und diente Richard Meier als Ausgangspunkt für Proportionen und Maßstab des 1985 entstandenen Neubaus. Mit den Stilräumen. Aus den Sammlungen zeigen sich in ihr Beispiele historischer Wohnkultur, vom Barock bis zum Jugendstil.

Museumspark

Der Museumspark wurde ebenfalls von Meier entworfen. Er befindet sich zwischen Schaumainkai und Metzlerstraße (Nord-Süd). Der Park reicht, mit seiner Grünfläche, vom Museum der Weltkulturen bis zum Museum Angewandte Kunst (West-Ost). Sein besonderes Merkmal ist ein rechtwinkliger, kreuzförmiger Fußweg zur Verbindung der beiden Straßen und beider Museen, sowie ein weißer Brunnen in seiner Kreuzungsachse. 2013 wurde der Park in „Metzlerpark“ umbenannt.[5]

Ikonenmuseum Frankfurt

Als Dependance betreut das Museum Angewandte Kunst auch das 1990 gegründete Ikonenmuseum Frankfurt im ehemaligen Refektorium des Deutschordenshauses.

Auswahl an Ausstellungen

Datei:"Das Frankfurter Zimmer" Museum Angewandte Kunst.jpg
Blick in die Ausstellung „Das Frankfurter Zimmer“. Foto: Norbert Miguletz (2013)
  • 1962: Meisterwerke koreanischer Kunst.
  • 1985: Türkische Kunst und Kultur aus osmanischer Zeit
  • 2006: DER Souvenir. Erinnerung in Dingen von der Reliquie zum Andenken
  • 2007: Ornament ohne Ornament. Franz Bette – Schmuck
  • 2007: Kveta Pacovska – Maximum Contrast
  • 2008: Mangamania. Comic-Kultur in Japan 1800–2008
  • 2008: FRAGILE Die Tafel der Zaren und das Porzellan der Revolutionäre
  • 2008: Tulpen, Kaftane und Levni. Höfische Mode aus dem Topkapı-Palast Istanbul
  • 2009: Sit in China. Ein Streifzug durch 500 Jahre Kultur des Sitzens
  • 2009: André Charles Boulle (1642–1732). Ein neuer Stil für Europa
  • 2010: Less and More. Das Design Ethos von Dieter Rams
  • 2010: Tobias Rehberger – flach. Plakate, Plakatkonzepte und Wandmalereien
  • 2010: Tradición Argentina – Argentinische Silberschmiedekunst von präkolumbianischer Zeit bis heute und Visión Argentina – Argentinisches Produktdesign
  • 2011: Der i-Kosmos. Macht, Mythos und Magie einer Marke.
  • 2011: Lack – Meisterwerke aus dem China des 12. bis 18. Jahrhunderts
  • 2011: Randscharf – Design in Island
  • 2012: Tokyo Art Directors Club 2011
  • 2013: Draußen im Dunkel. Weitermachen nach der Mode
  • 2013: Korea Power. Design und Identität
  • 2013: 1607 - Aus den frühen Tagen der Globalisierung
  • 2013: Das pralle Leben. Ukiyoe aus den Sammlungen J. G. Geyger und O. Riese
  • 2013: Design in Frankfurt von 1925 bis 1985. Das Frankfurter Zimmer
  • 2013: alex wollner. brasil design visual
  • 2014: Das Prinzip Kramer. Design für den variablen Gebrauch
  • 2014: The Weather Diaries. 3rd Nordic Fashion Biennale
  • 2014: Elementarteile. Aus den Sammlungen
  • 2014: Tokyo Art Directors Club Award 2013
  • 2014: Give Love Back. Ata Macias und Partner
  • 2014: Kindheitsräume. Kindheitsträume
  • 2014: Das pralle Leben II. Ukiyoe aus den Sammlungen J. G. Geyger und O. Riese
  • 2015: Buddha. 108 Begegnungen
  • 2015: Richard Meier. Ein Stilraum
  • 2015: Hamster. Hipster. Handy. Im Bann des Mobiltelefons
  • 2015: Vom Verbergen
  • 2015: Imagine Reality. RAY Fotografieprojekte 2015
  • 2015: Mode bewegt Bild. The Fashion Film Effect

Corporate Design

Das von 2005 bis 2012 gültige Logo und graphische Erscheinungsbild des Museums für Angewandte Kunst Frankfurt entwickelte das Pariser Designbüro Vier5, hinter dem die Künstler Marco Fiedler und Achim Reichert stehen.

Das seit dem Jahr 2013 gültige graphische Erscheinungsbild entwickelte Jasmin Kress.

Unterstützung durch den Kunstgewerbeverein in Frankfurt am Main e. V.

Der Kunstgewerbeverein in Frankfurt am Main e. V. ist ein Tochterverein des ältesten Vereins Frankfurts, der im Jahr 1816 gegründeten Polytechnischen Gesellschaft, in der sich Frankfurter Bürger „zur Beförderung der nützlichen Künste und der sie veredelnden Wissenschaften“ zusammenschlossen. Sie unterstützen das Museum Angewandte Kunst bei Neuerwerbungen, Publikationsvorhaben, Ausstellungen und Sondervorhaben wie der Restaurierung der Historischen Villa Metzler. Unter anderem werden die Mitglieder über aktuelle Projekte und Neuerwerbungen informiert und erhalten freien Eintritt in die Ausstellungen des Museums sowie spezielle Führungen und Vorführungen.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Commons: Museum Angewandte Kunst – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Michael Hierholzer: Museum für Angewandte Kunst: Frankfurter Zimmer, koreanisches Design, das pralle Leben. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 24. April 2013
  2. Sylvia Staude: Museum Angewandte Kunst: In Rekordgeschwindigkeit fertig. In: Frankfurter Rundschau. 25. April 2013
  3. arcspace.com: The Undiscovered Richard Meier: The Architect as Designer and Artist. (Ausstellungsbericht vom 3. März 2003, englisch)
  4. Richard Meier: Museum für Kunsthandwerk Frankfurt am Main. Einführung von Norbert Huse. Ernst, Berlin 1985, ISBN 3-433-02245-3
  5. journal-frankfurt.de: Bericht über die Umbenennung des Museumsparks (deutsch, abgerufen am 23. August 2013)

Koordinaten: 50° 6′ 23″ N, 8° 40′ 53″ O