Weiler

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Oberwil in Waldkirch

Ein Weiler, in Österreich veraltet auch Rotte, badisch Zinken ist eine Wohnsiedlung, die aus wenigen Gebäuden besteht, also kleiner als ein Dorf, aber größer als ein Gehöft ist. In Bayern, dem Saarland und Österreich wird eine noch kleinere Einheit als Einöde bezeichnet.

Namenskunde

Der Ausdruck Weiler findet Verwendung in zahlreichen Ortsnamen, siehe Liste. Sprachlich verwandt sind die besonders in der Schweiz und im Elsass häufig anzutreffenden Ortsbezeichungen mit den Suffixen -wil, -wil(l)er, -wyhl, -viller

Das Wort Weiler wird etymologisch von einigen auf das lateinische Wort villa, villarium „Landgut“ zurückgeführt, von anderen hingegen auf das germanisch-althochdeutsche hwilan (sprich «chwilan») „verweilen“. Für letzteres sprechen zwei Sachverhalte:

  1. Viele Orte mit Weiler- oder -weiler im Namen liegen in Gebieten, die zu keiner Zeit römisch besiedelt waren.
  2. In Frankreich sind alte Ortsnamen auf „-ville“ im stark fränkisch beeinflussten Norden häufig und zwar gerade bei Dörfern, während in Mittel- und Südfrankreich nur wenige relativ neue Städte Namen auf „-ville“ tragen, entsprechend dem heutigen Allgemeinbegriff „ville“ = „Stadt“.

Der Begriff Weiler findet seit dem frühen Mittelalter – ab dem 7. (Fränkische Landnahme) bis zum 9. Jahrhundert (Erweiterungen den Frankenreiches auf Bayern, und später Österreich und Sachsen) – im deutschen Sprachraum Verwendung, und macht dann teilweise die neuhochdeutsche Diphthongierung «i(e)» → «ei» nicht mit.

Der Weiler als Siedlungsform

Ein Weiler hat in der Regel keine geschlossene Bebauung und keine Gebäude, die eine zentrale Funktion haben (Kirche, Gasthaus; in Abgrenzung zum Dorf). Diese Siedlungsform ist insbesondere in Westdeutschland und Süddeutschland, der Schweiz und Österreich zu finden.

In Bayern gilt gemäß der Entschließung des Bayerischen Staatsministeriums des Innern vom 18. Oktober 1950 (Nr. I B1 - 68a 1) grundsätzlich jede Ansiedlung mit drei bis neun Wohngebäuden als Weiler. Eine größere Ansiedlung gilt als Dorf und eine Ansiedlung mit ein oder zwei Wohngebäuden wird als Einöde bezeichnet.

In aller Regel besitzen Weiler und Einöden wegen ihrer geringen Größe keine Straßennamen. In diesen Fällen tritt der Ortsname an die Stelle des Straßennamens. Die Hausnummern sollten dennoch der räumlichen Anordnung der Gebäude entsprechen, können aber auch ohne erkennbare Ordnung verlaufen. Bisweilen besteht auch eine gemeinsame Hausnummerierung für mehrere solcher kleinerer Orte, eventuell auch über das ganze Gemeindegebiet oder größere Teile davon. Es kann auch vorkommen, dass die Straßen in einem Gemeindegebiet generell benannt sind und die Hausnummerierung auch bei solchen kleineren Orten nach dieser Straßenbenennung erfolgt.

Zinken ist der sinnverwandte badische Ausdruck für Weiler, der für eine kleine Ansammlung von Höfen steht. Ein typischer „Zinken“ ist beispielsweise der Baden-Badener Stadtteil Gaisbach.

In Österreich spricht man oft auch von einer Rotte, wenn sich nur ein paar Häuser „zusammenrotten“. So ist der Begriff Rotte auch häufig Bestandteil einer Ortsbezeichnung – etymologisch kommt in diesen Fällen aber eine Ableitung aus „Rodung“ in Frage.

Das entsprechende westfälische Wort ist Drubbel. Sie befinden sich vorwiegend in Gegenden mit Streusiedlung, vgl. Bauerschaften.

Rechtliches

Ortshinweisschild nach StVO Zeichen 385 (Deutschland)
Ortstafel-Muster von Einöde (Österreich)

Soweit Ansiedlungen keine geschlossenen Ortschaften im Sinne der Straßenverkehrs-Ordnung (Deutschland) darstellen, können solche Orte nicht mit einer Ortstafel bezeichnet werden. Um dennoch den Ortsnamen anzugeben, kann eine Ortshinweistafel verwendet werden. Da dies häufig bei Weilern auftritt, wird dieses Verkehrszeichen üblicherweise als „Weilerschild“ bezeichnet.

In Österreich sind dagegen reguläre Ortstafeln in Gebrauch, jedoch für gewöhnlich unter Zusatz der Gemeinde.

Siehe auch

Wiktionary: Weiler – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen