„Kompakt-Offen-Topologie“ – Versionsunterschied

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K Christian1985 verschob Seite Kompakt-offene Topologie nach Kompakt-Offen-Topologie: Kompakt-offen ist keine Eigenschaft der Topologie, es handelt sich um einen kompletten Eigennamen, vgl: http://books.google.de/books?id=ynLNVC84oQcC&pg=PA112&dq…
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Die '''kompakt-offene Topologie''' ist eine im [[Teilgebiet der Mathematik]] der [[Topologie (Mathematik)|Topologie]] betrachtete Struktur auf Räumen von Funktionen zwischen [[topologischer Raum|topologischen Räumen]]. Sind <math>X</math> und <math>Y</math> topologische Räume, so sind die [[Stetigkeit (Topologie)|stetigen Abbildungen]] die strukturerhaltenden Abbildungen. Daher liegt es nahe, die Menge <math>C(X,Y)</math> aller stetigen Funktionen <math>X\to Y</math> wieder zu einem topologischen Raum zu machen. Unter den vielen Möglichkeiten, das zu tun, hat sich die unten definierte kompakt-offene Topologie als besonders geeignet herausgestellt.
Die '''Kompakt-Offene-Topologie''' kurz '''KO-Topologie'''<ref name="Laures9">{{Literatur | Autor = Gerd Laures | Titel = Grundkurs Topologie / Gerd Laures ; Markus Szymik | Jahr = 2009 | Verlag = Spektrum, Akad. Verl. | Ort = Heidelberg | ISBN = 978-3-8274-2040-4 | Seiten = 72}}</ref> ist eine im [[Teilgebiet der Mathematik]] der [[Topologie (Mathematik)|Topologie]] betrachtete Struktur auf Räumen von Funktionen zwischen [[topologischer Raum|topologischen Räumen]]. Sind <math>X</math> und <math>Y</math> topologische Räume, so sind die [[Stetigkeit (Topologie)|stetigen Abbildungen]] die strukturerhaltenden Abbildungen. Daher liegt es nahe, die Menge <math>C(X,Y)</math> aller stetigen Funktionen <math>X\to Y</math> wieder zu einem topologischen Raum zu machen. Unter den vielen Möglichkeiten, das zu tun, hat sich die unten definierte Kompakt-Offen-Topologie als besonders geeignet herausgestellt.


== Definition ==
== Definition ==
Seien <math>X</math> und <math>Y</math> topologische Räume. Ist <math>K\subset X</math> [[kompakter Raum|kompakt]] und <math>U\subset Y</math> [[offene Menge|offen]], so sei <math>\Omega(K,U) := \{f\in C(X,Y): \, f(K)\subset U\}</math>.
Seien <math>X</math> und <math>Y</math> topologische Räume. Ist <math>K\subset X</math> [[kompakter Raum|kompakt]] und <math>U\subset Y</math> [[offene Menge|offen]], so sei <math>\Omega(K,U) := \{f\in C(X,Y): \, f(K)\subset U\}</math>.


Die '''kompakt-offene Topologie''' auf <math>C(X,Y)</math> ist die von allen Mengen der Form <math>\Omega(K,U)</math>, <math>K\subset X</math> kompakt, <math>U\subset Y</math> offen, erzeugte Topologie, d.h., die offenen Mengen dieser Topologie sind beliebige Vereinigungen endlicher Durchschnitte solcher Mengen <math>\Omega(K,U)</math>.
Die Kompakt-Offen-Topologie auf <math>C(X,Y)</math> ist die von allen Mengen der Form <math>\Omega(K,U)</math>, <math>K\subset X</math> kompakt, <math>U\subset Y</math> offen, erzeugte Topologie, d.h., die offenen Mengen dieser Topologie sind beliebige Vereinigungen endlicher Durchschnitte solcher Mengen <math>\Omega(K,U)</math>.


Die Mengen <math>\Omega(K,U)</math>, <math>K\subset X</math> kompakt, <math>U\subset Y</math> offen, bilden damit eine [[Subbasis]] der kompakt-offenen Topologie. Die kompakt-offene Topologie wird oft mit <math>co</math> abgekürzt (engl. compact-open), <math>C_{co}(X,Y)</math> bezeichnet dann den Raum <math>C(X,Y)</math>, der mit der kompakt-offenen Topologie versehen ist.
Die Mengen <math>\Omega(K,U)</math>, <math>K\subset X</math> kompakt, <math>U\subset Y</math> offen, bilden damit eine [[Subbasis]] der Kompakt-Offen-Topologie. Diese Topologie wird oft mit <math>co</math> abgekürzt (engl. compact-open), <math>C_{co}(X,Y)</math> bezeichnet dann den Raum <math>C(X,Y)</math>, der mit der Kompakt-Offen-Topologie versehen ist.


== Eigenschaften ==
== Eigenschaften ==
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=== Die Auswertungsabbildung ===
=== Die Auswertungsabbildung ===
Für jede nicht-leere Teilmenge <math>H\subset C(X,Y)</math> hat man die Auswertungsabbildung <math>j_H: H\times X \to Y, (f,x)\mapsto f(x)</math>. Ist <math>\tau</math> irgendeine Topologie auf <math>H</math>, so dass <math>j_H</math> stetig ist (<math>H\times X</math> trägt dabei die [[Produkttopologie]] aus <math>\tau</math> und der auf <math>X</math> gegebenen Topologie), so ist <math>co|_H\subset \tau</math>, d.h., die [[Relativtopologie|relative]] kompakt-offene Topologie auf <math>H</math> ist [[Topologischer Raum#Vergleich von Topologien: gröber und feiner|gröber]] als <math>\tau</math>. In einem wichtigen Spezialfall ist die Auswertungsabbildung <math>j_H</math> stetig, wenn man <math>H</math> mit der relativen kompakt-offenen Topologie versieht; es gilt:
Für jede nicht-leere Teilmenge <math>H\subset C(X,Y)</math> hat man die Auswertungsabbildung <math>j_H: H\times X \to Y, (f,x)\mapsto f(x)</math>. Ist <math>\tau</math> irgendeine Topologie auf <math>H</math>, so dass <math>j_H</math> stetig ist (<math>H\times X</math> trägt dabei die [[Produkttopologie]] aus <math>\tau</math> und der auf <math>X</math> gegebenen Topologie), so ist <math>co|_H\subset \tau</math>, d.h., die [[Relativtopologie|relative]] Kompakt-Offen-Topologie auf <math>H</math> ist [[Topologischer Raum#Vergleich von Topologien: gröber und feiner|gröber]] als <math>\tau</math>. In einem wichtigen Spezialfall ist die Auswertungsabbildung <math>j_H</math> stetig, wenn man <math>H</math> mit der relativen Kompakt-Offen-Topologie versieht; es gilt:


Ist <math>X</math> [[lokalkompakter Raum|lokalkompakt]] und <math>Y</math> ein beliebiger topologischer Raum, so ist die kompakt-offene Topologie auf jeder Teilmenge <math>H\subset C(X,Y)</math> die gröbste Topologie, die die Auswertungsabbildung <math>j_H: H\times X \to Y, (f,x)\mapsto f(x)</math> stetig macht.
Ist <math>X</math> [[lokalkompakter Raum|lokalkompakt]] und <math>Y</math> ein beliebiger topologischer Raum, so ist die Kompakt-Offen-Topologie auf jeder Teilmenge <math>H\subset C(X,Y)</math> die gröbste Topologie, die die Auswertungsabbildung <math>j_H: H\times X \to Y, (f,x)\mapsto f(x)</math> stetig macht.


=== Komposition ===
=== Komposition ===
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=== Kompakte Konvergenz ===
=== Kompakte Konvergenz ===
Sei <math>X</math> lokalkompakt, <math>Y</math> [[uniformer Raum]]. Dann stimmt die kompakt-offene Topologie auf <math>C(X,Y)</math> mit der Topologie der [[kompakte Konvergenz|kompakten Konvergenz]] überein.
Sei <math>X</math> lokalkompakt, <math>Y</math> [[uniformer Raum]]. Dann stimmt die Kompakt-Offen-Topologie auf <math>C(X,Y)</math> mit der Topologie der [[kompakte Konvergenz|kompakten Konvergenz]] überein.


== Anwendung ==
== Anwendung ==
Als typische Anwendung in der [[algebraische Topologie|algebraischen Topologie]] wird hier die rekursive Definition der höheren [[Homotopiegruppe]]n vorgestellt. Es sei <math>X</math> ein topologischer Raum mit einem ausgezeichneten Punkt <math>p\in X</math>. Mit <math>\pi_1(X,p)</math> werde die [[Fundamentalgruppe]] zum Basispunkt <math>p</math> bezeichnet. Zur Definition der höheren Homotopiegruppen <math>\pi_n(X,p)</math> betrachte man den Raum <math>\Omega_{X,p}</math> aller stetigen Abbildungen <math>g: ([0,1]^2, \partial[0,1]^2) \to (X,p)</math> des Einheitsquadrates <math>[0,1]^2</math> nach <math>X</math>, die den Rand <math>\partial[0,1]^2</math> des Einheitsquadrates auf den Basispunkt <math>p</math> abbilden. Bezeichnet man die konstante Funktion aus <math>\Omega_{X,p}</math>, die das Einheitsquadrat auf den Punkt <math>p</math> abbildet, mit <math>\tilde{p}</math> und versieht man <math>\Omega_{X,p}</math> mit der relativen kompakt-offenen Topologie von <math>C([0,1]^2,X)</math>, so ist das Paar <math>(\Omega_{X,p},\tilde{p})</math> ein topologischer Raum mit einem ausgezeichnetem Punkt.
Als typische Anwendung in der [[algebraische Topologie|algebraischen Topologie]] wird hier die rekursive Definition der höheren [[Homotopiegruppe]]n vorgestellt. Es sei <math>X</math> ein topologischer Raum mit einem ausgezeichneten Punkt <math>p\in X</math>. Mit <math>\pi_1(X,p)</math> werde die [[Fundamentalgruppe]] zum Basispunkt <math>p</math> bezeichnet. Zur Definition der höheren Homotopiegruppen <math>\pi_n(X,p)</math> betrachte man den Raum <math>\Omega_{X,p}</math> aller stetigen Abbildungen <math>g: ([0,1]^2, \partial[0,1]^2) \to (X,p)</math> des Einheitsquadrates <math>[0,1]^2</math> nach <math>X</math>, die den Rand <math>\partial[0,1]^2</math> des Einheitsquadrates auf den Basispunkt <math>p</math> abbilden. Bezeichnet man die konstante Funktion aus <math>\Omega_{X,p}</math>, die das Einheitsquadrat auf den Punkt <math>p</math> abbildet, mit <math>\tilde{p}</math> und versieht man <math>\Omega_{X,p}</math> mit der relativen Kompakt-Offen-Topologie von <math>C([0,1]^2,X)</math>, so ist das Paar <math>(\Omega_{X,p},\tilde{p})</math> ein topologischer Raum mit einem ausgezeichnetem Punkt.


Man definiert nun <math>\pi_2(X,p):= \pi_1(\Omega_{X,p},\tilde{p})</math> und allgemeiner rekursiv <math>\pi_n(X,p):= \pi_{n-1}(\Omega_{X,p},\tilde{p})</math> für <math>n>1</math>.
Man definiert nun <math>\pi_2(X,p):= \pi_1(\Omega_{X,p},\tilde{p})</math> und allgemeiner rekursiv <math>\pi_n(X,p):= \pi_{n-1}(\Omega_{X,p},\tilde{p})</math> für <math>n>1</math>.
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* {{Literatur | Autor= [[Johann Cigler]], [[Hans-Christian Reichel]]| Titel= Topologie. Eine Grundvorlesung | Verlag= Bibliographisches Institut | Ort= Mannheim u. a. | ISBN= 3-411-00121-6 | Jahr= 1978 |Kommentar=''BI-Hochschultaschenbücher'' 121}}
* {{Literatur | Autor= [[Johann Cigler]], [[Hans-Christian Reichel]]| Titel= Topologie. Eine Grundvorlesung | Verlag= Bibliographisches Institut | Ort= Mannheim u. a. | ISBN= 3-411-00121-6 | Jahr= 1978 |Kommentar=''BI-Hochschultaschenbücher'' 121}}
* [[Horst Schubert]]: ''Topologie. Eine Einführung.'' Teubner, Stuttgart 1964 (''Teubners mathematische Leitfäden.'' {{ZDB|259127-3}}), (4. Auflage. Teubner, Stuttgart 1975, ISBN 3-519-12200-6).
* [[Horst Schubert]]: ''Topologie. Eine Einführung.'' Teubner, Stuttgart 1964 (''Teubners mathematische Leitfäden.'' {{ZDB|259127-3}}), (4. Auflage. Teubner, Stuttgart 1975, ISBN 3-519-12200-6).

== Einzelnachweise ==
<references />


[[Kategorie:Mengentheoretische Topologie]]
[[Kategorie:Mengentheoretische Topologie]]

Version vom 1. April 2012, 00:34 Uhr

Die Kompakt-Offene-Topologie kurz KO-Topologie[1] ist eine im Teilgebiet der Mathematik der Topologie betrachtete Struktur auf Räumen von Funktionen zwischen topologischen Räumen. Sind und topologische Räume, so sind die stetigen Abbildungen die strukturerhaltenden Abbildungen. Daher liegt es nahe, die Menge aller stetigen Funktionen wieder zu einem topologischen Raum zu machen. Unter den vielen Möglichkeiten, das zu tun, hat sich die unten definierte Kompakt-Offen-Topologie als besonders geeignet herausgestellt.

Definition

Seien und topologische Räume. Ist kompakt und offen, so sei .

Die Kompakt-Offen-Topologie auf ist die von allen Mengen der Form , kompakt, offen, erzeugte Topologie, d.h., die offenen Mengen dieser Topologie sind beliebige Vereinigungen endlicher Durchschnitte solcher Mengen .

Die Mengen , kompakt, offen, bilden damit eine Subbasis der Kompakt-Offen-Topologie. Diese Topologie wird oft mit abgekürzt (engl. compact-open), bezeichnet dann den Raum , der mit der Kompakt-Offen-Topologie versehen ist.

Eigenschaften

Im Folgenden seien und topologische Räume.

Trennungsaxiome

Ist Y T0-Raum, T1-Raum, Hausdorffraum, regulärer Raum oder ein vollständig regulärer Raum, so genügt demselben Trennungsaxiom.

Die Auswertungsabbildung

Für jede nicht-leere Teilmenge hat man die Auswertungsabbildung . Ist irgendeine Topologie auf , so dass stetig ist ( trägt dabei die Produkttopologie aus und der auf gegebenen Topologie), so ist , d.h., die relative Kompakt-Offen-Topologie auf ist gröber als . In einem wichtigen Spezialfall ist die Auswertungsabbildung stetig, wenn man mit der relativen Kompakt-Offen-Topologie versieht; es gilt:

Ist lokalkompakt und ein beliebiger topologischer Raum, so ist die Kompakt-Offen-Topologie auf jeder Teilmenge die gröbste Topologie, die die Auswertungsabbildung stetig macht.

Komposition

Seien und lokalkompakt, sei ein dritter topologischer Raum. Dann ist die Kompositionsabbildung

stetig.

Kompakte Konvergenz

Sei lokalkompakt, uniformer Raum. Dann stimmt die Kompakt-Offen-Topologie auf mit der Topologie der kompakten Konvergenz überein.

Anwendung

Als typische Anwendung in der algebraischen Topologie wird hier die rekursive Definition der höheren Homotopiegruppen vorgestellt. Es sei ein topologischer Raum mit einem ausgezeichneten Punkt . Mit werde die Fundamentalgruppe zum Basispunkt bezeichnet. Zur Definition der höheren Homotopiegruppen betrachte man den Raum aller stetigen Abbildungen des Einheitsquadrates nach , die den Rand des Einheitsquadrates auf den Basispunkt abbilden. Bezeichnet man die konstante Funktion aus , die das Einheitsquadrat auf den Punkt abbildet, mit und versieht man mit der relativen Kompakt-Offen-Topologie von , so ist das Paar ein topologischer Raum mit einem ausgezeichnetem Punkt.

Man definiert nun und allgemeiner rekursiv für .

Quellen

Einzelnachweise

  1. Gerd Laures: Grundkurs Topologie / Gerd Laures ; Markus Szymik. Spektrum, Akad. Verl., Heidelberg 2009, ISBN 978-3-8274-2040-4, S. 72.