„Faktorraum“ – Versionsunterschied
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Version vom 21. August 2012, 12:42 Uhr
Der Faktorraum (auch Quotientenraum)[1] ist ein Begriff aus der linearen Algebra, einem Teilgebiet der Mathematik. Er ist derjenige Vektorraum, der als Bild einer Parallelprojektion entlang eines Unterraumes entsteht. Die Elemente des Faktorraumes sind Äquivalenzklassen.
Definition
Es sei ein Vektorraum über einem Körper und ein Unterraum von . Wir definieren eine Äquivalenzrelation auf durch
- .
und stehen also in relation, wenn sie sich um einen Vektor aus unterscheiden. Anders gesagt: Wenn die Gerade durch die Punkte und parallel zu ist, stehen und in relation zu einander.
Die Äquivalenzklasse eines Punktes ist
anschaulich der zu „parallele“ affine Unterraum durch . Die Äquivalenzklassen werden auch als Nebenklassen bezeichnet; dieser Begriff stammt aus der Gruppentheorie.
Der Faktorraum von nach ist die Menge aller Äquivalenzklassen und wird mit bezeichnet:
Er bildet einen Vektorraum, wenn die Vektorraumoperationen vertreterweise definiert werden:
für und .
Diese Operationen sind wohldefiniert, also von der Wahl der Vertreter unabhängig.
Eigenschaften
- Es gibt eine kanonische surjektive lineare Abbildung
- Ist ein Komplement von in , d.h. ist die direkte Summe von und , so ist die Einschränkung von auf ein Isomorphismus. Es gibt aber keine kanonische Möglichkeit, als Unterraum von aufzufassen.
- Daraus ergibt sich die folgende Beziehung für die Dimensionen:
- Der Dualraum von kann mit denjenigen Linearformen auf identifiziert werden, die auf identisch 0 sind.
- Der Homomorphiesatz besagt, dass eine lineare Abbildung einen Isomorphismus
- zwischen dem Faktorraum von nach dem Kern von und dem Bild von induziert, d.h. die Verkettung
- ist gleich .
Anwendung in der Funktionalanalysis
Viele normierte Räume entstehen auf die folgende Weise: Sei ein reeller oder komplexer Vektorraum und sei eine Halbnorm auf . Dann ist ein Untervektorraum von . Der Faktorraum wird dann mit der Norm ein normierter Vektorraum.
Allgemeiner: Sei ein topologischer Vektorraum, der nicht hausdorffsch ist. Dann lässt sich analog zu oben ein Unterraum definieren: . Der Faktorraum wird mit der Quotiententopologie ein hausdorffscher topologischer Vektorraum.
Beispiele
Abstrakt
Die -Räume und damit auch die Sobolew-Räume sind Faktorräume.
Konkret
Sei ein Vektorraum und ein eindimensionaler Untervektorraum von .
ist eine Äquivalenzklasse des Faktorraumes .
Anschaulich ist jede Gerade, die parallel zur wikelhalbierenden Gerade des 1. Quadranten ist, eine Äquivalenzklasse:
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Christoph Ableitinger, Angela Herrmann: Lernen aus Musterlösungen zur Analysis und Linearen Algebra. Ein Arbeits- und Übungsbuch. 1. Auflage. Vieweg + Teubner, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-8348-1724-2, S. 106.