„Erdsystemwissenschaft“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
AZ: Die Seite wurde neu angelegt: Die ''' Erdsystemwissenschaft''' (auch: '''Erdsystemforschung''', '''Erdsystemanalyse'''; engl. ''eart…
(kein Unterschied)

Version vom 30. Mai 2014, 19:01 Uhr

Die Erdsystemwissenschaft (auch: Erdsystemforschung, Erdsystemanalyse; engl. earth system science, earth system analysis) ist eine interdisziplinäre Wissenschaft, die sich mit der Erforschung des „Systems Erde“ befasst. Als Erdsystem wird dabei die Summe physikalischer, chemischer, biologischer und sozialer Komponenten, Prozesse und Wechselwirkungen bezeichnet, die den Zustand und die Veränderungen des Planeten Erde beeinflussen.[1]

Forschungsbereiche

Im Rahmen der Erdystemforschung werden vorwiegend globale Umweltveränderungen beobachtet, analysiert und vorhergesagt, die die Interaktion zwischen Land, Atmosphäre, Wasser, Eis, Biosphäre, Gesellschaften, Technologien und Wirtschaft umfassen. Unter globalen Umweltveränderungen werden dabei Veränderungen der physikalischen und biogeochemischen Umwelt verstanden, die entweder natürlichen Ursprungs oder durch menschliches Verhalten beeinflusst sind. Zu letzteren zählen etwa Entwaldung, Nutzung fossiler Energieträger (Erdöl, Kohle etc.), Urbanisierung, Landgewinnung, intensive Landnutzung, Trinkwassergewinnung, Überfischung und Müllproduktion.[1]

Hintergrund und Geschichte

Wichtiger Hintergrund für die Erdsystemwissenschaften ist die Gaia-Theorie von James Lovelock, die die Erde - aus dem Weltraum betrachtet - als ein einziges dynamisches System beschreibt, das von einem thermodynamischen Gleichgewicht weit entfernt ist.[2][3]

Diese Sichtweise wurde unter anderem von Hans Joachim Schellnhuber aufgegriffen, der im Zusammenhang mit der konzeptuellen Planung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung Anfang der 1990er Jahre sein Konzept der Erdsystemanalyse enwickelte und später weiter ausbaute.[4][5]

Im Jahr 2001 verabschiedeten Delegierte von über 100 Ländern, die an den vier großen internationalen Forschungsprogrammen zu globalen Umweltveränderungen (International Human Dimensions Programme on Global Environmental Change, International Geosphere-Biosphere Programme, World Climate Research Programme, DIVERSITAS) beteiligt waren, die Amsterdam Declaration.[6] Dies stellte formal die Gründung des Earth System Science Partnership (ESSP) dar.[2][1]

In Deutschland wurde im Jahr 2008 das Forschungszentrum Erdsystemwissenschaften an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gegründet. Seit 2010 bietet die Universität Hohenheim einen Masterstudiengang „Erdsystemwissenschaft“ an.[7]

Literatur

  • Hans Joachim Schellnhuber, Paul J. Crutzen, William C. Clark, Martin Claussen, Hermann Held (Hrsg.): Earth System Analysis for Sustainability. MIT Press, Cambridge, MA, London, UK 2004, ISBN 0-262-19513-5.
  • Will Steffen, Angelina Sanderson, Peter Tyson, Jill Jäger, Pamela Matson, Berrien Moore III, Frank Oldfield, Katherine Richardson, Hans Joachim Schellnhuber, B.L. Turner II, Robert J. Wasson: Global Change and the Earth System. Springer, Berlin, Heidelberg 2004, ISBN 3-540-40800-2.
  • Walt V. Reid, Deliang Chen, Leah Goldfarb, Heide Hackmann, Yuan T. Lee, Khotso Mokhele, Elinor Ostrom, Kari Raivio, Johan Rockström, Hans Joachim Schellnhuber, Anne Whyte: Earth System Science for Global Sustainability: Grand Challenges. In: Science. 330. Jahrgang, Nr. 6006, 2010, S. 916–917, doi:10.1126/science.1196263.

Einzelnachweise

  1. a b c Rik Leemans et al.: Developing a common strategy for integrative global environmental change research and outreach: the Earth System Science Partnership (ESSP). In: Current Opinion in Environmental Sustainability. 1. Jahrgang, Nr. 1, 2009, S. 4–13, doi:10.1016/j.cosust.2009.07.013.
  2. a b William C. Clark, Paul J. Crutzen, Hans Joachim Schellnhuber: Science for Global Sustainability. Toward a New Paradigm. In: Hans Joachim Schellnhuber, Paul J. Crutzen, William C. Clark, Martin Claussen, Hermann Held (Hrsg.): Earth System Analysis for Sustainability. MIT Press, Cambridge, MA, London, UK 2004, ISBN 0-262-19513-5.
  3. Hans Joachim Schellnhuber: 'Earth system' analysis and the second Copernican revolution. In: Nature. 402 (Supplement). Jahrgang, Nr. 6761, 1999, S. C19–C23.
  4. Hans Joachim Schellnhuber: Discourse: Earth System Analysis – The Scope of the Challenge. In: Hans Joachim Schellnhuber, Volker Wenzel (Hrsg.): Earth System Analysis: Integrating Science for Sustainability. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 1998, ISBN 978-3-642-52356-4, S. 3–195, doi:10.1007/978-3-642-52354-0_1 (PDF).
  5. Hans Joachim Schellnhuber: 'Earth system' analysis and the second Copernican revolution. In: Nature. 402 (Supplement). Jahrgang, Nr. 6761, 1999, S. C19–C23.
  6. 2001 Amsterdam Declaration on Earth System Science. International Geosphere-Biosphere Programme, abgerufen am 30. Mai 2014.
  7. Nicht erst seit dem Vulkanausbruch aktuell: Die Universität Hohenheim startet interdisziplinären Master zum System Erde. Informationsdienst Wissenschaft, 26. April 2010, abgerufen am 30. Mai 2014.