„Implantierbarer Kardioverter-Defibrillator“ – Versionsunterschied

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Ein '''implantierbarer [[Kardioversion|Kardioverter]]/[[Defibrillation|Defibrillator]]''' (ICD) ist ein Gerät, das wie ein [[Herzschrittmacher]] implantiert wird. Es wurde ursprünglich entwickelt ([[Michel Mirowski]], [[Morton Mower]], [[Alois Langer]], [[Stephen Heilman]], 1969 bis 1980), um den [[Plötzlicher Herztod|plötzlichen Herztod]] infolge [[Kammerflimmern]]s durch eine Schockabgabe mit hoher Energie (10 bis 40 [[Joule]]) abzuwenden. Inzwischen ist das Prinzip immer weiter verfeinert und funktionell erweitert worden. Ein aktuelles System besteht im Prinzip aus zwei Komponenten.
Ein '''implantierbarer [[Kardioversion|Kardioverter]]/[[Defibrillation|Defibrillator]]''' (ICD) ist ein Gerät, das wie ein [[Herzschrittmacher]] implantiert wird. Es wurde ursprünglich entwickelt ([[Michel Mirowski]], [[Morton Mower]], [[Alois Langer]], [[Stephen Heilman]], 1969 bis 1980), um den [[Plötzlicher Herztod|plötzlichen Herztod]] infolge [[Kammerflimmern]]s durch eine Schockabgabe mit hoher Energie (10 bis 40 [[Joule]]) abzuwenden.

Inzwischen ist das Prinzip immer weiter verfeinert und funktionell erweitert worden. Ein aktuelles System besteht im Prinzip aus zwei Komponenten. Einerseits dem ICD-Gerät, welches aus der Steuerung, einer Batterie und einer Elektrode besteht, und einer venösen Elektrode, welche in der rechten Herzkammer verankert wird. Der ICD wird unter der Haut vor oder in dem linken Brustmuskel implantiert. Beim Schock wird ein elektrisches Feld zwischen dem ICD-Gerät und der venösen Elektrode aufgebaut. Dies erklärt die linksseitige Lage des ICD-Geräts (Vgl. [[Herzschrittmacher]]), da so mehr Herzmuskel im elektrischen Feld liegt. <ref>Bauer, K./Ennker, J.: "Herzschrittmacher und Defibrillatoren": Steinkopff Verlag Darmstadt, 2005. pp 63-125, {{DOI|10.1007/3-7985-1534-4_3}}</ref>


== Subkutaner ICD ==
== Subkutaner ICD ==

Version vom 10. Dezember 2014, 17:46 Uhr

ICD
Meist wird das ICD-Aggregat links präpektoral (das heißt vor dem großen Brustmuskel) implantiert. Die Elektrode führt über Venen in die rechte Herzkammer.
Röntgenaufnahme

Ein implantierbarer Kardioverter/Defibrillator (ICD) ist ein Gerät, das wie ein Herzschrittmacher implantiert wird. Es wurde ursprünglich entwickelt (Michel Mirowski, Morton Mower, Alois Langer, Stephen Heilman, 1969 bis 1980), um den plötzlichen Herztod infolge Kammerflimmerns durch eine Schockabgabe mit hoher Energie (10 bis 40 Joule) abzuwenden.

Inzwischen ist das Prinzip immer weiter verfeinert und funktionell erweitert worden. Ein aktuelles System besteht im Prinzip aus zwei Komponenten. Einerseits dem ICD-Gerät, welches aus der Steuerung, einer Batterie und einer Elektrode besteht, und einer venösen Elektrode, welche in der rechten Herzkammer verankert wird. Der ICD wird unter der Haut vor oder in dem linken Brustmuskel implantiert. Beim Schock wird ein elektrisches Feld zwischen dem ICD-Gerät und der venösen Elektrode aufgebaut. Dies erklärt die linksseitige Lage des ICD-Geräts (Vgl. Herzschrittmacher), da so mehr Herzmuskel im elektrischen Feld liegt. [1]

Subkutaner ICD

Der konventionelle ICD wurde in den 80er-Jahren entwickelt und braucht eine intravenöse Elektrode, deren Spitze direkt in die Herzkammer vorgeschoben werden muss. In den letzten Jahren wurde ein subkutaner ICD (S-ICD) entwickelt, bei der diese intravenöse Elektrode entfällt. So ist die Implantation einfacher und ohne Strahlenbelastung möglich. Auch ein vermindertes Infektionsrisiko und die fehlende Komplikation der Elektrodenbrüche sprechen für diese Variante[2].

Es sind stärkere Stromstöße erforderlich, um die Arrhythmie des Herzens zu beenden und einen drohenden Herzstillstand zu verhindern. Trotzdem zeigten die Langzeitstudien die positiven Effekte dieser neuen ICD-Variante[3].

In Europa ist das Gerät bereits seit 2009 auf dem Markt. In den USA sind die Zulassungshürden der FDA höher; erst 2012 wurde der Schrittmacher zugelassen [4].

Diagnostikteil

Der Diagnostikteil des Gerätes muss in der Lage sein, die bedrohlichen Rhythmusstörungen zu erkennen (Detektion) und für den überwachenden Arzt aufzuzeichnen. Hierzu existieren eine Vielzahl von Algorithmen (zum Beispiel Plötzlichkeit (onset), Stabilität (stability), QRS-Morphologie (Wavelet oder Rhythm ID), AV-Synchronität (V>A)). Alle modernen Systeme haben EKG-Speicher zur Aufzeichnung der Episoden. Aktuell erreichen die Detektionsalgorithmen eine Sensitivität von nahezu 100 % bei einer Spezifität von bis zu 80–90 %. Das heißt tödliches Kammerflimmern wird praktisch immer erkannt. Dass die Spezifität unter 100 % liegt, führt aber dazu, dass gelegentlich fälschlicherweise Kammerflimmern erkannt wird, obwohl keine Rhythmusstörung vorliegt. Dies kann zu sogenannten inadäquaten Schockabgaben führen, die für den Patienten sehr unangenehm und schmerzhaft sein können. Andererseits werden inadäquate Schocks jedoch akzeptiert, weil ein übersehenes und unbehandeltes Kammerflimmern binnen kurzer Zeit (ca. 5 bis max. 10 Minuten) zum Tod führt. Inadäquate Therapieabgaben können allerdings selbst mit einer Häufigkeit von etwa 5 % eine lebensbedrohliche Rhythmusstörung auslösen, die dann unter Umständen durch eine Folgetherapie des ICD wieder beendet werden muss.

Therapieteil

Es sind aktuell drei Funktionen zu unterscheiden:

  • Schockabgabe (DC-Schock) bei erkanntem Kammerflimmern oder ineffektiver Überstimulation.
  • Überstimulation (ATP= antitachykardes pacing) zum Beenden stabiler ventrikulärer Tachykardien, die durch kreisende Erregungen (reentry) verursacht werden.
  • Normale (antibradykarde) Schrittmacherstimulation, auch als Resynchronisationstherapie bei schwerer Herzinsuffizienz mit Linksschenkelblock. (Dreikammer-ICD)

Interferenzen

Studien[5][6] zufolge können kleine aber äußerst starke Neodym-Eisen-Bor-Magneten, die beispielsweise in Namensschildern und Kopfhörern vorkommen, Schrittmacher oder auch ICDs beeinflussen. Darüber hinaus können starke elektromagnetische Wechselfelder, die beispielsweise durch leistungsstarke Drehstrommotoren oder Lichtmaschinen erzeugt werden können, einen Einfluss auf die Eingangsfilter des ICDs haben und zum sogenannten Oversensing führen.

Hersteller (Auswahl)

Einzelnachweise

  1. Bauer, K./Ennker, J.: "Herzschrittmacher und Defibrillatoren": Steinkopff Verlag Darmstadt, 2005. pp 63-125, doi:10.1007/3-7985-1534-4_3
  2. R. .. Weiss, B. P. Knight, M. R. Gold, A. R. Leon, J. M. Herre, M. .. Hood, M. .. Rashtian, M. .. Kremers, I. .. Crozier, K. L. Lee, W. .. Smith, M. C. Burke: Safety and Efficacy of a Totally Subcutaneous Implantable-Cardioverter Defibrillator. In: Circulation. 128, 2013, S. 944–953, doi:10.1161/CIRCULATIONAHA.113.003042.
  3. A. .. Aydin, F. .. Hartel, M. .. Schluter, C. .. Butter, J. .. Kobe, M. .. Seifert, N. .. Gosau, B. .. Hoffmann, M. .. Hoffmann, E. .. Vettorazzi, I. .. Wilke, K. .. Wegscheider, H. .. Reichenspurner, L. .. Eckardt, D. .. Steven, S. .. Willems: Shock Efficacy of Subcutaneous Implantable Cardioverter-Defibrillator for Prevention of Sudden Cardiac Death: Initial Multicenter Experience. In: Circulation: Arrhythmia and Electrophysiology. 5, 2012, S. 913–919, doi:10.1161/CIRCEP.112.973339.
  4. New implanted defibrillator works well without touching heart
  5. Wolber T. et al. Potential interference of small neodymium magnets with cardiac pacemakers and implantable cardioverter-defibrillators. Heart Rhythm. 2007 Jan;4(1): 1–4. Epub 2006 Sep 16. PMID 17198980
  6. MP3 headphones interfere with implantable defibrillators, pacemakers. American Heart Association, 13. November 2008;