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Die Experimentelle Verhaltensanalyse (eng. Experimental Analysis of Behavior (EAB)) ist eine von B. F. Skinner begründete naturwissenschaftliche Forschungstradition, ursprünglich innerhalb der Psychologie, inzwischen umfasst die Forschung auch Fragestellungen der Biologie, Medizin und den Wirtschaftswissenschaften.[1] Basierend auf der Wissenschaftstheorie des Radikalen Behaviorismus untersucht die Experimentelle Verhaltensanalyse die funktionalen Zusammenhänge zwischen dem Verhalten von Tieren und Menschen und der Umwelt.[2] Sie bildet den grundlagenwissenschaftlichen Aspekt der Verhaltensanalyse.[3]

Grundlagen

Geschichte

Die Experimentelle Verhaltensanalyse wurde durch die wissenschaftliche Pionierarbeit von B. F. Skinner begründet.[4] Als Meilenstein in der Entwicklung der Experimentellen Verhaltensweisen gilt die Veröffentlichung von Skinners Werk "The Behavior of Organisms: An Experimental Analysis" 1938,[5] in welchem er die Grundlagen des operanten Lernens und seine Auswirkungen auf Organismen schilderte. Ausgehend von Skinners Arbeiten wurden weltweit Laboratorien gegründet um das Verhalten von Organismen zu untersuchen. Eines der bekanntesten war das "Harvard Pigeon Lab" welches Skinner 1948 in Havard begründete.[6] Ebenfalls 1948 fand die erste Konferenz über die Experimentelle Verhaltensanalyse in Bloomington statt.[7] 1949 erschien Paul Fullers Artikel " Operant Conditioning of a Vegetative Human Organism"[8], der wohl erste Artikel welcher sich mit operantem Konditionieren an menschlichen Probanden beschäftigte.[9]

Ein weiteres wichtiges Jahr in der Geschichte der Verhaltensanalyse war 1958. In diesem Jahr wurde die Fachzeitschrift "Journal of the Experimental Analysis of Behavior" gegründet.[10] Sie stellt seither das Flaggschiff der Publikationen im Bereich der Experimentellen Verhaltensanalyse dar. 1968 folgte die Gründung des " Journal of Applied Behavior Analysis", welches sich mit der Umsetzung der Erkenntnisse aus der Experimentellen Verhaltensanalyse in die Praxis als Angewandte Wissenschaft beschäftigt.

Heute sind die meisten Verhaltensanalytiker weltweit in der Association for Behavior Analysis International zusammengeschlossen, von der auch eine europäische Sektion (European Association for Behaviour Analysis) existiert.

Die im Rahmen der Experimentellen Verhaltensanalyse entwickelten Techniken und Erkenntnisse (z. B. Skinner-Box) werden auch in anderen wissenschaftlichen Bereichen wie Biologie oder Medizin eingesetzt.[1]

Ziele

Die Experimentelle Verhaltensanalyse beschäftigt sich mit den funktionalen Zusammenhängen zwischen dem Verhalten von Menschen und Tieren und der Umwelt.[11] Ziel ist es, Verhalten zu beschrieben, erklären, vorherzusagen und zu kontrollieren. . Ein Begriff um dieses Ziel zu beschreiben ist funktionaler Kontextualismus.[12] Verhalten kann nur verstanden werden durch die Funktion des Verhaltens und in welchem Kontext das Verhalten auftritt.

Induktiver Ansatz

Methodologisch verfolgt die Experimentelle Verhaltensanalyse einen datenbasierten induktiven Ansatz.[13] Statt Hypothesen zu generieren und diese per Experiment zu überprüfen, versuchen Verhaltensanalytiker theoretische Prinzipien aus den per Experiment gewonnen Daten zu ziehen.[14] Dieses Vorgehen bedeutet nun keineswegs, dass der Verhaltensanalytiker vor dem Experiment keinerlei Vermutungen über den Ausgang des Experimentes hätte. Allerdings verzichtet die Experimentelle Verhaltensanalyse auf die deduktiv-mathemathische Ableitung von formalen Theorien, wie sie etwa von Clark Hull vertreten wurde.

Unterschiede zu anderen Experimentalpsychologischen Ansätzen

Die Experimentelle Verhaltensanalyse nimmt unter den psychologischen Forschungstraditionen eine gewisse Sonderrolle ein.[15] Diese Unterschiede zu vielen anderen psychologischen Ansätzen äußern sich sowohl im Untersuchungsgegenstand als auch in Methodologie.

Die meisten psychologischen Experimente haben hypothetische mentale Konstrukte (z. B. Willen, Einstellungen usw.) zum Gegenstand.[16] In der Experimentellen Verhaltensanalyse spielen diese hypothetischen Konstrukte keine entscheidende Rolle. Verhalten soll ohne Rückgriff auf hypothetische Konstrukte erklärt werden. Dies wird manchmal missverstanden in dem Sinne, die Verhaltensanalyse leugne innerpsychische Prozesse. Dies ist unzutreffend.[17][18] Auch innere Ereignisse wie Denken[19] oder Problemlösen[20] sind für die Verhaltensanalyse Beispiele für Verhalten. Diese werden als private Ereignisse bezeichnet, da sie prinzipiell nur von einer Person wahrnehmbar sind. Allerdings wird kritisiert,[21][22]dass in der Verhaltensanalyse zwar die Validität privater Ereignisse bejaht wird, diese anderseits in der Praxis weitgehend ignoriert werden.

Wichtige Prinzipien

Die Experimentelle Verhaltensanalyse hat in ihrer Geschichte einige fundamentale Prinzipien entdeckt, ohne die ein Verständnis der Forschungen im Rahmen der Experimentellen Verhaltensanalyse schwer fällt.

Funktion und Topografie von Verhalten

Eine wichtige Unterscheidung in der Experimentellen Verhaltensanalyse betrifft die zwischen Topografie des Verhaltens und seiner Funktion.

Die Funktion des Verhaltens beschreibt den funktionalen Zusammenhang zwischen Verhalten und einem Umweltereignis. Beispielsweise stellt das Hebeldrücken einer Ratte in einer Skinner-Box einen funktionalen Zusammenhang dar. Die Ratte drückt den Hebel (das konkrete Verhalten) um eine Futterpille zu erhalten (das Umweltereignis). Man kann nun beobachten, dass die Ratte den Hebel öfter betätigen wird wenn sie dafür jedes Mal eine Futterpille erhält, sie wird dafür verstärkt. Es besteht eine funktionale Relation zwischen dem Hebeldrücken und dem Auswerfen einer Futterpille. In der Verhaltensanalyse werden Verhaltensweisen welche die selbe Funktion haben, zu Funktionsklassen zusammengefasst.[23]

Die Topografie des Verhaltens beschreibt das von außen beobachtbare Verhalten. Etwa ob die Ratte den Hebel mit einer Pfote oder mit beiden Pfoten betätigt.

Für die Experimentelle Verhaltensanalyse sind meistens die Funktionen von Verhalten und die daraus abgeleiteten Funktionsklassen von größerem Interesse als die Topografie des Verhaltens. Mit Hilfe der funktionalen Zusammenhänge lässt sich gegenwärtiges und zukünftiges Verhalten erklären, vorhersagen und kontrollieren.

Respondente und operante Konditionierung

Respondente Konditionierung

Auch klassisches Konditionieren genannt, bezeichnet Lernen welches auf einem relativ einfachen Reiz-Reaktionsmechanismus beruht. Obwohl das Prinzip der respondenten Konditionierung seit über 100 Jahren bekannt ist, wird weiterhin rege Forschung in diesem Feld betrieben.[24]

Operante Konditionierung

Das "Herzstück" der Experimentellen Verhaltensanalyse ist das Operante Konditionieren, das Lernen durch Konsequenzen. Alle wesentlichen Prinzipien der operanten Konditionierung wie Verstärkung, Bestrafung oder Verstärkerpläne wurden im Rahmen der Experimentellen Verhaltensanalyse entdeckt.[25]

Diskriminative Hinweisreize und Kontingenz

Ein Diskriminativen Hinweisreiz ist ein Reiz welcher eine historische Verbindung zwischen einem Verhalten und einer verstärkenden oder bestrafenden Konsequenz signalisiert.[26] Ein klassisches Beispiel aus der Experimentellen Verhaltensanalyse: Tauben werden darauf trainiert, nur dann nach eine Scheibe zu picken um Futter zu erhalten wenn ein grünes Licht leuchtet, aber nicht wenn ein rotes leuchtet. Das Licht dient hier als diskriminativer Hinweisreiz.

Als Kontingenz bezeichnet man eine direkte Verbindung zwischen einem Verhalten und einer Konsequenz.[27] Eine bestimmte Konsequenz muss meistens kontigent auf ein Verhalten folgen, um eine Funktion ausüben zu können. Dies bedeutet, dass eine direkte Verbindung zwischen dem Verhalten und den Konsequenzen nötig ist. Damit Diskriminative Hinweisreize und Konsequenzen dauerhaft ihre Funktion auf das Verhalten ausüben können, müssen sie in Kontiguität mit dem Verhalten auftreten.

Regelgeleitetes und kontigenzgeformtes Verhalten

Ein wichtiger Unterschied besteht zwischen regelgeleitetem und kontingenzgeformtem Verhalten.[28] Während Verhalten beim kontigenzgeformtem Verhalten direkt durch die dem Verhalten folgenden Konsequenzen geformt wird, können insbesondere Menschen durch regelgleitetes Verhalten dank verbaler Regeln Verhalten erlernen, ohne dieses selbst ausgeführt haben zu müssen. Diese Fähigkeit erweitert das Verhaltensrepertoire von Menschen in einem entscheidenen Umfang und ist Verhaltensanalytikern zufolge die Quelle für viele menschliche kulturelle Errungenschaften.[29]

Funktionsanalyse

Aus den oben genannten Prinzipien ist es nun möglich eine Funktionsanalyse aufzustellen. Eine Funktionsanalyse ist ein Modell zu Beschreibung von operanten Abläufen.[30]Die Funktionsanalyse ist auch unter dem Namen ABC-Modell bekannt. Die drei Buchstaben stehen für die drei verschiedenen Teile einer Funktionsanalyse:

A → B → C

A (antecedent): A bezeichnet die antezedenten, also die vorrausgehenden, Funktionen des Verhaltens. Darunter werden alle Stimuli und Ereignisse verstanden, welche dem Verhalten vorrausgehen und dieses beeinflussen z. B. diskriminative Stimuli oder verstärkende Konsequenzen aus vergangenen Handlungen.

B (behavior): B bezeichnet das Verhalten und damit alles was ein Organismus tut. Sowohl öffentliche (für außenstehende sichtbar), als auch private Ereignisse wie Denken fallen darunter.

C (consequence): C bezeichnet alle Konsequenzen des Verhaltens. Diese können verstärkende oder bestrafende Funktionen haben, d. h. sie können die Auftretenswahrscheinlichkeit des Verhaltens für die Zukunft erhöhen oder senken.

Methodologie

Single-subject research

Die Experimentelle Verhaltensanalyse beschäftigt sich mit dem individuellen Verhalten von Organismen.[11] Aus diesem Grund werden die von anderen psychologischen Forschungstraditionen angewandten statistischen Gruppenvergleiche mit Inferenzstatistischen Verfahren wie t-Tests nur selten angewandt.[31] Für die Experimentelle Verhaltensanalyse sind Gruppenvergleiche mit einer großen Teilnehmerzahl für psychologische Fragestellungen ungünstig, da die Einzigartigkeit der Individuen zugunsten statistischer Durchschnittswerte in den Hintergrund tritt.[32] Da sich die meisten psychologischen Theorien mit Individuen beschäftigen, ist zudem unklar, inwiefern von der Ebene einer untersuchten Gruppe auf ein einzelnes Individuum geschlossen werden kann.[33] Trotz der Skepsis gegenüber Gruppenvergleichen werden diese Methoden auch von Verhaltensanalytikern eingesetzt, besonders in angewandten Wissenschaftsbereichen.[34]

Der Modus Operandi für die Experimentelle Verhaltensanalyse stellt die Single-subject research (oft auch Single-Subject Design genannt) dar. Damit sind verschiedene Verfahren gemeint, um Daten aus dem individuellen Verhalten von einem oder mehreren Probanden zu gewinnen.[32] Bei der Single-subject research werden wiederholt Messungen des Verhaltens eines Probanden vor, während und nach einer experimentellen Manipulation durchgeführt. Ändert sich das Verhalten des Probanden nach der Einführung einer experimentelle Manipulation, so wird angenommen, dass die experimentelle Manipulation einen Effekt auf das Verhalten hat. Um diesen Effekt nachzuweisen, werden verschiedene experimentelle Designs verwendet.

Besonderen Wert wird in der Experimentellen Verhaltensanalyse auf die Replizierbarkeit der Experimente gelegt. Dies geschieht beispielsweise dadurch, dass jeder Versuchsteilnehmer als seine eigene Kontrollgruppe dient.[35] Insgesamt orientiert sich das experimentelle Vorgehen der Verhaltensanalyse eher an dem Vorbild der Biologie und weniger an dem der Psychologie.[31]

Designs

In der Experimentellen Verhaltensanalyse wurden verschiedene experimentelle Designs entwickelt. Diese können sowohl für die Forschung mit menschlichen als auch mit tierischen Probanden verwendet werden. Kernstück aller dieser Designs ist dabei die Bildung einer Kette von Messungen eines Probanden für mindestens zwei verschiedene experimentelle Bedingungen.[35] . Man nennt diese Messketten auch Basisraten (eng. Baselines) des Verhaltens. Diese Basisraten werden meist in grafisch als Charts dargestellt.

A-B Design

Ein Beispiel für ein A-B Design mit fiktiven Werten. Auf der x-Achse sind die Messzeitpunkte, auf der y-Achse die Messwerte abgetragen.

In einem A-B-Design wird in einer ersten Phase A das untersuchte Verhalten wiederholt in mehreren Sitzungen ohne experimentelle Manipulation gemessen und aus diesen Daten die Basisrate A erstellt. Üblicherweise wird das Verhalten so lange gemessen, bis die Daten keinen Trend mehr aufzeigen und sich glatte Kurven bilden.

Anschließend wird die experimentelle Manipulation in Phase B vorgenommen und das Verhalten erneut wiederholt in mehreren Sitzungen gemessen. Aus diesen Daten wird die Basisrate B erstellt.

Der Forscher kann nun prinzipiell allein durch Augenschein anhand der Basisraten feststellen, ob sich nach der experimentellen Manipulation das Verhalten geändert hat. Aus der Differenz der Messungen aus Phase A und B kann nun auf einen experimentellen Effekt der Manipulation geschlossen werden.

A-B-A Design

Ein Beispiel für ein A-B-A Design mit fiktiven Werten. Auf der x-Achse sind die Messzeitpunkte, auf der y-Achse die Messwerte abgetragen.

Ein A-B-A Design stellt eine Erweiterung des A-B Design dar und bietet eine erhöhte Sicherheit darüber, ob wirklich die experimentelle Manipulation für die Verhaltensänderung verantwortlich ist.

Wie im A-B Design werden hier die Basisraten A und B gemessen. Anschließend wird die experimentelle Manipulation wieder rückgängig gemacht und eine neue Basisrate A wird erfasst. Wenn die Basisrate nun wieder auf oder annähernd an das Ursprungsniveau vor der Einführung der Manipulation fällt, so gilt es als ziemlich wahrscheinlich, dass die experimentelle Manipulation für die Verhaltensänderung verantwortlich ist.

A-B-A Design

Eine noch bessere Auskunft darüber, ob eine experimentelle Manipulation erfolgreich war bietet ein A-B-A-B Design. Hier werden alle Phasen aus dem A-B-A Design durchlaufen und anschließend die experimentelle Manipulation erneut ein zweites Mal eingeführt. Führt diese erneute Manipulation erneut zu einer gleichen oder hinreichend ähnlichen Basisrate wie bei der ersten Manipulation ist dies ein noch stärkerer Hinweis darauf, dass die experimentelle Manipulation für die Verhaltensänderung verantwortlich ist.

Prinzipiell lassen sich die Designs bis ins (theoretisch) unendliche verlängern. Man kann also A-B*N viele Basisraten erheben.

Multiple Basisraten (Multiple Baseline)

Dieses Design kann verwendet werden, wenn die Rücknahme einer Intervention nicht möglich oder ethisch nicht vertretbar ist. Beispielsweise bei der Messung einer psychotherapeutischen Intervention. Zudem kann mit diesem Design die Veränderung von mehreren Verhaltensweisen durch eine Manipulation gleichzeitig messen.

Bei einer Multiple Baseline wird eine Intervention für verschiedene Verhaltensweisen zeitversetzt eingeführt. So kann man erkennen, ob sich jeweils nur das Verhalten ändert, für welches die Intervention eingeführt wurde.

Ausgewählte Forschungsfelder der Experimentellen Verhaltensanalyse

Stimuluskontrolle

Die Forschung an der Stimuluskontrolle beschäftigt sich mit der Frage, wie das Verhalten durch ihm vorausgehende Reize beeinflusst wird.[27] Wie unterscheiden Lebewesen unterschiedliche Stimuli, wie reagieren sie auf diese und in welcher Weise wird ihr Verhalten davon beeinflusst? Verhaltensanalytiker haben in diesem Bereich etwa bei Tauben bemerkenswerte Fähigkeiten nachgewiesen, welche man zuvor als genuin menschliche Fähigkeiten ansah. So lernten Tauben etwa zwischen Bildern der Maler Claude Monet und Pablo Picasso zu unterscheiden und generalisierten dies sogar auf Bilder anderer Künstler.[36] In einem weiteren Experiment gelang es Forschern Tauben so zu trainieren, um den Spiegeltest zu bestehen.[37]

Wahlverhalten und Matching Law

Verhaltenanalytiker beschäftigen sich mit dem Wahlverhalten von Menschen und Tieren, insbesondere wenn diese zwischen zwei oder mehr Verhaltensweisen wählen können. Eines der wichtigsten im Rahmen der Experimentellen Verhaltensanalyse entdeckten Prinzipien ist das Matching Law von Richard Herrnstein.[38] Das Matching Law ist eine mathematische Theorie. Die Grundaussage ist, dass bei zwei gleichzeitig vorhandenen Verhaltensalternativen, der relative Anteil einer Verhaltensweise gleich dem relativen Anteil an Verstärkung ist.[39] Zum Matching Law gibt es umfangreiche Forschung, es wurde sowohl für Menschen als auch für Tiere nachgewiesen.

Behavioral Pharmacology

Behavioral Pharmacology ist eine interdisziplinäre Forschung, an der sowohl Verhaltensanalytiker als auch Pharmakologen beteiligt sind.[40] Im Gegensatz zur Psychopharmakologie geht es in der Behavioral Pharmacology nicht um die Wirkung von psychoaktiven Substanzen auf das Gehirn, sondern um deren Auswirkungen auf das Verhalten von Menschen und Tieren. Beispielswiese wird die Auswirkung von Drogen auf das operante Konditionieren erforscht.[41]

Regelgeleitetes Verhalten

Eine wichtiges Prinzip welches menschliches von tierischem Verhalten unterscheidet, ist die Fähigkeit des Menschen Regeln zu befolgen. So können Menschen ein Verhaltensrepertoire erwerben ohne das Verhalten selbst auszuführen. Verhaltensanalytiker untersuchen den Einfluss von Regeln auf das menschliche Verhalten. Etwa die Frage ob regelgeleitetes und kontingenzgeformtes Verhalten den größeren Einfluss in bestimmten Situationen ausübt.[42][43]

Literatur

Einführende Lehrbücher

  • Bördlein, Christoph: Einführung in die Verhaltensanalyse (behavior analysis). Alibri, Aschaffenburg 2015, ISBN 978-3-86569-232-0
  • Gregory J. Madden (Hrsg.): APA handbook of behavior analysis, Vol. 1: Methods and principles. American Psychological Association, Washington DC 2013, ISBN 143381112X

Quellenangaben

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  2. Gerrig, R. J., Zimbardo, P. G.: Psychologie. 18. Auflage. Pearson, München 2008, ISBN 978-3-8273-7275-8, S. 123.
  3. Bördlein, Christoph: Einführung in die Verhaltensanalyse (behavior analysis). 1. Auflage. Alibri, Aschaffenburg 2015, ISBN 978-3-86569-232-0, S. 12.
  4. Wolfgang Schönpflug: Geschichte und Systematik der Psychologie. 3. Auflage. Beltz, Weinheim 2013, ISBN 978-3-621-28029-7, S. 302.
  5. B. F. Skinner: The behavior of organisms: an experimental analysis. Appleton-Century, Oxford 1938.
  6. K Lattal: A Tribute To The Harvard Pigeon Lab, 1948-1998. In: Journal of the Experimental Analysis of Behavior. Band 77, Nr. 3, 2002, ISSN 0022-5002, S. 301, doi:10.1901/jeab.2002.77-301, PMC 1284882 (freier Volltext) – (nih.gov [abgerufen am 29. Dezember 2016]).
  7. James A. Dinsmoor: A visit to Bloomington: The first Conference on the Experimental Analysis of Behavior. In: Journal of the Experimental Analysis of Behavior. Band 48, Nr. 3, 1. November 1987, ISSN 0022-5002, S. 441–445, doi:10.1901/jeab.1987.48-441, PMID 16812505, PMC 1338767 (freier Volltext) – (nih.gov [abgerufen am 29. Dezember 2016]).
  8. Paul R. Fuller: Operant Conditioning of a Vegetative Human Organism. In: The American Journal of Psychology. Band 62, Nr. 4, 1949, S. 587–590, doi:10.2307/1418565.
  9. Edward K. Morris, Deborah E. Altus, Nathaniel G. Smith: A Study in the Founding of Applied Behavior Analysis Through Its Publications. In: The Behavior Analyst. Band 36, Nr. 1, 1. Januar 2013, ISSN 0738-6729, S. 73–107, PMID 25729133, PMC 3640891 (freier Volltext) – (nih.gov [abgerufen am 29. Dezember 2016]).
  10. B. F. Skinner: Antecedents. In: Journal of the Experimental Analysis of Behavior. Band 48, Nr. 3, 1. November 1987, ISSN 0022-5002, S. 447–448, doi:10.1901/jeab.1987.48-447, PMID 16812506, PMC 1338768 (freier Volltext) – (nih.gov [abgerufen am 29. Dezember 2016]).
  11. a b B. F. Skinner: What is the experimental analysis of behavior? In: Journal of the Experimental Analysis of Behavior. Band 9, Nr. 3, 1. Mai 1966, ISSN 0022-5002, S. 213–218, doi:10.1901/jeab.1966.9-213, PMID 16811287, PMC 1338181 (freier Volltext) – (nih.gov [abgerufen am 29. Dezember 2016]).
  12. E. V Gifford, S. C. Hayes: Functional contextualism: A pragmatic philosophy for behavioral science. In: William O'Donohue (Hrsg.): Handbook of Behaviorism. 1. Auflage. Academic Press, London 1999, S. 285.
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  14. Murray Sidman: Tactics of Scientific Research: Evaluating Experimental Data in Psychology. Authors Cooperative, Boston 1960, ISBN 0-9623311-0-4, S. 50.
  15. A. Charles Catania: Learning. 5. Auflage. Sloan Publishing, Cornwall-on-Hudson 2013, ISBN 978-1-59738-023-2, S. 20.
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  22. Roger Schnaitter: Private Causes. In: Behaviorism. Band 6, Nr. 1, 1. Januar 1978, S. 1–12.
  23. Niklas Törneke: Bezugsrahmentheorie: Eine Einführung. 1. Auflage. Junfermann Verlag, Paderborn 2012, ISBN 978-3-87387-791-7, S. 40.
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  27. a b James E. Mazur: Lernen und Verhalten. 6. Auflage. Pearson Studium, Hallbergmoos 2006, ISBN 978-3-8273-7218-5, S. 201.
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  38. Richard J. Herrnstein: The Matching Law: Papers in Psychology and Economics. Hrsg.: Howard Rachlin, David I. Laibson. 1. Auflage. Russell Sage Foundation Books at Harvard University Press, Cambridge (Massachusetts) 2000, ISBN 978-0-674-00177-0, S. 10.
  39. Christoph Bördlein: Einführung in die Verhaltensanalyse (behavior analysis). 1. Auflage. Alibri, Aschaffenburg 2015, ISBN 978-3-86569-232-0, S. 92.
  40. Zachary J. Zimmermann, Alan Poling: The discipline of behavioral pharmacology. In: Behavior Analysis: Research and Practice. Band 16, Nr. 4, 1. November 2016, ISSN 2372-9414, S. 156–158, doi:10.1037/bar0000057.
  41. Gail Winger, James H. Woods: Behavioral pharmacology. In: Gregory J. Madden (Hrsg.): APA handbook of behavior analysis: Methods and principles. 1. Auflage. Band 1. American Psychological Association, Washington, DC 2013, ISBN 1-4338-1112-X, S. 547–567, doi:10.1037/13937-023.
  42. Mark Galizio: Contingency-shaped and rule-governed behavior: instructional control of human loss avoidance. In: Journal of the Experimental Analysis of Behavior. Band 31, Nr. 1, 1. Januar 1979, ISSN 0022-5002, S. 53–70, doi:10.1901/jeab.1979.31-53, PMID 16812123, PMC 1332789 (freier Volltext) – (nih.gov [abgerufen am 1. Januar 2017]).
  43. Martha Pelaez: Dimensions of Rules and Their Correspondence to Rule-Governed Behavior. In: European Journal of Behavior Analysis. Band 14, Nr. 2, 1. Dezember 2013, ISSN 1502-1149, S. 259–270, doi:10.1080/15021149.2013.11434459 (tandfonline.com [abgerufen am 1. Januar 2017]).

Einzelnachweise